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Abbe` Cremon und Jean-Baptiste

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Einige Tage möchte Fabien noch abwarten, bevor er das mittlerweile für ihn gefertigte Paar Schuhe anprobieren und einen davon über das stark vernarbte Gebilde ziehen wird, welches einst ein Fuß war. Dann ist es soweit.

Nicht nur für ihn bedeutet es Aufregung, nach Wochen die ersten zaghaften Gehversuche zu unternehmen. Rosalie schwankt zwischen Hoffnung und Bangen, als ihr Sohn sich zögerlich daran macht, ständig von der Angst beseelt, einen stechenden Schmerz verspüren zu müssen. Oder, dass ihm gar der etwas mehr als halbe Fuß gänzlich den Dienst versagt. Doch es lässt sich gut an. Für den Anfang genügen die Schritte durch den Laden, um überhaupt wieder ein Gefühl für das Laufen auf den eigenen Beinen zu bekommen. Die Mühe des Schumachers hat sich allemal gelohnt.

Der Louisdor, womit diesmal nicht der Knabe gemeint ist, sondern die Goldmünze, die Monsieur Debarcuse dagelassen hatte, bedeutet für Rosalie eine überaus große Hilfe. So reichlich bleibt davon über, dass sie noch einige weitere Paar Schuhe für ihren Sohn erstehen kann, denn dessen Füße werden schließlich weiter mit ihm wachsen.

Erst als das Frühjahr seinen Einzug hält und die bis dahin kühlen Winde, die von den entfernt liegenden Bergen herunter strömen, nur noch milde daherkommen, verlässt Fabien mit seinen neuen Schuhen an den Füßen und auf eine Krücke gestützt das Haus. Blass schimmerte seine Haut, was durch seine braune Lockenpracht noch verstärkt wird. Schwach und unbeholfen geht er die ersten wenigen Schritte an der Seite der Mutter.

Andere Kinder seines Alters machen sich daran, am nahegelegenen Bachlauf zu spielen oder tummeln sich am Weiher. Die Älteren gehen indes den Eltern bereits auf den Bauernhöfen oder in den Werkstätten zur Hand. Davon ist Fabien noch weit entfernt. Mit seinem verkrüppelten rechten Fuß wird er nie mehr so rumspringen wie die anderen. Mit jedem Tag der ins Land zieht, bessert sich sein Zustand zwar, doch bei manchen Spielen der anderen Kinder kann er einfach nicht mithalten und steht oftmals mehr als teilnahmslos dabei. Dass er zudem hin und wieder den Hänseleien der anderen Kinder ausgesetzt ist, wenn sie barfüßig über die Wiesen tollen, macht ihm zusätzlich zu schaffen. Der etwas einfältige Jean-Baptiste tut sich bei den Sticheleien über den Klumpfuß besonders hervor, wenngleich dieser sonst die Nähe Fabiens geradezu sucht.

Irgendwann, das Frühjahr und der Sommer haben sich längst wieder verabschiedet und Fabien ist es leid, buchstäblich allem und jedem hinterherhinken zu müssen, fasst der junge Bursche einen einsamen Entschluss. Er erinnert sich der Worte seines Vaters, die doch so trefflich mit denen von Monsieur Debarcuse übereinstimmten. >Benutze deinen Kopf<, kommt es ihm in den Sinn. Doch wie soll er zu Wissen gelangen, das über dem, was er seiner Mutter bei der täglichen Arbeit abschauen kann, hinausgeht?

„Mama, ist es dir recht, wenn ich mich tagsüber zu Abbe´ Cremon aufmache?“, fragt er unvermittelt Rosalie.

