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Gruppenkonformes Verhalten

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Menschen mögen vereinzelt Einzelgänger sein, aber selbst dann leben sie nicht ganz und gar unabhängig von ihren Mitmenschen. Alleine auf sich gestellt ist der Mensch heute nicht überlebensfähig. Zu früheren Zeiten war das nicht anders. In der Steinzeit vom Clan ausgestoßen zu werden, kam einem Todesurteil gleich. Nur durch Kooperation in einer Gruppe ist für Menschen ein Überleben möglich.

Damit Gruppen funktionieren, braucht es Regeln, die als Normen das Zusammenleben organisieren und ordnen. Normen setzen den Wertekanon der mehrheitlichen Gesellschaft oder den des herrschenden Teils der Gesellschaft um. Sie definieren die politischen, religiösen, ökonomischen und erzieherischen Standards, die festlegen, was gedacht und geglaubt werden soll. Sie geben für alle Lebenssituationen vor, wie sich die Gruppenmitglieder verhalten und anziehen sollen. Sie schreiben einem Arzt einen weißen Kittel und einem Mechaniker den Blaumann vor. Je nach Epoche ordnen sie Krawatten den Männern und hohe Absatzschuhe den Frauen zu. Die Regeln können funktional, hierarchisch oder repräsentativ sein. Die Identifikation mit den Normen ist gewünscht. Ihre Befolgung oder Nichtbefolgung wird von der Gesellschaft verfolgt.

Mit der richtigen, konformen Kleidung weist sich der Träger als Mitglied seiner Gemeinschaft aus. Wer dem Dresscode folgt, stimmt seiner Rolle zu. Menschen ordnen sich in ihre Gruppe genauso ein wie auch Wölfe und Elefanten in ihre Rudel und Herden. Das Individuum profitiert von der Gruppe, aber es muss für die Gruppe arbeiten und gegebenfalls individuelle Bedürfnisse zurückstellen. Das Kernmerkmal von Gruppen ist die Kooperation ihrer Mitglieder zum gemeinsamen Vorteil. Dadurch hat sich solidarisches Verhalten gegenüber der Gruppe und ihren Mitgliedern evolutionär durchgesetzt. Es ist in uns angelegt und wird vererbt, wie auch bei Tiergemeinschaften. Die Gemeinschaft ist stärker und erfolgreicher als jedes ihrer Individuen und in der Regel auch stärker als die Summe der Gruppenmitglieder.

Mode als individueller Ausdruck einer Persönlichkeit gibt es nur theoretisch, wenn eine Person sich unabhängig von gesellschaftlichen Vorgaben kleidet. Praktisch gesehen besteht ein individueller Stil darin, eine Auswahl von Bekleidung aus dem Angebot zu treffen, das Hersteller gendergerecht bereitstellen. Deren Angebote sind schon mal gewagt, aber immer noch gesellschaftsfähig.

Überhaupt entstand Individualität erst mit der Erfindung von Kaminen und Schornsteinen, so dass man sich in ein Zimmer zurückziehen konnte. Davor, am offenen Feuer, war Privatsphäre fast unmöglich. Das ganze Leben war öffentlich.

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