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Der Kamp ums Nørrehus

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Dänemark hat keinen Mindestlohn, aus diesem Grund ist es entscheidend wichtig, dass die Gewerkschaften ein Abkommen mit den Unternehmen haben. In den Jahren nach 2004 hat die Dänische Gewerkschaftsbewegung eine lange Reihe von spektakulären Blockaden durchgeführt, um ausländischen Firmen zu zwingen, Abkommen zu vereinbaren. Nørrehus ist ein gutes Beispiel für einen solchen Kampf.

Das Frühjahr 2010 war kalt und regnerisch gewesen, aber Dienstag, der 18. Mai, war ein herrlich warmer Tag. Sogar weit oben im Norden hatten die Sonnenstrahlen gewärmt, so auch in Brønderslev in Nordjütland, und viele von den 12.000 Einwohnern der Stadt genossen das Wetter, verschoben ihre Verpflichtungen und tranken an einem schönen Ort in der Sonne ein Feierabendbier. Unter ihnen waren auch Leo Thomsen und Mogens Pedersen, aber für sie konnte von Feierabend nicht die Rede sein. Mogens war arbeitsloser Maurer, Leo war arbeitsloser Betonarbeiter. Die zwei alten Bauarbeiter waren beide in einem Alter, in dem die Kinder ausgeflogen waren. Beide waren Mitglied der Gewerkschaft 3F, und beide waren für die Gewerkschaft aktiv.

Sie schlenderten entspannt durch die vom Frühling erfüllte Stadt und auf dem Weg zu einer ihrer Stammkneipen, der „Bürgerstube“ am Bahnhofplatz, schauten sie sich die Gebäude und die Baustellen an.

„Verdammt nochmal, auf dem Bau gibt es eine richtige Krise, wie?“

„Ja, leider gibt es zurzeit nicht viel zu tun.“

„Bei der Arbeitslosenkasse habe ich gehört, dass es in der 3F jetzt mehr als 30.000 Arbeitslose gibt.“

Als sie um die Ecke zum Bahnhofplatz gingen, sahen sie ein großes Baugerüst, das um ein vierstöckiges Haus neben der „Bürgerstube“ errichtet worden war.

„Aha, hier passiert aber doch etwas!“

„Von welchem Unternehmen ist es wohl? Ich sehe keine Schilder.“

„Nee ... Doch, der gelbe Kastenwagen dort hat ja polnische Nummernschilder.“

„Zum Teufel nochmal! Du hast recht.“

Leo und Mogens drehten eine kurze Runde auf dem Platz, aber sie konnten an diesem Tag mit ihrer Entdeckung nichts mehr machen, also gingen sie in die „Bürgerstube“, um über Gott und die Welt zu diskutieren.4

Die Baustelle, die Leo und Mogens entdeckt hatten, war die Renovierung eines Mehrfamilienhauses mit dem Namen Nørrehus. Das Haus war 1910 vom Kaufmann Tolstrup gebaut worden und zierte seit nunmehr 100 Jahren das Stadtbild. Es war ein schönes Gebäude mit drei Turmvorsprüngen an der Fassade und zwei Kupferspitzen. Das Haus mit den vier Stockwerken ist das höchste auf dem Bahnhofplatz, und man sieht deutlich, dass sich der Kaufmann Tolstrup damals gewünscht hatte, der Stadt ein Gesicht zu geben. Aber die Jahre vergingen. Das Nørrehus büßte mehr und mehr von seiner einstigen Schönheit ein und wurde im Jahr 2003 von einem lokalen Immobilienmatador namens Dan Sandberg gekauft. Dan hatte das Gebäude im Blick auf Weiterverkauf erworben, aber die Immobilienblase platzte, bevor er es weiter verkaufen konnte. Er gab den Verkauf auf und plante 2010 stattdessen eine Renovierung des Hauses. Da die finanzielle Lage nicht sehr rosig war, wählte Dan eine polnische Firma für die Renovierung, weil sie billiger als der Rest auf dem Arbeitsmarkt war. Die Renovierung war bereits seit einem Monat im Gange, als die zwei alte Gebäudehandwerker es entdeckten.5

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