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Kapitel 2: Letzter Aufschrei

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»Du hast ihn verlassen! Einfach im Stich gelassen! Du hast ihn verraten! Und unsere Familie!« Vorwurfsvoll sieht Yari sein Gegenüber an. Er ist wütend und würde am liebsten auf Jamon einschlagen, aber obwohl er ihn sehen kann, kann er ihn nicht berühren. Dieser ist noch dazu völlig ruhig, was Yari noch mehr auf die Palme bringt. »Mir ist die Welt egal! Ich will zurück zu Kai! Ich will bei ihm sein! Bei unserer Familie! Aber du, du denkst nur an dich!« Er will jedes seiner Worte mit einem Stoß gegen Jamons Brust unterstreichen, doch seine Hand fährt durch ihn hindurch. »Nun sieh mich endlich an!«

Endlich bewegt sich sein Gegenüber und hebt den Kopf. Dumpfe Augen, in denen jeder Glanz fehlt, sehen ihn an und lassen ihn einen Schritt zurückweichen. »Ich wollte auch nicht gehen. Es zerreißt nicht nur dir das Herz, sondern auch mir. Aber ich hatte keine Wahl. Es droht ein Krieg und Kai müsste dann als Kanonenfutter mitkämpfen. Das kann ich nicht zulassen! Ich muss ihn und Großvater beschützen, indem ich die ganze Welt beschütze!«

»Die Welt ist mir egal!«, schreit Yari auf und holt mit der geballten Faust aus …

Keuchend schreckt Jamon hoch und sieht sich verwirrt um. Er hört das Dröhnen der Turbinen, spürt das leichte Vibrieren unter seinen Händen und Füßen. Schwer atmend fährt er sich mit beiden Händen übers Gesicht und durch die Haare. »Ein Traum. Es war nur ein Traum«, murmelt er vor sich hin und lehnt sich wieder zurück. Erst jetzt registriert er die Decke, die auf seinem Schoss liegt und das Gefühl der kühlen Luft auf seinem Körper, die man nur so deutlich wahrnimmt, wenn man zuvor zugedeckt gewesen ist. Fröstelnd zieht er die Decke hoch und schlingt sie um sich. Seine Finger tasten nach dem kleinen Bernsteinphönix, den er seit Kais Rückkehr aus Wladiwostok trägt. Er spürt den von der Haut warmen Stein unter seinen Fingern und schluckt. Erst jetzt fällt ihm der Korb wieder ein, der neben seinem Platz auf dem Boden steht. Leise, um die anderen nicht zu wecken, hebt er ihn hoch und sieht hinein. »Großvater«, murmelt er erstickt, als er eins der belegten Brote herausnimmt. »Du konntest nicht wissen, wie schnell wir eine Strecke, die für euch zwei Reisetage bedeutet, zurücklegen können.« Mit zitternden Fingern packt er das Brot aus und beginnt zu essen. Wenigstens etwas, was ihn neben dem Anhänger noch eine Verbindung zu seinem Zuhause spüren lässt.

Während er mit geschlossenen Augen isst, kullern ihm Tränen aus den Augenwinkeln. Er will nach Hause, zu seinem Sharik, zu Großvater, zu Blacky und Rocky. Er will … Das Brot ist aufgegessen und mit ihm auch die Illusion der Verbindung. Erst jetzt bemerkt er die Tränen und wischt sie sich mit dem Ärmel seines Pullovers von den Wangen. Dann sieht er das kleine Päckchen, das neben einem weiteren Brot im Korb liegt, und nimmt es heraus. Es ist flach und rechteckig. Aufgeregt wickelt er den dunkelgrünen Stoff ab und schluchzt auf, als er die Nussschokolade erkennt. Sich die Hand auf den Mund pressend sieht er auf die Tafel und versucht krampfhaft, nicht zu laut zu werden, um die anderen nicht zu wecken. »Großvater … Sharik …«

Auf einmal fühlt er Arme um sich, spürt einen warmen Körper, an den er gezogen wird. »Anna?« Fragend sieht er sie an.

Sie schüttelt lächelnd den Kopf. »Lasst es raus. Weinen hilft, die Seele zu heilen«, flüstert sie.

Da schlingt er auch schon die Arme um sie und lässt den Schmerz raus. Bebend presst er sein Gesicht an ihre Schulter und weint, lässt zum ersten Mal, seit er in das Auto gestiegen ist, die Gefühle zu, die ihn innerlich zerreißen.

