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Einleitung

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Alle reden in letzter Zeit über das Wetter. Dabei war es doch schon immer da. Und vor allem schon sehr lange vor uns. Rein zufällig übrigens. Im Laufe eines Jahres umkreist die Erde die Sonne in einem Abstand von etwa 150 Millionen Kilometern. Der perfekte Zufall. Bei einem nur um zehn Millionen Kilometer geringeren Abstand würde die Atmosphäre verdampfen, bei einem größeren Abstand die Erde vereisen. Schließlich ist sie nichts anderes als ein Gemisch aus Gasen mit einem Gewicht von etwa 5.300 Billionen Tonnen, das von der Schwerkraft auf der Erde festgehalten wird. Ein enormes Gewicht, das da auf unseren Schultern lastet und - wie wir in den letzter Zeit schmerzvoll lernen müssen - auch eine besondere Verantwortung. Und seit Urzeiten macht das Wetter, was es will. Mal gnädig, mal gnadenlos herrscht es über die Welt und seit einer unglaublich kurzen Zeitspanne auch über uns Menschen. Und so hatten Regen, Wind oder Sonne schon immer einen maßgeblichen Einfluss auf den Lauf unserer Geschichte. Schwerer Regen trug beispielsweise entscheidend zur Niederlage der Römer im Teutoburger Wald bei und ein schweres Sommergewitter sorgte für einen überraschenden Ausgang der Französischen Revolution. Wilhelm der Eroberer, die Spanische Armada und nicht zuletzt die Invasion der Alliierten waren den Launen des Windes ausgeliefert. Die Menschen von Hiroshima wurden durch eine günstige Wetterlage am Tag des Abwurfs zum Opfer der ersten Atombombe der Geschichte und der Westwind bewahrte Deutschland während der Kuba-Krise vor einem Atomschlag der Sowjetunion.

Die Hilflosigkeit, die der Mensch gegenüber diesen meteorologischen Ausnahmezuständen empfindet, brachte ihn über die Jahre dazu, daran zu arbeiten, das Wetter zu beeinflussen. Die dabei bekannt gewordenen Erfolge sind beeindruckend und beängstigend zugleich. Am Anfang schoss man noch Wetterkanonen ab, läutet Glocken oder versucht die Regengötter mit Opfergaben gnädig zu stimmen. Aber über die Jahre wurden die Wettermacher technisch versierter, ihre Ziele ehrgeiziger. An den Küsten sollten Hurrikane gestoppt werden, in Lawinenregionen Bergdörfer vor Schneefall gerettet und Flughäfen von Nebelbänken befreit werden. Und schließlich arbeitete man sogar auf Bestellung. Zum Beispiel für Staatschefs, die sich für Festtage gutes Wetter reservieren wollten. Und diese Staatschefs begriffen schnell, dass sich die Veränderungsmöglichkeiten des Wetters auch als Waffe einsetzen ließen. Bald darauf gab die amerikanische Luftwaffe zu, im Vietnamkrieg mit dem Wetter experimentiert zu haben. Sie impften die Wolken über dem Ho-Chi-Minh-Pfad, Regen sollte den Vietcong stören. Obwohl die UN schon 1977 eine Konvention verabschiedet, die "militärische oder jede andere feindliche Anwendung von Umwelt-Modifikations-Techniken" verbietet, dürfte die »Wetterkriegs-führung« bis heute in geheimen Laboren schon zu einer Massenvernichtungswaffe herangereift sein. Zu einer Waffe, die das Ökosystem eines Gegners destabilisieren, seine Landwirtschaft vernichten und die Kommunikationsnetzwerke funktionsunfähig machen kann. Ohne Soldaten oder militärisches Gerät einsetzen zu müssen. Wer das Wetter beherrscht, kann schließlich die Welt beherrschen. Doch auch bei friedlichen Wetterexperimenten bleibt die Sorge um die Folgen akut. Darf der Mensch das Wetter überhaupt beeinflussen? Die Folgen könnten verheerend sein. Selbst auf den ersten Blick sinnvoll erscheinende Experimente zur Beein-flussung von Wirbelstürmen können weitreichende Folgen haben. Hurrikane bringen nämlich nicht nur Chaos. Sie bewegen auch gewaltige Wassermengen um den Erdball, ohne die ganze Staaten austrocknen würden. In der Karibik zum Beispiel liefern Hurrikane die Hälfte der jährlichen Regenmenge. Mexiko warf den Vereinigten Staaten schon in den siebziger Jahren vor, mit einem Hurrikan-Projekt namens "Stormfury" im Norden des Landes eine schwere Dürreperiode ausgelöst zu haben. Und selbst im lokalen Rahmen sorgten Versuche, Regenwolken zu manipulieren, immer wieder für Ärger. Amerikanische Farmer klagten nur zu oft auf Schadenersatz, weil benachbarte Bundesstaaten ihnen mit Wolkenimpfung den Regen gestohlen hätten.

Im Spätherbst 2013 legte der Weltklimarat (IPPC) einen Bericht vor, der den Menschen als den Hauptschuldigen eines Klima-wandels ausweist, der die Welt wie nie zuvor verändern wird. Der Klimawandel verstärkt sich und nichts deutet auf eine Ent-spannung hin. In den wenigen Millisekunden, die der Mensch nun in der Zeitrechnung seines Planeten auf dessen Oberfläche wandelt, hat er es doch tatsächlich geschafft, das freie Spiel der Naturkräfte komplett aus den Angeln zu heben. Er hat nicht nur gelernt, Wetter zu modifizieren, es ist ihm offensichtlich auch gelungen, das Weltklima nachhaltig zu verändern. Damit hat er ein neues Zeitalter eingeläutet. Ein Zeitalter, in dem der Mensch über die Natur und nicht mehr die Natur über den Menschen herrscht.

WETTERWAHNSINN

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