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Fußball

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„Tor“, das ganze Stadion ist ein einziger Freudenschrei. Einzelne Stimmen sind nicht heraus zu hören, ganz nüchtern könnte man sagen, alle schreien. Nur, das klingt dann aber weniger reizvoll und schon gar nicht nach Freude.

Als sich die Menge ein wenig beruhigt hat, bemerkt einer der Zuschauer, daß sein Nebenmann noch immer sitzend zusammengesunken ist. Und bei der ersten Berührung seitlich zwischen die Reihen fällt. Der Ausdruck seines Gesichtes zeigt deutlich, die letzten Minuten seines Lebens waren wohl alles andere als glücklich.

Sicher ist es ärgerlich aus einem spannenden Spiel gerissen zu werden, aber selbst jetzt und hier hat der Tod die Macht Menschen zum Schweigen zu bringen.

Angeboren, hilfreich, doch oft unverständlich ist die Fähigkeit schnell zu verdrängen – das Spiel geht weiter.

Möglichst schnell und unauffällig tragen die Rettungskräfte dazu bei Normalität wieder herzustellen.

Die Spieler sind gut, sehr gut und helfen alles Störende zur Seite zu schieben. Moderne Gladiatoren zwingen Freund und Feind wieder in ihren Bann.

Der Zwischenfall wäre schnell vergessen, wenn nicht plötzlich einer der Spieler die Hände gegen den Körper drückend zu Boden gefallen wäre. Sekundenschnell ist er umringt, hinausgetragen und ein Ersatzmann stürmt aufs Feld, stolz und ausgeruht. Eine unerwartete Chance mitzuspielen, dabei zu sein.

In der Kabine steht der Trainer hilflos vor dem toten Spieler. Club-Arzt und Notarzt veranlassen den Transport ins Krankenhaus, aber sie wissen, es ist zu spät.

Nur ein paar Augenblicke wurde in Erwägung gezogen das Spiel abzubrechen, nur ein paar Augenblicke.

Die Zuschauer, selbst die Spieler wissen nichts von dem Toten, den nichts mehr ins Leben zurückholen kann, gar nichts mehr. Unruhe vermeiden war jetzt die Hauptsache.

Berti Zahn, der Linienrichter, nicht besonders beliebt, war es noch nie, aber auch nicht so verhaßt, um ihn zu feuern.

Niemand hat gesehen, daß er einen Ball abbekommen hat oder irgendwie bedroht wurde, und doch wankt er, wie nach einem Treffer, hält sich den Bauch und fällt.

Das Pfeifkonzert ist unbeschreiblich, aber auch verständlich. Zum zweiten Mal wird das Spiel unterbrochen und keiner der Zuschauer hat einen Grund dafür gesehen.

Berti wird hinausgetragen auch für ihn gibt es Ersatz. Er ist nicht beliebt, aber den Tod hätte wohl sicher niemand gewünscht.

+++

Kommissar Rau steht vor drei Toten, die man im Krankenhaus nebeneinander aufgebahrt hat. Sie liegen zufällig der Größe nach aufgereiht, einer davon ist Italiener, <unwichtig< meint Rau, >der Tod macht alle gleich<.

Dr. Krüger hat Rau begleitet, zieht sich ein wenig am rechten Ohr, das tut er immer, wenn ihn etwas verwirrt und diese drei Toten verwirren ihn völlig.

Diese drei Männer haben keine besonders auffälligen Todesursachen. Der Labortest wird Aufklärung bringen - vielleicht.

Das Ergebnis überrascht – Gift – alle drei das gleiche Gift und auffällig bei allen Schokolade.

„Wissen Sie, Herr Kommissar,“ beginnt Dr. Krüger und zieht sich wieder am rechten Ohr „es gibt Zufälle im Leben, aber so viele Zufälle wie hier, gibt es eigentlich nicht“ verwirrt merkt er, daß er eben einen sehr merkwürdigen Satz formuliert hat und schweigt.