Hazem sitzt bewegungslos und mit geschlossenen Augen neben seinem Cousin. Er ist bereits aufgewacht, als Jamon hochschreckte, wollte den Pharao aber lieber mit seinem Schmerz allein lassen. Erst als das Schluchzen verebbt, wagt er es, die Augen zu öffnen. Er sieht, dass Anna vor dem Pharao auf dem Boden kniet und ihn in den Armen hält. Er bemerkt die billige Schokolade in dessen Händen und fragt sich, was sie zu bedeuten hat. Er sieht sich um und stellt fest, dass die anderen noch tief und fest schlafen. Erleichtert atmet er auf, weil die Prinzessin und der Mediziner diesen Moment der Schwäche nicht mitbekommen haben.

Er erhebt sich und reicht Jamon eine Flasche Wasser, die die Bediensteten bereitgestellt haben. »Hier, trinkt«, sagt er leise. Auffordernd sieht er ihn an, bis die Flasche ergriffen wird. »Wollt Ihr darüber reden?«

Jamon trinkt einen Schluck und schüttelt dann den Kopf. »Es gibt nichts, worüber ich reden könnte. Ihr würdet es nicht verstehen«, erwidert er bitter und sieht aus dem Fenster. »Ich habe wieder alles verloren. Meine Familie, mein Zuhause und den Menschen, den ich von ganzem Herzen liebe. Alles, was mir von ihnen bleibt, ist diese für sie unglaublich teure Schokolade und der Bernsteinanhänger. Sie haben mir alles gegeben, haben mir gezeigt, was es bedeutet, eine wahre Familie zu haben.« Jetzt sieht er Hazem direkt an. »Habt Ihr jemanden, den Ihr von ganzem Herzen liebt? Für den Ihr alles aufgeben würdet?«

Schweigend erwidert Hazem den Blick. Unwillkürlich schwirren unglaublich blaue Augen durch seinen Kopf und langes weißblondes Haar. »Ich gebe alles für mein Land auf. Ich bin sogar bereit, meinen eigenen Vater zu verraten, da er dem Land schadet.«

Ernst mustert Jamon Hazem. »Verstehe.« Mehr sagt er nicht, auch wenn er in dessen Augen etwas gesehen hat, was ihm sagt, dass sein Cousin dies alles nicht nur wegen des Landes macht. »Wir sollten wieder schlafen. Nach der Landung werden wir vermutlich kaum noch Gelegenheit dazu haben.« Kurz erstrahlt der Pharao in ihm und Hazem neigt ergeben sein Haupt. Jamon nickt Anna kurz zu, die sich daraufhin auf ihren Platz zurücksetzt.

Noch einmal trinkt Jamon einen Schluck Wasser. »Hazem, Ihr müsst mir nicht sagen, wem Euer Herz gehört, aber ich gebe Euch einen Rat: Wenn die auserwählte Person Eure Gefühle erwidert, dann kämpft um sie. Die Zeiten, in denen wir unsere Gefühle verleugnen und nur aus politischen Ambitionen heiraten, sollten endlich vorbei sein.« Eindringlich sieht er seinen Sitznachbarn an. »Es reicht, wenn mein Herz bricht und blutet, weil ich alles aufgeben muss. Tut Euch nicht dasselbe an.«

Hazem mustert Jamon eindringlich. »Ihr habt Euch sehr verändert, mein Pharao. Nur ist es mir nicht möglich, meinem Herzen zu folgen. Ich bin wie Ihr ein Nesut und uns ist persönliches Glück nicht geschenkt. Wir haben zu regieren und alles für unser Land zu geben. Denkt immer daran.« Auch wenn es ihm nicht richtig erscheint, sich so viel herauszunehmen, streckt er die Hand aus und legt sie auf Jamons. »Auch wenn wir unsere …«, er verstummt, als die Durchsage ertönt, dass der Landeanflug beginnt.

