Читать книгу Claddagh - Promises - Iris H. Green - Страница 6
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Eroberung
Sean McLeary hatte schon sehr früh festgestellt, dass seine Wirkung auf Frauen jeden Alters der einer offenen Flamme auf Motten entsprach. Es war nicht seine Schuld, wenn sie sich die Flügel versengten, während er nur kurz aufloderte und dann ruhig und stetig weiterbrannte. Bis sein Docht neue Nahrung brauchte. Er musste nie lange suchen. Nachdem er seine Kenntnisse in der Verführung von Frauen perfektioniert hatte, konnte er es sich leisten, wählerisch zu sein.
Manche hieß er nur ein einziges Mal in seinem Bett willkommen, andere fand er einer Wiederholung wert. Mit einigen verband ihn über längere Zeit sogar eine Art Freundschaft, auf die er bei Bedarf zurückgriff. Es mochte durchaus an seinen Qualitäten als Liebhaber liegen, dass kaum eine dieser Freundinnen ihn jemals abwies, wenn er nach längerer Zeit anrief. Dann lud er sie zu einem Pubbesuch ein, der meistens in dem Hotel endete, in dem er sich gerade aufhielt, oder im Bett seiner Gespielin.
Sean besaß gar kein eigenes Bett, abgesehen von dem im Haus seiner Schwester, in dem er aber nur selten und höchstens für zwei oder drei Tage schlief. Dorthin nahm er nie eine Frau mit. Zwar hatte Ciara es nie verboten, aber ihm war die unmittelbare Nachbarschaft seines Zimmers zu dem seiner Nichte und seines Neffen allzu bewusst.
Zusammen mit seinem Schwager Elmer Doyle hatte er vor drei Jahren den Familienbetrieb ›Doyle & McLeary Bustours‹ gegründet. Und so war er die meiste Zeit mit einem Reisebus unterwegs, zeigte Touristen seine Heimat, erklärte ihnen antike Monumente und erzählte Anekdoten aus der Geschichte Irlands. Mit dem ihm eigenen Ehrgeiz wurde er rasch zu einem ebenso versierten Reiseleiter wie er sich seinen Ruf als Frauenschwarm erworben hatte. Allerdings waren seine weiblichen Gäste absolut tabu, obwohl es ihm nicht an eindeutigen Angeboten mangelte, sogar von Frauen, die in Begleitung ihres Freundes oder Ehemannes reisten.
Vor einem Jahr war Maren im Büro von Doyle & McLeary aufgetaucht und hatte den Betrieb mit deutscher Gründlichkeit aufgemischt. Nicht nur das Programm ihres kleinen Unternehmens, auch sein Gefühlsleben hatte Maureen, wie Sean sie nannte, gehörig durcheinandergewirbelt.
Nach ihrer gemeinsamen Nordirland-Tour war sie mit ihrem deutschen Freund nach Dublin gefahren und er war zum ersten Mal unkonzentriert gewesen, was den Amerikanern, die er zwei Tage später dort in Empfang genommen hatte, allerdings nicht aufgefallen war. In der St. Patricks Cathedral, der Guinness-Brauerei, im Trinity College oder dem Writers Museum hatte er ständig damit gerechnet, Maureen und L. B. zu begegnen, sogar daran gedacht, dem Typen, dem sie den Vorzug vor ihm gab, gehörig die Meinung zu geigen.
Schließlich hatte er mit Elmer telefoniert und ihn gebeten, die nächste Tour mit ihm zu tauschen. Wexford gegen Connemara, was ihm ermöglichen würde, zwei Tage mit Maureen zu verbringen – falls sie ihn nicht sofort rauswarf.
Natürlich ignorierte Sean ihre halbherzige Aufforderung, er könne jetzt gehen, sagten ihre Augen doch das Gegenteil. Er war darauf vorbereitet, alle Register zu ziehen, doch statt sich zur Wehr zu setzen, lehnte Maureen sich an die Tischkante und erwiderte seinen Kuss in einer Weise, die ihn schwindelig werden ließ. Als sie kurz darauf in seiner Hand kam, ohne dass er viel dazu beigetragen hatte, fragte er, »Hast du mit L. B. geschlafen?« Er musste es einfach wissen. Nicht, dass es etwas geändert hätte.
»Ich wünschte, ich hätte es nicht getan.« Atemlos drängte sie sich an ihn.
