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Kapitel 2 – Kuss und Schluss

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Sila seufzte leise, während sie Zayn musterte. Es war irgendwie witzig, dass solch ein großer, breitschultriger Kerl bei ihr in der Küche stand und einen Kuchen backte. Dabei stellte er sich äußerst geschickt an. Sila konnte kaum den Blick von ihm nehmen, und ihr gefiel es, wie sich sein Bizeps hin und wieder wölbte. Doch auch die Brustmuskeln, über die sich sein T-Shirt spannte, waren nicht zu verachten. Zayn war aber nicht so extrem muskulös wie viele andere Krieger, die sie kannte. Das fand sie sexy. Überhaupt strahlte der ganze Kerl eine besondere Aura aus, eine, die ihr unentwegt zurief: Berühre mich, küsse mich!

Sie widerstand der Versuchung, den Arm auszustrecken, um durch sein dunkelbraunes Haar zu fahren, das im kalten Deckenlicht rötlich schimmerte. Die weich fallenden Haare und der eher spärliche Bartwuchs bildeten einen interessanten Gegensatz zu Zayns markanten Wangen und dem kräftigen Unterkiefer, brachten eine gewisse Jungenhaftigkeit in sein sehr männliches Gesicht. Sila konnte nicht schätzen, wie alt Zayn war. Wenn er lachte, wirkte er beinahe wie ein Teenager. Außerdem entwickelte er manchmal eine fast kindlich wirkende Neugier bei eigentlich alltäglichen Situationen, ganz so, als hätte er sie noch nie zuvor erlebt. Das war ihr bei den gemeinsamen Ausflügen mit Taicoon und Tay aufgefallen. Dann wieder blitzte der knallharte Krieger durch, und in fachlichen Diskussionen konnte er sogar dem Computergenie Tay das Wasser reichen – hatte sie in der Kantine mehrfach mitbekommen.

Sila erinnerte sich noch gut an ihr erstes Zusammentreffen in der Kantine vor ein paar Wochen. Ben, der junge Kerl, der oft bei der Essensausgabe half, hatte frei gehabt, also musste sie diese Aufgabe übernehmen. Zayn war ihr sofort aufgefallen, denn nur selten sah sie ein neues und vor allem solch attraktives Gesicht auf der Insel. Anscheinend war er bereits mindestens ein Mal hier gewesen, vielleicht an ihrem freien Tag, denn er hatte zu ihr gesagt: »Für mich bitte noch einmal neunzig Gramm von der kakaohaltigen, krümeligen Süßspeise, die vierzig Prozent Butter und dreißig Prozent Zucker enthält.«

Sie hatte ihn einfach nur angegrinst, während Tay schnell hinzugesetzt hatte: »Das ist Zayn, unser Neuzugang in der Zentrale. Ich glaube, er hätte gerne ein Stück von deinem fantastischen Schokoladenkuchen.«

Zayn hatte ernst genickt, sie aber nicht mehr aus den Augen gelassen, während sie zur Vitrine gegangen war. Seine Blicke hatten sogar später noch auf ihr gebrannt, egal wohin sie sich in der Kantine bewegt hatte …

Er hat eine besondere Art von Humor, hatte sie damals gedacht. Oder vielleicht meinte er seine Aussage auch ernst. Konnte er die einzelnen Bestandteile wirklich so genau herausschmecken? Wundern würde sie das nicht. Es gab einige Krieger, die ganz spezielle Fähigkeiten besaßen. Die von Zayn schien auf jeden Fall nicht nur das Backen eines Kuchens zu sein.

Gerade machte er auf sie den Eindruck, als wäre er mit seinen Gedanken meilenweit weg. Manchmal schoben sich seine Brauen zusammen, hin und wieder runzelte er die Stirn oder er atmete tief durch. Woran er wohl gerade dachte?

Sila wusste immer noch so gut wie nichts über ihn, obwohl sie sich schon öfter gesehen hatten. Ab und zu war Zayn schließlich dabei, wenn sich Sila mit ihrer Freundin Taicoon und deren Mann Tay traf und sie alle mit Kind und Kegel einen kleinen Ausflug unternahmen. Sila vergötterte Taicoons Kinder und brachte ihnen natürlich so oft es ging selbstgebackene Kekse mit. Alessya war das süßeste und bravste Mädchen der Welt, doch ihr älterer Bruder Luan war ein richtiger Lausejunge, der definitiv nach seiner Mutter kam. Aber keiner konnte ihm wirklich böse sein.

