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Die geheimnisvolle Kammer

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Ich überredete meine Mutter, das ich mein Fahrrad mitnehmen wollte, denn so hatte ich jeder Zeit die Wahl, wieder nach Haus zukommen. Es war noch früh am Morgen, als wir los fuhren. „Sag mal, wie weit ist es eigentlich bis zu Großvater?“, fragte ich. „Ungefähr 7-8 Kilometer, ganz in der Nähe vom Torf Haus“, erklärte sie. Ich sah aus dem Fenster und versuchte die Bäume zuzählen. Unmöglich, es waren einfach zu viele. Als nächstes fing ich an die Begrenzungsbalken zu zählen oder wie die hießen. Auf was man für Ideen kommt, wenn man gelangweilt Auto fährt. „Also gut“, sagte ich schließlich, „was ist Großvater eigentlich für ein Typ?“ Meine Mutter sah mich überrascht an. „Wie meinst Du das?“ „Na ja“, überlegte ich kurz, „ist er Cool oder mehr seltsam?“ Meine Mutter schüttelte nur den Kopf, setzte den Blinker und verließ die Hauptstraße. „Wo fährst Du denn jetzt hin?“, fragte ich als wir über einen Feldweg hoppelten. „Dein Großvater lebt etwas Abseits“, antwortete sie kurz und knapp. „Dann ist er also seltsam“, stellte ich fest. Nach ein paar Hundertmetern bogen wir Lings ab und fuhren geradewegs auf einen verfallenden Bauernhof zu. Ich war mir ganz sicher, meine Mutter hatte sich verfahren. „So da wären wir“, sagte sie und hielt langsam an einem verrosteten Eisentor. Sprachlos starrte ich auf den Hof und konnte es nicht glauben, dort sollte mein Großvater wohnen. Das Unkraut war, wie eine Hecke, Meter hoch und hatte den Zaun, der nur noch zu erahnen war fast verschlungen. Ich hörte wie meine Mutter den Kofferraum öffnete und stieg auch aus. Neugierig trat ich an das Eisentor. Der Weg, der zum Haus führte, war so von Moos und wilden Blumen übersät, das ich schon befürchtete nicht willkommen zu sein. „Peter kommst Du bitte mal her!“, rief meine Mutter in meine Gedanken hinein. „Ja ich komme!“, rief ich zurück, während ich noch einen Blick auf das Haus warf, das von Efeu nur so über wuchert war. „Dein Fahrrad klemmt irgendwo“, sagte meine Mutter, als ich bei ihr war. Ich kletterte ins Auto und versuchte es von der anderen Seite anzuheben. Erst nach langem hin und her, gelang es uns endlich das Fahrrad heraus zu ziehen. „Vorsicht“, sagte meine Mutter, aber es war schon zu spät, der Lenker schlug um und kratzte über das rechte Rücklicht. „So eine Schei-benkleister.“ Meine Mutter bekam immer gerade noch so eben die Kurve um nicht das Wort, was wir ja alle sagen, auszusprechen. „Ist doch nur ein kleiner Kratzer Mama“, sagte ich mit einer abfälligen Handbewegung. Doch meine Mutter sah mich nur strafend an. „Weißt Du wie alt das Auto ist?“ Ja, ich wusste wie alt das Auto war. Sie hatte es vor genau 8 Wochen gekauft. „Nein“, antwortete ich und überlegte angestrengt. Meine Mutter schnaufte, so hatte ich sie noch nie gehört. „Es ist genau 8 Wochen alt.“ „Ach ja, stimmt, hatte ich ganz vergessen.“ Unsinn, ich hatte es natürlich nicht vergessen. Ich hob die Augenbrauen und betrachtete das Rücklicht. „Also wenn man es nicht wüsste…“, begann ich. „Hör auf“, unterbrach mich meine Mutter und schob mein Fahrrad an das Eisentor. „Du bist doch versichert oder?“, fragte ich leise in der Hoffnung es nicht von meinem Taschengeld bezahlen zu müssen. „Ja, natürlich“, seufzte sie und blickte nun eben Falls zum Haus. „Ich habe Deinen Großvater angerufen das wir kommen. Ich frag mich wo er steckt?“ Nach dem ich meinen Rucksack aus dem Auto geholt hatte stellte ich mich neben meiner Mutter. „Hast Du alles?“, fragte sie. „Ja, ich habe alles“, gab ich zurück. „Auch Dein Handy?“ Ich Griff in die Hosentasche und zeigte es ihr. „Was ist mit T-Shirt, Unterhemd und…“ „Mama, ich habe alles“, unterbrach ich sie bevor es drohte peinlich zu werden. „Was ist mit…“, setzte sie erneut an. „Mama, ich mach keine Weltreise und bin sicher bevor es dunkel wird wieder zu Hause.