Читать книгу Das kleine Handbuch zur Rettung der Welt - Herbert Angermann - Страница 8
ОглавлениеEinleitung
Sahaja Yoga ist eine recht unbekannte Meditationstechnik, und doch wird sie die Welt verändern und ein neues Zeitalter der Aufklärung bringen. Die Aufklärung des 18. Jahrhunderts brachte uns die Überwindung des Aberglaubens durch rationales Denken und Vernunft, Gleichberechtigung und Emanzipation sowie die Trennung von Staat und Religion. Der blinde Glaube an Gott wurde, zumindest soweit es die Gesetzgebung und Staatsführung betrifft, weitgehend durch die Wissenschaft ersetzt. Dafür können wir alle dankbar sein.
Allerdings scheint es bisweilen, dass im Zuge der Verwissenschaftlichung unserer Gesellschaft die Menschlichkeit auf der Strecke geblieben ist; dass dieser Prozess der Entfremdung und Vereinsamung unaufhaltsam fortschreitet.
Die neue Aufklärung wird Gott wieder ins Spiel bringen. Diesmal aber nicht im Rahmen von Glaube und Religion, sondern in der tatsächlichen Wahrnehmung des Menschen. Nicht als Aberglaube, sondern als praktisches Wissen. Gott wird Teil der Wissenschaft sein und Teil unserer Wahrnehmung, unseres täglichen Lebens.
Dadurch wird eine neue Menschlichkeit entstehen, eine spontane Harmonie unter den Menschen. Wir werden einander verstehen und respektieren.
Der wohl größte Irrglaube unserer Zeit ist, dass die Evolution unseres Bewusstseins bereits abgeschlossen ist. Sie ist es nicht. Es gibt Dimensionen der Wahrnehmung, die seit Urzeiten die Suche und Fantasie der Menschheit beflügelt haben. Nun ist es soweit, dass diese Dimensionen allen zugänglich gemacht wurden. Der Heilige Gral wurde über die Menschheit ausgegossen.
Der Homo spiritualis
Humanismus und Demokratie gelten als die großen Leitlinien unserer Gesellschaft. Der Humanismus, weil wir doch „gut“ sein wollen und glauben, der Mensch sei grundsätzlich befähigt und willig, sich zu einem tugendhaften Wesen zu entwickeln. Die Demokratie, weil wir einer Regierung nicht wirklich zutrauen gut zu sein und so dem Volk das Recht vorbehalten, diese im Falle von Verfehlungen abzuwählen.
Aber die Wahl einer Regierung hängt in erster Linie von den Medien, also deren Berichterstattung ab. Die Medien befinden sich teils in öffentlicher, teils in privater Hand und sind der direkten Einflussnahme verschiedenster Interessengruppen unterworfen, die ihrerseits nicht notwendigerweise demokratisch legitimiert sein müssen. So stellt sich natürlich die Frage, ob es wahre Demokratie überhaupt geben kann oder ob die uns bekannte Demokratie im Grunde eher als Medien-Oligarchie zu bezeichnen wäre.
War früher das Erlangen von Informationen die größte Herausforderung, so ist es heute das Filtern der Informationen. Man bekommt unendlich viele zum Teil widersprüchliche Informationen zu nahezu allem, was man sucht. Ob es um die Gesundheit von Butter geht, den Klimawandel oder gar die Sprengung des World Trade Centers – selten ist man sich sicher, was man glauben darf.
Die Menschheit scheint im 21. Jahrhundert vor unüberwindbaren Problemen zu stehen. Umweltzerstörung, Kriege, Fanatismus jedweder Couleur. Ost gegen West, arm gegen reich, gläubig gegen ungläubig, sozial gegen marktorientiert. Und der rationale Verstand findet für alle Seiten streitbare Argumente. Es gibt für uns keine absolute Wahrheit. Der im Westen anerkannte Konsens lautet: Wahrheit ist relativ. Und im Informationszeitalter erscheint nichts relativer als die Wahrheit. Denn letztlich gilt als wahr, was die Mehrheit als wahr anerkennt. Das ist theoretisch zwar absurd, da Wahrheit an sich ja bereits den Anspruch des Absoluten in sich trägt. Praktisch aber bestimmt dieses Vorgehen unseren Umgang mit der Realität beziehungsweise mit dem, was wir für real halten. Obwohl wir wissen, dass unser Bild der Realität immer subjektiv verzerrt, also mehr oder weniger illusionärer Natur ist.