Zayn saß dann meistens in der Nähe, sah ihnen zu oder unterhielt sich leise mit Tay. Selbst wenn er nicht im Dienst war, wirkte er ruhig, verschwiegen und nachdenklich. Doch sie hatte sehr wohl mitbekommen, dass er sie auch auf den Ausflügen ständig anblickte. Außerdem hatte zuvor sein süßes Grinsen Bände gesprochen.

Zayn sah mit den Grübchen in den Wangen total sexy aus, aber auch irgendwie viel jünger als jetzt, wenn er so ernst schaute. Dann wirkte er um Jahre gealtert.

War sie daran schuld? Sie hatte ihn mit ihrer Fingeraktion wohl ziemlich ins Straucheln gebracht. Dabei hatte sie bloß sein Schneckenhaus knacken wollen.

War er einfach nur schüchtern? Oder völlig unerfahren? Ein Warrior ließ doch sonst nichts anbrennen und packte jede Gelegenheit am Schopf. Hatte er ihren Wink nicht verstanden? Sie wollte ihn so gerne auf seine sexy Lippen küssen. Sie sahen aus wie richtige Kusslippen, voll und weich.

Normalerweise mochte Sila zurückhaltende Männer, die ihr nicht ständig auf die Brust oder den Hintern starrten. Zayn schaute ihr meistens ins Gesicht. Vielleicht musste sie ihn noch ein wenig auftauen, ihm weitere Signale geben, damit er sich traute, einen Schritt weiterzugehen …

»Wie alt bist du eigentlich?«, wollte sie von ihm wissen.

Er riss beinahe panisch seine faszinierenden grünen Augen auf, als würde ihn ihre Frage erschrecken. »Wie alt sehe ich denn für dich aus?«

»Das ist bei einem Warrior immer schwer zu sagen, denn die meisten wirken jünger, als sie sind.«

»Hm«, machte er nur, während er die Kuchenform in den heißen Ofen schob.

Als sie den Mund öffnete, weil sie noch einen Kommentar zu seinem Alter abgeben wollte, sagte er schnell: »Und wie alt bist du? Wenn ich raten müsste, auf jeden Fall unter dreißig.«

Sie lachte. »Danke für die Blumen. Ich bin schon über dreißig, genau wie du, schätze ich?«

Er nickte nur, woraufhin sie ihm, weil sie auf der Arbeitsplatte saß, ihren Fuß leicht in die Seite stieß. »Hey, kannst du mir auch mal konkrete Antworten geben? Sonst schlüsselst du auch immer alles in genaue Einheiten auf, Mister Hundertprozentig.«

Um seine Nase breitete sich eine sanfte Röte aus und er stammelte: »Tschuldigung, das Backen lenkt mich ab.«

Oh, dieser süße Schwindler. Sie nahm ihm seine Zurückhaltung jedoch nicht übel. Aber nie im Leben war er über dreißig!

Moment, verriet er ihr vielleicht deshalb nicht sein wahres Alter, weil er auch in einer Kühlkapsel eingefroren gewesen war? Sila hatte Geschichten über Koa und Cameron gehört, die genau wie Zayn aus der Unterwasserstadt Paradisia stammen sollten. Während es Cam nicht verbarg, dass er ein Cyborg war – eine auffällige Metallraute prangte auf seiner Brust –, zeigten sich bei Zayn keine äußeren Anzeichen für eine solche Modifikation. Er wirkte ziemlich normal, bloß manchmal gab er seltsame Sachen von sich und erschien Sila eher steif. Das war eigentlich ganz niedlich. Würde es sie stören, wenn er ein Cyborg wäre?

»Du kommst also aus Paradisia?«, fragte sie wie beiläufig und blieb auf der Arbeitsplatte sitzen, während er mit präzisen Bewegungen sauber machte und penibel darauf achtete, ja keinen Krümel zu übersehen. Verflixt, selbst das fand sie sexy!

Er gab nur ein zustimmendes Brummen von sich und tat so, als müsste er sich auf die Reinigung sowie die Temperaturanzeige des Backofens konzentrieren.

»Wie ist es da so? Ich meine … man lebt schließlich nicht jeden Tag in einer Unterwasserstadt.«

Zayn zuckte mit einer Schulter.

