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Prolog

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Sommer 2073: New York bietet Besuchern, die mit dem Schiff anreisen ein gespenstisches Bild. Vom Meer aus betrachtet ragen die Wolkenkratzer Manhattans nun weit vor der Küstenlinie wie ein gigantisches Riff aus der See. Schlimmer erwischt hat es Hamburg, Hongkong, London und Rom. Metropolen unseres Planeten, die allesamt vom Meer verschluckt wurden. Seit die Eiskappen an den beiden Polen immer rascher abschmelzen, hat das Wasser sogar ganze Länder verschlungen. Dänemark, die Niederlande, Belgien und Bangladesch existieren nicht mehr. Überraschend war das alles nicht gekommen. Wissenschaftler hatten über die Jahrzehnte immer wieder eindringlich gewarnt, Umweltschützer unermüdlich demonstriert. Am Ende hatten sogar die Politiker den Ernst der Lage erkannt - zu spät: Das Desaster, die globale Klimakatstrophe, war nicht mehr aufzuhalten.

Das Vereinigte Königreich Großbritannien zerfiel in eine Inselgruppe, aus der sich nun England, Schottland und Wales mit einem respektablen Abstand zueinander erheben. In Irland schlossen die steigenden Fluten des Atlantik die Nordprovinzen ein; eine Meerenge trennt sie nun vom Südteil der Insel. Das Allgäu hingegen hat sich zu einem subtropischen Paradies entwickelt. In den langen und schwülen Sommerperioden gedeihen dort Palmen, Pinien und Zypressen. Italien und Spanien haben als Touristenziele ausgedient, denn rund um das Mittelmeer, herrscht eine mörderische Dürre, die die Vegetation vertrocknen und die Brunnen versiegen lässt. In den Tropen ist die Hitze noch drückender geworden. Die wuchernde Pflanzenwelt hat sich dabei rasant ausgebreitet. Löwen, Tiger und Elefanten haben so über die Jahre ihren Weg in nördliche Gebiete gefunden. Immer häufiger toben nun in den subtropischen Breiten Stürme von unfassbarer Wucht, begleitet von sintflutartigen Regenfällen. Die sturmgepeitschten Sturzfluten verwüsten Wälder und Ernten und töten in grausamer Regelmäßigkeit tausende von Menschen. Überhaupt macht der Wind, was er will. Nirgendwo auf unserem Planeten bläst er mehr aus den seit Menschengedenken gewohnten Richtungen. In Asien bleibt der Monsunregen aus; Azoren-Hoch und Island-Tief, einst Westeuropas herrschende Wettergötter, haben abgedankt.

Für die mehr als neun Milliarden Erdbewohner hat ein erbarmungsloser Kampf ums Überleben begonnen. Fast täglich flammen lokale Kriege auf. Gekämpft wird um Trinkwasser-Reservoire, um die letzten noch intakten Seehäfen oder um ein paar Quadratkilometer Ackerland. Im Spiel der Supermächte wurden die Karten neu verteilt. Russland gehört zu den Gewinnern des globalen Klimawandels. Zwar hat man im Norden und in der Südukraine, viel Ackerland ans Meer verloren; doch in Sibirien sind neue, riesige Anbauflächen entstanden, fruchtbarer, vormals im Permafrost erstarrter Boden, der nun aufgetaut ist und bewirtschaftet wird. Anders sieht es dagegen in den USA aus: Die früher ertragreichsten Landstriche sind ausgetrocknet und zur Steppe geworden. Die Wirtschaft der Supermacht stagniert. Rund 20 Millionen US-Bürger mussten aus den Küstenstaaten ins Landesinnere umgesiedelt werden. Jetzt rüsten die Falken in der US-Regierung zum letzten Gefecht mit der russischen Supermacht, die mühelos, nur vom Klima begünstigt, Amerika überflügelt hat.

Alles nur pessimistische Spinnereien? Ausgeburten einer schwarzen Phantasie? Nein! So könnte die Welt schon in wenigen Jahrzehnten aussehen - falls die ernüchternden Berechnungen und Prognosen der Klimaforscher Wirklichkeit werden.

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