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Drei Wochen später
ОглавлениеJane warf die Tür ins Schloss, lehnte sich mit dem Rücken daran und atmete tief durch. Ein neuer Job und – wow – endlich mal einer, der diesen Namen auch verdiente. Keine Verkehrsunfälle, geliftete Politikergattinnen auf Abwegen oder Promi-Partys. Ein richtiger Job. Sie würde für die Capital Tribune nach Chile gehen. Ein Informant hatte der Zeitung ungeheuerliche Berichte zukommen lassen, die sie nachprüfen und am besten mit Bildmaterial belegen sollte. Es war ihr vollkommen egal, was sie über die Begleitumstände erfuhr. Zwei Kollegen vom Independant und von TIME-Magazine waren unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen. Der Chefredakteur der Capital Tribune, Lou Brant bot ihr den Job nur an, weil keiner von seinen Leuten lebensmüde war. Jane sei ja kriegserprobt, ob sie Lust habe? 5.000 $ plus Spesen.
Jane ließ sich nicht zweimal bitten. Es war nicht das Geld. Sie wusste in dem Moment, als sie zusagte, wie sehr ihr der Kick gefehlt hatte, das Adrenalin, das Leben in der Gefahrenzone, das Kribbeln in ihren Adern. Es war, als komme sie nach Hause. Vermutlich war sie verrückt, aber das störte sie kein bisschen.
Sie öffnete den Umschlag mit dem Briefing. Scheinbar führte der Geheimdienst eine verdeckte Operation in Chile durch, um die Installation einer Militärdiktatur zu unterstützen. Das war nichts Neues. Ganz Mittel- und Südamerika galt als wichtig für die Sicherung amerikanischer Interessen. In den meisten Ländern unterstützte die Regierung mehr oder minder fähige Generäle und Diktatoren. In Chile hatten die Menschen es gewagt, den Sozialisten Allende zu wählen. Als der seine Wahlversprechen in die Tat umsetzte und die ersten Großgrundbesitzer enteignete, war das vermutlich der Beginn des Weltuntergangs. Zumindest stand es amerikanischen Geschäftsinteressen entgegen. Jane konnte sich vorstellen, wie die Sache weitergehen würde. Es lief immer nach demselben Schema ab. Man schickte militärische Berater, unterstützte die Opposition und sorgte für Unruhen. Jane hatte in Vietnam vieles über das System gelernt. Es ging immer nur um Geld und Macht. Leider. Immerhin versprach die Sache, spannend zu werden.
Die zentrale Figur in dieser Operation war ein Captain a.D. James Dinnort, Angehöriger der US-Botschaft in Santiago de Chile, ziviler Berater. Er war seit 1969 im Land, also schon deutlich vor der Wahl Allendes. Was genau er dort tat, wusste niemand, der Mann war sehr diskret. Vor wenigen Tagen wurde er zusammen mit einem unbekannten chilenischen Militär durch eine Autobombe hochgejagt. Jane spürte, wie ihr Jagdfieber erwachte.