Читать книгу The sound of your soul - Isabella Kniest - Страница 7
ОглавлениеBeschienen vom kalten Licht des Neumondes und das der fahlen Sterne irrte eine Gestalt durch die finstre Nacht. Ihr knielanger Mantel flatterte im schneidenden Wind. Vereinzelte weit auseinanderliegende Häuser wiesen ihr den Weg.
Es ist kalt, ging es ihr durch den Sinn. So eisig kalt.
Von irgendwo her drang das aufgeregte Bellen eines Hundes, wodurch die Gestalt dazu veranlasst wurde, ihr Haupt Richtung Stadt zu drehen.
Hell erleuchtet war sie. Selbst von hier – einige Kilometer entfernt auf dieser für Häuselbauer unattraktiven Anhöhe – war es möglich, die fröhlich blinkenden Weihnachtsdekorationen zu erkennen.
Weihnachten mit meinen Großeltern.
Kopfschüttelnd versuchte die Person, den Gedanken loszuwerden.
Dies ist vergangen. Und über Vergangenes brauche ich nicht mehr nachzusinnen.
Das mit einer dicken Raureifschicht überzogene Gras raschelte unter ihren schwarzen Schuhen. Die Luft war getränkt vom Duft der schneebedeckten Berge.
Ein warmes Bett, schoss es ihr durch den Sinn.
Wie lange lag es nun zurück, seitdem sie ein warmes Bett gespürt hatte?
Ein warmes Bett – allerdings nicht im Sinne von einer temperierten Wohnung, sondern gewärmt von Liebe, Geborgenheit, Nähe und Vertrauen.
Liebe.
Wie gerne würde sie noch einmal Liebe spüren! Einmal noch. Und mit dieser einen geliebten Person bis zum Ende ihrer Tage verweilen. Lediglich eine letzte Beziehung. Die Richtige finden. Wenn es mit der eigenen Familie nicht funktionierte, dann zumindest mit der richtigen Frau.
Die Gestalt stemmte sich gegen den anwachsenden Wind, welcher ihren Augen mehr und mehr Tränen entlockte. Ein leises Schluchzen bewies ihr jedoch, dass nicht der Dezemberatem Schuld daran trug.
Die vertraute Silhouette des Heuschuppens gelang es, der zitternden Person für wenige Augenblicke diese ihr erbarmungslos in die Knochen vordringende Verzweiflung zu vertreiben.
Langsam öffnete sie die angelehnte Holztür, glitt lautlos hinein und drückte sie hinter sich zu. Gerüche von altem Holz und frischem Stroh und Heu stiegen ihr stechend-vertraut in die Nase. Bis auf ein paar durch Ritzen der Holzbalken fallende Lichtstrahlen der Stadt lag der Raum in erstickender Dunkelheit. Der Person reichte es aus, ihre Augen hatten sich an die Finsternis gewöhnt – schließlich lagen bereits einige Nächte hinter ihr, in welchen sie bei Wind und Kälte herumzuirren verdammt gewesen war und hier Unterschlupf gefunden hatte.
Sie trat zur geschätzt drei Meter langen, sich filigran anfühlenden Holzleiter und erklomm diese mit bebenden Armen und Beinen. Ein jeder Schritt entlockte den Sprossen angsteinflößende knarzende Geräusche. Das Ende erreicht, krabbelte die Person auf allen vieren Richtung Strohhaufen. Still, ja beinahe würdevoll, türmte sich dieser vor ihr auf.
Sie kuschelte sich in das getrocknete kratzende Getreide. Zitternd wischte sie sich kalte Tränen aus dem Gesicht. Dabei ertappte sie sich, wie sie daran dachte, den Mantel auszuziehen, sich in die Wiese zu legen, einzuschlafen und niemals mehr zu erwachen.
Nein! Meine Situation wird sich bessern. Bald habe ich sämtliche Schulden beglichen, dann muss er mich zurück in die Wohnung lassen.
Die Gestalt schloss die Lider.
Ja, es wird besser … Es wird besser … Bestimmt. Dort draußen existiert jemand … wartet jemand auf mich … ja, es wird sich bessern …
Ein leichter wie unruhiger Schlaf überkam sie, welcher ihr jedwede Sorgen für eine kurze Zeit zu vergessen erlaubte.