„Sie haben recht“, meint lächelnd Rau „es ist wirklich ungewöhnlich und irgendwie unverständlich, irgendwie stehen alle drei im Zusammenhang mit >Fußball< es muß so sein – oder? drei Frauen, Freundinnen oder Bräute haben gemeinsam beschlossen sich ihrer zu entledigen“

Dr. Krüger hat sich wieder völlig in der Hand. Ruhig nimmt er der eintretenden Schwester den Untersuchungsbericht ab, liest kurz und meint dann Rau ansehend: „kein Zweifel die Todesursache ist bei allen gleich. Warum nicht alle zur gleichen Zeit gestorben sind? tja, das Gift in jedem Körper hat wohl nicht gleichlang gewirkt, es ist wohl nicht zur gleichen Zeit eingenommen worden.“

Zurück in seinem Büro wird er schon von seinem Kollegen Wagner erwartet: „Bauer, der Zuschauer, ist verheiratet. Bertoldo, der Spieler, hat eine Freundin, zumindest glauben das seine Kameraden. Nur Zahn ist völlig allein, zur Zeit, außer seinen Eltern, wenn er noch lebende Eltern hat.“

Rau knöpft seinen Mantel wieder zu: „gehen wir zu Frau Bauer“

Den beiden Kriminalbeamten öffnet sich die Wohnungstür mit dem Schild „Bauer“ in der Richard-Wagner-Straße nur so weit, wie es die Sperrkette erlaubt.

„Dürfen wir hereinkommen, Frau Bauer, Kriminalpolizei“ dabei zeigt Rau seinen Dienstausweis, dann Wagner auch seinen.

Die Tür schließt sich, um dann weit aufzugehen, vor den beiden Männern steht eine kleine, dunkelhaarige Frau, fast breiter als hoch. Ihr Alter zwischen 4o und 5o Jahre, schwer zu schätzen.

Ihre Kleidung, sehr bunt, könnte, wäre sie jünger, an die Hippiezeit erinnern. So aber wirkt sie einfach nur na ja, denkt Rau, > ein wenig auffällig<.

„Was gibt es?“, fragt Frau Bauer stehenbleibend.

„Wir bringen Ihnen leider eine traurige Nachricht, Frau Bauer…..

„Mein Mann, was ist mit ihm?“

„Er ist tot“…..

Wieder unterbricht sie: „eigentlich müßte ich jetzt weinen, aber ich bin……. es ist mir wurscht“ sie deutet auf ihre Küche, deren Tür offensteht: „wollen Sie hereinkommen?“

„Danke“ die beiden Kriminalbeamten nehmen Platz: „egal, wie sie zum Tod ihres Mannes stehen, wir bitten Sie uns zu helfen, indem Sie uns ein paar Fragen beantworten. Wissen Sie ob Ihr Mann mit Herrn Zahn und Herrn Bertoldo befreundet war?“

„Nein, weiß nicht, er geht schon lange seine eigenen Wege“

„Hatte er eine Freundin?“

„Freundin, sicher! Geld bekam ich immer weniger, ich hab ihn oft gefragt, ob ihm seine Kinder wurscht sind von dem bißchen Geld kann ich nicht mal nen Hund aufziehen.“

„Wissen Sie wie seine Freundin heißt, wo sie wohnt?“

„Namen? Ich kann mal in seinen Taschen schauen, vielleicht find ich was, als Dienstmädchen war ich ihm gut genug“ sie verschwindet kurz, um nach ein paar Minuten wieder in der Küche zu erscheinen: „hab nichts gefunden, leider, nur das“.

Sie reicht Rau einen kleinen Zettel mit einer Telefonnummer.

In diesem Augenblick erscheinen zwei Jungen.

Ihr Rumkrakeelen war schon im Treppenhaus und dann vor der Tür zu hören.

„Seid still, die Polizei will was fragen“ werden sie von der Mutter berufen.

Die Jungen verdrücken sich sofort. Auch Rau und Wagner verabschieden sich. „Gaunernachwuchs“ meint Wagner

„Wollen nicht hoffen“, antwortet Rau und bleibt stehen.

Er wählt die Nummer auf dem kleinen Zettel. Niemand antwortet nicht mal eine Nachricht kann er hinterlassen.

Wagner hat inzwischen Bertoldos Freundin besucht. Sie ist schwer getroffen, kann aber nicht weiterhelfen. Sie hat sich vor 2 Monaten von ihm getrennt.

Zahns Mutter ist eine gütige, alte Frau, sie bittet Rau und Wagner herein und macht ihnen Kaffee.

„Die Polizei war noch nie bei mir, habe ich etwas falsch gemacht?“ beginnt sie, während sie Milch und Zucker reicht.

