Читать книгу Hilfe für Oliver - Isabel Dijkgraaf - Страница 6

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1. Aller Anfang ist schwer

Es war einmal ein kleiner, siebenjähriger Junge namens Oliver, der die erste Klasse einer Grundschule besuchte. Die Mitschüler sowie die Lehrerin und die Eltern bemerkten, dass der Junge in vielen Situationen gewisse Verhaltensstörungen hatte.

Eines Morgens klingelte der Wecker im Kinderzimmer. Oliver schlug einige Male mit der Faust auf die Uhr, sodass das Klingeln aufhörte und der Junge legte sich wieder ins Bett. Ingrid, Olivers Mutter, die im Bad war, dachte, dass ihr Sohn schon längst aufgestanden sei. Fehlanzeige! Oliver lag immer noch im Bett. Ingrid öffnete die Zimmertür und sah ihren Sohn in seinem Bett liegen. „Oliver!“, rief sie. „Der Wecker hat schon ein paarmal geklingelt! Du stehst jetzt endlich auf! Du musst in die Schule gehen!“ Von Oliver kam keine Reaktion. Verärgert lief Ingrid zu Olivers Bett und zog ihm die Decke weg, sodass dem Jungen kalt wurde. „Los! Aufstehen!“, rief Ingrid mit strengem Ton. Oliver rieb sich die Augen und sah seine Mutter mit ernstem Gesicht vor dem Bett stehen. In Zeitlupentempo stand Oliver auf und lief ins Bad, um sich zu waschen. „Ich bereite schon das Frühstück vor!“, rief seine Mutter und lief nach unten in die Küche. Während Oliver sich im Bad gewaschen hatte, kam sein Vater Thomas ins Bad. „Guten Morgen, mein Sohn.“, rief er. „Guten Morgen.“, kam es von Oliver gelangweilt zurück. „Was ist los?“, fragte Thomas seinen Sohn.

„Nichts!“, antwortete Oliver mürrisch und verließ das Bad. Thomas dachte angestrengt über das Verhalten seines Sohnes nach. „Was ist nur mit Oliver los?“, überlegte er. Nachdem Thomas sich angezogen hatte, lief er ebenfalls runter in die Küche. „Schatz“, rief er seine Frau. „Weißt du, was mit Oliver los ist?“ Ingrid guckte mit entsetztem Gesicht ihren Mann an. „Nnnnnein.“, stotterte sie und fuhr fort: „Was soll mit ihm sein?“. Thomas antwortete: „Na ja, mir gegenüber war er eben nicht so freundlich. Ich hoffe, dass er keine Verhaltensstörungen hat.“ Ingrid starrte ihren Mann an und ihr Gesicht lief rot an. Sie bekam kein Ton mehr raus. Thomas fuhr fort: „So gern ich dich unterstützen möchte, aber ich muss leider für 4 Wochen auf eine Geschäftsreise fahren.“ „Oh nein! Das hat mir noch gefehlt!“, erwiderte Ingrid.