“ Endlich gab sie es auf und sah wieder zum Haus. „Wo bleibt er nur?“, murmelte sie. Während sie weiter auf das Haus starrte, hatte ich mir meinen Rucksack geschultert und war mit dem Fahrrad unbemerkt durch das Tor gegangen. „Was tust Du da?“, fragte sie und wollte mich aufhalten. „Ich geh zu Großvater“, sagte ich, „und da Du nicht mit willst oder kannst, sehen wir uns heute Abend.“ „Also gut, dann bis heute Abend und pass auf Dich auf hörst Du?“ „Und Du pass auf beim Autofahren und vergesse Dich nicht Anzuschnallen!“, rief ich zurück. „He, ich bin kein Kind, ich bin Deine Mutter!“ „Genau deswegen ja!“, winkte ich ihr zu. Ich sah wie sie einstieg und langsam davon fuhr. „Ich habe doch nur eine Mutter“, sagte ich und drehte mich zum Haus. Vielleicht machte ich mir mehr Sorgen um sie, als sie um mich. Verwundert Blickte ich zur Haustür, denn sie stand einen halben Meter weit offen, dabei war ich mir sicher dass sie die ganze Zeit zu war. Ich stellte mein Rad an der Hauswand ab und ging zur Tür. „Hallo“, flüsterte ich und räusperte mich. Warum flüsterte ich überhaupt? Beherzt hob ich meine Hand und klopfte gegen die Tür. „Hallo Großvater, hier ist Peter darf ich rein kommen?“ Doch ich erhielt keine Antwort. „Hallo Großvater!“ rief ich noch einmal. Aber wieder drang mir nur ein Schweigen entgegen. Angeblich, so dachte ich, soll es ja Großväter geben die ihre Enkel gern mal erschrecken. Vielleicht stand er ja schon hinter der Tür und wartete nur darauf dass ich herein kam. „Also gut!“, rief ich, „ich komm dann mal rein!“ Ich gab der Tür einen Schubs und mit einem leisen knarren und quietschen öffnete sie sich noch einen Meter und blieb schließlich stehen. Ein Lichtstrahl fiel in den Flur. Auf den ersten Blick, sah das Haus einsam und verlassen aus als ich es betrat. Der Flur war groß, hatte 4 Zimmer und war mit einem Teppich ausgestattet, dessen Farbe nicht mehr genau zu erkennen war. Dann sah ich das Zimmer am Ende des Flurs, es stand offen. Langsam drehte ich mich zur Tür, sollte dort wirklich mein Großvater stehen? Vorsichtig zog ich sie zurück und seufzte erleichtert, als ich sah dass da nur ein großer Mantel hing. Ich schüttelte den Kopf und entdeckte eine weitere Tür, die schmaler war als die anderen. Das war sicher eine Abstellkammer, dachte ich und wandte mich wieder um. Gerade tat ich einen Schritt, als ich ein Geräusch hörte. „Großvater?“, fragte ich unnötigerweise, denn wer sollte sonst dort sein. In freudiger Erwartung ging ich auf die offene Tür zu um meinen Großvater endlich zu begrüßen. „Hallo Großvater“, sagte ich bevor ich noch an der Tür war, „ich freue mich Dich wieder…“ Mitten im Satz brach ich ab, als ich sah wer in der Stube auf dem Tisch saß. Es war nicht mein Großvater sondern ein Huhn das irgendetwas vom Tisch herunter pickte. Kurz hob es den Kopf, sah mich dämlich an und pickte dann munter weiter. Mein Blick wanderte herum. Die Stube war groß aber nicht besonders einladend. Auf der rechten Seite befand sich ein Schrank, der fast die ganze Wand einnahm. Gerade zu war ein offener Kamin über dem eine große alte Uhr hing. Während gleich davor, ein hoher antiker Sessel stand, befand sich auf der linken Seite vom Kamin ein Bücherregal das bis an die Decke reichte. Zwei Fenster zierten die linke Wand, auf dessen Fensterbank ein paar vertrocknete Pflanzen standen. Mein Großvater schien also nicht in der Stube zu sein. Ich warf dem Huhn noch einen amüsierten Blick zu und wandte mich schon wieder zur Tür, als ich erneut ein Geräusch hörte. Es kam direkt vom Sessel, der mit dem Rücken zu mir stand, und klang nach einem Grunzen. Wer weiß, dachte ich, wenn ein Huhn auf dem Tisch saß, könnte es auch gut möglich sein das ein Schwein im Sessel Platz genommen hatte. Lautlos, schritt ich durch die Stube zum Kamin. Noch einen Meter, und dann sah ich wer im Sessel saß. Endlich hatte ich meinen Großvater gefunden, der unbeirrt weiter Grunzte. Ich trat einen Schritt näher auf ihn zu und betrachtete ihn. Sein Haar war grau genauso wie sein Schnurrbart. Fast musste ich lachen, als ich sah, wie schief ihm seine Brille auf der Nase saß. „Großvater“, flüsterte ich, „schläfst Du?