Читать книгу Ein liebenswerter Kern - Ina Pulsatilla - Страница 9
ОглавлениеMeine Schokoladenseiten
Als mein inneres Kind noch in der Ecke saß und mich mit großen Augen anschaute wusste ich nicht wie ich mich annähern sollte.
Es war schon eine Überwindung überhaupt in seine Nähe zu kommen. Ich wollte es zuerst nicht anschauen, so traurig und zusammengekauert es da saß. Es ging eine Erwartungshaltung von ihm aus, es brauchte mich offensichtlich. Irgendwie war das auch schön gebraucht zu werden, denn ich wollte gebraucht werden und ich wollte dem Kind helfen, es aus der Ecke hervorlocken, ihm wieder ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Und mir war klar, dafür brauchte es keine großen Gesten.
Was macht man nun, um ein Kind aus der Reserve zu locken?
Das nächste Mal, als ich es sah, brachte ich ihm Schokolade mit. Und siehe da: Das Gesicht hellte sich auf und dankbar nahm es die Schokolade entgegen. Es war für mich eine Freude zuzusehen wie genussvoll dieses Kind die Schokolade verspeiste. Dies war der Anfang einer wundervollen Beziehung. Von Tag zu Tag wuchs das Vertrauen des Kindes. Das Kind spürte mein wachsendes Interesse und blühte langsam auf..
„Können wir was spielen?“ fragte es mich eines Tages. Ich war überrascht, es war das erste Mal, dass das Kind mit mir redete.
Es war mir ein großes Anliegen, dem Wunsch des Kindes nachzukommen.
„Natürlich können wir was spielen! Nach was ist dir denn?“
„Ich möchte schaukeln“, antwortete das Kind mit leuchtenden Augen.
Ich machte mich auf den Weg zum Spielplatz. Ich war nicht alleine dort und sogleich drängte sich der Gedanke auf: Was werden wohl diese Leute von mir denken? Normalerweise würde ich jetzt umdrehen und wieder gehen. Aber das Kind in mir ist mir so wichtig geworden, dass ich es auf keinem Fall enttäuschen wollte. Trotz aller Bedenken und mit einem leicht mulmigen Gefühl setzte ich mich auf die Schaukel und fing an zu schaukeln. Ich schaukelte immer höher und die Freude und Begeisterung des Kindes übertrug sich auf mich. Bald war alles um mich rum in Vergessenheit geraten. Jetzt war nur dieser Moment wichtig und sonst nichts.
Alle Sorgen fielen herab und ich befreite mich von meiner großen Last und entwickelte mit der Zeit meine ganz eigenen Schokoladenseiten.
Ich bin neugierig und probiere viele neue Sachen aus. Dabei erlebe ich eine Freude wie ich sie nie vorher gespürt habe.
Ich interessiere mich für andere Menschen, frage sie aus und gebe ihnen Rückmeldung genau so wie ich es mit ihnen empfunden habe. Die Menschen freuen sich und ich freue ich mit ihnen.
Kontakte zu anderen Menschen sind ein fester Bestandteil in meinem Leben und ich schließe mich nicht mehr selbst aus. Es ist in Verbundenheit mit meinem Kind zu einer Zugehörigkeit in der Gesellschaft gekommen. Da ich jetzt verinnerlicht habe dass ich gut bin so wie ich bin brauche ich auch nicht mehr die Bestätigung von anderen wie eine Droge. Ich bin jetzt unabhängig von anderen. Ich habe mich selbst endlich angenommen. Mit dieser neuen Einstellung bin ich auch bereit, einen Menschen als Partner zu lieben, mich ihm zu öffnen und mich ganz auf ihn einzulassen. Ich kann jetzt Liebe geben und empfangen. Und das ist wunderschön!