Читать книгу Perry Rhodan 1710: Mission in Magellan - H.G. Ewers - Страница 6
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ОглавлениеSpielball der Mächtigen
Dienstag, 3. Februar 1217:
»Irgendetwas müssen wir unternehmen!«, sagte Mooram Grujic. Der Oxtorner wirkte frustriert.
»Das ist mir auch klar«, erwiderte die Hanse-Spezialistin.
Nur was?, dachte sie verbittert. Den Bordchronographen nach sind wir vor elf Stunden in die Dunkelwolke eingeflogen. Aber niemand von uns weiß, wie viel Zeit seitdem objektiv vergangen ist. Möglich wäre auch, dass die Zeit außerhalb des Schiffes schneller vergeht als innen. Oder langsamer. Oder überhaupt nicht.
Nach dem Einflug in die Ardimmasch-Wolke war alles normal erschienen.
Deshalb hatte die Expeditionsleiterin eine kurze Überlichtetappe angeordnet.
Mit Unterlichtgeschwindigkeit weiterzufliegen, wäre ein Witz gewesen. Falls GONDARAK sich im Zentrum der Wolke befand, hätten sie bei hoher Unterlichtgeschwindigkeit mindestens vier Monate bis dorthin gebraucht.
So viel Zeit hatten sie jedoch nicht. Die Mission lief unter der Dringlichkeitsstufe Alpha. Über dem Mars braute sich Unheil zusammen – und nicht nur dort. Jeden Moment konnte es zwischen der Plus- und der Minusseite des Universums neue gefährliche Entwicklungen geben.
Und eine Abwehr dagegen war nur mit der Maschine möglich, die der Orbiter Rhoubil nach den Plänen der Porleyter in der Fabrik GONDARAK bauen lassen sollte.
Und die womöglich seit zwei Millionen Jahren fix und fertig dort zum Abtransport bereitlag, aber nicht zum Mars gebracht worden war, weil Rhoubil versagt hatte – oder durch irgendwelche tragischen Umstände ums Leben gekommen war.
Sekunden nach dem Durchgang durch den Metagrav-Vortex hatte der Grigoroff ausgesetzt.
Glücklicherweise war die IRA ROGABERG nicht in ein fremdes Universum verschlagen worden, sondern in ihr eigenes Raum-Zeit-Kontinuum zurückgestürzt. Das hatte die rechtzeitige Messung der Strangeness ergeben, bevor die Ortungssysteme offenbar genarrt wurden und nichts mehr anzeigten.
Falls die Messungen der Strangeness nicht ebenfalls von äußeren Einwirkungen beeinflusst worden war!
Jedenfalls hatten Dilja Mowak und ihre Gefährten einsehen müssen, dass ihre Gegenspieler sich nicht um die Dringlichkeit ihrer Mission scherten.
»Wir setzen den Virtuellbildner ein!«, entschied die Hanse-Spezialistin. »Projektion zu einem Punkt eine Lichtwoche an Steuerbord.«
»Die Orter der Fabrik werden das Manöver durchschauen«, wandte Achmed Shaddar ein. »Sie sind unseren Ortern haushoch überlegen.«
»Das will ich nicht bestreiten«, erwiderte Dilja. »Ich verspreche mir davon hauptsächlich eine psychologische Wirkung. Unsere Gegenspieler sollen uns unterschätzen. Vielleicht spielen sie dann noch länger mit uns herum, anstatt tödliche Waffen einzusetzen.«
Keedah von Aeghnuz schaltete an ihrer Kontrollkonsole.
»Virtuellbildner arbeitet«, meldete sie danach.
Es war also anzunehmen, dass an dem von Dilja Mowak bestimmten Punkt im Raum ein virtuelles Ortungsbild der IRA ROGABERG entstanden war. Kontrollieren ließ sich das nicht. Dazu hätten sie die Aktiv-Ortung einsetzen müssen und damit die wahre Position ihres Schiffes verraten. Bei der Passiv-Ortung würde es eine Woche dauern, bis die einfach lichtschnellen Emissionen des Ortungsbilds aufgefasst wurden.
»Passiv-Ortung fasst dimensional übergeordnete Energie an«, meldete Achmed Shaddar. »Sie kommt von dorther, wo sich das virtuelle Ortungsbild befindet«, fügte er aufgeregt hinzu.
»Und sie verrät, dass unser immaterieller Doppelgänger einen Metagrav-Vortex aufbaut«, ergänzte Keedah von Aeghnuz trocken.
