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Dincklage, Emmy von: Der Striethast. Roquette, Otto: Die Schlangenkönigin. Schmid, Hermann: Mohrenfranzl. F. v. W. [Margarethe von Wolff]: Gemüt und Selbstsucht.
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INHALT:
Gemüt und Selbstsucht
Vorwort
Mohrenfranzel
Vorwort
Der Strietast
Vorwort
Die Schlangenkönigin
Vorwort
Deutscher Novellenschatz
BAND 16
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Der Neffe warf einen finsteren Blick auf Sophie und sagte, indem er die Spitze seiner Zigarre auf eine Weise abbiss, die auf einen tiefen inneren Unmut deutete: Was Sie mir sagen, ist ohne Zweifel wohlgemeint, wenn es gleich mir keinen wohltuenden Eindruck geben kann. Es ist eine eigene Sache darum, Tadel anhören zu müssen, ich gehöre namentlich nicht zu den Menschen, die Solches mit Gelassenheit ertragen können. Wir wollen es dahin gestellt sein lassen, wie richtig oder verkehrt meine Ansichten sein mögen, helfen sie mir nur wohl oder übel durch die Welt. Ich werde das Gute zu erkennen, das Schlimme zu ertragen wissen. Was meine schwankenden Ansichten anbelangt, so hoffe ich, mit Recht sagen zu können, dass nur ihre Abweichung von denen anderer sie als unsicher erscheinen lassen dürfte. Ich bin mir einer festen Grundlage und des allertiefsten Eindringens bewusst. — Eine Hinneigung zu schlechter Gesellschaft darf ich mir wenigstens in keinem höheren Grade vorwerfen, als auch andere junge Leute diese, ab und an, nicht ganz von sich abzulehnen im Stande sind. Natürlicher Hang zieht mich nicht dahin; Eitelkeit, das ist möglich. — Ich gestehe, fügte er schelmisch lächelnd und mit einem unsicheren Blick auf seine Kusine hinzu, dass es mir augenblicklich Reiz gewährt hat, zu beobachten, wie man bei allen Ständen und in allen Verhältnissen nur durch eine etwas anders gestellte Phraseologie genau dieselben Zwecke zu erreichen im Stande ist. — Was eine weitere Ausbildung durch Reisen anbelangt, so habe ich umso eher geglaubt, daran denken zu müssen, da eine solche in unsern Zeiten eine durchaus gewöhnliche zu nennen ist, ja, da selbst Sternheim sich diese hat erwerben dürfen.
Es betrübt mich, lieber Freund, dass du stets Sternheim als dir untergeordnet betrachtest; ihr steht nicht auf gleicher Höhe, das gebe ich zu, und doch — wer möchte gewinnen beim Tausche, wenn ein solcher überall denkbar wäre. Durch euch wird der Begriff des praktischen und ideellen Lebens aufs Anschaulichste versinnlicht. Nie sah ich zwei ungleichere Menschen. Was äußere Annehmlichkeit anbetrifft, wirst du ihn stets weit überstrahlen; nimm dich in Acht, dass er durch wahren Gehalt nicht dich überflügeln möge! In dir sind Genius-Blitze, in ihm ist bewusste Klarheit des Verstandes. Sein Fehler ist, mit zu schweigsamer Ruhe die Eindrücke in sich aufzunehmen, welche Welt und Menschen auf ihn hervor bringen, indessen du mit sprudelndem Ungestüm, mit unüberlegter Erregung, von jedem Einwirken äußerer Verhältnisse Rechenschaft ablegen zu müssen glaubst, obwohl wiederum Offenherzigkeit nicht als Grundzug deines Charakters betrachtet werden mag. Bei dir ist Vieles zweckwidrig und doch planvoll, bei ihm Alles überdacht und einfach. — Sein Verhältnis als Kaufmann machte ihm Reisen zur Notwendigkeit, durch seine Tüchtigkeit als Mensch zog er Nutzen daraus, auch in Beziehung auf Kunst und Literatur. — Absichtlich habe ich dir dieses Alles in Sophies Gegenwart gesagt, sie ist deine liebe, nahe Verwandte, so besprich jetzt mit ihr deine Zukunft. Bedenke, lieber Freund, ob du nach zwei Jahren geeigneter sein möchtest, dich in das Joch der Abhängigkeit zu begeben; bedenke, dass du dann damit erst beginnen würdest, was längst als der erste Schritt hinter dir liegen müsste.
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