Er zog Luft durch seine Zähne und entzog sich hastig ihrer Reichweite. »Nicht hier.«
Wortlos deutete sie auf die linke Tür in der gegenüberliegenden Wand.
Er schob seine Hände unter ihren Po und sie klammerte sich mit Armen und Beinen an ihm fest. So trug er sie ins Schlafzimmer und legte sie auf das breite Bett.
»Ich werde dich jeden Mann vergessen lassen, den du je gehabt hast«, versprach er, während er sein Hemd aufknöpfte, und konnte sie gerade noch davon abhalten, seinen Gürtel zu öffnen. »Lass das, Maureen.«
Er umfasste ihre Handgelenke, streckte ihre Arme oberhalb ihres Kopfes aus und bat sie, genau so liegen zu bleiben. Rasch zog er sich aus, registrierte, dass sie ihm dabei zusah. War da so etwas wie Erleichterung in ihrem Blick? Er kniete sich neben sie auf das Bett und rollte den Saum ihres T-Shirts langsam nach oben, folgte jedem freigelegten Zentimeter mit Lippen und Zunge. Hm, kein BH. Trotz seiner fast schmerzhaft pochenden Lenden ließ er sich Zeit, verweilte bei ihren Brüsten und saugte erst an der einen, dann an der anderen.
Sie wand sich und keuchte: »Willst du mich umbringen?«
»Im Gegenteil«, versicherte er und nahm ihren Mund in Besitz, demonstrierte ihr mit seiner Zunge, was bald an anderer Stelle folgen sollte.
»Willst du wohl still liegen bleiben«, befahl er ihr, als sie ihre Fersen in die Matratze bohrte und sich aufbäumte.
»Nein, will ich nicht«, sagte sie atemlos. »Ich will dich, verdammt. Jetzt sofort.«
»Noch nicht, meine ungeduldige Schattenelfe.«
Er liebkoste sie, von ihrem Mund abwärts bis zur Taille, zog dann an ihrem Hosenbund und folgte auch diesem mit Lippen, Zunge und Händen ihre Beine hinab bis zu den Knöcheln. Küsste jede einzelne ihrer Zehen und wanderte wieder ihre Beine hinauf, die er dabei sanft spreizte, begleitet von ihren heftiger werdenden Atemzügen. Das Blut rauschte in seinen Ohren und anderswo, als er seinen Mund auf ihre feuchte Mitte presste und sich an ihrem Geschmack labte.
Sie stöhnte laut und keuchte: »Du bist ein Teufel. Ein himmlischer Teufel. Lass mich nicht noch länger warten. Bitte. Sean! Ich brauche dich. Ja – oh ja!«
Unvermittelt kam sie an seinem Mund, was ihm fast die Beherrschung raubte, da er gleichzeitig mit geübten Fingern ein Kondom überstreifte. Noch während ihrer Kontraktionen drang er geschmeidig in sie ein und verharrte reglos tief in ihr. Das war sein schönster erster Moment: Dem Pulsieren nachzuspüren, das er verursacht hatte.
»Jetzt darfst du mich anfassen, mein Engel«, erlaubte er ihr und fast sofort lagen ihre Hände auf seinem Rücken, ihre Schenkel an seiner Taille. Er bremste ihre gierigen Bewegungen, zwang ihr einen langsamen, stetigen Takt auf.
»Du raubst mir den letzten Rest Verstand«, presste sie zwischen heftigen Seufzern hervor und bohrte ihre Nägel in seinen Rücken.
»Den brauchst du jetzt nicht. Du musst nur fühlen und genießen. Das tust du doch, nicht wahr?«
»Wonach hört es sich an? Und du? Genießt du auch, was du tust?«
»Wonach fühlt es sich an?« Er richtete sich ein wenig auf, seine Hände in ihren Kniekehlen. »Wie ist das?«, fragte er und erhöhte das Tempo ein wenig.
»Ja, weiter, genau so, Himmel! Ich komme – schon wieder – Sean!«
Jetzt war es auch um ihn geschehen, konnte er sich nicht mehr länger zurückhalten. Ermattet sank er auf sie, versuchte, wieder zu Atem zu kommen, seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. Noch einmal nahm er leidenschaftlich ihren Mund in Besitz, drehte sich dann zur Seite und zog sie mit sich.