»Das gibt es doch nicht!«, rief Nurim Nuridam. »Ein Phantom kann keinen Metagrav-Vortex aufbauen! Unsere Passiv-Ortung wird getäuscht, das ist es.«
Alles schwieg. Einige schauten sich betreten an.
Bis Shaddar nach einiger Zeit ächzte: »Metagrav-Vortex des Doppelgängers ist weg.«
Die Oxtornerin konnte es nicht fassen. Doch sie begriff intuitiv, dass ihrem Schiff Gefahr drohte.
»Paratronschirme aktivieren!«, befahl sie. »Und Aktiv-Ortung auch!«
Der dreifach gestaffelte Paratronschirm baute sich auf.
Keine Sekunde zu früh.
Die Aktiv-Ortung zeigte ein plötzlich in den Einstein-Raum zurückgekehrtes Schiff: einen Doppelgänger der IRA ROGABERG. Einen materiell stabilen Doppelgänger! Seine Entfernung betrug nur elf Lichtsekunden.
Im nächsten Moment blähten sich direkt neben dem Original zwei Kunstsonnen auf: gigantisch und ultrahell flammend. Jedes Wesen wäre erblindet, das sie direkt angeblickt hätte.
Die Glut der Kernfusionen erreichte die Außenhülle des Schiffes nicht. Doch ihr Anprall erschütterte die Internstrukturen des Paratronschirms. Blitze durchzuckten ihn. Verfärbungen tobten kaskadenhaft.
Die Erscheinungen waren Furcht erregend. Man musste im Simulator gegen solche psychischen Überlastungen abgehärtet worden sein, um nicht die Nerven zu verlieren. Die Raumfahrer waren es.
»Das gibt es doch nicht«, wiederholte der siganesische Syntronbetreuer.
»Man hat das virtuelle Ortungsbild materialisiert«, sagte Landdy Kronth mit ihrer stets kindlich klingenden Stimme. Die Tokluntin aus Maffei 1 arbeitete als Syntronik-Praktikantin an Bord des LFT-Raumers.
»Feuer erwidern!«, rief Djammersch. Die »Katzenaugen« des Gurrads leuchteten kampfeslustig.
»Ja, bitte!«, flüsterte Buchon Sinmartin heiser.
Der Ertruser mit dem weiß gebleichten Gesicht war Feuerleitchef auf der IRA ROGABERG – wie früher auf der NEPTUN.
»Feuer!«, befahl Dilja Mowak.
Obwohl sie ahnte, dass die beiden Transformkanonen des Originals gegen den Doppelgänger ebenso wenig ausrichten konnten wie umgekehrt.
»Und anschließend mit Überlichtetappe von einer Lichtwoche absetzen!«, fügte sie hinzu, an den Kommandanten gewandt.
Die beiden Kunstsonnen blähten sich drüben gleichzeitig mit den Kunstsonnen der nächsten gegnerischen Transformsalve auf.
Als die Glutbälle verblassten, war der Doppelgänger verschwunden – genau wie die Galaxis mit dem Jet, auf den die IRA ROGABERG vorher im freien Fall zugestürzt war.
Der Fernaufklärer befand sich im Hyperraum, wie die Kontrollen anzeigten – wenn sie die Realität anzeigten.
Wenig später fiel das Schiff in den Normalraum zurück. Es geschah völlig programmgemäß. Nur, dass die IRA ROGABERG sich nach dem Rücksturz innerhalb der Dunkelwolke befand.
Und dass der Doppelgänger verschwunden war.
»Hast du den Virtuellbildner desaktiviert, Keedah?«, fragte die Hanse-Spezialistin.
»Nein«, antwortete die Funk- und Ortungschefin.
»Dann mach's jetzt!«, befahl Dilja.
Insgeheim erwarteten wohl die meisten der in der Zentrale Anwesenden, dass Keedahs Schaltung etwas Unvorhergesehenes auslösen würde.
Doch nichts dergleichen geschah.
Wenn man davon absah, dass die Ortung ein zylindrisches Objekt erfasste, das sich in rund einer Million Kilometer mit geringer Fahrt von vorn dem Fernraumer näherte.
Was mag jetzt auf uns zukommen – und werden wir auch diesmal überleben?, fragte sich Dilja Mowak. Sie dachte daran zurück, wie sie zum ersten Mal mit der IRA ROGABERG konfrontiert worden war ...