»Sehr gesprächig bist du ja nicht.«

Sofort blickte er sie zerknirscht an, doch in seinen Augen schimmerte auch ein bisschen Traurigkeit. »Tut mir leid, mir liegt nur dieses Thema nicht.«

Verdammt, da hatte sie wohl in einer Wunde gebohrt. Bestimmt hatte er etwas Schreckliches erlebt. Sprachen deshalb auch Koa und Cam nie über Paradisia?

Viele von ihnen waren durch ein Höllental geschritten, egal wo sie aufgewachsen waren oder gelebt hatten, selbst Sila. Deshalb sollte sie es besser wissen. Sie war nur so furchtbar neugierig auf diesen Mann!

»Welche Themen liegen dir denn?«, fragte sie sanft und lächelte ihn aufmunternd an. »Außer Backen.«

»Ich würde gerne mehr über dich erfahren.«

Sie warf einen Lappen nach ihm, den er reflexartig auffing. »Zayn! Das ist unfair! Du gibst ja auch nichts von dir preis.«

Er wusch den Lappen gründlich aus, hängte ihn ordentlich über den Wasserhahn und schlenderte zu ihr zurück. »Okay, machen wir einen Deal. Du erzählst mir, wie du hier in der Kantine gelandet bist, und ich erzähle dir etwas von mir.«

»Deal!« Endlich traten sie nicht länger auf der Stelle. Vor Aufregung lief ein leichtes Zittern durch ihren Körper und sie krallte die Finger in den Rand der Arbeitsplatte.

Zayn legte leicht den Kopf schief und blickte ihr tief in die Augen. »Du scheinst anders zu sein als die meisten Huntress. Die Frauen, die ich hier bisher kennengelernt habe, gehen gerne jagen oder kommen sogar zu Einsätzen mit.«

»Ich liebe die Jagd.« Sie musste wirklich mal wieder mit Taicoon durch die Wälder streunen. Früher hatten sie das öfter gemacht. Dabei töteten sie aber nicht wahllos, sondern nur das, was ihre Gemeinschaft brauchte, um zu überleben. »Doch ich habe schon immer gerne etwas erschaffen, was den Gaumen erfreut.«

»So wie dein Kava-Bier?«

Aha! Der Kerl hatte sich also über sie informiert! Ihr inneres Beben verwandelte sich in ein kitzelndes Magenflattern.

Zayn stützte sich dicht neben ihr mit einer Hand an der Arbeitsfläche ab und lehnte sich zu ihr vor. »Ich habe gehört, du hast hier irgendwo eine Plantage, auf der du die Pflanze selbst anbaust.«

»Ich zeige sie dir mal, wenn du willst. Ich benutze allerdings überwiegend die Wurzeln.«

Als er raunte: »Ich würde sie wirklich gerne einmal sehen«, und dabei auf ihre Lippen starrte, durchfuhr Sila ein wohliges Prickeln.

Mit leicht rauer Stimme sagte sie: »Das Backen erfüllt mich jedoch am meisten.« Und es lenkte sie von ihrer Vergangenheit ab.

Zayn kam noch ein Stück näher, sodass er mit seinem Oberschenkel ihr Knie berührte. »Was gefällt dir daran genau?«

Himmel, er roch so gut! Das war ihr zuvor kaum aufgefallen, weil die ganzen Aromen und Gewürze, die überall in der Küche lagerten, ständig ihre Nase kitzelten. Doch jetzt konnte sie seinen männlichen Duft herausfiltern. Er erinnerte Sila ein wenig an Zypressen. Oder an eine Mischung aus Gewürznelken und Zitrone. Sie mochte seinen Geruch.

Sila räusperte sich leise. »Ich liebe es einfach, etwas zu erschaffen, neue Speisen auszuprobieren, die im besten Fall schmecken.«

Zayn rückte kein bisschen von ihr ab. »Mir hat bis jetzt alles von dir geschmeckt.«

»Danke.« Sie genoss seine Nähe, und ihr Herz klopfte wild bei seinem Kompliment. Sila hatte sich jedoch genau gemerkt, wie viel er von jeder Zutat verwendet hatte – nur zur Sicherheit. »Ich mag es außerdem, wenn ich anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann, so wie dir.« Schnell strich sie über seinen Handrücken, berührte Zayn aber nicht weiter, aus Furcht, er würde sich wieder zurückziehen. Doch er blieb bei ihr stehen.