Der Homo sapiens besitzt kein Sinnesorgan für das Absolute. Darin liegt die Wurzel allen Übels. Man hat nie zwei Menschen sich darüber streiten sehen, ob beispielsweise ein Tisch tatsächlich ein Tisch sei oder vielleicht doch ein Schrank. Weil jeder den Tisch als solchen in seiner Ganzheit auf seinem zentralen Nervensystem wahrnehmen und erkennen kann. Aber Gut und Böse entziehen sich unserer direkten Wahrnehmung. Und so streitet die Menschheit seit Jahrtausenden darüber, was gut und was böse, was richtig oder falsch sei.
Der Mensch ist selbst dann unfähig, das Gute vom Schlechten zu unterscheiden, wenn er es unbedingt und ehrlich will. Ein slawisches Sprichwort sagt: „Der Weg in die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert“. Sogar ein fanatischer Selbstmordattentäter ist sich sicher, dass er zum Wohle der Menschheit handelt. Die Kommunisten waren sich sicher, dass die Menschheit nach der Beseitigung der Klassenunterschiede glücklich leben würde. Die Amerikaner waren sich sicher, dass man Saddam Hussein gegen den schiitischen Iran und die Taliban gegen die Russen aufrüsten müsse. Die Nazis waren sicher, dass man die Welt von unreinen Rassen befreien oder diese unterdrücken müsse. Auch im Irrenhaus findet man eine Menge Leute, die sehr sicher sind, alle anderen seien verrückt.
Realität ist nicht rational, sondern paradox. Und das Paradoxon lässt sich nicht in Worte oder Gesetze gießen. Wir haben im Grunde gar kein Religions- oder Systemproblem, sondern ein Problem mit dem Homo sapiens an sich. Mit dem perfekten, selbstlosen, weisen Menschen würde nicht nur der Kommunismus gut funktionieren, auch die Marktwirtschaft wäre vor Ausbeutung sicher. Sogar die Monarchie, in der ein wohlwollender König sein Leben in den Dienst seines Volkes stellte und sich von den besten Männern und Frauen seines Landes beraten ließe, funktionierte. Nur leider, es gibt ihn nicht, diesen Menschen.
Denkt man die Evolution des Menschen weiter, dann wäre es wünschenswert, ein Sinnesorgan zu haben, welches das Individuum mit dem Ganzen verbinden würde. Das dem Individuum ein klares Wissen um seinen Nächsten vermittelte. Eines, das ihn wahrnehmen ließe, dass er sich selbst schadet, wenn er anderen Schaden zufügt oder sie ausbeutet, und umgekehrt, das ihn Freude spüren ließe, wenn er anderen Gutes tut. Die Wahrnehmung des Ganzen würde auch die spirituellen Fragen der Menschheit nach der Existenz eines Gottes oder einer übergeordneten Macht beantworten, weshalb man diesen Menschen als Homo spiritualis bezeichnen könnte. Ein Mensch in bewusster Einheit mit sich und seiner Umwelt.
Glauben und Wissen
Taucht man in die Tiefen der Geschichte ein, so findet man immer wieder Menschen, die durch ihre scheinbare Verbindung mit einer höheren Macht ein klares Unterscheidungsvermögen von Gut und Böse hatten. Zumindest glaubten das ihre Zeitgenossen und häufig auch noch deren Nachfahren. Sei es durch die Kraft der Überzeugung – wie bei Sokrates – oder durch das Vollbringen von Wundern wie sie Jesus, Moses oder Mohammed nachgesagt werden. Diese Menschen waren so außergewöhnlich, so viel verständiger, klarer und mächtiger, dass andere ihnen bereitwillig folgten, ihnen ihr Schicksal anvertrauten und nach deren Ableben aus ihren Lehren Religionen erschufen. Weil aber die Nachfolger der Wissenden offenbar nur selten die Klarheit dieser Inkarnationen und Propheten hatten und viel weniger in der Lage waren, Gut und Böse zu unterscheiden, gelang es nicht, die bestehenden Lehren und Überlieferungen an die sich verändernden Lebensumstände anzupassen. Dazu bedurfte es offenbar immer wieder neuer Propheten, die das alte Wissen für ihre Zeitgenossen neu aufbereiteten. Diese waren ihren Vorgängern stets positiv zugeneigt. Haben sie gelegentlich sogar erläutert und in einen größeren Kontext gestellt.
