Читать книгу Plötzlich ist alles anders - 25 Traueransprachen - Hilmar Dutine - Страница 6
Ansprache 2
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Demenz
Joh 10, 7 - 9
Ich bin die Tür zu den Schafen
Liebe Trauergemeinde!
Wenn eine Krankheit das Wesen eines Menschen verändert, dann ist nichts mehr so, wie es mal war. Wenn der Geist des Menschen nach lässt, dann wird er wieder wie ein Kind, das Schutz und Hilfe benötigt.
Wenn der Mensch in seiner eigenen kleinen Demenzwelt lebt, dann bekommen andere Dinge eine Bedeutung. Das große Weltgeschehen oder auch das Leben im Dorf oder im Seniorenheim spielt dann keine Rolle mehr. Vieles von dem, womit wir uns tagtäglich beschäftigen und auseinander setzen, wird vergessen und gar nicht mehr wahrgenommen.
Die Demenz, sie macht aus einer Ehefrau und Mutter wieder einen schutzbedürftigen Menschen. Wir können ihr helfen, sich in seiner Welt zurecht zu finden. Wir können die Türen verschieden farbig gestalten und wir können einen regelmäßigen Tagesablauf ohne größere Veränderungen anbieten.
Die grüne Gruppe im Seniorenheim war für die letzten Jahre das Zuhause von der Verstorbenen. Hier hatte sie ihren Platz in der Gemeinschaft der anderen Bewohner. Behütet und umsorgt vom Pflegepersonal und von Ihnen, der Familie.
Gerne hätte sie bestimmt auch ihr weiterer Sohn sie besucht. Dieser verstarb jedoch 2011.
Wie Sie mir erzählten, hat Ihre Mutter diesen Tod nie verwunden. Es konnte doch nicht sein, dass der Sohn vor der Mutter geht. Der „normale“ Lauf der Welt ist doch, dass erst die Großeltern, dann die Eltern und dann die Kinder sterben. Der Tod des Sohnes ist für eine Mutter die schlimmste Erfahrung, die sie im Leben machen kann.
Und hier wird sich gleich der Kreis schließen.
Vereint im Leben, werden nun auch im Tode Vater, Mutter und Sohn einen gemeinsamen Ruheplatz finden. Die Verstorbene wird in der Familiengrabkammer beigesetzt. Ganz dicht bei ihrem Sohn, ganz dicht bei ihrem Mann. So, wie sie es sich gewünscht haben.
Die Demenz, sie verändert einen Menschen. Sie macht aus einem selbständigen Erwachsenen wieder ein kleines Kind, das auf Schutz und Hilfe angewiesen ist.
Doch braucht nur ein alter, gebrechlicher Mensch Schutz und Geborgenheit? Ist dies nicht auch ein Grundbedürfnis, welches jeder von uns hat. Das Gefühl, sicher und behütet leben zu können?
Doch wenn ich in die Welt schaue, dann sehe ich oft nur Hass, Terror und Kriege. Menschen auf der Flucht. Und auch in meinem Alltag gibt es immer wieder Anfeindungen.
Da hilft mir mein christlicher Glaube. Ich spüre, dass ich als Gottes geliebtes Kind nie wirklich alleine und verlassen bin. Er bietet mir an, dass ich mich in seine Hand fallen lassen kann. Er ist immer für mich da. Er kennt mich bereits vor meiner Geburt, er begleitet mich mein Leben lang hier auf Erden und er ist auch über die Grenze des Todes hinaus für mich da. Ich weiß mich geborgen in der Liebe Gottes.
Und so kann ich gut meinen Weg hier auf Erden gehen. Mein Glaube gibt mir Richtung und Halt. So, wie es die grüne Farbe an den Wänden des Seniorenheimes tut. Sie zeigt den dementen Menschen den rechten Weg.
Der Glaube an den Auferstandenen, er hilft, mit der Mühsal des Lebens umzugehen.
Vortragen des Kehrverses des Liedes „Sei behütet“ von Clemens Bittlinger.
Lebe wohl im Reiche deines und unseres Schöpfers!.
Amen