„Du möchtest zu Abbe` Cremon, was willst du denn dort? Das Beten hat uns nie viel geholfen, wie du weißt, mein Liebling.“

„Nein, Mama, ich möchte doch nicht zum Beten zum Abbe`, aber Vater sagte doch, ich soll lernen, als könnte ich es nie erreichen und auch Monsieur Debarcuse sagte dies am Tag seiner Abreise. Und der Abbe` ist doch ein schlauer Mann, oder? Wo also könnte ich besser lernen?“

„Ich habe nichts dagegen, mein Junge, aber es sind etwa vier Kilometer bis zum Haus des Abbe`; nicht, dass es zu anstrengend für dich wird.“

„Ach was, Mama, ich habe doch meine Krücke, auf die ich mich stützen kann.“

„Wann willst du denn los, Fabien.“

„Gleich morgen, Mama.“

„Bereits morgen?. Meinst du nicht auch, du solltest das nächste Frühjahr abwarten, und es wäre besser, wenn ich zuvor mit dem Abbe` spreche, ob und wann er überhaupt Zeit für dich hat? Sonst gehst du womöglich die ganze Strecke vergebens.“

„Das macht mir nichts, Mama. Da gehe ich die Strecke doch lieber vergeblich, als dass ich den anderen Kindern beim Spielen nur zuschauen kann“.

Also macht sich Fabien am Morgen des folgen Tages auf den Weg. Recht geschickt und unter Zuhilfenahme seiner Krücke humpelt er entlang der staubigen Wege, über von Furchen durchzogene Äcker oder auf weichen Wiesen, immer der kleinen Kapelle entgegen. Nach mehr als einer Stunde erreichte er das einfache Gotteshaus.

Gut dreißig Personen fassen die zur linken, wie die zur rechten Seite aufgestellten vier Reihen, mit den harten Holzbänken, die sich zumeist an einem Sonntag rasch füllen. Dies entspricht nur einem Bruchteil der Einwohner Valet de Coeurs und dessen umliegenden Ortschaften, die ebenfalls diese Kapelle für ihren Gottesdienst nutzen. Da es sich bei den Bewohnern aber überwiegend um Bauersleute handelt, deren Vieh und dessen Melkzeiten sich nur schlecht den Gegebenheiten eines Gottesdienstes anpassen können, reicht der spärliche Platz meist aus. Lediglich zu Hochzeiten, Taufen oder Beerdigungen drängen sich die Besucher derart eng beisammen, dass zu befürchten ist, die Wände des Gebäudes würden dem Druck von innen nachgeben.

Abbe` Cremon, dieser feingliedrige, weißhaarige Mann, der mit Sicherheit sein sechzigstes Lebensjahr vor langer Zeit überschritten hat, genießt hohes Ansehen; auch über den Ort hinaus. In ihm entdeckt einjeder den Diener Gottes, da er nicht Wasser predigt und selbst dem Weine zuspricht, wie es die Kirchenfürsten in den großen Städten stets gerne pflegen. Er war sich nie zu fein dafür, dem alten Mütterchen beim Tragen des Einkaufs behilflich zu sein, oder einer Witwe das Feuerholz zu spalten, sofern seine Zeit es zuließ. Dem ausschweifenden Lebensstil des Adels oder anderer Gottesmänner stand er stets kritisch gegenüber. Wohl darum hatten die Auswüchse der Revolution ihm keinerlei Schaden zugefügt. Vielleicht war dies dem glücklichen, wenn auch ungewöhnlichen Zustand zu verdanken, dass sein Gotteshaus nicht wie üblich im Zentrum des Ortes lag, sondern am Rand von Valet de Coeur und somit auch am Rande anderer Ortschaften.

Der Abbe` zündet gerade zwei große Kerzen an, damit deren Honigduft den Raum ausfüllen können, als sich hörbar die Tür der kleinen Kapelle öffnet.

„Guten Morgen, Abbe` Cremon“, grüßt Fabien höflich.

„Guten Morgen, mein Junge. Was treibt dich denn in aller Herrgottsfrühe schon hierher? Du bist doch der kleine….“, sucht Abbe` Cremon nach dem Namen.

„Le Trec, Fabien le Trec, Monsieur Cremon“, kommt Fabien dem Abbe` eilig zur Hilfe.

„Genau. Ich erinnere mich noch gut an deinen Vater, wenn er auch kein häufiger Besucher war. Schlimme Sache, die da geschehen ist. Aber wie ich sehen kann, geht es dir schon wieder so gut, dass du sogar bis hierher laufen kannst. Nunja, es ist ja auch einige Zeit seitdem vergangen.“

„Ja, Monsieur, und ich kann sogar eine kurze Strecke schon ohne die Krücke zurücklegen.“

„Und, nun möchtest du dich dafür bei dem Herrn bedanken?“, fragt Abbe´ Cremon nach.

