Читать книгу Ein liebenswerter Kern - Ina Pulsatilla - Страница 8
ОглавлениеAbnehmen macht glücklich
Als Adam diese Welt betrat, machte er sich begeistert, beschwingt und voller Tatendrang auf seinen Weg.
Auf seinem Rücken trug er einen Beutel, ohne es zu bemerken.
Unterwegs begegneten ihm viele schöne Dinge, und er machte viele reiche Erfahrungen. Er nahm alles in seinen Beutel auf, ohne es zu bemerken.
Je weiter er ging, desto mehr ließen die angenehmen Ereignisse nach.
Es wurden ihm Steine in den Weg gelegt.
Steine des Misstrauens,
Steine des inneren Kritikers,
Steine der Schuld und der Scham,
Steine der Abhängigkeit.
Alle Steine lud er in seinen Beutel, ohne es zu bemerken.
Eines Tages begegnete er einer Frau, von der die Leute sagten, dass sie weise sei. Er fragte sie, ob er auf dem richtigen Weg sei.
Sie antwortete ihm: „Ja, das bist du. Aber du hast zuviel Gewicht!“
Ab diesem Zeitpunkt begann Adam krampfhaft, abzunehmen.
Er probierte es mit allem, was ihm die Leute so rieten: Diät und Bewegung.
Tatsächlich nahm er einige Kilos ab.
Freudestrahlend ging er wieder zu dem Ort zurück, an dem er die kluge Frau das letzte Mal getroffen hatte.
Sie sagte zu ihm: „Jetzt hast du noch mehr Gewicht!“
Enttäuscht wurde ihm nun klar, dass sie nicht sein Körpergewicht meinte und fragte:
„Was kann ich tun?“
Die weise Frau erwiderte: „Befreie dich von deiner Last!“
Traurig marschierte er weiter und überlegte, was seine Last sein könnte.
Er setzte sich in eine farbenprächtige Blumenwiese und ein bunter Schmetterling umtanzte ihn. Die Leichtigkeit seines Flügelschlags versetzte ihn ins Staunen.
Er nahm etwas von dem Gefühl der Leichtigkeit auf und legte es in seinen Beutel, ohne es zu bemerken.
Die Leichtigkeit zersetzte den Stein des inneren Kritikers.
Sein Weg führte ihn an eine Lichtung. Dort traf er unerwartet wieder auf die weise Frau. Sie reichte ihm die Hand und sagte:
„Glückwunsch. Du hast an Gewicht verloren.“
Adam freute sich. Alles, was ihm fortan begegnete, erschien ihm heller und freundlicher. Glücklich tanzte er umher und lachte, bis ihm die Tränen kamen. Er nahm etwas von der Freude mit und legte sie in seinen Beutel, ohne es zu bemerken.
Die Freude zersetzte den Stein des Misstrauens.
Nachdem er sich im Wald ausgetobt hatte, kam er wieder zu der Lichtung, an der er der Frau begegnet war. Sie stand noch immer dort.
Sie sagte zu ihm: „Glückspilz. Du hast verstanden, worum es geht.“
Er erwiderte: „Ich habe Fehler gemacht, aber ich akzeptiere sie jetzt, und ich habe aus ihnen gelernt.“
Mit dieser Erkenntnis schritt er voran und nahm sie in seinen Beutel auf, ohne es zu bemerken.
Die Erkenntnis zersetzte die Steine der Schuld und der Scham.
Frohen Mutes machte er sich auf die Suche nach der weisen Frau. Er wollte wissen, was sie jetzt über ihn dachte, ob er jetzt auf dem richtigen Weg sei.
Doch er begegnete ihr nicht mehr. Er ging an alle Orte zurück, an dem er sie getroffen hatte.
Er fragte alle Leute auf seinem Weg nach ihr. Niemand hatte sie gesehen.
Nach langer erfolgloser Suche gab er auf, nahm Platz auf einen großen Stein und hielt inne. Da spürte er, dass er sich zu sehr abhängig gemacht hatte von der Meinung der weisen Frau. Er schloss die Augen, ließ die Sonne auf sich scheinen und sich von einer sanften Brise den Nacken kitzeln.
Als er wieder aufblickte, stand die weise Frau vor ihm. Sie sagte zu ihm:
„Nun hast du dich von deiner Last befreit! Wie hast du das geschafft?“
Adam lächelte: „Ich habe einfach losgelassen.“
Sie fragte: „Wie fühlt sich das an?“
Er antwortete: „Gut.“
Und er zog weiter mit dem leichten Beutel voll Glück.
Und er bemerkte es.