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1. In Büchern liegt die Seele der vergangenen Zeiten

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Es kommt nicht darauf an dem Leben

mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.

da Vinci

Meiner geistreichen Reisegefährtin O.T.

Ach was, Du kennst Marsberg nicht? Hast auch nie von dieser Stadt gehört?

Da hast Du aber manches nachzuholen….

Allein die Landschaft um diesen Ort ist bezaubernd.

Besonders im Herbst, wenn die Laubbäume rings um den Berg, den die Stadt Obermarsberg krönt, ihre Blätter in eine bunte Farbenpalette kleiden, und die leuchtenden Wolken mit dem Azur des Himmels im Hintergrund den purpur

roten bunten Pelz, der den Berg in einen golden schimmernden Kranz verwandelt

noch hervorheben.

Wenn man von Brilon aus auf den Berg bei Rösenbeck ( Herr Computer, zeige mir, bitte, nicht, dass ich einen Fehler gemacht habe, der Ort heißt tatsächlich Rösenbeck) kommt, der achtzehn Kilometer von Marsberg entfernt liegt, sieht man, dass da in weiter Ferne im Nebelschleier auf einer von den unendlich vielen Anhöhen und Hügeln die Silhouetten zweier Türme. Das sind die Sankt Peter und Paul und die Nikolai Kirchen, die Wahrzeichen von Obermarsberg, der Stadt, die im Jahre 772 von Karl dem Großen auf der weit und breit höchsten Hochebene angelegt wurde, die eine gute Übersicht bat, um die heranrückenden feindlichen Sachsen aus weiter Ferne zu erspähen.

Die barbarischen Sachsen wurden besiegt und danach vom heiligen Sturmius missioniert. Hier in Obermarsberg, wird auch das Heiligtum der Sachsen- die Irmisul aufbewahrt.

In der Nähe der Drakenhöhle hat Siegfried den Drachen besiegt und die Nibelungenschätze erobert.

Diese Ereignisse werden auf das elfte Jahrhundert datiert.

Dieses Alter soll ihr noch eine andere Stadt nachmachen. Nicht einmal Moskau kann mit Obermarsberg konkurrieren.

Aber Du wirst jetzt fragen, was hat Moskau mit Marsberg zu tun?

Abwarten.

Obermarsberg, oder die Oberstadt, wie sie auch noch genannt wird, ist der

ältere Teil von der Stadt Marsberg und stellt etwas Besonderes dar!

Sobald man den etwa 400 Meter hohen Berg erklommen hat (mein Wagen, ein acht Jahre alter Daewoo „Matiz“ kann die steile Straße vom Burghof aus nach Obermarsberg nicht bewältigen, ich muss den sieben Kilometer langen Umweg beim Rennufer vorbei nehmen ) beginnt das Herz rasend zu pochen, denn jeder Stein, jedes Haus, jede noch so enge und steile Gasse bürgt in sich den Hauch der längst vergangenen Zeiten. Man schreitet im wahren Sinne des Wortes auf dem Pflaster von Deutschlands Geschichte.

Allein die Benennungen der Straßen:

Germanenweg, Kupferstraße, Münzstraße, Mönchhofstraße, Sturmiusstraße…

Sie alle erinnern an Ereignisse, die sich in diesen Benennungen verewigt haben.

Und die vielen Geschichten und Legenden, die Drakenhöhle, die Witte Kuhle die stolze 30 000 Jahre zählt, in der man Knochen von einem Tarpan gefunden hat, dem Vorfahren unserer Pferde, und Schädelknochen des ersten Marsbergers.

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Nehmen wir mal an:

Am Knochen des Schädels des in der Witten Kuhle entdeckten Bewohners

dieser Gegend aus uraltem Zeiten wurde eine „Wunde“ entdeckt. Also ist er allem Anschein nach ermordet worden.

Und die Ereignisse gestalteten sich vielleicht folgendermaßen:

Unser „Mars“ (nennen wir ihn so) war anders als seine Mitmenschen, die zu der Zeit bereits in größeren Gruppen lebten, denn gemeinsam konnten sie sich erfolgreich vor den Bedrohungen der Umwelt schützen.

Mars war schlau, erfinderisch und man könnte sogar sagen, begabt. Er wusste sehr früh, wie man sich seiner Umgebung besser anpassen könnte.

Eines Tages fand er im Wald eine gewölbte Rinde, in der sich jede Menge Wasser angesammelt hatte. Er hob das seltsame „Gefäß“ sehr vorsichtig auf, führte es an seinen Mund und stillte seinen Durst. Lange Tage danach hatte

er diesen kostbaren Behälter mit sich getragen, merkte aber sehr bald, dass die Rinde allmählich bröckelte. Er suchte vergebens wieder nach einer

anderen, aber solche hervorragende Form und Größe fand er nicht mehr. Dann entschloss er sich mit eigener Hand diesen Wasserbehälter nachzufertigen.

Er suchte sich einen großen Stein mit spitzen Kanten aus, fand im Wald ein passendes Stück Holz, rieb und wetzte es am Stein und hämmerte solange bis

er endlich eine Vertiefung ausgehoben hatte. So entstand nun sein Gefäß, das nicht zerbröckelte, ihm gute Dienste leistete, und bei seinen Mitmenschen Begeisterung und Achtung, aber bei einigen von ihnen auch Neid hervorrief.

Eines Tages lockte ihn Brut mit List in die Witte Kuhle und tötete Mars brutal, nahm das Gefäß in seinen Besitz und entfernte sich für immer aus dieser Gegend.

Und nun nach 30 000 Jahren (man muss sich diese paar Jährchen mal vorstellen!) fand man die Reste des Leichnams von Mars, der als erster Besitzer eines Eigentums dem Neid und der Habgier zum Opfer gefallen ist.

Und die antiken Bauten und die Denkmäler von Obermarsberg!

All’ das umfängt und umhüllt dich wie ein Schleier und du fühlst dich plötzlich inmitten eines nie zuvor erlebten Abenteuers

Der Schandpfahl, die Reste der Schutzmauer um die Festung Eresburg, die Ruinen der sieben Wachtürme. Allein der „Buttenturm“, der unter sich den Tunnel durch den ganzen Berg birgt, versetzt dich in die geheimnisvolle so verlockende, längst vergangene Zeiten.

Nicht umsonst sind die Bewohner dieses Stadtteils stolz und zählen zu der Elite

Marsbergs. Wenn man einen Blick beim Abstieg von Obermarsberg wirft, liegt da tief unter in einer Schlucht zu Füßen ihres historischen Vorgängers ein Meer von roten Dächern, das eigentliche Marsberg, auch Niedermarsberg genannt.

In der Tat, es hat etwas anziehendes und geheimnisvolles an sich, dieses Wohnen in diesem glorreichen, historischen Ortsteil. Es nivelliert die Sinne, es glorifiziert den Geist, aber verpflichtet auch und hebt dich über die Hast des alltäglichen Lebens hervor…

Doch eigentlich will ich eine ganz andere Geschichte erzählen.

Dieses hier war nur das Vorwort, dass zeigen sollte, dass wir auch hier in dieser

kleinen Stadt nicht von gestern sind.

Das Hürdenrennen

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