„Ja, natürlich“, stammelt Fabien überrascht; „aber mehr noch wollte ich euch um etwas bitten, Abbe` Cremon.“

„Na dann, heraus mit der Sprache, Junge“, fordert ihn der Abbe´ auf.

Daraufhin erzählt der junge Besucher, was sein Vater ihm aufgetragen hatte und was ebenfalls der Rat des Arztes war; zu lernen, als könnte man es nie erreichen. Geduldig hört Abbe` Cremon seinem Gast zu.

„Junge, es ist eher ungewöhnlich, dass eines der Kinder aus den Orten zu mir kommt, um das Lesen und Schreiben zu erlernen. Meist sind sie damit beschäftigt, die Ställe auszumisten, das Vieh zu füttern oder sich im Handwerksbetrieb der Eltern nützlich zu machen. Und du willst deiner Mutter nicht zur Hand gehen?“, fragt der Abbe´ mit einem forschenden Blick auf Fabienne nach.

„Doch, schon, Monsieur Abbe`, natürlich, aber wie denn, wenn ich weder des Lesens, noch des Schreibens mächtig bin. Zudem möchte ich noch viel mehr lernen, damit ich einmal so klug werde, wie ihr es seid, Monsieur“, strahlt Fabien voller Euphorie den Abbe´ an.

„Möchtest du denn einmal Priester werden?“

„Priester vielleicht nicht, Abbe` Cremon, aber Arzt vielleicht, doch so genau weiß ich das auch noch nicht.“

„Nun, mein Junge“, sinniert der Gottesmann und streicht sich dabei eine graue Strähne aus dem Gesicht, „wenn es dir so wichtig ist zu lernen, dann werde ich dich gerne dabei unterstützen. Allerdings“, fährt sich der Abbe` abermals mit den Fingern durch sein Haar, „allerdings muss ich die Zeit dafür an anderer Stelle einsparen. Wie können wir das nur anstellen?“, scheint er zu überlegen und geht dabei einige Schritte hin und her und schaut sich wie suchend dabei um. „Das Beste wird sein“, steuert er nun an dem Altar vorbei und öffnet am Ende der Kapelle die Tür zu einem kleinen Verschlag, wo er einen Besen herausfischt, „das Beste wird sein, wenn wir uns umgehend an die Arbeit machen.“

Mit seinen Worten drückt er dem überraschten Fabien den Besen in die Hand und meint dabei: „Fege ordentlich durch, damit kein Mist aus den Ställen oder sonstiger Unrat, der hier reingetragen wurde, die Räume des Herrn verunziert.“

Der Knabe stellt sorgsam seine Krücke beiseite und macht, was ihm aufgetragen wurde; und die vormals kleine Kapelle erscheint ihm mit einemmal riesig groß zu sein. Kaum, dass der Junge den letzten Halm und das letzte lehmige Stück Erde hinaus gefegt hat, erhält er vom Abbe´ eine weitere Aufgabe zugeteilt, der wiederum weitere folgen. Als wäre es ein völlig sinnloses Unterfangen, schleppt er das eine Ding von links nach rechts und gleichfalls das andere Ding, von rechts nach links. Derweil Fabien die aufgetragenen Arbeiten dennoch stumm und wortlos erledigt und von einer Ecke in die Nächste humpelt, sitzt Abbe´ Cremon über ein dickes Buch gebeugt und lugt nur gelegentlich über dessen Rand hinweg um zu schauen, wann er dem Knaben eine neue Aufgabe zuteilen kann.

„Wenn du jetzt noch zwei Eimer mit Wasser vom Brunnen heranschaffst, dann sollten wir das Gröbste hinter uns gebracht haben“, meint der Abbe` freundlich, nachdem der fleißige Helfer alle vorherigen Arbeiten hinter sich brachte.