“ Ich weiß, wie kann man jemanden fragen ob er schläft wenn es doch ganz offensichtlich ist. Auf seinem Schoß lag ein aufgeschlagenes Buch und ich war neugierig wie es wohl hieß. Vorsichtig faste ich die eine Seite an, denn ich wollte meinen Großvater nicht wecken, noch nicht, und klappte es zu. Langsam las ich die Worte: Die Abenteuer von… Rums, etwas Schwarzes war plötzlich auf den Schoß meines Großvaters gesprungen. Vor Schreck, stolperte ich zurück und fiel zu Boden. Im selben Moment war mein Großvater auf gewacht und aus seinem Sessel hochgefahren. „Du Lump, was machst Du in meinem Haus? Du wirst es noch bereuen hier eingedrungen zu sein. Wo ist meine Flinte!“ „Nein Großvater, ich bin es Dein Enkel!“, schrie ich und verkroch mich unter den Tisch. „Du hast doch gefragt ob ich Dich besuchen komme!“ „Peter, bist Du das?“ Ich atmete erleichtert. „Ja, ich bin es.“ Kurz darauf standen wir uns gegenüber und reichten uns die Hände. „Lass Dich mal ansehen, mein Junge.“ Er musterte mich von oben bis unten. „Vielleicht hättest Du anrufen sollen bevor Du kommst.“ Dann wuschelte er mir durch die Haare. „Aber Mama hat Dich doch angerufen, dass wir heute kommen“, sagte ich und sah ihn überrascht an. „Ach ja, hat sie das?“ „Ja“, sagte ich, „ich war selbst dabei.“ „Na egal, jetzt bist Du ja da.“ Er wandte sich von mir und grummelte sich etwas in seinen Bart was ich nicht verstehen konnte. „Komm her Peter, ich will Dir jemand vorstellen.“ Mein Großvater trat an den Tisch und deutete auf das Huhn, das immer noch da stand. „Das ist Helga mein Huhn und legt mir jeden Tag ein Ei zum Frühstück. Und das ist Peter mein Enkelsohn, sagt Hallo zueinander.“ „Hallo Helga“, sagte ich zögerlich, „wie geht´s?“ Mein Großvater sah mich kurz an, dann musste er lachen. „Erwartest Du etwa, dass sie Dir antwortet?“ „Nein, natürlich nicht“, sagte ich erleichtert, denn ich dachte schon mein Großvater wäre, na sagen wir mal, etwas sonderbar. „Und wie geht es Dir so, Großvater?“, fragte ich und war gespannt auf seine Antwort. „Gut, ausgezeichnet, ehrlich gesagt mir ging es nie besser.“ Ich war relativ überrascht von seiner Antwort, weil meine Mutter doch sagte es ginge ihm nicht so gut. Kurz überlegte ich ob ich ihn darauf ansprechen sollte. „Das freut mich, dass es Dir gut geht“, sagte ich. Doch mein Großvater ging nicht weiter darauf ein. „Komm mit, ich zeig Dir jetzt mein ganzes Haus“, sagte er mit einem Ton, der, so schien es mir keinen Wiederspruch duldete. Ich folgte ihm aus der Stube auf den Flur. Großvater blieb stehen und blickte zu Boden. „Achte auf Deine Füße.“ Ich schaute hinunter, direkt neben mir stand Helga das Huhn. „Aber ja, ich werde aufpassen dass ich sie nicht ausversehen trete“, versicherte ich. Mein Großvater sah mich einen Moment an. „Nein“, sagte er dann, „es ist nicht Helga um die ich mir Sorgen mache.“ Ich starrte das Huhn an und es starrte zurück. „Übrigens“, bemerkte mein Großvater, „sie mag es gar nicht, wenn sie so angestarrt wird.“ Sofort wandte ich meinen Blick ab. „Solange Du Dich normal verhältst, sehe ich keinen Grund Angst vor ihr zu haben.“ „Angst?“, fragte ich grinsend, „warum soll ich Angst vor einem Huhn…Au!“, schrie ich auf und sprang zur Seite. Etwas hatte mich in meinen Fuß gestochen. „Jetzt weißt Du es“, sagte mein Großvater und scheuchte das gewalttätige Huhn den Flur entlang. „Eigentlich ist Helga ein ganz Friedfertiges Huhn, nur ist sie ein bisschen sensibel und spürt wenn man sie nicht ernst nimmt.