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Brief 5
ОглавлениеLady Susan Vernon an Mrs. Johnson.
Churchill.
Ich habe deine Nachricht erhalten, kurz bevor ich die Stadt verließ, liebe Alicia. Ich freue mich über deine Zusicherung, dass Mr. Johnson nichts von deiner Verabredung am vorherigen Abend ahnt. Zweifellos ist es besser, ihn gänzlich zu täuschen, seine Sturheit lässt uns nämlich keine andere Wahl. Ich bin hier sicher angekommen und kann mich über den Empfang nicht beklagen, den Mr. Vernon mir bereitet hat. Mit dem Verhalten der Dame des Hauses bin ich, wie ich zugeben muss, nicht gleichermaßen zufrieden. Sie hat in der Tat ganz ausgezeichnete Manieren und ein elegantes Auftreten, doch nicht in einer Weise, die mich von ihrem Wohlwollen mir gegenüber überzeugt. Gerne hätte ich gesehen, wie sehr sie mein Anblick entzückt – ich hatte mich so liebreizend wie möglich zurechtgemacht –, doch alles war vergeblich. Wenn wir bedenken, wie viel Mühe ich darauf verwendet hatte, ihre Heirat mit meinem Schwager zu unterbinden, dann kann ihr Mangel an Herzlichkeit sicher nicht überraschen; und doch es zeigt einen engstirnigen und rachsüchtigen Geist, wenn man mir ein Vorhaben nachträgt, das ich vor sechs Jahren verfolgte und das ohnehin gescheitert ist.
Manchmal bereue ich ein wenig, dass ich Charles davon abhielt, Schloss Vernon zu kaufen, als wir genötigt waren, es zu verkaufen. Es war aber eine schwierige Situation, besonders weil der Verkauf zur gleichen Zeit wie Charles´ Heirat stattfand. Jeder sollte respektieren, dass es mein Feingefühl verletzt, wenn das Ansehen meines Gatten durch den Erwerb des Familienbesitzes durch seinen jüngeren Bruder herabgesetzt würde. Hätten wir durch eine andere Regelung die Notwendigkeit umgehen können, das Schloss zu verlassen, und hätten wir mit Charles zusammenwohnen und ihn vom Heiraten abhalten können, dann wäre es mir gar nicht in den Sinn gekommen, meinen Gatten zu einem Verkauf zu überreden. Doch Charles stand damals kurz davon, Miss De Courcy zu heiraten, was Ereignisse nach sich zog, die meine Entscheidung rechtfertigten. Es gibt hier Kinder im Überfluss, und welchen Nutzen hätte sein Kauf von Schloss Vernon mir gebracht? Dass ich es verhindert habe, gab seiner Frau vielleicht einen ungünstigen Eindruck von mir – doch wo eine Neigung zur Missgunst besteht, wird es an einem Grund nie fehlen, und was Geldangelegenheiten betrifft, hat es ihn nicht davon abgehalten, mir von großem Nutzen zu sein. Ich bin ihm wirklich wohl gesonnen, denn er ist so leicht auszunutzen!
Das Haus ist ansehnlich, die Einrichtung geschmackvoll, und alles bezeugt Wohlstand und Eleganz. Charles ist gewiss sehr reich; wenn ein Mann einen Anteil an einem Bankhaus erworben hat, schwimmt er im Geld. Sie wissen aber nichts damit anzufangen, genießen nur wenig Gesellschaft und besuchen London ausschließlich aus geschäftlichen Gründen. Wir werden dort ein so ödes Leben führen, wie es nur geht. Das Herz meiner Schwägerin will ich über die Kinder gewinnen; ich kenne schon ihre Namen und werde mich mit dem größten Feingefühl mit einem von ihnen befreunden, dem jungen Frederic; ich werde ihn auf den Schoß nehmen und den Tod seines lieben Onkels bejammern.
Der arme Manwaring! – Ich brauche dir nicht zu sagen, wie sehr ich ihn vermisse – wie sich ständig meine Gedanken um ihn drehen. Bei meiner Ankunft hier fand ich einen traurigen Brief von ihm vor, voller Klagen über seine Frau und seine Schwester und die Grausamkeit seines Schicksals. Ich tat den Vernons gegenüber so, als käme der Brief von seiner Frau. Wenn ich an ihn schreibe, dann nur verdeckt und über deine Adresse.
Auf immer die deine, S. V.