Читать книгу Blutiges Verlangen - Erotik - Ivy Mirror - Страница 13
Die Stille schmerzte wie hundert Messerstiche.
ОглавлениеDas konnte doch nicht sein. Hatten die barmherzigen Götter sie im Stich gelassen? Marie versuchte die wachsende Panik herab zu kämpfen. Noch einmal sah sie sich um. Kam ihr dieser riesige Stein nicht bekannt vor? Sie war doch eben an einem ähnlichen Geröllhaufen vorbeigelaufen. Ohne einen weiteren Herzschlag zu verlieren, nahm sie die Beine in die Hand und spurtete in die Richtung, in der sie den Ausgang vermutete. Von der Kraft der Verzweiflung getrieben, schoss sie über kleine Bäche hinweg, Stock und Stein nahm sie wie ein junges Rehkitz, ihren Arbeitsrock dabei fest gerafft. Sie bemerkte, wie ihr Busen beinahe aus der Bluse hüpfte, schnürte sie im Laufen enger und sah sich nicht ein einziges Mal um, als bis ihre Lungen brannten und ihr Gesicht glühte.
Wieder schoss ihr Gesicht in alle Richtungen. Bei den Göttern, sie war minutenlang gelaufen, den Waldrand hätte sie längst passieren müssen. Noch einmal holte sie tapfer Luft, um sich dann einzugestehen, dass sie sich wirklich im verbotenen Brandwald verlaufen hatte.
Sie war völlig allein, die Dunkelheit umschloss sie immer mehr und nun nahmen auch noch die Geräusche zu. Der warme Wind streichelte über ihre Haut und löste trotzdem ein kühlendes Gefühl aus, sodass eine Gänsehaut sich ihrer bemächtigte. Der Ruf des Uhus wurde eindringlicher und der Wald hatte seine Stille verloren. Es rauschte, knackte und blies nun an allen Ecken und Enden.
Maries Kopf fuhr herum. Hatte sie gerade etwas erspäht? Hoch in den Baumwipfeln und tief bei den Wurzeln? Die Bewegungen waren nun allüberall. Sie nahm sich einen Stock und griff ihn mit beiden Händen so fest, dass ihre Knöchel weiß anliefen. Dieser Wald schien zu leben. Marie wurde das Gefühl nicht los, von unzähligen Augen angestarrt zu werden.
Als dunkle Lider in der Dunkelheit geöffnet wurden und sie in glühende, gelbe Augen starrte, meinte sie, den Verstand verloren zu haben. Ihre Kehle war staubtrocken, jeder Muskel zitterte und doch hob sie den Ast in die Richtung der gelben Augen. Hastig sah sie sich um. Es wurden mehr, immer mehr, bis sie in die Armee aus gelben Pupillen blickte, die sich langsam näherte.
Als die Gestalten in das Mondlicht traten, wäre Marie beinahe umgekippt. Noch nie hatte sie so große Wölfe gesehen. Die Biester waren fast so riesig wie Pferde. Doch das war es nicht, was ihre Sprache verschlang und ihre Beine zittern ließ, sondern die fahlen Kreaturen, die neben ihnen gingen.
Sie sah Skelette, Untote und Gespenster in allen Formen. Einige glühten, anderen hing die Haut vom Leib und über allem thronte das Gelächter der Knochenmenschen.
„Bitte.“ Marie ging einige Schritte zurück, den Blick nicht von der Armee der Finsternis nehmend. „Bitte … es tut mir leid.“
Ein weiterer Schrei fuhr tief in ihre Glieder und ließ sie sich ducken. Fledermäuse, so groß wie Kälber, fegten über ihren Kopf hinweg. Selbst im fahlen Licht blitzten ihre messerscharfen Zähne hervor. Sie war beinahe umzingelt, die Vielzahl der Monster wurde nur von ihrem Schrecken übertroffen. Sie sah Soldaten auf Pferden, ohne Haut, nur mit Knochen, lange Lanzen streiften durch die Bäume, während die riesigen Blutwölfe sie nicht aus den Augen ließen.