Читать книгу Des Girolamo Cardano von Mailand eigene Lebensbeschreibung - Hieronymus Cardanus - Страница 19

ELFTES KAPITEL Lebensklugheit

Оглавление

Bisweilen ist es besser, auf seinem Vorsatz zu beharren, auch wenn er nicht gerade sehr gut gewählt wäre, als den allerbesten Vorsatz zu fassen und ihn dann wieder zu ändern, und sollte auch nichts anderes daran schuld sein als lebhaft tätiger Eifer oder die allgemeine Unbeständigkeit, Wandelbarkeit und Nutzlosigkeit menschlichen Tuns.

Ich persönlich habe – um zugleich von mir selbst und von der Lebensklugheit im Allgemeinen zu sprechen –, nachdem ich mir über diese sehr schwierige Sache genau Rechenschaft gegeben, eingesehen, dass es nicht nur um manches andere, sondern auch um diese Tugend eine sehr leichte Sache ist. Fürs erste deshalb, weil ja die Dinge so mannigfach in ihrem Endzweck sind und jeder wählen kann, was ihm am meisten zusagt, und weil es dann ferner im Einzelnen so viele Arten und Möglichkeiten, Gegenstände und Gelegenheiten gibt, dass es gewiss niemand wagen darf, mir mit einigem Recht Unklugheit vorzuwerfen, außer er wollte behaupten, meine Pläne und meine Verhältnisse besser durchschauen zu können als ich selbst, was doch sicher nicht der Fall sein kann. Sind wir uns aber über unsere Ziele klar, so handelt es sich für uns nur noch darum, zu erkennen, welcher Weg zum Ziele der bessere und ob ihn zu gehen erlaubt ist, was freilich meiner Ansicht nach das Wichtigste ist. Dann, welcher Weg der bequemere; des Weiteren, wie das Erreichte festzuhalten; endlich, wie das Erreichte zu nutzen ist.

Von Anfang an habe ich bewiesen, wie wenig ich von dem besitze, was der Grieche εύβούλία nennt. Und wenn auch diese Worte nur so viel bedeuten als Klugheit an sich, so ist es doch dasselbe, als sagten wir »menschliche Klugheit«; denn von allen Dingen, die wir kennen, besitzt doch keines Klugheit als allein der Mensch, auch keines der übrigen Lebewesen. Die Himmlischen nämlich besitzen etwas weit Besseres, das unmittelbare Schauen. Von den harpokratischen68 Naturen aber, die eine Gattung für sich sind, ist hier nicht die Rede.

So ist es mit dem Begriff der Lebensklugheit eine unklare Sache. Im Einzelnen urteilt jeder anders, weil eben alle an die Dinge den Maßstab ihres eigenen Geistes anlegen. Ich für meinen Teil aber sehe sehr wohl ein, dass ich von jener Gewandtheit und sicheren Klugheit wenig besitze und wenig besessen habe. Daran ändert auch das wenig, was ich oben ausgeführt habe.

Des Girolamo Cardano von Mailand eigene Lebensbeschreibung

Подняться наверх