Читать книгу Perry Rhodan 2405: Pakt gegen das Chaos - Horst Hoffmann - Страница 7
3.
ОглавлениеAphaitas
Er konnte die Situation nicht beschreiben. Es gab in keiner ihm bekannten Sprache Begriffe dafür. Einem anderen wie ihm hätte er es vielleicht vermitteln können, denn zwischen ihnen bedurfte es längst keiner Worte mehr.
Wenn sich zwei Wesen ihrer Art begegneten, irgendwo und irgendwann an den Stränden der Dimensionen, öffneten sie sich füreinander und ließen den anderen teilhaben an dem, was sie »sahen«, fühlten und dachten. Ihr Sein verschmolz, bis sie sich wieder lösten und ihrer Wege gingen.
Das hier … war selbst auf diese Art schwer zu vermitteln. Es gab so vieles, was er synchron zu bewältigen hatte, und das in einem mehr als geschwächten Zustand. Wenn nicht ein Wunder geschah, würde er verwehen in der Unendlichkeit der Zeiten und Räume. Alles war … anders und nichts, wie es sein sollte …
Aphaitas versuchte, sich auf die LAOMARK und die Laosoor zu konzentrieren, von deren Psi-Potenzial er bereits tankte. Sie nahmen es nicht einmal wahr. So sollte es sein. Er war kein Parasit, der an der Kraft anderer Geschöpfe zehrte. Er nahm nicht, sondern er teilte. Sie mochten ihre Ideale haben – er hatte die seinen.
Vielleicht machte ihm ja gerade das so sehr zu schaffen, denn was er mit Gucky tat, war definitiv nicht in Ordnung, auch wenn er es gar nicht wollte und nie gewollt hatte. Es passierte einfach, und er wusste nicht, wie er es stoppen konnte.
Die Laosoor brauchte er, um sich weiter in den Räumen und Zeiten bewegen zu können und den D’habranda nicht zu verpassen, zu dem jeder gerufen war, der nicht bereits jenseits der Erreichbarkeitsschwelle trieb. Sie besaßen das Potenzial, das er geespert hatte, ein psionisches Leuchtfeuer in der Wüste des Todes. Sobald er sich daran vollgesogen hatte, würde er sich den Impuls geben und in seine Räume zurückkehren können, hin zum Sammelpunkt und zum D’habranda, der Erfüllung aller Sehnsüchte jener seiner Art.
Wenn es keine LAOMARK mehr gab, gab es keine Laosoor und keine Erlösung. Ohne die Kunstwelt gab es kein Gucky-Wesen und keine Ekstase, keine Wunder, keine Erhörung …
Die Laosoor … Sie hatten wohl das bekommen, was sie wollten. Der GESETZ-Geber, CHEOS-TAI, war mitten in ihrer LAOMARK materialisiert, eine riesige goldene Kugel, die das luftleere Innere der Hohlwelt beinahe ausfüllte. Die kosmischen Diebe hatten ihn geraubt und mittels Transmittertechnik an diesen Ort versetzt, aber um welchen Preis!
Ihre gesamte Welt war in Aufruhr. Die Hohlwelt wehrte sich gegen die mörderischen Gravitationskräfte, jenen unglaublichen Schwall an Gewalten, die mit dem Kraftakt der Versetzung über die LAOMARK hereingebrochen waren.
Aphaitas wusste es, denn er litt ebenfalls darunter. CHEOS-TAI war nicht gut für Aphaitas!
Er wusste nicht, was es genau war, das ihm so zu schaffen machte. In ihm hatte sich ein Abwehrfeld aufgebaut, das alles blockierte, was vom GESETZ-Geber aus auf ihn eindrang. Es musste mörderisch sein. Es war nicht gut, und er schloss es aus.
Zu seinem Erstaunen – und Erschrecken – bot ihm die Raum-Zeit-Koordinate der JULES VERNE einen unheimlichen Halt: Sie war bereits in ihm und er in ihr. Und sie verbanden sich weiter, er konnte nichts dagegen tun. Er hatte von derartigen Rückkopplungen gehört, sie waren extrem selten, aber es hatte sie schon gegeben. Und nie war etwas Gutes dabei herausgekommen …
Die Laosoor waren einerseits stolz auf das, was sie erreicht hatten. Auf der anderen Seite beherrschte die pure Angst ihre Gedanken. Sie wussten, dass sie sich vielleicht übernommen hatten. Manche konnten kaum mehr vernünftig und im Zusammenhang denken, andere vermochten es, hatten aber eben dadurch weitaus mehr Angst und blockierten sich selbst. Und die, die selbst jetzt einen klaren Kopf bewahrten, fragten sich manchmal, wofür sie das alles taten …
Die Laosoor begannen zu erkennen, dass sie benutzt wurden. Es gab eine Instanz im Hintergrund, einen Auftraggeber, der hinter dem Raub des GESETZ-Gebers stand. Einige der Hightech-Diebe waren misstrauisch geworden, nicht zuletzt dank des Aura-Trägers Perry Rhodan, aber … es blieb folgenlos.