Inzwischen war Oliver nach unten gekommen. „Guten Morgen!“, rief er. „Guten Morgen Oliver!“, antwortete seine Mutter und sie fuhr fort: „Ich habe dir schon deine Schnitten für die Schule geschmiert. Packe sie dir in den Ranzen und dann gehst du bitte los!“ „Ja, das mache ich.“, maulte Oliver und packte seine Schnitten in seinen Ranzen und verließ die Küche. Die Eltern schauten sich gegenseitig an. Beide waren über das Verhalten ihres Sohnes sehr besorgt. Kaum hatte Oliver das Haus verlassen, wollte sich Thomas auf seine Geschäftsreise vorbereiten. Nachdem er sein Gepäck zusammengepackt hatte, nahm das Ehepaar sich in den Arm und küssten sich. „Passe bitte schön auf dich auf.“, sagte Ingrid zu ihrem Mann. Thomas erwiderte: „Selbstverständlich mache ich das. Passe bitte auch auf dich und Oliver auf.“ Ingrid nickte. Das Ehepaar nahm sich zum Abschied in den Arm und drückten sich. Thomas guckte besorgt seine Frau an, während er zur Haustür lief. Er winkte ihr zu. Ingrid erwiderte den Abschied. Sie fühlte sich jetzt schon allein gelassen. Thomas verließ das Haus und die Haustür fiel hinter ihm ins Schloss. Als Ingrid in die Küche zurückging, um den Tisch abzuräumen, klingelte plötzlich das Telefon. Sie nahm den Hörer ab und meldete sich mit ihren Namen. Am anderen Ende war Olivers Klassenlehrerin, die seiner Mutter mitteilte, dass er wieder einen großen Wutanfall bekam und außerdem wurde Ingrid von der Lehrerin gebeten, für ein Gespräch in die Schule zu kommen. Ingrid war mit ihren Nerven am Ende. Sie stieg in ihr Auto und fuhr zu Olivers Schule. Von unterwegs aus versuchte Ingrid, Thomas zu erreichen, doch er war telefonisch nicht erreichbar. An der Schule angekommen, lief die Mutter aufgeregt sofort zu der Klassenlehrerin ihres Sohnes, mit der Hoffnung, dass die Lehrerin für die Mutter Zeit hatte. Ingrid hatte Glück, denn die Klassenlehrerin hatte Zeit und schilderte der besorgten Mutter, weshalb Oliver wieder einen Wutanfall bekam. Ingrid war einerseits über das Verhalten ihres Sohnes sehr enttäuscht, aber andererseits sehr besorgt. „Ich empfehle Ihnen, dass Oliver eine Sonderschule für verhaltensauffällige Kinder besuchen soll, denn er muss lernen, dass im Leben auch schwierigere Situationen zu meistern sind beziehungsweise es Momente gibt, die nicht immer nach Plan laufen. Außerdem darf Oliver in diesen Situationen nicht mit solchen Wutanfällen reagieren.“, sagte die Lehrerin. Ingrid dachte über die Empfehlung angestrengt nach und erwiderte: „Das ist eine sehr gute Idee, denn ich komme mit dem Verhalten meines Sohnes wirklich nicht mehr zurecht. Mein Mann ist zur Zeit auf Geschäftsreise und ich bin mit Oliver allein in unserem Haus.“ Die Lehrerin schaute die Mutter sehr mitleidig an und fuhr fort: „Ich rate Ihnen an, dass Oliver zum Schuljahreswechsel auch die Schule wechselt. Es ist ja nicht mehr lange hin.“ Inzwischen wurde auch Oliver wegen seinem Wutanfall beruhigt. Ingrid atmete auf, sie verabschiedete sich von Olivers Lehrerin und fuhr wieder nach Hause.

Drei Stunden später, als Ingrid mit dem Hausputz fertig war und sie sich auf der Couch setzen und ausruhen wollte, klingelte erneut das Telefon. „Hoffentlich ist das nicht wieder Olivers Schule!“, schimpfte Ingrid. Nervös nahm sie den Hörer ab und meldete sich mit zittriger Stimme mit ihrem Namen. „Mit wem spreche ich?“, fragte Ingrid nervös. „Guten Tag, hier ist die Polizei.“, kam es aus dem Hörer. „Oh mein Gott!“, schrie Ingrid hysterisch ins Telefon und fuhr fort: „Hoffentlich hat mein Sohn nichts angestellt. Oder ist etwas mit meinem Mann passiert?“ Ingrid zitterte am ganzen Körper. „Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Mann bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist.“, erwiderte der Polizist am anderen Ende der Telefonleitung und fuhr fort: „Mein aufrichtiges Beileid.“ Ingrid bekam einen Nervenzusammenbruch, denn sie war über die schockierende Nachricht des Polizisten sehr traurig und schockiert zugleich. Ingrid wusste nicht mehr weiter. Sie verabschiedete sich höflich von dem Polizisten und rief danach ihre Mutter an, um ihr die traurige Nachricht über den plötzlichen Tod von Thomas mitzuteilen. Das Telefonat dauerte zirka zwei Stunden, denn Ingrid wollte sich auch von ihrer Mutter Tipps holen, wie sie mit dem Verhalten von Oliver alleine zurechtkommen würde oder ob sie einen neuen Mann kennen lernen sollte, der sie sowohl mental als auch als Vater für Oliver unterstützen würde. Nach dem Telefonat nahm Ingrid sich ein Glas Wasser und lief ins Wohnzimmer. Sie setzte sich auf die Couch und dachte sehr angestrengt über die Zukunft ihres Sohnes nach. Das laute Öffnen der Haustür riss die Mutter aus den Gedanken, denn Oliver kam von der Schule heim. „Oliver!“, rief Ingrid mit bestimmenden Ton. „Kommst du bitte mal ins Wohnzimmer? Ich muss mit dir reden!“ „Was gibt es, Mutter?“, fragte der Junge. Ingrid erwiderte: „Einerseits möchte ich mit dir über dein Verhalten in der Schule reden und andererseits ist Papa leider bei einem Verkehrsunfall gestorben. Dies teilte mir heute die Polizei am Telefon mit.“ Als Oliver die traurige Nachricht aus dem Mund seiner Mutter hörte, war er ebenfalls sehr traurig. Er fing sogar an zu weinen. Ingrid nahm ihren Sohn in den Arm und tröstete ihn. Während Oliver von seiner Mutter getröstet wurde, beichtete er ihr den Vorfall in der Schule. Was Oliver allerdings nicht wusste, war, dass seine Mutter ihren Sohn ab dem zweiten Schuljahr auf eine Sonderschule schicken und ihn zuvor medizinisch untersuchen lassen will. Dass Ingrid aber einen neuen Vater für Oliver suchen möchte, verriet sie ihm jedoch noch nicht.

