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Der Kettenträger Vorrede.

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Der Knoten hat sich verwickelt in den wenigen kurzen Monaten, welche seit der Erscheinung des ersten Theils unserer Handschriften verflossen sind, und Blutvergießen hat den Flecken noch dunkler gemacht, der auf unserm Lande in Folge der weiten Verbreitung und kecken Behauptung falscher Grundsätze haftet. Man mußte dieß schon lange voraussehen, und man hat vielleicht Grund sich Glück zu wünschen, daß die vorgefallene Gewaltthat nur den Verlust eines einzigen Lebens kostete, während zu besorgen stand und noch steht, daß sich ein Bürgerkrieg daraus entwickeln würde. Daß einzelne Theile des Gemeinwesens sich würdig und edel benommen haben bei diesem plötzlichen Ausbruch einer gesetz- und gewissenlosen Verschwörung zum Raube, ist unläugbar, und darf mit Dankbarkeit und ehrlichem Stolze gerühmt werden; daß das Rechtsgefühl weitaus den größeren Theiles des Landes tief verwundet worden, ist ebenso wahr; daß die Gerechtigkeit aufgerüttelt worden ist, und in diesem Augenblick in der ernsten Sprache der gesetzlichen Gewalt mit den Uebelthätern redet, läßt sich nicht widersprechen; aber während dieß Alles zugegeben wird, und zugegeben wird nicht ganz ohne Hoffnung, sind doch noch Gründe zur Besorgniß vorhanden, so starke und triftige Gründe, daß kein Schriftsteller, der den wahren Interessen seines Vaterlandes treu ergeben ist, sie auch nur einen Augenblick aus dem Gesichte verlieren darf.


Eine hohe Autorität, in einem gewissen Sinne, die Autorität der politischen Gewalt hat ausgesprochen, daß der Lehensbesitz mit fortwährendem Pachtzins dem Geiste der Institutionen zuwider sey. Und doch bestanden diese Lehen oder Pachtungen als die Institutionen gegründet wurden, und ein Satz der Institutionen selbst verbürgt die Haltung der Verträge, in deren Kraft die Lehen existiren. Es wäre viel weiser und viel wahrer gewesen, wenn man denjenigen, welche nach den Gütern ihrer Mitbürger gelüsteten, gesagt hätte: mit ihren Bestrebungen, die fraglichen Pacht- und Lehensverhältnisse umzustürzen und zu zerstören, träten sie in Widerspruch mit einem feierlichen Grundsatz des Rechts und somit auch mit den Institutionen selbst. Der Haupt- und Grundirrthum gewinnt immer mehr Boden, welcher die verderbliche Lehre aufstellt, wir hätten eine Regierung von Menschen, statt einer Regierung der Grundsätze. Wenn dieser Irrthum so weit um sich greift, daß er im Leben selbst das Uebergewicht erlangt, dann mögen die Wohlgesinnten sich hinsetzen und klagen – nicht nur um die Freiheiten ihres Landes, sondern auch um seine Gerechtigkeit und Moralität, sollten auch die Menschen dem Namen nach so frei seyn, daß sie thun können was ihnen beliebt.


In ihrem Verlaufe sehen wir die Handschriften der Familie Littlepage mehr und mehr dem Charakter der Zeiten sich nähern, in welchen wir leben. Eine Generation jedoch ist ausgefallen, in Folge des frühen Todes von Mr. Malbone Littlepage, der einen einzigen Sohn und Erben hinterließ. Dieser Sohn hat sich verpflichtet gefühlt, die Reihenfolge zu vervollständigen durch einen Zusatz aus seiner Feder. Ohne diesen Zusatz würden wir Satanstoe, Lilaksbush, Ravensnest und Mooseridge in ihrer gegenwärtigen Gestalt gar nicht zu Gesicht bekommen; so aber werden uns Blicke darauf vergönnt, welche nicht nur unterhaltend sondern auch belehrend seyn dürften.