Nun regen sich auch die anderen. Mit undurchdringlicher Miene setzt Hazem sich wieder hin und schnallt sich an. Kurz sieht er zu Anna und beugt sich dann vor, um ihr Toshi abzunehmen. »Schnall dich an, wie ich es dir gezeigt habe«, befiehlt er kühl. Genau kontrolliert er, dass sie es auch richtig macht, ehe er ihr die Kleine wieder in die Arme legt. »Wir landen gleich, das bedeutet, dass es einen Ruck geben wird, wenn wir aufsetzen. Das ist ganz normal und kein Grund, Angst zu haben. Verstanden?«

Erst, als Anna demütig nickt, lehnt er sich in seinem Sitz zurück und entspannt sich etwas. Die neugierigen Blicke der Prinzessin und des Mediziners ignoriert er. Er muss ein Schmunzeln unterdrücken, als er daran denkt, wie dumm das Volk doch ist, zu glauben, dass die Mediziner, die sie als Medizimagi kennen, über magische Mittel verfügen würden. Woher der Gedanke so plötzlich kommt, kann er sich selbst nicht erklären.

Hazem behält Jamon aus dem Augenwinkel im Blick, als der Sinkflug beginnt. Diesmal hat der Pharao scheinbar keinerlei Probleme. Auch als das Flugzeug unerwartet heftig auf der Landebahn außerhalb Roms in der Nähe des alten Hafens von Ostia aufsetzt, zuckt er mit keiner Wimper, während Anna wieder kalkweiß ist. Durch die starke Bremsung hebt sich Hazems Magen und leichte Übelkeit setzt ein. Wie er es doch hasst, dass sein Körper so empfindlich reagiert.

Das Flugzeug rollt aus und steuert das private Terminal der kaiserlichen Familie an. Mit weißem Marmor verkleidet, scheint das Gebäude in der Morgensonne zu leuchten.

Als die Tür geöffnet wird, stürmen mehrere maskierte Soldaten in den engen Raum. »Prinzessin! Seid Ihr unverletzt?« Demütig verbeugt sich Mario di Modena vor ihr.

»Natürlich, Hauptmann di Modena. Was soll der Tumult?« Erhaben löst Helena den Gurt und steht auf. »Dies ist nicht der Empfang, den ich gewohnt bin!« Die elegant geschwungenen Augenbrauen zusammenziehend, sieht sie den groß gewachsenen Mann an.

»Verzeiht! Wir haben Meldung erhalten, dass sich Fremde kurz vor dem Start in Euer Flugzeug geschlichen haben. Euer Vater hat sich Sorgen gemacht und hat uns geschickt, um Euch zu befreien.« Noch immer den Blick gesenkt haltend, mustert Mario die vier Personen. Zumindest drei von ihnen kommen ihm entfernt bekannt vor. »Hoheit, was haben diese Leute hier zu suchen?«

Stolz reckt Helena ihr Kinn nach oben. »Das hat Euch nicht zu interessieren. Es ist äußerst wichtig, dass mein Vater sofort darüber informiert wird, dass ich ihn zusammen mit meinen Gästen sprechen muss.«

»Natürlich, Hoheit. Der Kaiser residiert derzeit im Hügelpalast Roms. Ich habe die Order, Euch dort hinzubringen.« Nur kurz hebt er den Blick, nur um ihn gleich wieder zu senken, als sie sich auch schon umwendet und mit scharfer Stimme die Anweisung gibt, das Gepäck auszuladen.

Bewegungslos hat Jamon das Geschehen verfolgt. Auch wenn die Situation ihn im ersten Moment erschreckt hat, ist er innerlich doch vollkommen ruhig, als er nun aufsteht und kurz über seinen vom Stoff verborgenen Anhänger streicht und in Gedanken seinem Sharik einen guten Morgen wünscht, bevor er den Korb nimmt. Plötzlich spürt er einen Blick auf sich ruhen und wendet sich um. »Hauptmann di Modena. Es ist lange her, dass wir uns über den Weg gelaufen sind«, spricht er den Mann in fließendem Italienisch an, der Hauptsprache, die in diesem Teil des römischen Großreiches gesprochen wird.

»Pharao Nesut-anch-Ra! Ihr lebt!«, ruft Mario ungläubig aus und verneigt sich tief. »Bitte verzeiht uns unsere Respektlosigkeit und dass ich Euch nicht gleich erkannt habe.«

Jamon lächelt nachsichtig und legt ihm die Hand auf die Schulter. »Erhebt Euch, Hauptmann. Es ist nicht Eure Schuld, dass ich mich nicht gleich zu erkennen gegeben habe. Außerdem muss ich Euch und Eure Leute bitten, über unsere Anwesenheit Stillschweigen zu bewahren. Noch soll niemand außerhalb der kaiserlichen Familie und der hier anwesenden Personen wissen, dass ich mit meinem Cousin und dem Hohepriester Seimon Marukosu hier bin.«

Mario runzelt die Stirn, nickt dann aber. »Wie ihr wünscht, Hoheit.« Er neigt den Kopf und gibt seinen Männern Anweisungen, dass das Terminal geräumt werden muss. »Es dauert einen Moment. Wo soll die Sklavin hingebracht werden?« Abschätzig mustert er Anna, die mit gesenktem Blick ihr Kind an sich drückt.

