Читать книгу Passion Test - Janet Bray Attwood - Страница 16

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1 WIE ALLES ANFING

Wenn Sie Ihrer Freude folgen,

werden sich Türen öffnen,

wo Sie es nie erwartet hätten – an Stellen,

an denen keinem anderen der Eintritt gewährt wird.

– JOSEPH CAMPBELL –

„Und, wie war deine Reise?“, fragte Chris.

„Unglaublich“, antwortete Janet, „die beste Erfahrung meines Lebens!“

„Was ist denn passiert?“

Ein Ausdruck der Verwunderung überzog ihr Gesicht.

„Ich muss total verrückt sein!“, sagte sie. „Ich war so krank, dass ich eine Woche lang kaum aus dem Bett kam. Dann bin ich von einem Berg gestürzt und beinahe umgekommen. Im Himalaya bin ich fast erfroren; ein Esel hat mich getreten und in Indien musste ich ganz alleine reisen, obwohl ich mir geschworen hatte, immer jemanden dabei zu haben.“

Trotz all dieser Schwierigkeiten war Janets Indienreise die beste Erfahrung ihres Lebens. Sie traf mehr als sechzig „Heilige“ – Menschen, die für ihre Weisheit und Erleuchtung verehrt werden. Mit vierzig von ihnen führte sie Interviews für ihre neue Dokumentation und ihr Buch The Saint Speaks Out. Sie nahm an einem Treck zur Quelle des Heiligen Ganges teil, der hoch in den Bergen des Himalaya entspringt, und sie erlebte einige der tiefsten Erkenntnisse ihres Lebens.

Gleich werden wir mehr darüber erzählen, wie Janets Leidenschaft zu dieser lebensverändernden Reise führte und welche bemerkenswerten Erfahrungen sie machte – aber lassen Sie uns zuerst über die Dinge sprechen, die Sie lieben.

Warum lesen Sie dieses Buch? Irgendwo in Ihrem Inneren müssen Sie eine Ahnung von Ihrem persönlichen Schicksal haben, etwas, das größer oder anders ist als ihr jetziges Leben.

Oder vielleicht wünschen Sie sich einfach nur ein glücklicheres Leben, das Sie mehr erfüllt.

Wir sind glücklich und dankbar, dass wir entdeckt haben, wie wir ein Leben voller Leidenschaft führen können.

Es hat bei uns beiden eine Weile gedauert – mehr als dreißig Jahre in der Arbeitswelt – und es war nicht immer leicht. Es würde uns nicht wundern, wenn Ihnen auch hinreichend bekannt wäre, wie es ist, Woche für Woche, Jahr für Jahr 40 Stunden die Woche zu arbeiten und alles zu tun, damit das Monatsgehalt bis zum nächsten Zahltag reicht.

Vielleicht haben Sie an Seminaren teilgenommen oder im Fernsehen gelernt, wie man mit Immobilien, Aktien oder einer eigenen Firma Geld verdienen kann. Vielleicht haben Sie versucht, mit Verkäufen bei eBay oder einer Nebenbeschäftigung etwas dazuzuverdienen.

Vielleicht wissen Sie, wie es ist, wenn auch der nächste große Plan scheitert und dieses altbekannte Gefühl der Entmutigung auftaucht und über Sie herfällt, bis Sie sich voller Verzweiflung fragen: „Ist es das wirklich wert?“

Wir kennen all diese Gefühle. Wir haben entdeckt, dass sie auftauchen, wenn man nicht mit seinem persönlichen Schicksal in Einklang ist. Doch ein einziger Augenblick kann das alles verändern – Janet hat es erlebt.

DAS LICHT GEHT AN

Als Janets Reise ihren Ausgang nahm, war sie noch ein Kind, das unter einer Straßenlaterne tanzte …


Ich war damals erst ungefähr acht Jahre alt. Des Nachts lag ich wach in meinem Bett und wartete darauf, dass alle Familienmitglieder eingeschlafen waren.

Dann schlich ich mich nach draußen, in meine Traumwelt. Das war meine liebste Zeit. Unter einer Straßenlaterne wurde meine Welt zu einer hell erleuchteten Bühne. Auf ihr enthüllte ich meine tiefsten Sehnsüchte. Ich gab vor, eine wunderschöne, weltberühmte Schauspielerin zu sein, die vor Tausenden von hingerissenen Bewunderern auftrat. In der Stille des frühen Morgens sang und tanzte ich hingebungsvoll. Nur dort, auf meiner Bühne an der Straßenecke, fühlte ich mich wahrhaft lebendig und frei.

Wenn meine Tanten und Onkel zu Besuch kamen, brachte ich meinen Vater jedes Mal dazu, mich zu bitten, für sie zu singen und zu tanzen. Wie meine Geschwister mich hassten, wenn er alle Gäste im Wohnzimmer zusammentrommelte, damit sie meine Broadway-Show bewunderten! In solchen Momenten verdrückten sich Micky und Johnny jedes Mal peinlich berührt durch die Hintertür.

