Читать книгу Schmerz - Isy - Страница 8
ОглавлениеSpäter lagen wir, müde aber entspannt, in der Sonne und hörten Musik. In dem Moment war ich einfach nur endlos glücklich. Da zerriss der schrille SMS-Ton meines Handys die Ruhe und Alice sprang auf, um als Erste die SMS zu lesen. In letzter Zeit war sie einfach viel zu neugierig. „Ist von deinen Ellis“, teilte sie mir mit, „sie sagen, dass wir so aussehen, als ob wir ne Stärkung gebrauchen könnten.“ Fragend sah sie mich an, doch ich konnte ihr auch nicht weiterhelfen. Marlon war es, der das Auto meines Vaters entdeckte, das nicht weit von uns parkte. Ich war wohl zu sehr mit der Musik und die beiden andern zu sehr mit Knutschen beschäftigt gewesen, als dass wir meine Eltern bemerkt hätten, die nun mit Grill und Korb angelaufen kamen. „Hallo ihr Wasserratten“, rief mein Dad munter von Weitem, „kleine Stärkung gefällig?“ Begeistert sprangen wir auf, um ihnen beim Auspacken zu helfen, und mir fiel vor Überraschung die Kinnlade runter. Sie hatten echt an alles gedacht: Fleisch, Würstchen, Salate, Kartoffeln, Marshmallows und natürlich Getränke. Und als Nachtisch Mamas berühmter Grützekuchen, den Marlon sofort umschwärmte. Bereitwillig beantwortete Mama alle seine Fragen, während Dad den Grill anheizte und Alice versuchte, eine ebene Grasfläche in der Nähe des Autos zu trampeln, auf der wir essen konnten. Sie sah aus wie Rumpelstilzchen, so wie sie rumhüpfte und sich sichtlich anstrengte. Es sah so lustig aus, dass ich in schallendes Gelächter ausbrach, bevor ich mich zu ihr gesellte und wir beide unter Gekicher das Gras bearbeiteten.
Es wurde ein schöner Abend. Als es langsam dunkler wurde, meinten meine Eltern, dass wir nun zusammenpacken müssten, da sie nicht wollten, dass wir im Dunkeln nach Hause fuhren. Nachdem der Grill gelöscht, der Müll verräumt und alles eingepackt war, verabschiedeten wir uns. Ich ging mit meinen Eltern diskret zur Seite, als Alice und Marlon sich einem Abschiedskuss hingaben, der noch romantischer und wilder war als die üblichen Küsse. „Ich freu mich sehr für die beiden“, meinte meine Mama und umarmte mich zum Abschied. „Ich mich auch … aber ich bin froh, dass Alice und ich heut Nacht allein sind“, erwiderte ich grinsend. „Na dann viel Spaß und schlaft irgendwann ein bisschen“, antwortete mein Vater mit einem schelmischen Glitzern in den Augen, während er die Hand hob, um sich von den beiden Liebenden zu verabschieden. Als die beiden zum Abschied hupten und ich ihnen lächeln hinterherwinkte, winkten Alice und Marlon mit. „Du hast ja so ein Glück mit deinen Eltern, Maya“, murmelte Marlon, den Mund an Alice’ Hals verborgen. „Jap, ich weiß. Aber weißt du, was mein Glück perfekt machen würde? Wenn du meine beste Freundin endlich loslassen würdest, damit wir fahren können, es wird nämlich schon kalt“, gab ich schlagfertig zur Antwort und verdrehte die Augen, als sie sich ein letztes Mal küssten. Nach einer geschätzten Ewigkeit lösten sich die beiden voneinander, doch Marlon zog Alice noch mal ganz nah an sein Gesicht und flüsterte ihr irgendwas ins Ohr. Doch ich ignorierte es geflissentlich, schließlich würde ich auch nicht wollen, dass mir jemand bei irgendwelchen Liebesschwüren zuhört. Ich packte meine Tasche zusammen und setzte mir den Beifahrerhelm auf. Wenig später stieg auch Alice auf und automatisch krallte ich mich wieder fest. Mir war das Ding unter uns einfach nicht geheuer. Zum Abschied winkend und hupend fuhren wir auf die Hauptstraße und ließen Marlon und die Donau hinter uns.
Hätte Alice gewusst, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie ihren Marlon sah, sie wäre auf der Stelle umgedreht. Doch sie wusste es nicht … keiner von uns konnte ahnen, was passieren würde …