»Sie kommt mit uns ins Auto«, bestimmt Hazem und sieht di Modena mit einem Blick an, der jeden Widerspruch im Keim erstickt.

»Wie Ihr wünscht«, murrt der Hauptmann und sieht mit respektvoll geneigtem Haupt zur Prinzessin. »Bitte wartet einen Moment, bis wir alles vorbereitet haben«, bittet er sie demütig, gleichwohl es eine Anordnung ist.

Das Kinn erhoben nickt sie ihm mit verschränkten Armen knapp zu. »Tut, was getan werden muss. Aber lasst Euch nicht zu viel Zeit!«

Als der Hauptmann mit seiner Truppe weg ist, wendet sie sich Hazem zu. »Prinz Hazem, ich weigere mich, mit einer Sklavin im gleichen Auto zu sitzen. Schon schlimm genug, dass sie bei uns im Flugzeug saß.«

Beschwichtigend legt Seimon unauffällig die Hand auf Hazems Rücken. »Prinzessin, wir fahren natürlich in einem der hinteren Fahrzeuge mit. Es ist unauffälliger, wenn wir durch den Nebeneingang den Palast betreten und nicht mit Euch durch den Haupteingang schreiten.«

Lange sieht Helena den Hohepriester an. »Wie Ihr wollt.« Mit diesen Worten dreht sie sich um und rauscht, gefolgt von Poniz, aus dem Flugzeug.

»Sollten wir nicht warten?«, murrt Hazem, als er die Hand auf Annas Rücken legt und sie so durch den schmalen Gang führt.

»Seit wann ist mein Cousin so nett zu Sklaven?«, raunt Jamon dem Hohepriester zu, als er mit dem Korb über dem Arm neben dem alten Mann hergeht.

»Seit ihn das Baby um die kleine Faust gewickelt hat«, flüstert Seimon breit grinsend zurück.

Über die Gangway erreichen sie den breiten Gang des Terminals. Leise hallen ihre Schritte in dem mit weißem Marmor verkleideten Gebäude wider.

Ohne eine Miene zu verziehen, sieht sich Jamon in dem hell erleuchteten Gang um und wünscht sich unwillkürlich in den schwach erleuchteten Flur im Hause Mutsuo zurück. Ihn stößt dieser Prunk ab, dabei ist es hier noch relativ schlicht.

Der fensterlose Gang endet in einer mit Panzerglas verkleideten Halle, in der sich Statuen aus der Antike den Platz mit Werken aus der Renaissance teilen. Während sie darauf warten, dass die königliche Garde ihnen erlaubt, das Gebäude zu verlassen, betrachtet Jamon die Statue von Merkur. Bitte, schicke meinem Sharik die Nachricht, dass es mir gut geht, bittet er den alten Gott tonlos.

Da geht das Portal auf und Hauptmann di Modena verneigt sich vor ihnen. »Es ist alles bereit, Prinzessin Helena.«

»Sehr gut, Hauptmann di Modena. Meine Gäste fahren in einem Eurer Fahrzeuge mit und betreten den Palast durch den Bediensteteneingang.« Das letzte Wort spricht sie mit einem deutlichen Ekel in der Stimme aus.

»Wie Ihr wünscht, Prinzessin Helena.« Mario wagt es nur kurz, den Blick zu heben, als er zur Seite tritt und sie an ihm vorbei schreitet. Erst als sie ihm den Rücken zuwendet, sieht er sie an und erlaubt sich ein verstecktes Lächeln.

Jamon bemerkt es. Mit erhobener Augenbraue sieht er den braunhaarigen Mann an. Er fragt sich unwillkürlich, wie alt der Hauptmann wohl ist, wirkt er mit dem leichten Lächeln doch gleich viel jünger. In der Erwartung, dass sie auch gleich das Gebäude verlassen können, stellt er sich zu den anderen und beobachtet nun, wie Poniz nach draußen geht und in ein schlichtes graues Auto steigt.