Ich traf nie die richtigen Töne, und tanzen konnte ich auch nicht. Aber meine Lust, vor anderen aufzutreten, war größer als jede Unsicherheit in Bezug auf mein Talent. Ohne auch nur einen Moment zu zögern, unterhielt ich jeden, der uns besuchte.

Als ich etwa zehn Jahre alt war, sprach ich mit meinem Vater über das Pasadena Playhouse, eine Schauspielschule in unserer Nähe. Meine beste Freundin aus der Nachbarschaft war dort angemeldet und ich hatte meine Eltern immer wieder bekniet, mir auch zu erlauben, dort hinzugehen. Ihre Antwort fiel jedes Mal gleich aus: „Tut uns leid, Schatz, aber wir haben nicht genug Geld für so etwas.“

Aber dann, als mein Vater mehr verdiente und meiner langjährigen Bitte endlich nachgab, schien es zu spät für mich zu sein. Mit gebrochenem Herzen schaute ich zu ihm auf und sagte: „Ich würde ja zu gerne am Pasadena Playhouse lernen, aber inzwischen bin ich einfach zu alt dafür.“ Schließlich war Shirley Temple viel jünger als ich, als sie mit der Schauspielerei begann, und ich glaubte, meine Chance, ein Star zu werden, verpasst zu haben. Es wunderte mich, dass meine Eltern das nicht auch so sahen.

In jenem schicksalhaften Augenblick brach meine Fantasiewelt zusammen und ich trat in eine Welt der harten Fakten.

Weder meine Schwester noch mein Bruder hatten jemals im Morgengrauen unter einer Straßenlaterne Theater gespielt. Es war an der Zeit für mich, aufzuwachen und zu erkennen, dass ich zu alt für solche Spielchen war.

Doch darin irrte ich mich.

Es war mir schon immer leichtgefallen, in kürzester Zeit das Herz anderer Menschen zu berühren. In der Arbeitswelt kam mir das sehr entgegen, und in jedem meiner Jobs wurde ich bald zur Top-Verkäuferin. Außer bei meinem ersten.

Als ich 18 geworden war, hatte ich aufgehört zu träumen, und begonnen, meine eigene, uninspirierte Fassung des „wahren Lebens“ zu leben. Ich dachte nicht länger darüber nach, was ich gerne tun würde, wovon ich träumte oder zumindest, was ich überhaupt wollte. All das war längst vergessen.

Wenn ich einen Job brauchte, durchforstete ich die Kleinanzeigen. Meine einzigen Fragen waren: Wie viele Stunden muss ich arbeiten und wie gut ist die Bezahlung?

1998, mitten im Computer-Boom, arbeitete ich für eine Vermittlungsagentur für technische Berufe in Kalifornien, die im Herzen des Silicon Valley angesiedelt war. Mein Job war es, gute Disk Drive Engineers aufzutreiben. Mein Chef war extrem dynamisch. Immer, wenn eine Vermittlung erfolgreich abgeschlossen war, erklang eine Glocke – und sie läutete viele Male am Tag.

Doch leider nie für mich. Ich sah zu, wie eine Vermittlung nach der anderen zustande kam und alle einander gratulierten, sah, wie neue Autos und luxuriöse Villen gekauft und grandiose Urlaubsreisen angetreten wurden – während ich an meinem Schreibtisch saß und auf den Feierabend wartete. Und wenn ich abends nach Hause ging, fühlte ich mich gedemütigt, wütend, depressiv, voller Scham und war außerdem pleite. Und mit jedem Tag wurde es nur noch schlimmer.

Ich war in dieser erfolgreichen Elitefirma mit nur zwölf Angestellten gelandet, weil fast jeder, der dort arbeitete, mit mir befreundet war. Als eine Stelle frei wurde, waren sich all meine Freunde einig: „Das ist der perfekte Posten für Janet.“ Warum auch nicht? Ich war bekannt als ein Mensch, der hervorragend kommuniziert, Netzwerke stiftet und Menschen zusammenbringt, ein wahres Energiebündel, jemand, der alles auf die Beine stellen kann.

Eines war allerdings keinem bekannt: Es mangelte mir an den Eigenschaften, die der linken Gehirnhälfte zugeschrieben werden – ich konnte nicht denken wie ein Ingenieur. Keiner hatte je daran gedacht (auch ich nicht), dass ich keinen Zugang zu angehenden Disk Drive Engineers hatte.

Eines Tages sah ich die Ankündigung für einen Motivationskurs: „Sagen Sie Ja zum Erfolg.“ Ein fremdartiges Gefühl überflutete mich. Ich wusste mit absoluter Sicherheit, dass ich an diesem Seminar teilnehmen musste, und zögerte nicht, mich krankzumelden.

Die Kursleiterin, eine junge Frau namens Debra Poneman, wies uns immer wieder darauf hin, dass wir als Erstes unsere „Leidenschaft“ finden müssten.