»Vorsicht, Maureen«, sagte er kurz darauf, als er merkte, dass er aus ihr herausglitt. »Wir wollen doch nicht, dass ich am Ende noch das Hütchen verliere.«
»Ich habe gar nicht mitbekommen, dass du eins übergestreift hast. Hast du es etwa schon getragen, als du hereingekommen bist?«
»Was für eine alberne Vorstellung. Du hast mich doch beim Ausziehen beobachtet. Und was du gesehen hast, scheint dir gefallen zu haben.« Er grinste. »Ich muss gut gewesen sein, wenn du nicht bemerkt hast, was ich nebenbei getan habe.«
»Du warst mehr als nur gut, Boss. Als ob du das nicht wüsstest.«
Er lachte leise. »Ertappt. Jahrelange Übung zahlt sich eben aus.« Er merkte, wie sie sich innerlich zurückzog.
»Die wievielte Kerbe … oder zählst du schon gar nicht mehr mit?«
Sean stützte sich auf einen Ellbogen, strich ihr die verschwitzten Locken aus der Stirn, tupfte ihr kleine Küsschen auf die Wangen, die Mundwinkel, knabberte dann lange und zärtlich an ihren Lippen. Sie ließ es geschehen, blieb passiv.
»Maureen«, sagte er eindringlich, »denk nicht daran, was früher war. Es spielt keine Rolle. Keine der Frauen, mit denen ich Sex hatte, hat jemals einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Du dagegen hast mich dazu gebracht, von dir zu träumen, bevor ich auch nur deine Hände berührt hatte. Was ist mit dir? Konnte ich mein Versprechen halten?«
»Welches Versprechen? Ich kann mich kaum erinnern, was du gesagt hast. Mein Verstand muss hier irgendwo sein, vielleicht macht er auch einen Ausflug auf dem See.«
»Dich jeden Mann vergessen zu lassen, den du vor mir in deinem Bett willkommen geheißen hast«, erinnerte er sie.
»Oh, das. Erwarte nicht, dass ich Victor vergesse, meinen ersten Mann, in jeder Beziehung. Auf die zweite Erfahrung hätte ich, wie gesagt, besser verzichten sollen.«
»Süßer Jesus!«, rief er aus und bekreuzigte sich. »Du hast mir einen Engel beschert. Ich werde wohl doch wieder einmal eine Messe besuchen müssen.«
Seine respektlose Aussage löste zumindest ihre Verstimmung, für die er mit seiner vorherigen flapsigen Bemerkung ebenfalls verantwortlich war.
Sie grinste und stupste mit einem Finger in seine Schulter. »Häng jetzt nicht den Katholiken raus. Bei deinem unmoralischen Lebenswandel müsstest du längst exkommuniziert sein.«
»Das bin ich vielleicht, habe es nur nicht mitbekommen. Wie wäre es trotzdem mit einem Abendmahl? Ich bin ein klein wenig hungrig geworden bei all dem hier.«
»Ich kann mich dunkel erinnern, dass ich in der Küche war, als du aufgetaucht bist. Kann sein, dass ich dort gerade etwas vorbereitet habe. Lass uns nachschauen. Und zum Dessert …« Sie warf einen begehrlichen Blick auf sein bestes Stück.
»Vorsorglich habe ich einen kleinen Vorrat an Hütchen dabei. Man sagt mir sowohl ein gewisses Maß an Ausdauer als auch an wiederholbarer Einsatzfähigkeit nach.«
Wovon er sie in der Folge leider allzu selten überzeugen durfte, obwohl er zwischen seinen Touren mehr Zeit in Connemara verbrachte als jemals zuvor. Manchmal kam er erst mitten in der Nacht und fuhr schon am nächsten Abend wieder los. Zweimal fuhr Maureen nach Mullingar und einmal überraschte sie ihn sogar in Kilkenny.
Jetzt, ein halbes Jahr später, würde sie ihn endlich wieder als Dolmetscherin begleiten. Auf der Cork-Tour, die Elmer ihm bereitwillig überlassen hatte. Normalerweise erwarteten Ciara und die Kinder Elmer bereits in Clonakilty, um die erste Woche der Winterpause bei den McLearys zu verbringen. Worauf außer Polly und Finn niemand so richtig scharf war, und die beiden eher wegen der Zugfahrt nach Cork und dem ›Model Railway Village‹, als wegen Oma und Opa.