„Nein, Frau Zahn, ……..es ist nur….. es tut uns sehr leid, aber wir müssen Ihnen sagen, daß Ihrem Sohn etwas zugestoßen ist.“

Die Kanne fällt krachend zu Boden. Der Kaffee bildet eine große braune Lache. Frau Zahn ist schneeweiß geworden: „was?“ flüstert sie.

Wagner hat die Wankende aufgefangen und auf einen Stuhl gesetzt.

„Er ist tot“, sagt Rau leise. Noch nie war es ihm so schwer gefallen dies zu sagen.

Nach einer Weile fragt Rau in das Schweigen: „hatte er Freunde oder Feinde?“

„ja, einen Spieler, Bertoli, oder so ähnlich. Er war einmal hier, wissen Sie. Mein Sohn lebte sein eigenes Leben, aber er kam jede Woche einmal zum Essen.

Einmal war dieser Freund, der ja auch im Fußballclub ist, dabei. Sie haben sich gut unterhalten, mich auch. Ich denke sie sind Freunde….. wie, wie ist mein Sohn gestorben, hatte er einen Unfall?“

„Nein keinen Unfall. Wir wissen noch nicht wie, nur, daß er durch Gift starb“

„Durch Gift? Nie, niemals,…… er hat es nicht selbst getan…… nein, niemals“

Rau und Wagner sind froh, diesen Besuch hinter sich gebracht zu haben. Sie erleben viel, sehr viel aber einem guten alten Mütterchen zu sagen daß ihr Sohn tot ist, das geht doch unter die Haut.

Rau versucht noch einmal die Nummer, die Frau Bauer ihm gegeben hat.

„JA“ tönt ihm freundlich eine junge Frauenstimme entgegen.

„Mit wem spreche ich“ fragt er möglichst freundlich zurück.

„Was wünschen Sie denn? honigsüß klingt die Stimme und plötzlich glaubt er zu wissen mit wem er spricht.

„Eine sehr persönliche Sache. Ich habe Ihre Nummer von einem Freund, darf ich kommen?“

„Gut, kommen Sie, Sommerstraße 17, zweiter Stock. Ein Schmetterling ist an der Tür“ damit hat sie aufgelegt bevor er noch etwas sagen kann.

Schweigend machen sich die beiden Kriminalisten auf den Weg. Nr. 17 ist ein Neubau. Sauber, ordentlich. Blumen an den Fenstern oder auf den Balkonen. Im zweiten Stock an der Tür ohne Namen, aber mit einem hübschen kleinen Schmetterling, läutet Rau.

Wieder öffnet sich die Tür nur einen Spalt. Rau blickt in ein bildschönes junges Gesicht. Er hält seinen Dienstausweis hoch. Die Tür öffnet sich.

„Kommen Sie herein“ damit führt sie das Mädchen in ein Wohn-Schlafzimmer. Arbeitszimmer denkt Rau, aber es fällt ihm schwer das zu glauben, denn das Mädchen wirkt wie eine Schülerin – erinnert ihn an seine eigene Tochter. Es schaudert ihn.

Alles sauber, ordentlich, Blumen auf dem Fensterbrett, Bücher in der Schrankwand. Eigentlich stört nur das riesige Bett mitten im Zimmer und der Spiegel direkt darüber an der Decke.

„Kennen Sie folgende Herren“, beginnt er „Zahn, Bertoldo und Bauer“

„Namen kenne ich nicht, haben Sie Bilder“

Rau zieht die Bilder der Toten aus der Tasche

„Ja, sagt das Mädchen erbleichend „mein Gott, die sehen tot aus“

„Vergiftet mit dem gleichen Gift, heute. Im Abstand von ca. schwer zu sagen, einer Stunde.“

„Sie waren hier, nachmittags, alle drei.“

„Haben Sie ihnen etwas zu trinken gegeben“

Nein, aber Pralinen. Ich esse nie selbst welche. Ich darf nicht zunehmen, ich habe sowieso ein paar Kilo zu viel“ sie beginnt zu weinen.

„ich muß hier weg“, schreit sie plötzlich „Sie müssen mir helfen. Ich hab die Pralinen von einem Freund…. meinem Zuhälter bekommen als Abschiedsgeschenk.

Ich will weg von ihm, aufhören mit diesem Leben.“

„Wir werden Ihnen helfen. Was wir jetzt brauchen sind Informationen und natürlich einen sicheren Platz für Sie.

wohin Liebe führen kann

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