Der Brunnen liegt nicht weit entfernt, sondern befindet sich gleich neben dem Gebäude. Dennoch ist es für den kleinen Knaben äußerst mühsam, das Wasser heranzuschaffen, denn schon die hölzernen Eimer an sich sind schwer genug. So schleppt Fabien, mit beiden Händen den Trageriemen umfassend, den ersten gefüllten Eimer Schritt für Schritt und humpelnd in das Gotteshaus. Etliches vom Inhalt schwappt dabei über den Rand des Eimers auf den Boden. Nachdem er den zweiten Eimer ebenfalls herangeschafft hat, dessen Großteil des Inhalts sich gleichfalls auf dem Kapellenboden wiederfindet, setzt er sich erschöpft auf eine der Holzbänke, da sein ramponierter Fuß nun doch zu schmerzen beginnt. Der Diener Gottes indes liest scheinbar unbeeindruckt von alledem in seinem Buch und schweigt zunächst. Mit einem Blick auf die Pfützen innerhalb des Gotteshauses weist er Fabien dann noch an, diese zu beseitigen. Auch diesem Wunsch kommt der Lernwillige nach. Danach macht sich eine Stille breit, die nur vom Keuchen des Kindes unterbrochen wird.

„Monsieur Abbe´“, wagt sich Fabien nach einer gefühlten Ewigkeit zu fragen, „werden wir nun mit dem Unterricht beginnen?“

„Oh, ich denke, dass wir für den ersten Tag schon reichlich hinter uns gebracht haben. Du siehst erschöpft aus und hast noch einen langen Rückweg vor dir, deshalb sollten wir für heute Schluss machen. Komm morgen zur gleichen Zeit vorbei, dann werden wir den Unterricht fortsetzen.“

Völlig irritiert verabschiedete sich der Knabe mit einem „Auf Wiedersehen, Abbe` Cremon“, und machte sich auf seine Krücke gestützt, humpelnd auf den Heimweg.

„Sei pünktlich!“, ruft ihm der Abbe` noch hinterher und lächelt verschmitzt dabei.

Daheim angekommen, bemerkt Rosalie als treusorgende Mutter durchaus die leichte Unzufriedenheit, die ihr Sohn mit in´s Haus trägt. „Ist der Abbe` nicht bereit, dich zu unterrichten, mein Schatz“, fragt sie somit nach.

„Doch, doch, Mama, durchaus. Nur hat Monsieur Cremon eine sehr eigenwillige Art zu lehren“, geht der Junge nicht näher auf die Frage ein. „Morgen früh soll ich wieder bei ihm erscheinen.“

Zeitig erreichte Fabien am folgenden Tag die Kapelle. Er betritt das Gotteshaus und da vom Abbe´ weit und breit nichts zu sehen ist, nimmt er sich einfach den Besen aus der Kammer und beginnt erneut zu fegen, wo es eigentlich nichts mehr zu fegen gibt. Denn kein weiterer Besucher trug am Vortag Schmutz herein. Dann erscheint Abbe` Cremon, der den Jungen freundlich begrüßt.

„Gefegt habe ich bereits, Monsieur Abbe`, soll ich nun das Wasser heranschaffen, fragt Fabien beflissen nach.

„Ich habe mitbekommen, dass du gefegt hast, Fabien. Wasser ist noch genug vorhanden, deshalb wollen wir es damit gut sein lassen und nun mit dem zweiten Teil der Lehre beginnen.“

„Dem zweiten Teil?“, fragt der Knabe in Unwissenheit darüber nach, wann der erste Teil stattgefunden haben soll.

„Ja, mein Junge, den ersten Teil hast du gestern zu meiner vollsten Zufriedenheit hinter dich gebracht.“

„Abbe´, gestern habe ich doch nur gefegt, Wasser geschleppt und Staub gewischt“, kann sich Fabien nicht erinnern, etwas gelernt zu haben.

