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Die tollste Zaubereule

»Schau mal hier!«, rief Flora und hielt Goldwing ein Foto von Moritz hin. »Hast du jemals ein süßeres Alpaka gesehen?«

Ihre kleine Zaubereule trippelte auf dem Ast der alten Tanne ein bisschen näher, betrachtete das Bild und schüttelte dann den Kopf. »Auf keinen Fall! Und ganz sicher gibt es keines, das so schöne Geschichten erzählen kann. Als ich vor Kurzem abends mal an der Stallwand gelauscht habe, habe ich meinen Ohren kaum getraut. Was für spannende Sachen in seinem wuscheligen Kopf herumspuken!«

Flora schmunzelte. Ja, die Alpakas auf der Farm waren wirklich wuschelig. Und wie herrlich flauschig ihr Fell war. Am Ende ihrer Geburtstagsparty hatten sie jede Menge tolle Dinge gefilzt. Sterne, Blumen, Herzchen … und für Flora musste es natürlich eine Eule sein, denn Eulen waren für sie absolut das Allergrößte. Oder besser gesagt: Goldwing war für sie das Allergrößte! Und es gab nichts Schöneres, als eine Eulenfreundin zu sein und mit Goldwings magischen Fähigkeiten anderen zu helfen. Oder sich auch nur abends heimlich mit ihr im Garten zu treffen, so wie jetzt, und mit ihr zu reden. Goldwing konnte sie nämlich alles erzählen, sie verstand Flora immer. Und wenn Flora mal traurig war oder sie etwas bedrückte, dann konnte sie niemand so gut aufmuntern wie ihre Zaubereule. Ja, Goldwing war wirklich die beste Freundin, die man sich vorstellen konnte! Wie schade, dass sie heute bei ihrer Geburtstagsparty nicht hatte dabei sein können, aber schließlich mussten Goldwings Zauberkräfte streng geheim bleiben.

»Also hattet ihr ein schönes Fest?«, erkundigte sich ihre kleine Eule.

Flora nickte. »Ein sehr schönes! Ich bin bloß traurig, dass es schon wieder rum ist.« Sie seufzte. So lange hatte sie sich auf ihre Party gefreut, so schnell war der Nachmittag verflogen und jetzt musste sie wieder ein ganzes Jahr warten.

»Und mit Nathalie war es auch in Ordnung?«, fragte Goldwing weiter.

»Absolut«, bestätigte Flora. »Null blöde Kommentare. Für ihre Verhältnisse war sie sogar fast … nett, fand ich. Und dein Tipp, sie mir einfach mal mit Schweinsnase vorzustellen, war toll! Ich musste mich ständig wegdrehen, sonst hätte ich laut losgeprustet.« Bei dem Gedanken daran wurde sie sofort von einem Lachanfall geschüttelt.

»War keine schlechte Idee von mir, oder?«, meinte Goldwing und klang sehr belustigt.

»Sogar eine super Idee«, bekräftigte Flora. »In Zukunft werde ich mir Nathalie immer mit Stinkerüssel vorstellen, wenn sie mal wieder gemein zu mir ist.«

Goldwings orange leuchtende Augen strahlten für einen kurzen Moment noch heller. Dieser Gedanke schien auch ihr zu gefallen. Doch plötzlich richtete sie ihre Ohren nach vorn und wandte den Kopf Richtung Gartenzaun. Flora folgte ihrem Blick und da erkannte sie, was Goldwing schon vor ihr gehört hatte. Mit lautlosen Flügelschlägen flatterten drei Vögel vom sternenübersäten Himmel zu ihnen herab. Zwei größere, ein kleinerer, alle mit runden Köpfen, großen Augen …

»Johann und seine Eltern!«, freute sich Flora, als sie erkannte, wer sie da besuchen kam.


Die kleine Waldkauzfamilie flog direkt auf sie zu und landete schließlich neben Goldwing in der Tanne. Der Ast geriet dabei ziemlich ins Wanken, doch geschickt hielten alle das Gleichgewicht. Flora lächelte. Vier wippende Eulen – wie niedlich das aussah!

Aber … was hielt der Kauzvater denn da im Schnabel? Er hüpfte näher und streckte Flora ein Foto hin.

Oh! Das war das Bild von Johann, das Flora seinen Eltern damals in das verlassene Nest im Park gelegt hatte.