So entstanden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche größere und kleinere philosophische Richtungen und Religionen. Einen zwingenden Beweis für die Richtigkeit ihrer Behauptungen konnte keine Religion liefern. Was unsere Welt bis heute spaltet. In Gläubige unterschiedlicher Religionen, Atheisten, Agnostiker und viele andere Glaubensund Nichtglaubensgrüppchen.
Es ist elementar wichtig, zwischen Glauben und Wissen zu unterscheiden. Aus Sicht der Wahrheit macht es keinen Unterschied, ob man etwas glaubt oder nicht glaubt. Solange man es nicht weiß, solange man es nicht – ähnlich einem Gegenstand – deutlich und objektiv auf seinem zentralen Nervensystem wahrnehmen kann, solange wird es nicht zu echtem Wissen. Was der Menschheit fehlt, ist ein Bewusstsein für Wahrheit, das sich direkt auf dem zentralen Nervensystem manifestiert. Ein Bewusstsein von Gut und Böse, welches ohne die Nutzung von Ratio und Glauben auskommt. Ein Bewusstsein, das Wahrheit und Unwahrheit so unterscheiden kann, wie unsere Augen die Farben Rot und Blau unterscheiden können.
Träum weiter? Keineswegs! Wir sind zwar alle Darwinisten, aber dass die evolutionäre Stufe des Homo sapiens nur ein Zwischenschritt in ein höheres Bewusstsein sein könnte, eine Art unfertige Vorstufe des Homo spiritualis – eines Wesens, das Wahrheit auf seinem zentralen Nervensystem erkennen kann – das ist wirklich zu viel für unser Ego. Ein Fehler im System ist denkbar, ein Fehler in der Religion auch. Es ist auch vorstellbar, dass es keinen Gott gibt und dass alles nur Zufall war. Aber dass der Mensch noch in der Entwicklung ist? Dass es vielleicht sogar weitere Dimensionen geben könnte, die wir weder wahrnehmen noch denken können, das darf nicht sein.
Unsere Wissenschaftler haben den Homo erectus gefunden, den Neandertaler, den Homo floresiensis. Sie alle sind von diesem Planeten verschwunden. Nicht mal auf abgelegenen Inseln oder in Urwäldern haben sich kleine Populationen der Frühmenschen erhalten. Wird auch der Homo sapiens dereinst der Vergangenheit angehören? Nicht, weil er seine Lebensgrundlage vernichtet hat, sondern weil die Evolution den Menschen in eine neue Bewusstseinsstufe überführt hat, die ihn deutlich von seinem Vorgänger Homo sapiens unterscheiden wird?
Nehmen wir also an, die Evolution schritte voran und der Mensch ginge in eine neue Gattung über. Wie würde dieser Übergang stattfinden? Ohne Anstrengung, so wie alle evolutionären Übergänge stattgefunden haben, einfach spontan.
Die Erde ist keine Scheibe
Stellen wir uns vor, wir wären in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der die Erdanziehung noch nicht entdeckt worden wäre. Die größte jemals von unserem Zuhause zurückgelegte Entfernung hätte bei 50 km gelegen. Alle Bekannten kämen aus dem eigenen Dorf oder einem der Nachbardörfer. Kein Fernsehen, kein Radio, keine Reisen. Man erklärte uns von Kindesbeinen an, die Erde sei eine Scheibe. Ihr Zentrum läge in Jerusalem. Die Sonne bewege sich um die Erde, von Ost nach West. Alles wäre so, wie wir es Tag für Tag sähen.