Sean hatte seine Eltern seit zehn Jahren nicht gesehen, seit er, statt sein Erbe anzutreten, nach Australien geflüchtet war, um dort nach Opalen zu schürfen. Eine Woche vor Finns Geburt war er zurückgekommen und hatte keine Sekunde gezögert, als Ciara ihn fragte, ob er Patenonkel werden wolle. Daraufhin hatten Patricia und George McLeary es abgelehnt, zur Taufe ihres Enkels nach Spiddal zu kommen.
Es war lediglich eine Option. Noch hatte er sich nicht endgültig entschieden. Vielleicht würde er Maureen sein Elternhaus nur von außen zeigen.
Das Letzte, was Maren von Leander Berger gehört, beziehungsweise gelesen hatte, war, dass er sich im Sommer ins Innenministerium hatte versetzen lassen, wo er im Bereich Sport tätig war. Das war, wie er Maren in Adare erzählt hatte, schon immer sein Ziel gewesen. Seine bisherigen Aufgaben im hessischen Ministerium für Soziales und Integration hatte seine Kollegin Christa Sauer, für die er in Limerick eingesprungen war, übernommen. Eine kurze E-Mail an ihren Büro-Account, in der er sich förmlich für die Zusammenarbeit bedankte, mit Kopie an Christa Sauer. Kein privates Wort.
»Eine elegante Lösung deines Problems«, sagte Ciara, als sie Tee und Scones ins Büro brachte, um einen kleinen Plausch mit Maren zu halten.
»Ich wusste gar nicht, dass ich eins hatte«, erwiderte Maren und fragte sich insgeheim, ob sie vielleicht nur etwas mit Leander angefangen hatte, um sich zu beweisen, dass sie nicht mit dem Sean-McLeary-Virus infiziert war. Doch damit hatte sie sich selbst belogen, denn es war längst zu spät gewesen. Außerdem hatte sie Leander wirklich gemocht, bis zu jenem ernüchternden Moment in Bushmills. Erst recht nach dem Fehler, zu dem sie sich in Dublin hatte hinreißen lassen.
»Ich habe lediglich eine Entscheidung korrigiert, sobald sie sich als falsch erwiesen hat. Das bringen sie uns auf der Bänkerschule bei, wie du die Goethe-Universität in Frankfurt immer nennst.«
»Warst du nicht auch in Oxford?«
Maren nickte. »Ein Dreivierteljahr. Hab dort meinen Master in Financial Economics gemacht.«
»Ich sag’s ja, du bist völlig überqualifiziert für den mickrigen Job bei uns.«
»Vergiss nicht den Spaßfaktor. Und den Familienanschluss. Ist beides nicht mit Geld zu bezahlen. Außerdem liebe ich deine Scones.« Sie biss genüsslich in das süße Gebäck, das sie mit Butter und Marmelade bestrichen hatte.
»Liebst du auch meinen kleinen Bruder? Also nicht nur seine landesweit gepriesenen Qualitäten im Bett.«
»Das ist eine knifflige Frage, Ciara«, gab Maren mit dem verträumten Blick zu, den sie in den letzten Monaten immer bekam, wenn sie an Sean dachte. »Die wenige Zeit, die wir miteinander verbringen, findet größtenteils in der Horizontalen statt.«
Und in einigen anderen Stellungen, die sie nie für möglich gehalten hätte. Schon beim Gedanken daran zog sich ihr Unterleib lustvoll zusammen. Aber war das Liebe? Sie hatten gegenseitig jeden Zentimeter ihrer Körper erkundet und doch wussten sie kaum etwas voneinander. Beide vermieden es, über ihre Vergangenheit und erst recht über eine mögliche gemeinsame Zukunft zu sprechen. Vielleicht änderte sich das nach dem Ende der Saison.
Maren dachte daran, wie es gewesen war, als sie Victor kennengelernt hatte. Sie hatten sich stundenlang Anekdoten aus ihrem Leben erzählt, angefangen von Kindheitserinnerungen über erste Schwärmereien und darauffolgende Enttäuschungen, hatten von ihren Träumen und Hoffnungen gesprochen. Hatten sich während der ersten sechs Monate zwar intensiv geküsst, aber nur sehr zurückhaltend gestreichelt. Erst zwei Wochen vor ihrer Hochzeit hatten sie zum ersten Mal miteinander geschlafen. Sie sei schon nervös genug, hatte sie gesagt, und wollte nicht auch noch ständig an die Hochzeitsnacht denken müssen. Sie war dreiundzwanzig gewesen und noch Jungfrau. Victor wusste zumindest, was zu tun war und er war sehr einfühlsam gewesen.