Ueber Einen Punkt wünschen wir ein Wort zu sagen. Ein Theil unsrer Leser ist der Ansicht gewesen, der erste Mr. Littlepage, welcher Nachrichten von seinem Leben niedergeschrieben, Cornelius mit dem Taufnamen, habe eine ungebührliche Härte in seinem Urtheil über den Charakter der Neu-Engländer gezeigt. Unsre Antwort auf diesen Vorwurf ist folgende: erstlich übernehmen wir nicht die Verantwortlichkeit für alle Meinungen derjenigen, deren Schriften uns zur Durchsicht übergeben werden, so wenig als wir verantwortlich seyn würden für alle die widersprechenden Charaktere, Beweggründe und Ansichten, die in einer Darstellung von erdichteten, selbstgeschaffenen Personen zu Tage kommen möchten. Daß die Littlepages New-Yorker Begriffe, und wenn der Leser lieber will, New-Yorker Vorurtheile hatten, mag ganz wahr seyn; aber bei Schilderungen dieser Art sind selbst Vorurtheile nicht ganz zu übergehende und zu unterdrückende Thatsachen. Sodann hat Neu-England seine Genugthuung schon längst vorweggenommen, indem es sich selbst rühmt und seine Nachbarn unterschätzt in einer Art, die nach unserem Dafürhalten diejenigen, welche etwas holländisches Blut in ihren Adern haben, vollkommen berechtigt, ihre Gesinnungen und Ansichten über die Sache auszusprechen. Wer so freigebig austheilt, sollte auch ein Wenig einzunehmen sich gefallen lassen, und dieß um so mehr, wenn eben nichts besonders Verletzendes und Persönliches in den kleinen Hieben liegt, die gegen sie gezielt sind. Wir selbst unseres Theils haben nicht einen Tropfen holländisches oder neuengländisches Blut in unsern Adern, und spielen nur die Rolle des Flaschenhalters der einen Partei bei diesem Kampfe. Wenn wir berichtet haben, was der Holländer von dem Yankee sagt, so haben wir auch berichtet, was der Yankee, und zwar ohne sonderliches Bedenken, von dem Holländer sagt. Wir wissen, daß diese Gesinnungen veraltet und überlebt sind; aber unsere Handschriften bezogen sich in dieser Hinsicht ausschließlich auf die Zeiten, in welchen sie ganz gewiß vorhanden waren, und das mindestens in der Stärke, in welcher sie dargestellt werden.


Wir gehen noch etwas weiter. Nach unserem Ermessen lassen sich die falschen Grundsätze, die man bei einem großen Theil der gebildeten Klassen findet, über das Verhältnis von Landeigenthümer und Pächter, zurückführen auf die provinziellen Begriffe derjenigen, die ihre Ansichten und Vorstellungen von einem Zustand der Gesellschaft empfangen haben, wo kein solches Verhältnis besteht. Die von den Lehren des Antirentismus drohende Gefahr hat ihre beängstigendste Stärke in diesen falschen Grundsätzen; – denn die irregeleiteten ohnmächtigen Leute, welche das Feld eingenommen haben im buchstäblichen Sinne, sind dem Recht nicht zum vierten Theile so gefahrdrohend, als diejenigen, welche im bildlichen Sinne ins Feld gerückt sind. Es ist nicht ein Jota mehr Vernunft in der Behauptung und Beweisführung: es solle keine Pächter, im strengen Sinne des Wortes geben, als in der: es solle bei den Gewerben keine Gesellen, keine Lohn- und Tag-Arbeiter geben, obwohl sich nicht leicht ein Mensch finden würde, der diesen Satz behaupten möchte. Wir glauben fest, wenn es einen Theil des Landes gäbe, wo die Handwerker sämmtlich »bosses« Werkführer, im Gegensatz gegen Meister. wären, so würde es denen, die an einen solchen Zustand der Gesellschaft gewohnt wären, ganz ungehörig und antirepublikanisch erscheinen, wenn Einer Unternehmungen in seinem Geschäft mit Arbeitern ausführte.


Nur noch ein Wort wollen wir über diesen Gegenstand hinzufügen. Die Säule der Gesellschaft muß ihr Kapital haben so gut wie ihr Fundament. Sie ist nur dann vollkommen, wenn jeder Theil ganz hergestellt ist und leistet, was ihm zukommt. In New-York vertraten die großen Landbesitzer lange Zeit, und vertreten noch, die Stelle des Kapitals, in einem socialen Sinne. Wenn dieß Kapital zertrümmert und auf den Boden geschleudert wird – aus welchem Material wird dann dasjenige bestehen, welches an seine Stelle gesetzt werden müßte? Kein Nachfolger des Landeigenthümers scheint uns so wahrscheinlich, als der Land-Erpresser und der Land-Wucherer! Wir möchten die, welche jetzt das Geschrei von Feudalismus und Aristokratie erheben, warnen, sich doch ja vorzusehen, was sie thun! Statt des Königs Klotz dürften sie vom König Storch gefressen werden.


New-York im November 1845.


Der Kettenträger

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