Doch plötzlich käme jemand, der behauptete, die Erde sei eine Kugel. Diese Kugel drehte sich um sich selbst, und zwar mit einer Geschwindigkeit von 1.667 km pro Stunde. Zusätzlich rasten wir mit unvorstellbaren 108.000 km pro Stunde gemeinsam um die Sonne.
Jeder vernünftige Mensch müsste da erst mal lächeln. Schon beim Rennen spürt man Wind. Auf einem Pferd im Galopp noch mehr. Aber bei über 100.000 km pro Stunde soll es windstill sein können? Unabhängig davon müssten die Menschen an der Unterseite der Erde runterfallen, der Regen müsste nach oben regnen und die Meere müssten auslaufen, weil man Wasser ja unmöglich auf einer Kugeloberfläche fixieren kann, schon gar nicht bei dieser Geschwindigkeit in einer Kurve. Die Welt wäre ziemlich unlogisch, sollte die Erde tatsächlich eine Kugel sein. Und unsere gebildeten Lehrer und Pfarrer, die uns beigebracht hatten, die Erde sei flach, hatten sie uns nicht auch viele andere nützliche Dinge gelehrt, die allesamt richtig waren? Lesen, Schreiben, Rechnen, Geometrie, nicht zu vergessen das Wort Gottes? Könnten sie alle irren?
Es ist eine arrogante Annahme, dass wir die Erde unter solchen Umständen als Kugel akzeptiert hätten. Die meisten klar denkenden Menschen hätten unter diesen Umständen auf Scheibe plädiert.
Weiß man hingegen um Gravitation und Erdatmosphäre, so wandelt sich das Unlogische ins Logische. Die gleiche Ratio, die gestern noch richtige Argumente für eine Scheibe gefunden hat, kann heute gute Argumente für eine Kugel liefern. Rationales Denken ist lediglich ein Zusammenfügen von Informationen zu logischen Ketten. Je mehr Informationen vorliegen, desto genauer kann die Ratio arbeiten. Dabei ist die Ratio an sich vollkommen unwissend. Sie kann eben nur diese Ketten basteln. Gibt man ihr falsche Bausteine, dann bastelt sie falsche Ketten. Diesen Prozess nennen wir „denken“.
Ob also die Erde als Kugel tatsächliche Realität oder nur ein neuer Irrtum wäre, müsste nun durch Experimente erforscht werden. So wie der Glaube an eine Erdscheibe noch lange keine Erdscheibe erschafft, so erschafft der Glaube an eine Erdkugel keine Erdkugel. Unser Glaube erschafft eigentlich überhaupt nichts. Er ist eine Vermutung, welche es zu beweisen gilt. Sollte sich ein neuer Glaube experimentell bestätigen lassen, dann würde man von Wissen sprechen. Menschen, die sich mit wiederholbaren Beweisen von Theorien befassen, nennt man Wissenschaftler, weil sie neues Wissen schaffen.
Heute ist die Kugel eine Selbstverständlichkeit. Und sie brachte uns neue Möglichkeiten in der Navigation, im Handel, der Wettervorhersage – auf vielen Gebieten. Die Erkenntnis der Wahrheit ist stets von Vorteil für den Erkennenden. Die Vorteile des Erkennenden sind dafür verantwortlich, dass sich Wahrheit langfristig immer durchsetzt. Wahrheit befindet sich immer im Zustand entspannter Gelassenheit. Sie bedarf keiner Energie, um als Wahrheit zu existieren. Anders verhält es sich mit der Unwahrheit. Man muss sie fortwährend mit Energie versorgen, damit sie nicht unter der Last der Wahrheit zusammenbricht.
Da wir nicht allwissend sind, müssen wir davon ausgehen, dass es weiteres Wissen gibt, welches uns bisher als unlogisch erscheinende Annahmen in Realität wandeln könnte. Annahmen, denen der vernünftige Mensch heute ebenso ablehnend gegenüber steht, wie unsere Vorfahren einst der Kugeltheorie. Auch neue Theorien wären erst dann als Wissen akzeptabel, wenn sie beweisbar wären. Bis dahin bleiben sie als theoretische Annahmen eine Herausforderung für die Wissenschaft.