Am nächsten Tag vereinbarte Ingrid einen Termin für ihren Sohn beim Kinderarzt, da herausgefunden werden soll, ob Olivers Verhaltensauffälligkeiten organische Ursachen oder ob diese rein psychologische Hintergründe haben.

Die Zeit verging wie im Flug und Oliver hatte den Termin beim Kinderarzt. Hierzu holte Ingrid ihren Sohn von der Schule ab, sodass beide anschließend zu dem Termin fahren konnten. „Warum holst du mich von der Schule ab?“, fragte Oliver seine Mutter. Ingrid erwiderte: „Wir müssen zum Kinderarzt! Steig bitte ins Auto!“ Nachdem Mutter und Sohn beim Kinderarzt ankamen, erfolgte zuerst die Anmeldung. Danach musste der Junge zirka zehn Minuten warten, bis er hereingebeten wurde. „Na, was hat denn unser kleiner Mann?“, fragte die Kinderärztin. Ingrid atmete erstmal tief durch, bevor sie zu sprechen anfing. „Also.“, fing sie an. „Ich merke, dass mein Sohn in bestimmten Situationen aggressive Wutanfälle bekommt, indem er herumschreit, Gegenstände durch die Gegend schmeißt und so weiter. Ich hatte diesbezüglich schon ein Gespräch mit der Klassenlehrerin, die mir empfohlen hatte, dass Oliver eventuell ab der zweiten Klasse auf eine Schule für verhaltensauffällige Kinder gehen soll. Zuerst möchte ich medizinisch abklären lassen, welche Ursache die Wutanfälle haben.“ „Da sind Sie bei mir erstmal richtig. Um psychologische Erkrankungen, wie zum Beispiel Jähzorn oder Ähnliches, auszuschließen, werde ich den Jungen genau untersuchen.“ „Was ist Jähzorn?“, unterbrach Ingrid die Kinderärztin. Dabei lief ihr Kopf rot an. Die Kinderärztin erwiderte: „Ich verstehe, dass Sie diese Nachricht erstmal schockiert, aber ich will Ihnen keine Angst machen. Jähzorn ist nichts Weiteres als ein Zorn, der aus einen kleinsten Anlass oder ein Zorn, der gegen Personen oder Gegenstände gerichtet ist.“ „Oh mein Gott!“, rief Ingrid hysterisch. „Ich kann Sie sehr gut verstehen.“, beruhigte die Kinderärztin die Mutter und fuhr fort: „Wir machen erstmal ein bildgebendes Verfahren, genau gesagt eine Magnetresonanztomografie, abgekürzt MRT, und dann sehen wir weiter.“ „Was ist eine Magnetresonanztomografie?“, fragte Ingrid. „Eine Magnetresonanztomografie ist ein bildgebendes Verfahren, das die Funktion sowie Struktur von Gewebe und Organen in Form von Schnittbildern darstellt. Hierzu werden auch krankhafte Veränderungen von den jeweiligen Organen dargestellt. Hier können wir schließlich prüfen, ob Olivers Wutanfälle eine krankhafte Ursache haben.“, sagte die Kinderärztin. Dabei merkte sie, dass Ingrid bereits sehr große Angst vor dem Untersuchungsergebnis hatte, aber die Mutter konnte von der Kinderärztin beruhigt werden. Nachdem Oliver untersucht wurde, mussten Mutter und Sohn auf den Befund warten.

Nach einer Viertelstunde, sobald die Bilder von der Ärztin für ein Befund ausgewertet worden sind, wurden Oliver sowie seine Mutter in das Sprechzimmer der Kinderärztin rein gebeten. „So. Nun habe ich die Bilder von der MRT-Untersuchung ausgewertet und Olivers Wutanfälle haben keine krankhaften Ursachen.“, sagte die Kinderärztin. „Oh, Gott sei Dank!“, sagte Ingrid und atmete dabei auf. „Aber“, fuhr die Kinderärztin fort. „Sie haben schon ein richtiges Bauchgefühl gehabt, dass Oliver verhaltensauffällig ist und somit haben Sie beziehungsweise seine Lehrerin entschieden, dass Oliver im neuen Schuljahr die Sonderschule besucht und wichtig ist auch dabei, dass Oliver eine Verhaltenstherapie macht.“ „Dies werden wir auf jeden Fall konsequent durchziehen.“, sagte Ingrid und verabschiedete sich höflich von der Kinderärztin.

Hilfe für Oliver

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