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Die Höhle

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Er kam an eine Quelle, die sich wenig später als Wasserfall einen Abhang hinunter stürzte. Aaronimus spürte an dem Gewässer ein starkes Wohlbehagen. Etwas Gutes! Trotz der eisigen Nacht und der vorangegangenen Ereignisse.

Er musste nur noch hinab klettern. In die Höhle hinter dem Wasserfall gehen und wäre in Sicherheit.

Warum er das tun sollte wusste er nicht.

Niemand hatte ihm gesagt, dass dort eine Höhle war. Niemand hatte ihm den Weg gezeigt. Und doch fand er den Eingang zur Grotte ohne einmal falsch geklettert zu sein.

Noch am Eingang beschloss er, dass er vorerst hier bleiben wollte. Hier war er sicher.

Er legte sich auf den kalten Boden und schloss die Augen. Von den Anstrengungen des Erlebten erschöpft, schlief er schon bald ein.

Im Traum sah er seine Eltern, die ihn freundlich anblickten und kurz darauf tot auf der Erde lagen. Er sah sie tanzen, um sie kurz darauf, von den Dolchen des Stieres, aufgespießt zu sehen.

Der Junge riss seine Augen wieder auf. Diese Bilder wollte er nicht sehen.

Er setzte sich auf, umschloss seine Knie mit den Armen und weinte.

Während er weinte kam ein Schatten durch die Wand aus Wasser hinter der die Höhle lag.

Aaronimus blickte auf.

Zuerst erschrak er, konnte sich dann aber ein verschnieftes Lächeln nicht verkneifen. Er erkannte die nasse Silhouette seiner Katze durch den Tränenfilm seiner Augen. Langsam trippelte sie auf ihn zu. Wie eine schon gewohnte Handlung, schmiegte sich das nasse Fellknäuel an ihn heran und beide schliefen endlich ein.

*

Durch den Wasserfall scheinende Sonnenstrahlen weckten den Jungen. Als er sich streckte und umschaute, sah er seinen kleinen Freund am herab fallenden Wasser entlang tapsen. Er erinnerte sich, dass Katzen eigentlich kein Wasser mögen. Umso mehr freute es ihn, dass diese ihm heute Nacht gefolgt war. Behutsam ging er auf sie zu und nahm das erste Mal die goldbraune Färbung seines Freundes war. Er erkannte auch, dass sie eigentlich ein Kater war. Und er sah die Pusteln hinter den Vorderbeinansätzen. Die stammten mit Sicherheit nicht von Zeckenbissen!

Er nahm seinen jungen Freund, packte ihn unter sein Wams und ging so durch den Wasserfall ins Freie.

„Ich bringe dich wohl am besten zu deinen Eltern!“ Und nach einer Pause fügte er hinzu: „Du hast wenigstens noch welche!“

Traurig senkte er den Blick und schaute auf seinen kleinen Freund. Sanft streichelte er über dessen Kopf, welcher inzwischen am Kragen des Wams hervor lugte. Hilfesuchend blinzelte das Katerchen zu ihm auf.

Der Junge zog kräftig die Nase hoch und meinte:

„Am besten fangen wir dort an zu suchen, wo ich dich gefunden habe!“

Dann begann er mit dem Aufstieg. Das wohlige Gefühl, welches er in der Nähe des Wasserfalles und der Höhle hatte ließ immer mehr nach, je weiter sie sich von der Höhle und der Quelle entfernten.

Ein feuchtes, kaltes Gefühl machte sich breit.

Die Angst war wieder da.

Zum Glück fand er schnell den Busch mit der dahinter liegenden Höhle, in die er sich gestern mit Hilfe seines Katers retten konnte. Die Hufabdrücke in der Nähe und um die Höhle herum zeigten wie nah der Stier gestern gewesen war. Er erkannte auch Spuren, die hinter dem Busch entlang führten. Und genau dort rannte sein Kater hin. Aaronimus musste sich beeilen, um hinterher zu kommen.

Als er endlich aufgeholt hatte, konnte auch er sie sehen.

Große Wesen, goldbraunes Fell, riesige Pranken und mächtige Schädel.

Es waren Löwen, die reglos dort lagen. Aber es waren keine normalen Löwen! Sie waren wesentlich größer als ihre Artverwandten und hinter den Vorderbeinansätzen wuchsen beträchtliche Schwingen aus ihren Körpern. Sein Vater hatte in seinen Geschichten von solchen Tieren erzählt. Nun sah er sie vor sich.

Vorsichtig näherte er sich. Dabei bemerkte er, dass die Flügel der Tiere zerfleddert waren. Das Fell war blutig von vielen Einstichwunden. Auffallend war, dass die Einstiche immer parallel gesetzt waren.

Er erkannte die Wundmale.

Der Schwarze Stier hatte auch hier sein Unwesen getrieben!

Der kleine Kater lief immer wieder zu den beiden Kadavern. Er stupste abwechselnd ihre Schnauzen oder zog an den Ohren der Tiere. Es machte den Anschein, als wolle er sie aufwecken. Klagende Laute, flehentliches Miauen gab das kleine Fellknäuel von sich, als es sich schließlich an die beiden toten Löwen kuschelte.

Aaronimus ging zu ihm und kniete sich nieder. Tröstend redete er mit seinem kleinen Freund. Zärtlich streichelte er ihn und beschloss dabei, dass das Fellknäuel bei ihm bleiben sollte, solange es seine Hilfe in Anspruch nehmen wollte.

Langsam wurde das Miauen leiser.

Vorsichtig löste der Junge den kleinen Löwen von seinen toten Eltern und packte ihn wieder unter sein Wams.

Mit tröstenden Worten und zärtlich das herausgestreckte Köpfchen seines kleinen Freundes streichelnd erhob er sich und ging langsam den Weg zurück zum Wasserfall.

Während er ging überlegte er wie er den kleinen Löwen nennen könnte. Er erinnerte sich an die vielen Geschichten, die ihm sein Vater erzählt hatte. Und im Besonderen an die, bei der der Held später sogar König wurde. Dieser Held war freundlich, gerecht und konnte gut kämpfen. Sein Löwe sollte heißen wie dieser Held.

„Ich werde dich Artus nennen!“ sprach er leise vor sich hin. Wie zur Bestätigung kam ein leises Schnurren unter seinem Wams hervor.

Der Schwarze Stier

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