Johann hatte sich nämlich verirrt und war auf Burg Federstein aufgepäppelt worden. Mit dem Foto hatten sie die Eltern wissen lassen, dass es Johann gut ging und er auf der Suche nach ihnen war. Eine Suche, die zum Glück gut ausgegangen war. Tief und geheimnisvoll klangen nun die Rufe der Kauzeltern durch die Nacht.

»Sie wollen uns das Bild zurückbringen, denn bei ihnen im Wald wäre es beim nächsten Regen kaputt«, erklärte Goldwing. »Und sie wollen sich damit noch einmal bei uns bedanken. Sie sind so glücklich, dass sie wieder zusammen sind. Und das nur durch unsere Hilfe.«

Flora fuhr mit den Fingern über Goldwings schimmernde Flügel. »Vor allem durch deine Zauberkräfte«, fügte sie mit einem zärtlichen Blick hinzu. Goldwing schaute sie lange an und drückte sich dann an Floras Arm.

»Gemeinsam«, sagte sie nur. »Du nicht ohne mich – ich nicht ohne dich.«

Flora wusste genau, was ihre Eule meinte. Nur gemeinsam waren sie ein super Team.

»Die drei haben ihr Revier jetzt in der Umgebung des Ginkgobaums«, berichtete Goldwing weiter. »So sind sie in der Nähe des Orts, an dem sie sich wiedergefunden haben. Der Baum und der See erinnern sie ein bisschen an den Park, ihr früheres Zuhause. Und sie kennen Securo, der nicht weit weg lebt. Seinen Freund Jona haben sie auch schon getroffen.«

»Wirklich?«, fragte Flora mit großen Augen. Securo war ebenfalls eine Zaubereule, doch ihrem Freund Jona waren sie noch nicht begegnet, weil er im Urlaub gewesen war, als sie den Käuzen geholfen hatten. »Den würde ich auch gern einmal kennenlernen«, sagte Flora. »Außer Emil ist er der einzige Eulenfreund hier, von dem ich weiß. Es würde mich interessieren, wie lange er und Securo schon befreundet sind und vor allem, was sie alles zusammen erlebt haben.«

»Sie müssen ihre Sache ziemlich gut gemacht haben«, meinte Goldwing. »Sonst hätte Dareia sie nicht damit beauftragt, den alten Ginkgobaum zu bewachen. Der ist für Athenaria anscheinend ja sehr wichtig.«

Flora nickte. Der Ginkgobaum hatte ihnen mit seinen besonderen Kräften dabei geholfen, Johanns Eltern zu ihnen zu lotsen. Flora würde nie den Moment vergessen, als ihr Bild auf dem See erschienen war, zwischen all den silbernen Lichtpunkten, die der Mond auf dem Wasser hatte tanzen lassen. Was für ein zauberhafter Anblick war das süße Kauzpaar gewesen! Flora hatte das Gefühl gehabt, die Magie fast mit Händen greifen zu können. Und kurz darauf waren Johanns Eltern tatsächlich am Himmel erschienen.

»Vielleicht erfahren wir eines Tages noch mehr über diesen Zauberbaum«, sagte Flora. »Wer weiß, was er alles kann.«

»Auf jeden Fall mehr, als nur Bilder von vermissten Käuzen auf den See zu zaubern«, meinte Goldwing.

»Bestimmt. Aber für Johann und seine Eltern war es das Beste, was passieren konnte«, erwiderte Flora mit einem glücklichen Blick auf die drei Käuze, die sie mit schief gelegtem Kopf aufmerksam musterten. Selbst wenn nur Zaubereulen die Sprache der Menschen verstanden, spürten die drei auch so, wie sehr Flora sich für sie freute – da war sie sich ganz sicher.

»Wir könnten morgen Nacht doch mal bei Securo und Jona vorbeischauen«, schlug Goldwing vor. »Vielleicht lernen wir noch was von ihnen? Es gibt wahrscheinlich Zauberkräfte, von denen wir gar nichts wissen.«

»Gute Idee!«, erwiderte Flora und strahlte Goldwing an. »Aber eins weiß ich jetzt schon: Ganz egal, welche Kräfte du noch hast – für mich bist du die tollste Zaubereule, die es gibt!«

Eulenzauber (12). Die magische Botschaft

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