Als di Modena ihnen das Zeichen gibt, treten sie durch das Portal in die kühle Morgenluft. Unwillkürlich sieht Jamon zum Sonnenaufgang, der das alte Hafenbecken von Ostia in feuriges Licht taucht.

»Wenn du das nur sehen könntest«, murmelt Jamon und schließt, von Sehnsucht überwältigt, für einen Moment die Augen. Um Beherrschung bemüht, legt er die Finger um den kleinen Phönix und atmet tief durch, ehe er in den schwarzen Minivan steigt und sich neben Seimon setzt.

Zu viert hocken sie im Fonds, während di Modena sich vorne neben den Fahrer setzt und Anweisungen gibt.

In Gedanken versunken sieht Jamon aus dem Fenster und fragt sich, was Kai wohl gerade macht. Steht er noch im Laden? Hat er ihn überhaupt geöffnet? Oder sitzt er mit Großvater und Nino am Mittagstisch? Hat Nino die Boxen schon gemistet und die Pferde gefüttert? Hat er dran gedacht, sie zu putzen und zu kraulen? Hat er den Hofplatz schon gefegt? Ein größer werdender Kloß in seinem Hals droht ihm den Atem zu nehmen. Er zwingt sich, seine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken und die vorwurfsvolle Stimme Yaris in seinem Innern zu ignorieren. Sieben Stunden Zeitunterschied liegen zwischen ihm und seinem Zuhause. Er kann nicht mal gleichzeitig mit seinem Sharik den Sonnenaufgang beobachten. Gepeinigt schließt er die Augen und öffnet sie erst wieder, als er eine Hand auf seinem Arm spürt.

Fragend blickt er zu Seimon, der ihn mit einem verständnisvollen Blick ansieht. »Ich weiß, es ist schwer, mein Pharao, aber glaubt mir, der Schmerz wird vergehen, sobald Ihr die Liebe Eures Volkes wieder spürt.«

Mit ernster Miene erwidert Jamon den Blick. Er weiß, dass es der alte Mann nur gut meint, aber im Moment helfen diese Worte ihm überhaupt nicht weiter. »Danke, Hohepriester«, erwidert er dennoch freundlich, ehe er wieder aus dem Fenster blickt. Jetzt kann er schon den Capitol mit dem Hügelpalast erkennen. Nicht der höchste Hügel, aber derjenige, der am weitesten von den Stadtteilen des einfachen Volkes entfernt liegt. »Macht Euch keine Sorgen um mich. Ich werde meine Pflicht erfüllen, wie Ihr es von mir erwartet.« Mit für ihn selbst überraschend fester Stimme spricht er die Worte aus, während sie durch die gewundene, von Olivenbäumen gesäumte Allee fahren, die direkt zum Palast führt, dessen goldene Dächer im Licht der Morgensonne glänzen.

Anders als die Limousine der Prinzessin fahren sie nicht durch das prunkvolle goldene Tor, sondern folgen einer schmaleren Seitenstraße bis zu einem unscheinbaren schmiedeeisernen Gitter, das sich wie durch Zauberhand öffnet, als sie sich ihm nähern. Im Schatten der riesigen im altrömischen Stil erbauten Gebäude fahren sie auf das Palastgelände zu und halten vor einer einfachen Tür aus Holz an.

Die Schiebetüren des Minivans werden geöffnet. Woraufhin sie mit vom Flug und der Fahrt steifen Gliedern aussteigen.

Leise knirscht der helle Kies unter ihren Füßen, als sie ein paar Schritte gehen. Die Motoren der Wagen werden kurz lauter, als sich die drei Autos wieder in Bewegung setzen und um die Ecke fahren. Das leise Zufallen des Tores lässt Jamon unwillkürlich zusammenzucken. Schlagartig fühlt er sich eingesperrt und es wird ihm jetzt noch mehr bewusst, dass er seinen geliebten Sharik nie wieder sehen wird. Für eine Sekunde erlaubt er sich, die Augen zu schließen, noch einmal zu fühlen, ehe er eine Maske der Undurchdringlichkeit, der pharaonischen Herrschaftlichkeit anlegt. Mit kühlem Blick sieht er sich noch einmal um, ehe er mit den anderen auf die nun geöffnete Tür zuschreitet, wo sie schon von Hauptmann di Modena erwartet werden. Abermals versetzt es ihm einen schmerzhaften Stich, als er den Palast betritt und sich die Tür mit messerscharfer Endgültigkeit hinter ihnen schließt.

Der Wüstensklave

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