Читать книгу Kommissar Valderon & - Jack Bredaux - Страница 4

Valet de Coeur

Оглавление

Sicher, die große Revolution brachte für Frankreich durchaus einiges an Veränderungen mit sich. Der selbstgefällige Hofstaat hörte auf zu existieren; Adelige und andere Feinde des Bürgertums suchten ihr Heil in der Flucht, sofern sie nicht zuvor der Guillotine zum Opfer fielen. Zahlreiche Köpfe rollten auf diese Weise und veränderten auf zunächst grausame Art das Land.

Doch nicht überall gingen die Veränderungen so rasch voran, wie in den großen Städten. Vielerorts dauerte es, die neuen Gedanken in die Tat umzusetzen. Doch die bis dahin Gutbetuchten blieben natürlich weiterhin gut betucht und verhielten sich nur selten anders, als es zuvor eine Comtesse oder ein Marquis von Nöten hielten.

Wohlstand, so einfach aus dem Nichts heraus, den konnte auch die neue Zeit nicht liefern. Wie bisher bedurfte es dazu einer großen Portion Glück, des Fleißes, sowie dem Ideenreichtum des Individuums.

Also ging das Leben in Valet de Coeur, im tiefen Süden Frankreichs gelegen, weiterhin seinen stets gewohnten Gang. Kaum ein Bewohner der größeren Städte dürfte den Namen dieses Ortes je vernommen haben, obwohl, eigentlich führte der Weg unweigerlich dorthin, wollte man von der Mittelmeerküste Marseilles nach Biarritz, zum Atlantik gelangen oder die umgekehrte Richtung befahren; eigentlich. Denn schließlich gab es noch weitaus größere und bekanntere Orte, die ebenfalls auf der Strecke lagen.

Wie dieses Dorf, diese Ortschaft, wenn man sie denn so nennen wollte, nun zu ihrem Namen kam, wusste selbst keiner der Alteingesessenen zu berichten. Keine Chronik gab Aufschluss darüber, wann dieser Landstrich mit seinen wenigen großen und mehreren kleinen Bauernhöfen, noch kleineren Handwerksbetrieben oder winziger Krämerläden, sich so benannte. Es gab einen Müller und folglich einen Bäcker, der aus den gemahlenen Feldfrüchten gutes Brot buk. Selbstverständlich fehlte auch der Barbier nicht, welcher sich ebenso auf die Behandlung kleinerer Verletzungen verstand. Zudem ging der Hutmacher wie auch der Schneider den Geschäften nach, nicht anders der Schmied, der sich am Ortsrand niedergelassen hatte. Wann dessen Arbeitstag begann oder endete, war weithin gut zu vernehmen.

Nach getaner Arbeit zog es den einen oder anderen der Männer gerne in das kleine Geschäft von Rosalie und Bertrand le Trec. Neben Brot, Käse und verschiedenen Früchten, die täglich über die Theke gingen, bot ein kleiner Gastraum Platz für ein Schwätzchen bei einem Glas Wein, einem Becher Bier oder einem scharfen Pastis.

Somit erschien Valet de Coeur als ein durchaus idyllischer Ort, welcher alles bot, was man zum täglichen Leben benötigte. Dennoch gab es eigentlich nichts, was einen wirklich hierher zu ziehen vermochte. Auf einer Karte dieser ach so großen Nation, dürfte Valet de Coeur, mehr ein großes Dorf denn eine kleine Stadt, kaum zu finden sein. Fern der großen Städte gab es hier keine gepflasterten Straßen. Staubige Feldwege trennten die Gehöfte voneinander oder verbanden die Häuser miteinander. Als markant konnte man lediglich die beiden überdimensionierten Wege bezeichnen, die so breit daherkamen, dass zwei Kutschen gleichzeitig sie befahren konnten. Wobei dieser Umstand eher selten eintraf. Diese, für das Gebiet ungewöhnlichen Prachtstraßen, durchtrennten die wiesen- und waldreiche Gegend. Der eine Weg führte irgendwo von Osten her mitten durch den Ort und fand womöglich in Biarritz, am Atlantik gelegen, sein Ende. Der andere kam vom nahegelegenen Spanien, das geradeeinmal etwas mehr als einen scharfen Tagesritt entfernt lag und führte nach Norden. Vielleicht endete dieser in Paris. Es gab niemanden im Ort, der sich den wochenlangen Strapazen einer Reise unterziehen wollte, um das herauszufinden.

Dort, genau dort, wo diese beiden Straßen aufeinandertreffen, liegt wohl das Herz von Valet de Coeur und genau an dieser Kreuzung befindet sich das Haus von Rosalie le Trec. Hier unterhält sie ihren Gemischtwarenladen und den kleinen Schankbetrieb. Sie ist sehr dankbar, dass ihr siebzehnjähriger Sohn Fabien ihr dabei so gut zur Hand gehen kann. Früher, das liegt nun mittlerweile elf Jahre zurück, da sprach sie Fabien noch häufiger mit Louisdor an, wenn sie ihn mit scherzhafter Umschreibung als ihr Goldstück darstellen wollte. Doch das war früher, als ihr Mann Bertrand noch lebte.

Wie sehr hatte sie ihn geliebt, diesen stattlichen Mann mit den dichten blauschwarzen Haaren, dem sein ebenso schwarzer Schnauzbart ein verwegenes Aussehen verlieh. Aber nicht nur sein schutzversprechender stattlicher Körper zog sie geradezu magisch an. Sein gütiges Wesen und sein klarer Verstand gaben letztendlich den Ausschlag, die dauerhafte Verbindung mit ihm einzugehen. Nicht wie die Priesterschaft oder Leute, die zuvor bei Hofe tätig waren, aber doch weitaus mehr, als die meisten einfachen Leute, konnte er lesen, schreiben und rechnen. Eigenhändig baute er das Haus mit dem kleinen Geschäft und dem Schankraum, um als fortan freier Mann sein Auskommen zu erwirtschaften.

Das Glück schien vollkommen, als Fabien das Licht der Welt erblickte. Einen treusorgenderen Vater konnte sich Rosalie nicht vorstellen. Die Worte, die er schon früh und eindringlich an seinen Sohn richtete wird sie nie vergessen: „Das Wort ist schärfer, als jedes Schwert. Drum lerne, mein Junge, als könntest du es nie erreichen.“

Wie sehr hatte sie ihn in diesem Moment verflucht, diesen Mann, den sie doch über alles liebte, als er entgegen ihrem Rat fortzog und sich selbst und den geliebten Sohn in das Verderben führte. Doch das war früher.

Kommissar Valderon &

Подняться наверх