»Dich macht es also glücklich, wenn jemandem dein Essen schmeckt?«, fragte er, wobei sich eine seiner Brauen hob, was total witzig aussah, wie ein Hausdach. Erneut wirkte er viel jünger, kaum älter als zwanzig.

»Ja, das ist ein großartiges Gefühl, und ich bin dann auch ein wenig stolz«, gestand sie ihm. »Das Tolle am Backen ist, dass man sich zwar an Grundregeln halten muss, aber trotzdem kreativ sein und immer neue Geschmackserlebnisse zaubern kann. Besonders mag ich den Moment, wenn ich den Kuchen aus dem Ofen hole und er die perfekte Bräunung hat oder gleichmäßig hochgekommen ist. Außerdem kann ich beim Backen super abschalten, weil ich mich bloß auf die Zubereitung konzentrieren muss und der Kuchen auch nur dann gelingt, wenn ich ganz bei der Sache bin.« Wenn Zayn ihr zugesehen hätte, wäre sie bestimmt zu abgelenkt gewesen!

»Du arbeitest also hier, weil es dein Traumjob ist?«

Sie grinste. »Nicht ganz, aber etwas Besseres konnte mir nicht passieren. Nachdem hier alles umstrukturiert wurde, habe ich gehört, dass Personal für die Kantine gesucht wurde.« Sie mied seinen Blick, weil sie hoffte, er würde nicht nachfragen, warum sich auf dieser Insel damals alles verändert hatte. Bestimmt wusste er es ohnehin. Sila war heute noch unendlich dankbar, dass die Ankunft der Warrior sie von dem alten Regime befreit hatte. »Also habe ich mich einfach angeboten und bin dabei geblieben. Das Leuchten in den Augen meiner Kunden macht mich glücklich. In der Kantine wird es auch nie langweilig, es ist immer etwas los und man erfährt den neusten Klatsch.« Der Job hatte sie von ihrer Vergangenheit abgelenkt und war wie ein Neuanfang gewesen. Diese Aufgabe erfüllte sie gleich auf mehreren Ebenen. »Am coolsten ist jedoch der neue Ofen aus New World City. Meine Kuchen gelingen darin ratzfatz.« Sie rutschte von der Arbeitsplatte, um sich neben Zayn zu stellen. »Ich glaube, deine Kreation ist gleich fertig.«

Da er immer noch dicht bei ihr stand, versuchte sie, sich weiter an ihn heranzutasten, und fragte behutsam. »Wie bist du eigentlich hier gelandet?«

Er zögerte kurz und sagte dann, ohne sie anzusehen: »Nachdem Tay und die anderen Krieger Paradisia befreit hatten, haben sie mich mitgenommen.«

»Direkt hierher?«

Er schüttelte den Kopf und schaltete den Backofen aus. »Ich war vorher eine Weile in New World City.«

»Was hast du dort gemacht?«

»Dies und das«, murmelte er. »Hast du irgendwo einen Topflappen?«

Sila zog eine Schublade auf und reichte ihm einen lila Ofenhandschuh, den die Huntress Tammy ihr einmal zum Geburtstag geschenkt hatte. Zayn kam mit seiner großen Hand gerade noch hinein, tat jedoch ziemlich geschäftig, als würde ihn das Anziehen so sehr ablenken, dass er nicht mehr mit ihr reden konnte.

Sie seufzte innerlich und fand es schade, dass er so wenig von sich preisgab. Jedoch konnte sie ihn verstehen, schließlich rückte sie im Grunde auch nicht wirklich mit der Sprache heraus. Sie beide hatten ihr Päckchen zu tragen, so viel stand fest. Trotzdem wollte sie endlich mehr über diesen mysteriösen Krieger erfahren!

Natürlich hatte sie längst ihre Freundin Taicoon ausgefragt, doch die wusste auch nicht wirklich etwas. Tay unterlag der absoluten Schweigepflicht, was Taicoon respektierte. Sie hatte Sila nur sagen können, dass Tay ein paar Wochen lang sehr oft in New World City gewesen war, um »mit Zayn zu arbeiten«.

Woran hatten sie gearbeitet? Welche Geheimnisse verbargen sich hinter Zayns ausdrucksvollen Augen?