“ Ich jammerte ein wenig und rieb mir meinen Fuß. „Ach, jetzt stell Dich nicht so Mädchenhaft an“, sagte mein Großvater, nach dem er einen Blick auf meinen Fuß geworfen hatte. „Denn wenn die liebe Helga mit ihrem Schnabel richtig zu gestochen hätte, müssten wir Dich jetzt zum Notarzt fahren.“ Wütend erhob ich mich und humpelte meinem Großvater hinterher, der auch schon vor der nächsten Tür stehen geblieben war. „Na was meinst Du, was sich hinter der Tür befindet?“ „Vielleicht ein Dutzend wilder Hühner, die nur darauf warten mich an zufallen?“ Ich war immer noch sauer und wollte mich auch so schnell nicht beruhigen lassen.“ „Schlimmer, viel schlimmer“, erwiderte er und drückte die Klinke herunter. „Nein bitte nicht“, flehte ich, trat vor Angst zurück und stieß gegen eine Kommode, die auf dem Flur stand. Doch es war zu spät er hatte die Tür schon geöffnet. Jetzt war es aus mit mir, gleich würde mich eine Bestie anfallen und mich… Es war etwas ganz anderes was mich in Erstaunen versetzte. „Ich wette“, sagte Großvater, „so sieht das bei euch zu Hause ganz sicher nicht aus.“ Ich schüttelte den Kopf und folgte ihm langsam in die Küche. Dort stapelten sich Dreckige Teller, Tassen, Schalen, Töpfe und Pfannen und-und-und. „Na ja“, sagte ich, als ich über den klebrigen Fußboden ging, „vielleicht musst Du wieder mal ein wenig Ordnung schaffen.“ Ich sah ihn an und merkte sofort, dass ich noch nicht die richtigen Worte gefunden hatte. „Oder, vielleicht brauchst Du nur jemanden der Dir hilft“, sagte ich und bereute es im gleichen Atemzug. Mein Großvater hob die Augenbraun und grinste. „Da bin ich ja froh, dass ich heute Besuch bekommen habe.“ „So, wer denn noch außer mir?“, fragte ich und hoffte auf Erlösung. In den nächsten Stunden lernten wir uns so richtig gut kennen, nämlich beim Abwaschen und Küche schruppen. Mein Großvater wusch ab und ich... Jeder kann sich bestimmt vorstellen, wie sehr ich mich schon darauf gefreut hatte abzutrocknen. Immer hin nutzte ich die Gelegenheit um ihn ein paar Fragen zu stellen, die mir sehr auf dem Herzen lagen. „Sag mal Großvater, wie lange lebst Du schon hier oben?“ „Schon ziemlich lange, nächste Frage.“ So hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. „Wie lange ist ziemlich lange?“, harkte ich nach, denn so einfach sollte er mir nicht davon kommen. Mein Großvater tauchte gerade einen sehr Dreckigen Topf ins Spülwasser. „Findest Du nicht“, sagte er und versuchte mit größter Anstrengung und lautem quietschenden kratzen den Topf sauber zu machen, „dass es nur einseitig wäre, wenn Du mir Fragen stellst?“ Kurz darauf hatten wir Regeln aufgestellt, besser gesagt mein Großvater. Und wie ich später herausfand, liebte er es Regeln aufzustellen. „Also“, sagte er, „bei einem Teller, darfst Du mir eine Frage stellen und bei einer Tasse werde ich Dir eine Frage stellen.“ „In Ordnung“, stimmte ich seinem Vorschlag zu. Nach 5 Tassen bekam ich endlich wieder eine Chance ihm eine Frage zu stellen. „Hast Du eigentlich noch mehr Haustiere außer dem gewalttätigen Huhn?“ Mein Großvater reichte mir den Teller bevor er antwortete. „Da wäre Bruno mein Hausschwein, Elsa die Kuh und Theo der Hahn.“ Er überlegte kurz. „Ach ja und ein paar Ratten und Mäuse aber die leben alle mit den anderen drüben im Stall.“ Er deutete aus dem Fenster, das auch wieder mal geputzt werden müsste, auf ein Gebäude. Dann kamen wieder 3 Tassen und ich erzählte aus meinem, noch kurzen, bewegten Leben. Als die Küche endlich glänzte und blinkte, wusste mein Großvater fast alles über mich aber ich noch viel zu wenig über ihn. Wo dran das wohl lag? Mittlerweile war es fast Mittag geworden und mein Magen knurrte schon vor Hunger. Mein Großvater fragte mich was ich gerne essen wollte. „Ein Schnitzel mit Pommes und eine Eiskalte Cola“, sagte ich voller vor Freude. „Und wie wäre es zum Nachtisch mit einer großen Portion Eis mit Schlagsahne?