Das war Sean auch, noch dazu äußerst versiert. Nie stellte er seine eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund. Einmal hatte er gesagt, es bereite ihm mehr Vergnügen, ihre Lust zu befriedigen als seine eigene. Wenn er das wollte, bräuchte er nur selbst Hand an sich zu legen. Von Liebe war zwischen ihnen bisher nie die Rede gewesen.
Ciara räusperte sich und riss Maren damit aus ihren Gedanken.
»Öhm, es gibt Dinge, die gehen eine Schwester eigentlich nichts an, aber sag mir nur eins: Ist er wirklich so gut?«
»Sean ist ein Teufel, der dich direkt in den Himmel katapultiert. Mehrfach.«
»Äh, danke, keine weiteren Einzelheiten, bitte.« Ciara schlug verlegen die Augen nieder. Dann sah sie Maren ernst an. »Denk bitte daran, dass du ihm das Herz brichst, wenn du auch diese Entscheidung korrigierst. Schau mich nicht so skeptisch an. Ihr traut euch beide nicht, es zuzugeben.«
»Dann weißt du mehr als ich. Ganz ehrlich: Ich bin verrückt nach Sean, aber ich weiß nicht, ob ich in ihn verliebt bin. Sagt er etwas anderes?«
Ciara stieß die Luft durch ihre Zähne und schüttelte den Kopf. »Glaubst du, er wollte die Touren tauschen, weil Cork zwei Tage vor Wexford endet? Elmer hatte sich auf die Zusammenarbeit mit dir gefreut.«
»Ich mich auch, aber so haben Sean und ich etwas mehr Zeit miteinander.«
»Papperlapapp. Danach ist Winterpause, da kommt es auf die acht Tage nun wirklich nicht an. Würde mich nicht wundern, wenn Sean etwas ganz anderes im Schilde führt. Sei also bitte überrascht, wenn er mit dir nach Clonakilty fährt.« Als Maren sie überrascht anschaute, wedelte sie abwehrend mit den Händen. »Er hat nichts in der Richtung gesagt, Elmer und ich haben uns das nur zusammengereimt. Aber stell dich darauf ein, dass ihr, wenn alles gut läuft, getrennte Zimmer haben werdet. Unsere Eltern sind sehr katholisch.«
»Wie kommst du darauf, dass er mich euren Eltern vorstellen will? Er meidet sie seit Jahren wie die Pest, was ich nicht begreife.«
»Netter Versuch. Von mir erfährst du nichts, das soll er dir selbst erzählen.«
»Ich will nicht indiskret sein, aber es kommt mir manchmal so vor, als ob du dich auch nicht sonderlich auf die Besuche in Clonakilty freust, sondern sie eher als Pflicht siehst. Täusche ich mich?«
»Nun ja, die meiste Zeit verbringe ich mit meinen Schulfreundinnen. Die paar, die noch dort wohnen. Mehr sage ich nicht, ich will dich nicht beeinflussen. Mach dir selbst ein Bild, falls du unsere Eltern wirklich treffen solltest.«
Ciara schwieg und Maren hatte etwas zum Nachdenken. Dabei wollte sie sich eigentlich auf die Terminplanung für die nächste Saison konzentrieren. Es gab ein Gesetz, das vorschrieb, dass Busfahrer nach spätestens zehn Tagen mindestens einen Tag pausieren mussten. Daher dauerten die Rundreisen von ›Doyle & McLeary Bustours‹ nie länger als acht oder neun Tage. Elmer hatte normalerweise nach den Cork- oder Ostküstentouren mindestens zwei, manchmal drei Tage frei, die er mit seiner Familie verbrachte. Fuhr er zwei Connemara-Touren hintereinander, genügte auch ein Tag.
Also tüftelte sie an einem Plan, der es ihr ermöglichen sollte, wenigstens zwei Mal im Monat länger als nur ein paar Stunden mit Sean zusammensein zu können.