„Und genau das war der erste Teil, Fabienne“, belehrt ihn der Gottesmann. Das Unverständnis im Gesicht des Knaben ablesend fährt er somit fort: „Du wirst rasch erkennen, dass das Lernen um zu Wissen zu gelangen nicht weniger Freude bereitet, als das Spielen und Herumtollen mit deinen Freunden. Weshalb also sollte ich dir eine Freude bereiten ohne zu wissen, wie weit du bereit bist, dafür etwas zu leisten. Nun, wo ich erkannt habe, dass du gewillt bist das Eine zu tun, können wir mit dem Anderen beginnen.“

So führt Abbe` Cremon den kleinen le Trec nach und nach an die Buchstaben heran, später an die Wörter und an die Zahlen. Dies geschieht Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat. So vergeht Jahr für Jahr. Dass nach der Regentschaft des Bürgertums gleich wieder einer die Macht übernahm, sich zum Kaiser krönen ließ und dieser erst kürzlich bei Waterloo sein größtes Debakel erlebte, stört doch nicht das einfache Volk, welches wie stets für das tägliche Brot schuften muss. Bei Wind und Wetter, die große Hitze im Sommer erduldend oder im Winter den kalten Winden trotzend, macht sich Fabien somit auf den Weg. Lediglich wenn Hochzeiten, Taufen oder Begräbnisse, sowie die sonntäglichen Gottesdienste den Abbe` in Anspruch nahmen, fällt der Unterricht aus. Im Laufe der Zeit werden die Bücher dicker, in denen der Wissbegierige seine Nase steckt und immer umfangreicher wird mithin sein Wissen.

Nun weiß er genau, welche Kräuter der Umgebung oder welche Gewürze des Orients, nicht nur dem Würzen der Speisen dienen, sondern auch der Gesundheit zuträglich sind. Fabiennes Wissensdurst ist geradezu unersättlich, egal, ob es sich um die Astronomie oder Biologie handelt, der Junge liest und liest. Sogar politisch gibt sich der Knabe interessiert, sofern es von politischem Geschehen in einem Ort wie Valet de Coeur überhaupt etwas zu spüren gibt. Seine guten Kenntnisse zum derzeitigen Stand der Medizin oder der Chemie verblüffen zeitweilig selbst den Abbe`, der kaum noch in der Lage ist, dem jungen Mann die gewünschten Bücher herbeizuschaffen.

Auf diese Weise hebt sich Fabien mehr und mehr von den Gleichaltrigen ab, die im Gegensatz zu früher nun seine Nähe geradezu suchen. Allen voran Jean-Baptiste, der etwas einfältige Bursche, dessen geistige Entwicklung nicht mit seiner körperlichen Schritt halten konnte. Er mag Fabien auf seine ganz eigene Weise; im gemeinsamen Kindesalter, weil er diesen auf Grund seines verkrüppelten Fußes mit Hohn und Spott überschütten konnte und hoffte, sich dadurch Ansehen zu verschaffen. Und nun, weil er meint durch die Nähe zu diesem gutaussehenden gebildeten jungen Mann, vielleicht an eine der ebenfalls jungen Damen des Ortes zu gelangen, die beinahe schwärmerisch von Fabienne angetan sind. Doch nur die überaus einfachen Mägde finden Gefallen an dem kräftigen Jean-Baptiste. Die Töchter der Besserbetuchten meiden indes den Umgang mit ihm, zumal man immer davon spricht, dass er der Sohn einer Hure und eines Trinker sei. Ob er selbst seine Eltern je bewusst zu Gesicht bekam ist nicht bekannt. Ein kinderloses Bauernehepaar, die Fontaines, nahmen sich damals der kleinen Waise an und seit frühester Kindheit an schuftet Jean-Baptiste nun bis heute auf deren Feldern. Um dem insgeheim von ihm verehrten ungleichen Freund ähnlicher zu sein, was dem Unterfangen gleichkommt, einen Stern vom Himmel zu holen, wetzt Jean-Baptiste so oft es die Zeit zulässt das scharfe Messer, welches er stets im Gürtel mit sich trägt. Denn sein Vorbild Fabien hat schon von früher Jugend an das scharfe Jagdmesser des verstorbenen Vaters stets bei sich. Mehr Gemeinsamkeiten gibt es nicht. Der junge le Trec hegt keinen Groll gegen Jean-Baptiste, ganz im Gegenteil, dieser Bursche ist ihm schlichtweg gleichgültig; und alle Geschehnisse, die mit anfänglicher Häme und Spott ihm gegenüber verbunden waren, liegen weit zurück. Mehr als ein Jahrzehnt liegt mittlerweile dazwischen.

Kommissar Valderon &

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