Der Schmerz ebbte ab …
Aphaitas registrierte mit Erleichterung, wie die Schwere der Krustenbeben abnahm. Die Entladungen innerhalb der LAOMARK verloren an Heftigkeit, die Blitzgewitter ebbten ab, allmählich kam die Landschaft zur Ruhe. Unter den Laosoor machte sich Erleichterung breit.
All das nahm der Wanderer kaum zur Kenntnis.
Denn er durchdrang und verdrängte das Vierdim-Wesen, das sich Gucky nannte. Aphaitas war in ihm, sah, was Gucky sah, dachte seine Gedanken, hörte, was er hörte – und erstickte fast in seinem psionischen Potenzial!
Das kleine Wesen mochte winzig an Gestalt sein – an Para-Kraft war es ein Gigant! Gucky war Telepath, Telekinet und Teleporter und vielleicht noch viel mehr. Seine Kräfte waren es gewesen, die in die übergelagerten Räume hineingestrahlt hatten, als Aphaitas wie ein Ertrinkender durch die immer dunkler werdende Wüste getorkelt war, kaum mehr als ein Schatten, verdurstend und verlöschend.
Zuerst hatte Aphaitas gedacht, die LAOMARK sei sein Leuchtfeuer in der Dunkelheit des Erlöschens gewesen, aber er hatte sich geirrt. Er hatte zu ihm ausgestrahlt, durch die Dimensionen hinweg.
Und an dieser Raum-Zeit-Koordinate … bedeutete sie das Ende? Aphaitas wusste, in welcher Gefahr er schwebte, sie beide schwebten, schließlich konnte es sein, dass Gucky zusammen mit ihm erlosch. Es war zu spät, sich zu entflechten, voneinander zu lösen, oder vielleicht war er einfach zu schwach dazu. Sein Verstand schrie ihm eine Warnung zu, seine ausgehungerten Speicher sagten das Gegenteil …
Aphaitas badete bereits viel zu tief in Guckys Psi. Er sah und wollte mehr und mehr sehen, hören, fühlen … Er kam nicht mehr los.
Bilder … Bilder aus Zeit-Koordinaten, die Aphaitas nie gesehen hatte. Oder doch. Es war berauschend. Es war, als habe Aphaitas niemals die Räume verlassen, in denen er geboren und aufgewachsen war. Er sah nicht nur Guckys Geschichte, sondern auch die seiner Freunde. Er verfolgte in Guckys Erinnerungen deren Weg zu den Sternen bis hin zu ihrem Jetzt, sah, weshalb sie hier waren und was für sie auf dem Spiel stand. Es war Euphorie, war Glück und Ekstase. Er schwamm in den Bildern und Eindrücken, war berauscht an einem Drama, das selbst für Vierdims nicht typisch war.
Diese tapferen Vierdims waren ratloser als die Laosoor in ihrer künstlichen Hohlwelt und mit dem goldenen Himmel, der sich plötzlich über ihre Köpfe gelegt hatte. Die »Galaktiker« waren taub und blind, und daran war er schuld. Er hatte es nicht gewollt, aber durch seine Konzentration auf das Gucky-Wesen, durch die von ihm ausgeschickten pararealen Quanten, hatte sich der Raum selbst um ihr Raumschiff gekrümmt und es wie eine künstliche Haut umgeben. Sie waren wie aus der Welt geschnitten und konnten nicht einmal mehr den Funkverkehr der Laosoor abhören.
Aphaitas überlegte fieberhaft, wie er den Wesen ihre erweiterten Sinne zurückgeben konnte, doch er schaffte es nicht – noch nicht. Vielleicht wäre es gelungen, hätte er sich ganz aus der JULES VERNE zurückgezogen, aber das konnte er nicht mehr.
Er steckte fest, war gefangen in der psionischen Kraft des Multimutanten, festgehalten wie von einem starken Magneten, und dabei verschmolz er immer stärker mit ihm. Er wollte es nicht, fürchtete es, sträubte sich dagegen mit aller Kraft … und verschmolz nur weiter mit dem Mausbiber.
Er konnte es nicht mehr verhindern. Etwas in ihm griff nach dem kleinen Wesen, hatte sich bereits verselbstständigt.
Er konnte nur zusehen, wie das Gucky-Wesen durch ihn zerfloss, von ihm absorbiert wurde, immer weniger wurde …