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ОглавлениеZwei Vorworte
Mein Dank gilt Professor Dr. Holm Schneider für ein außergewöhnliches Buch. Dabei enthält es eigentlich gewöhnliche Geschichten: Sie handeln von Liebe, Heirat und Familiengründung. Aber doch etwas anders, als wir es kennen. Denn es trauen sich Menschen, sich zu trauen, die scheinbar aus verschiedenen Welten stammen. Jeweils einer der Partner hat eine Behinderung, der andere nicht. Und auch diese Paare haben den Wunsch, Kinder zu bekommen.
Das Grundgesetz garantiert den Schutz von Ehe und Familie – das gilt für alle, ob mit oder ohne Behinderung. Auch die von Deutschland ratifizierte UN-Behindertenrechtskonvention verbietet ausdrücklich die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung in Fragen, die Ehe, Familie und Elternschaft betreffen. Wie kommt es, dass trotzdem Menschen mit Behinderung der Wunsch nach einer eigenen Familie abgesprochen wird? Meiner Meinung nach, weil Menschen mit und ohne Behinderung in verschiedenen Welten leben. Schon im Kindergarten werden sie getrennt. Menschen mit Behinderung werden immer noch in sogenannten »geschützten« Sondereinrichtungen untergebracht. Aber wer schützt hier eigentlich wen vor wem? Inklusion, also die uneingeschränkte gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen, ist längst noch nicht Alltag. Auch weil wir nicht gemeinsam leben, lernen wir uns nicht kennen und miteinander umzugehen.
Mit den Liebes- und Lebensgeschichten in diesem Buch macht Holm Schneider deutlich, wie Liebe solche künstlichen Grenzen überwindet und als erstes den Menschen sieht, nicht seine Beeinträchtigung. Das Buch zeigt, dass Inklusion und selbstbestimmte Teilhabe keine Fantasiegeschichten sind.
Und außerdem: Ist nicht jede Ehe eine gewagte Beziehung?
Hubert Hüppe, MdB
Ehemaliger Beauftragter der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen
Ein Evolutionsbiologe, wenn für ihn Gott keine mögliche Wirklichkeit ist, würde dieses Buch vielleicht kopfschüttelnd zur Seite legen, hätte er nur den Klappentext gelesen.
Aber auch ein solcher Evolutionsbiologe weiß, dass sich aus dem Zusammenleben von Organismen, auch von einzelnen Individuen, ob gewollt oder zunächst unbeabsichtigt, etwas Weiterführendes, Höheres, Überraschendes entwickeln kann, wenn jeder der Beteiligten seine »Leistung« für die Gemeinschaft erbringt.
Einem gläubigen Biologen jedoch, der Gott gegenüber offen ist, bewirkt das hier geschilderte Zusammenstehen zweier sich Liebender zusätzliche Sichtweisen jenseits von Arterhaltung, Selektion und »survival of the fittest«. Für einen solchen Biologen bleibt – blickt er auf das Lebewesen Mensch – die Liebe nicht eine saisonale Bindung und Gemütsverfassung, die auch wieder vergehen kann oder völlig rational gesteuert zu sehen ist, sondern sie ist Geschenk und Auftrag zugleich.
Rein rational und ausschließlich biologisch betrachtet, scheint die Liebe solch ungleicher Partner, wie sie Holm Schneider beschreibt, ein ausgesprochenes Paradox. Wie schwer mag es doch den Gehandicapten fallen, an die Liebe und nicht nur an das Mitleid des Partners zu glauben, um einer bis an den Tod gelebten Ehe sicher zu sein? Gewinnen werden am Ende beide, wenn sie sich der Herausforderung stellen, einander in Liebe zu vertrauen.
Was ist das Geschenk, die Gabe, die jeder von beiden, im Ergebnis einer Symbiose nicht unähnlich, erhält? Liebe, Achtung, tiefste, sonst nirgends in dieser Weise geschenkte Wertschätzung, auch Hilfe in Bedrängnis und Handicap der eine. Der andere, nicht eingeschränkte Ehepartner kann sich gerade auf Grund der bezwungenen anfänglichen Hindernisse einer großen Tiefe seiner Liebe sicher sein. Zudem belohnt ihn das tägliche Überwinden der verschiedensten Hürden mit Freude; je höher die Hürden, desto tiefer die Freude.
Mancher Evolutionsbiologe, der im Homo sapiens nur ein geistbegabtes, höheres Säugetier sieht, könnte nach Sinn und Berechtigung fragen, wenn Eltern in Liebe, jedoch unter Inkaufnahme möglichen Leids, Kindern das Leben schenken.
Aber ist unser menschliches Leben überhaupt allein nach unserer Vernunft und mit unseren irdischen Kräften zu bestehen?
Prof. Dr. Reinhard Agerer, München
Evolutionsbiologe
Bitte alle recht freundlich!