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Einordnung und Quellen

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Die Forschungsfragen sind eingebettet in eine Reihe breiterer geschichtswissenschaftlicher Debatten. Das betrifft erstens den Aufstieg Hitlers vor 1933. War er vor allem die Folge des Wahlerfolgs der Nationalsozialisten und des von ihnen geschickt betriebenen Dehnens der demokratischen Spielregeln? Oder gelangten sie hauptsächlich auf Betreiben der alten antidemokratischen Eliten an die Macht, Eliten, die – zu Unrecht – glaubten, Hitler vor ihren Karren spannen zu können? In letzterem Fall geraten die Hohenzollern als Repräsentanten der alten, autoritären Ordnung ins Blickfeld.

Zweitens geht es um die Zeit der Festigung der nationalsozialistischen Herrschaft. Lange haben Historiker den Terror und die Indoktrination betont, mit denen das Regime die Bevölkerung unter der Knute hielt. In jüngster Zeit hat sich der Blickwinkel jedoch auf die eher freiwillige Unterstützung des Naziregimes durch breite Bevölkerungsschichten verschoben. Aus einer bei jedem Einzelnen unterschiedlichen Mixtur aus Überzeugung und Opportunismus begrüßten sie die nazistische Idee einer »Volksgemeinschaft«, für die sie fast wie selbstverständlich einzutreten bereit waren. Inwieweit spielten Terror und Indoktrination einerseits und das Volksgemeinschaftsdenken andererseits eine Rolle bei der Positionierung der Hohenzollern gegenüber dem Nationalsozialismus?

Schließlich geht es auch um die entscheidenden Debatten über die Art und die Auswirkungen des nationalsozialistischen Antisemitismus, der zum größten Verbrechen des Regimes, der Ermordung von Juden in einem nie dagewesenen Umfang, geführt hat. Dabei muss auf die unterschiedlichen Formen des Antisemitismus hingewiesen werden. Zunächst einmal gibt es den traditionellen, vor allem religiös, kulturell beziehungsweise sozial motivierten Antisemitismus, der auf Ausgrenzung zielt. Daneben existiert ein rassenideologisch unterlegter, auf die Vernichtung der Juden gerichteter Hass. Ebenfalls spielt die Diskussion zwischen »Intentionalisten« und »Funktionalisten« über die Ursachen des Holocaust, also des industriell betriebenen Mordes an den Juden, eine Rolle. War der Völkermord gewissermaßen vorprogrammiert, weil die Absicht zur Ermordung der Juden einen so zentralen Platz in Hitlers Ideologie einnahm? Oder war er eher eine Folge der Struktur des Naziregimes und der Funktion seiner Institutionen, die den Holocaust von der politischen Führung bis in alle übrigen Gliederungen des Regimes ausführten? Und wo lassen sich die Hohenzollern auf der Skala antisemitischer Ideen und Taten verorten?

In diesem Buch geht es uns in allererster Linie darum, den aktuellen Kenntnisstand über die Verbindungen zwischen der Hohenzollerndynastie und den Nationalsozialisten darzustellen: Was ist gesichert, und worüber gibt es noch Diskussionen? Dabei stützen wir uns vor allem auf bereits erschienene geschichtswissenschaftliche und journalistische Werke beziehungsweise Quellenpublikationen zur ehemaligen kaiserlichen Familie und deren Mitgliedern sowie, unter anderem, zu den oben genannten Aspekten des Nationalsozialismus. Schließlich wurden auch Quellen aus der Sammlung des Museums Huis Doorn sowie aus niederländischen und deutschen Archiven zu Rate gezogen. Hier und da fügen diese Quellen dem bisherigen Kenntnisstand neue Akzente hinzu und ermöglichen es, auch frühere Versuche der Hohenzollern, wieder zu ihrem ehemaligen Besitz zu gelangen, kurz zu beleuchten.

Der Kaiser und das

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