Читать книгу Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019 - Jan Gardemann - Страница 30

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Robert nahm mich kurz in den Arm. Ich atmete tief durch und sah, dass auch die anderen mir gefolgt waren. Ihren Gesichtern nach waren auch sie Zeuge dieser geisterhaften Erscheinung von Joanne geworden ...

Es war Myers, der Manager der Plattenfirma, der als Erster die Sprache zurückgewann.

"Robert, es muss doch eine Erklärung für all das geben!", sagte Myers mit beschwörender Stimme. "Eine natürliche Erklärung!"

"Und welche, Mr. Myers?", meldete sich Ted McRory zu Wort.

Sein Tonfall hatte etwas Ätzendes an sich. "Wir alle haben doch dasselbe gesehen! Nicht einmal Sie können einfach so tun, als hätte es diese ... diese Erscheinung nicht gegeben!"

Myers drehte sich zu dem Ex-Schlagzeuger herum und bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick.

"Wenn man nach einer Erklärung für diese seltsamen Phänomene sucht, die uns alle so erschreckt haben, dann sollte man sinnvollerweise bei Ihnen anfangen, Ted! Schließlich hat doch mit Ihrem Hokuspokus alles begonnen!"

Ted schluckte.

Er atmete schwer und biss sich auf die Unterlippe.

Schließlich presste er heraus: "Sie haben ja keine Ahnung, Mr. Myers ..."

"Aber Sie!", lachte Myers höhnisch. "Allerdings bin ich überzeugt davon, dass sie Robert in Kürze in denselben Grad der Verrücktheit getrieben haben, in dem Sie sich zweifellos inzwischen befinden, Ted!"

"Aber das führt doch alles zu nichts!", griff jetzt Robert ein.

Er wandte sich an Ted McRory. "Vorhin hast du von einem Ritual gesprochen, mit dem diese Erscheinung sich wieder bannen ließe ..."

"Sie wollen doch nicht im Ernst auf so einen Unsinn eingehen, Robert!", ereiferte sich Myers, noch ehe Ted McRory auch nur ein einziges Wort hatte sagen können.

"Lassen Sie ihn doch seinen Vorschlag machen", meinte Robert.

In McRorys Gesicht zuckte unruhig ein Muskel. Er sah von einem zum anderen. Auch zu mir. Und ich erschauerte unwillkürlich, als ich in seine Augen sah ... Dieser Mann hatte unsägliche Furcht ...

"Auf die Gefahr hin, dass Sie mich für verrückt halten, aber diese Erscheinung, die wir gesehen haben, ist eine wahnsinnige Mörderin ... Ich habe mich, wie allgemein bekannt ist, etwas eingehender mit okkulten Theorien auseinandergesetzt. Diese Joanne wird nicht mehr aufhören, zu morden ..."

"Es sei denn, sie tötet mich", vollendete Robert. "Schließlich bin ich die Wiedergeburt von Sir Henry."

Aber Ted schüttelte den Kopf.

"Es ist nicht sicher, ob sie das wirklich befrieden würde. Falls ihr Hass zu stark ist, ginge das Morden unweigerlich weiter! Nein, wir müssen sie bannen!"

"Und wie soll das Ihrer Meinung nach geschehen?", fragte ich. Dabei entstand in mir ein mulmiges Gefühl. Schließlich hatte ich Hermann von Schlichtens 'Absonderliche Kulte' auch gelesen und in Tante Lizzys Archiv lagerten Berichte über Dutzende von Fällen, in denen Unbedarfte versucht hatten, diese Rituale auszuprobieren und dabei Schreckliches angerichtet hatten.

"Wir brauchen ein Opfer", flüsterte er dann. "Die meisten – und wirksamsten – dieser Rituale gehen mit einem Menschenopfer einher ..."

"Sie sind wirklich verrückt!", erklärte jetzt Jim Field.

Und Myers erklärte: "Fast könnte man auf den Gedanken kommen, dass Sie für den Tod von Miss Kelvin verantwortlich sind. Zutrauen würde ich es Ihnen jedenfalls!"

"Sie sollten allesamt wenigstens darüber nachdenken!", zeterte Ted McRory dann. "Ist es nicht besser, wenn ein Mensch stirbt, als wenn diese Bestie immerfort tötet?"

"Hör auf!", zischte Robert ziemlich barsch. "Ich will von diesem Unsinn nichts mehr hören!"

Myers blickte auf die Uhr und sagte dann: "Ich werde heute Abend noch nach London zurückkehren, damit ich morgen früh gleich mit unserer Rechtsabteilung sowie mit den PR-Leuten etwas ausknobeln kann, das Ihr Image einigermaßen im Reinen hält, Robert!"

Robert zuckte nur mit den Achseln. Ihm schien das ziemlich gleichgültig zu sein.

"Tun Sie, was Sie nicht lassen können."

"Sie werden mir noch dankbar dafür sein", erwiderte Myers.

"Wenn dieser Inspektor sich erst einmal in Sie verbissen hat ..."

Ein Geräusch an der Tür ließ uns alle aufhorchen.

Schritte ...

Wir standen da und blickte in die Richtung, aus der diese Geräusche gekommen waren. Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann tauchte Lucinda, das Hausmädchen auf. Sie wirkte immer noch verstört.

Die Kleider klebten ihr feucht am Leib. Sie war völlig durchnässt.

"Lucinda!", rief der Butler.

"Ich ..." Sie blickte auf und zitterte leicht. Ob vor Kälte oder aus Angst war schwer zu sagen. Sie schluckte und fuhr dann fort: "Ich bin in meinen Wagen gestiegen und wollte nach Hause fahren ... Aber der Sturm hat ein paar Bäume entwurzelt, die jetzt quer über der Straße liegen. Der Weg ist abgeschnitten Und dann ..."

"Was noch?", hakte ich nach, denn ich spürte instinktiv, dass da noch etwas anderes war. Etwas, von dem sie bis jetzt noch nichts erwähnt hatte.

"Da war ein Ritter ..."

"Ein Ritter?", echote ich und erinnerte mich jener Gestalt, die ich aus dem Burghof hatte reiten sehen.

"Er hat mit seinem Schwert auf meinen Wagen eingeschlagen! Sie können sich die Kratzer gerne ansehen, dann wissen Sie, dass ich keinen Unsinn rede! Und außerdem hat er zu mir gesprochen – wenn das das richtige Wort ist. Er sagte, dass niemand Gilford Castle in dieser Nacht verlassen würde ... Niemand ..."

Ihr Gesicht drückte Schaudern aus.

"Sie sollten sich erst einmal etwas Frisches anziehen", meldete sich indessen der Butler zu Wort. "Meine Güte, Sie sind ja ganz durchnässt!"

Lucinda schien das nicht sehr zu kümmern. Sie strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht und rief: "Wir sind Gefangene!"

Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019

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