Auf jeden Fall war er kein gewöhnlicher Krieger. Sila kannte zumindest keinen, der je mit ihr einen Kuchen gebacken hatte. Wobei … sie sah ja nur zu. Zayn hatte bisher alles ganz allein gemacht, und jetzt war sie zu gespannt auf das Ergebnis. »Holen wir ihn raus?«, fragte sie.

»Laut meinen Berechnungen braucht er noch zehn Sekunden«, murmelte er.

Sie verkniff sich ein Grinsen, wartete brav und nahm einen tiefen Atemzug, als Zayn die Ofentür öffnete und ihr ein warmer, schokoladiger Duft in die Nase stieg. »Ohne Zweifel riecht er schon einmal hervorragend.«

Er schenkte ihr ein freches Lächeln, woraufhin ein kleines Männlein in ihrem Magen einen Purzelbaum schlug, und stellte die quadratische Form auf die Arbeitsplatte. Dann zog er den Handschuh aus und atmete selbst tief ein. »Ist perfekt geworden.«

Lachend boxte sie ihm gegen die Schulter. »Du Angeber! Noch habe ich ihn nicht probiert.«

Sila geduldete sich einen Moment, bis sie den Kuchen erst auf ein Blech und anschließend auf einen Servierteller stürzen konnte – sodass die richtige Seite wieder oben lag –, und holte ein langes Messer. Sie liebte diese quadratische Form, da sich der Kuchen sehr gut in gleichgroße Stücke einteilen ließ. »Wir müssen ihn kosten, solange er noch warm ist. Dann schmeckt er am besten.«

Behutsam schnitt sie zwei daumendicke Scheiben ab, zog eine heraus und brach ein Stück des luftigen, dampfenden Teiges ab. Danach pustete sie und steckte es sich in den Mund.

Sowohl genüsslich als auch nachdenklich kaute sie, zerdrückte den weichen Teig mit der Zunge, presste ihn gegen den Gaumen und schob ihn zwischen den Wangen hin und her, um so viel wie möglich zu schmecken. Sie kannte jede Nuance, denn sie hatte diesen Kuchen schon unendliche Male gebacken. Trotzdem war diesmal etwas anders. »Das habe ich nicht erwartet. Er schmeckt …«

Zayn hob beinahe arrogant eine Braue. »Ich höre?«

»Fluffiger, intensiver, schokoladiger … Er ist wirklich perfekt!«

Als er sie offen anlächelte, schmolz ihr Herz. Wie gerne hätte sie ihn jetzt geküsst!

Um nicht genau das zu tun, setzte sie sich lieber wieder auf die Arbeitsplatte und kostete noch ein Stück. Dabei beobachtete Zayn nur sie. »Du musst auch mal dein Meisterwerk probieren.«

»Ich weiß, dass er perfekt ist«, raunte er, wobei er nie den Blick von ihrem Gesicht nahm.

»Du bist genauso überheblich wie alle anderen Krieger.« Grinsend brach sie ein weiteres Stück ab, und als er den Mund öffnete, vielleicht um zu protestieren, drückte sie ihm den Kuchen einfach zwischen den geöffneten Lippen hinein.

»Und?«, fragte sie erwartungsvoll, bevor sie ihren Daumen ableckte.

Ihm schien der Kuchen egal zu sein, denn er kaute kaum und schluckte das Stück sofort, ohne sie aus den Augen zu lassen. Mit dunkler Stimme sagte er: »Perfekt«, wobei er sie fixierte wie ein Raubtier seine Beute.

Ihr Puls klopfte so hart, dass sie das Pochen bis zwischen ihre Schenkel spürte. Sie war heiß auf diesen Kerl, und er offenbar auch auf sie, denn sein Blick wanderte immer wieder tiefer: über ihr Bustier und ihren nackten Bauch bis zu ihren Beinen.

Krümel klebten an seinem Mundwinkel, und sie streckte die Hand aus, um mit dem Daumen darüber zu wischen. »Du hast da was …« Als sie über seine weichen Lippen strich, öffnete er sie leicht und ihm entfuhr ein Keuchen, woraufhin sie mutig den Finger ein Stück in seinen Mund schob. Sofort schloss Zayn ihn, um leicht an ihm zu saugen.

Gleichzeitig entglitt ihnen beiden ein Stöhnen.

»Das ist ein richtiger Gaumenorgasmus, oder?«, fragte sie krächzend, als er die Augen aufriss.

Was schockierte ihn?