Ich beobachtete Debra dabei, wie sie den Kurs leitete und spannende Themen wie Zeitmanagement und Zielsetzung unterrichtete. Doch mich interessierte nicht so sehr, was sie sagte, sondern wer sie war.

Es war klar, dass sie ihre Leidenschaft lebte – jedes Wort und jede Geste zeugten davon. Debra schien eindeutig ein glücklicher Mensch zu sein. Da stand sie, die „ideale Frau“, und begeisterte uns alle mit ihren umfassenden Kenntnissen, ganz besonders aber mit ihrer liebevollen Ausstrahlung. Sie reiste um die ganze Welt und verdiente ihr Geld mit einer Sache, die ihr am Herzen lag – und sie war ausgesprochen brillant in dem, was sie tat.

Debra lehrte uns, immer, wenn wir einen Menschen sahen, der etwas besaß, das wir begehrten, über unseren Neid oder unsere Wut hinauszugehen. Stattdessen sollten wir uns einfach sagen: „Das ist etwas für mich!“

Während ich Debra zuschaute, nahm ich mir diesen Rat zu Herzen. Mit geschlossenen Augen wiederholte ich insgeheim mein neues goldenes Mantra: „Das ist etwas für mich! Das ist etwas für mich! Das ist etwas für mich!“

Das Glück war mir gewogen: Nachdem der Kurs zu Ende war, brachte ich Debra zum Flughafen. Wir warteten auf den Flieger, als Debra mir plötzlich direkt in die Augen schaute und fragte: „Was ist dein Traum, Janet?“

Ich starrte zurück und sagte: „Ich bin froh, dass du mich das fragst! Gerade heute habe ich gedacht, du müsstest mich entweder einstellen oder deinen Platz für mich räumen, weil ich die beste Motivationstrainerin auf dem ganzen Planeten sein werde.“

Im selben Augenblick wurde Debras Flug aufgerufen. Ohne auf meine Worte einzugehen, gab mir Debra eine Umarmung, wandte sich um und verschwand. Ich dachte nur: „Sie hat mich nicht zum letzten Mal gesehen!“

Wenn ich erst einmal die Richtung gefunden habe, in die ich gehen will, bin ich ein Mensch der schnellen Veränderungen. Am nächsten Tag kündigte ich meine Arbeit in dem Wissen, dass meine Tage als gelangweilte Däumchendreherin dem Ende entgegengingen. Ich konnte nur eines denken: „Wie bringe ich Debra dazu, mich einzustellen?“

Schließlich hatte ich eine Idee, wie ich sie beeindrucken konnte. Am Ende ihres Kurses hatte Debra ihren Kursplan für die kommenden Monate ausgelegt, mit Terminen in New York, Boston, Washington D. C., Fairfield, Iowa und Los Angeles.

Auf irgendeine Weise, sagte ich mir, würde ich genug Geld auftreiben, um an jeden dieser Orte zu fahren und in jedem Kurs in der ersten Reihe zu sitzen. Immer, wenn Debra in den Raum kam, würde sie mich dort sitzen sehen und verstehen, dass ich es wirklich ernst meinte – besonders nach dem dritten oder vierten Kurs. Alles, was ich brauchte, war genug Geld, um es mir leisten zu können, Debra zu folgen.

Am selben Abend traf ich eine Freundin im örtlichen Zentrum für Transzendentale Meditation (TM), das ich häufig besuchte. Sie fragte mich, was ich in letzter Zeit so getrieben hätte, und ich verkündete lautstark und leidenschaftlich, dass ich endlich meine Berufung auf diesem Planeten gefunden hätte.

Ich berichtete ihr von meinem Plan, Debras sämtliche Kurse zu besuchen.

Am folgenden Abend traf ich dieselbe Freundin im TM-Zentrum. Am Ende der Meditation öffnete sie ihre Geldbörse, überschüttete mich mit zehn Hundert-Dollar-Noten und rief lachend: „Fröhliche Weihnachten!“ Ich saß nur da und starrte sie völlig verdutzt an. Mit Tränen in den Augen dankte ich meiner Freundin dafür, dass sie an mich glaubte, und versprach, ihre unglaubliche Großzügigkeit bald wieder gutzumachen.

Ich folgte meinem Plan und reiste von Stadt zu Stadt, um an jedem von Debras Seminaren teilzunehmen. Schließlich, in Los Angeles, beim letzten Seminar ihrer Tour, kam Debra auf mich zu und sagte: „Okay, wenn ich dich nicht loswerden kann, stelle ich dich besser ein. Du hast einen Job!“

Ich muss nicht betonen, wie aufregend dieser Augenblick für mich war. Ich war auf dem Weg zur Erfüllung meines Traumes. Doch während ich in all diesen Seminaren saß, geschah etwas noch viel Wichtigeres: Der Passion Test wurde geboren.


Passion Test

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