Читать книгу Eulenzauber (13). Das Geheimnis des weißen Pferdes - Ina Brandt - Страница 9
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Aufregende Ereignisse
»Iiihhh, ein Kaugummi!« Angewidert ließ Flora das klebrige rosa Teil in den Plastikeimer fallen. »Warum stecken denn Leute ihren Müll in Blumenkästen?«
»Na ja, besser der hängt am Löwenzahn als an deinem Schuh«, meinte Miri und stocherte vorsichtshalber mit der Schaufel zwischen den Geranien herum, um nicht auch auf eine solche Überraschung zu stoßen.
Flora und Miri halfen Sarah, der Besitzerin des Reiterstalls, das Unkraut aus den Steintrögen zu zupfen. Und danach würden sie noch den Hof kehren. Schließlich sollte alles tipptopp aussehen, wenn morgen das Fernsehteam kam. Ein lokaler Sender wollte in Tannenbach filmen. »Ein malerisches Dörfchen und seine wunderschöne Umgebung«, sollte die Sendung heißen. Und da durfte auch der Reiterhof mit seinen Pferden nicht fehlen!
»Hoffentlich bleibt das Wetter so«, meinte Flora mit einem Blick in den strahlend blauen Spätsommerhimmel. Bei Regen werden die Aufnahmen verschoben und wir können noch mal von vorn anfangen.« Beherzt stach sie mit der Schaufel eine dicke Distel aus der Erde.
»Jetzt mach schon!«, erklang es da unwillig vom Außenreitplatz. Dort versuchte Nathalie mit grimmiger Miene, ihr Pferd Aurora in den Galopp zu bringen. Sie drückte ihr die Hacken in die Seite und schnalzte mit der Zunge, doch das beeindruckte die hübsche Stute überhaupt nicht.
Schließlich versetzte ihr Nathalie mit der Gerte einen Klaps auf den Hintern und Aurora machte augenblicklich einen unwirschen Satz nach vorn. Nathalie wäre um ein Haar aus dem Sattel gerutscht! Nur mühsam fand sie wieder in den Takt.
»Na warte, mit mir nicht!«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Nicht genug, dass Nathalie in der Schule alle anmotzt«, meinte Miri kopfschüttelnd. »Jetzt verbreitet sie auch noch hier ihre schlechte Laune. Und darauf hat Aurora offensichtlich gar keine Lust.«
»Ja, die lässt sich das nicht gefallen«, bestätigte Flora.
Dafür bewunderte sie die Stute insgeheim ein bisschen, denn Flora ließ sich von Nathalies bissigen Kommentaren schon manchmal einschüchtern. Obwohl sie Nathalie in einem anderen Licht sah, seit sie zufällig mitbekommen hatte, dass sie adoptiert war. Zumindest wusste Flora jetzt, was manchmal hinter Nathalies fieser Art steckte. Zum Beispiel Lea gegenüber, weil die noch eine kleine Schwester bekommen hatte. Dauernd musste Nathalie deswegen blöde Bemerkungen von sich geben – wahrscheinlich, weil sie sich auch heimlich Geschwister wünschte. Dass sie adoptiert war, wusste niemand in der Klasse. Flora hatte Nathalies Geheimnis bisher auch niemandem verraten, nicht einmal Miri.
»Gut, dass Aurora so bockig ist«, meinte Miri. »Soll Nathalie ruhig merken, dass sie mit ihrer Art nicht überall durchkommt. Wenn sie zu diesem superwichtigen Besuch am Samstag auch so unmöglich ist, dann erscheint der sicher so schnell nicht wieder.«
»Was für ein Besuch?«, fragte Flora erstaunt.
»Hast du das nicht mitbekommen?«, wunderte sich Miri. »Hat Lea doch erzählt. Und die weiß es von Emilie. Irgendeine Verwandte, die Nathalie schon ewig nicht mehr gesehen hat. Deswegen ist sie jetzt ganz aufgeregt und spricht anscheinend von nichts anderem.«
Flora schaute Miri mit großen Augen an. Das war ja seltsam. Nathalie hatte eigentlich gar keine Verwandten, sie kannte ja nicht einmal ihre Mutter. Flora wusste, dass die letzten Nachforschungen nach ihr im Sande verlaufen waren. Aber sie erinnerte sich gut, wie sehnsüchtig Nathalie das Foto der Frau angeschaut hatte, die ihr so verblüffend ähnlich sah. Das hatte Flora auf den Gedanken gebracht, ob das wohl Nathalies Mutter war. Und handelte es sich bei diesem Besuch nun vielleicht um die Frau auf dem Foto? Flora zupfte gedankenverloren an ein paar Grashalmen herum, die zwischen dem Lavendel nichts zu suchen hatten. Wenn dieser Besuch tatsächlich Nathalies Mutter sein sollte – Flora wagte kaum, sich das vorzustellen –, dann verstand sie natürlich, dass Nathalie nervös war. Aber das war noch lange kein Grund, alle anzuschnauzen.
»Ist gut, ich werde die Augen offen halten«, unterbrach da Sarahs Stimme Floras Gedanken. Die Besitzerin des Reiterhofs trat aus ihrem kleinen Büro und schaute kopfschüttelnd auf ihr Handy. »Ein Pferd verschwindet doch nicht einfach«, murmelte sie.
»Was?«, fragten Flora und Miri alarmiert.
»Eine Freundin aus Grünhausen hat mir gerade erzählt, dass seit gestern Nachmittag ein Araberhengst vermisst wird«, erklärte Sarah. »Er stand bei einem alten Mann auf der Koppel. Leider ist er vor ein paar Tagen gestorben und jetzt ist das Pferd plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Man kann nur hoffen, dass ihm nichts passiert ist. Ich habe gesagt, wir melden uns natürlich sofort, falls es hier irgendwo auftaucht.«
Wie kann ein Pferd verschwinden?, wunderte sich Flora. So ein großes Tier war schließlich nicht zu übersehen. Außer es versteckte sich. Doch da schnappte sich Sarah die Schubkarre, die voll mit Unkraut war. »Ihr wart ja fleißig!«, lobte sie die Mädchen. »Jetzt sieht man endlich die hübschen Blumen wieder.«
Flora und Miri lächelten. Und morgen würden hier auf dem Vorplatz noch zwei richtig hübsche Pferde stehen. Miris Pony Dusty und Sarahs Stute Donata. Sie würden sie bürsten, bis sie glänzten, und ihnen Zöpfe in die Mähne flechten. So wurden sie sicher noch nie vor einem Ausritt herausgeputzt und die Leute vom Fernsehen waren bestimmt begeistert. Der schwarzweiß gescheckte Dusty und die hellbraune Fuchsstute im Wald vor dem dunklen Grün der Tannen, während die Spätsommersonne flirrende Lichtstreifen durch die Zweige schickte. Das musste doch herrlich aussehen! Flora hätte am liebsten die Uhr vorgedreht, damit es endlich so weit war. Sie konnte es kaum mehr erwarten!