Er trat näher, nickte, und sie öffnete ihre Schenkel, damit er sich zwischen sie stellen konnte.

Immer noch klebte ein Krümel an seiner Unterlippe. Behutsam krallte Sila die Finger in Zayns T-Shirt, zog ihn langsam zu sich heran, wobei sie seine Reaktionen genau studierte, und wisperte: »Du hast da immer noch was.« Zart strich sie mit der Zungenspitze die Konturen seiner Lippen nach.

Ihr Herz bebte vor Freude, als Zayn leise stöhnte und seinen Mund auf ihren drückte. Vorsichtig schnappte er mit den Lippen nach ihr, und als sie seine mit der Zungenspitze kitzelte, schmiegte er sich an sie und stöhnte lauter. Seine warmen Hände legten sich an ihre Taille, sein harter Körper presste sich an ihren. Sila schlang die Beine um ihn und verschränkte sie leicht an seinem knackigen Hintern. Danach genoss sie seine zurückhaltenden, fast schon unsicheren Küsse.

Mit beiden Händen strich sie an seinen Oberarmen auf und ab. Zayns Muskeln zuckten unter seiner weichen Haut, als würde er überlegen, forscher ranzugehen, sich aber doch nicht traute.

»Du musst mich nicht mit Samthandschuhen anfassen, Zayn«, erklärte sie ihm zwischen ihren Küssen. »Ich bin eine Huntress.«

»Ich weiß«, antwortete er mit kratzender, tiefer Stimme. Sein keuchender Atem traf auf ihre Lippen, seine Hände legten sich auf ihre Oberschenkel.

Hinter ihrem Brustbein zog es heftig vor Zuneigung, weil er sich offenbar langsam herantasten wollte. Zayn war einer von den Guten, bedrängte sie nicht.

»Du schmeckst unglaublich lecker«, raunte er. Dann griff er an ihre Pobacken und zog Sila daran so fest an seinen erhitzten Körper, dass sie seine Erregung an ihrem Schoß fühlen konnte.

Er wollte es – sie wollte es. Sila konnte es kaum erwarten, Zayn die Kleidung vom Leib zu reißen! Schon ewig hatte sie keinen Mann mehr in sich gespürt, und all ihre früheren Erfahrungen hatten entweder im Zuchtprogramm stattgefunden oder waren nur Spielereien gewesen. Mit Zayn wünschte sie sich etwas Ernstes, vielleicht sogar ihre erste echte Beziehung.

Als sie in sein Haar fahren wollte, wich er schlagartig zurück, fasste sich kurz an sein Stirntuch und starrte sie an, als hätte er gerade eine schreckliche Nachricht erhalten.

»Was ist los?«, fragte sie sofort alarmiert. Hatte er etwas gehört? Kam jemand in die Küche? Normalerweise war sie zu dieser Zeit immer allein. Und falls sie erwischt wurden – na und? Sie taten schließlich nichts Verbotenes.

Er straffte sich, fuhr sich hektisch über den Nacken und stammelte: »Hat großen Spaß gemacht, mit dir zu backen. Man sieht sich!« Anschließend wirbelte er auf dem Absatz herum und marschierte so schnell durch die Schwingtür, dass Sila vor Überraschung gar nicht reagieren konnte.

Sie rutschte vom Tisch und rief: »Zayn? Was …« Sie stieß einen tiefen Seufzer aus und ließ den Kopf sinken. Was war passiert? Hatte sie einen Fehler gemacht?

Ihr Herz verkrampfte sich hart. Sie hatte bestimmt nichts falsch gemacht. Anscheinend war sie selbst das Problem.

Verdammt! Wie gelähmt starrte sie auf den Kuchen und versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten. Sie hätte in den letzten Jahren nicht jeden Verehrer abweisen sollen. Zumindest Angebote für lockere Affairen hätte sie genug gehabt! Doch bisher war sie noch nicht bereit gewesen, sich auf eine Beziehung einzulassen. Nun war so gut wie kein Mann mehr für sie übrig – zumindest keiner, der sie anzog oder Interesse an ihr zeigte. Zayn war der Erste, der ihre Neugier geweckt und von dem sie geglaubt hatte, dass sie ihm zu gefallen schien. Aber offenbar hatte sie eine Art an sich, die alle Kerle davon abhielt, sich ernsthaft auf sie einzulassen.

Zayn & Sila

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