“, schlug mein Großvater weiter vor. Meine Augen strahlten. Aber ich glaube, das hatte mir auch redlich verdient nach der Schufterei in der Küche. „Dann will ich doch mal sehen, was davon in meinem Kühlschrank…“ Mitten im Satz brach er ab und faste sich an den Kopf. „Ach Du liebe Zeit, ich habe ja ganz vergessen dass ich schon lange keinen Kühlschrank mehr besitze.“ Ich stand da und war völlig sprachlos von dem, was mein Großvater eben von sich gab. Hatte er jetzt vollkommen den Verstand verloren? „Keine Sorge mein Junge“, sagte mein Großvater als er mein verkrampftes Grinsen sah, „wir werden schon nicht verhungern.“ Er winkte mir zu und ich folgte ihm auf den Flur zur Haustür. „O super Großvater, wir gehen essen!“, rief ich freudig aus. „Was redest Du da?“, schüttelte er den Kopf, ging auf die schmale Tür zu und öffnete sie. Es war Stockdunkel als er die Kammer betrat und verschwand. „Großvater?“, fragte ich und blieb vor der Tür stehen. Ich fand es fast unheimlich, am helllichten Tage in eine dunkle Kammer zu sehen geschweige denn zu gehen. „Großvater, ist alles in Ordnung?“, fragte ich zaghaft und wagte mich lauschend noch einen Schritt näher zur Tür. Doch mein Großvater antwortete nicht. Jetzt war es also so weit, dachte ich, mein Großvater wollte mir Angst machen. Aber den Gefallen wollte ich ihm nicht tun. Ich holte tief Luft und ging in die Kammer. Es geschah so plötzlich und unerwartet, dass ich mir die Hände vors Gesicht halten musste. Gefühlte 10 Tausend Glühbirnen strahlten auf einmal und erfüllten den Raum mit grellem Licht. „Was sagst Du dazu?“, hörte ich die Stimme meines Großvaters. Ganz langsam nahm ich die Hände wieder vom Gesicht und blinzelte. „Einen Moment“, sagte mein Großvater und hörte ihm irgendetwas murmeln. Im nächsten Augenblick nahm das Licht ab. „Ein Scheinwerfer?“, fragte ich erstaunt, als ich sah was er da in seiner Hand hielt. „Jawohl mein Junge“, bestätigte er voller Stolz und schwenkte ihn hin und her. „Aber wofür?“, fragte ich angestrengt, während ich mir wieder die Augen zuhalten musste. „Na erst einmal um andere zu blenden“, erklärte er unnötigerweise und murmelte erneut, was ich wieder nicht verstehen konnte. Dann hielt er den Scheinwerfer in eine andere Richtung. „Kann ich meine Hände wieder runter nehmen?“ „Aber ja, nur zu.“ Ich hörte ein leises Klick und spürte, wie das Licht mit einem Schlag abnahm. „Whow-das ist ja heftig“, sagte ich als sich meine Augen langsam wieder an das normale Licht gewöhnt hatten. „Sag mal Großvater, warum…“ „Später“, sagte er fast in Panik und schob mich hastig zur Tür. Doch es blieb mir nicht verborgen, was für ein großer Raum das war. Duzende Regale reihten sich an einander, die alle mit Dosen, Gläsern und Flaschen gefüllt waren. Es mussten Hunderte-nein Tausende sein, zumindest kam es mir so vor. „Geschafft“, sagte mein Großvater, nach dem er mich förmlich aus der Kammer geschubst und die Tür hinter sich verschlossen hatte. „Großvater, geht´s Dir gut?“, fragte ich besorgt. Er atmete tief ein und wieder aus bevor er sich langsam zu mir wandte und mich breit an grinste. Ich war mir ganz sicher, dass mit ihm irgendetwas nicht stimmte. Es sah für mich fast so aus, als wollte er ein Geheimnis vor mir hüten. „Was hast Du eben gesagt?“, fragte er mich halb abwesend. „Wollten wir nicht was zu essen aus der Kammer holen?“, fragte ich. Er zuckte kaum merklich und wies mich an genau hier stehen zu bleiben. Ich nickte Wortlos und sah wie er dann noch einmal in der Kammer verschwand.

Der letzte Kobold

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