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Tempel des Lichts


ARNOLD / WERNER // URFELD

Gegen 11 Uhr am Vormittag ist der Ausblick besonders magisch: Dann steht die Sonne so, dass der gesamte Walchensee zu glitzern beginnt. Das Karwendelgebirge und die Wälder drum herum bilden einen dramatischen Rahmen. Auch deshalb sind die Wände im Ferienhaus Urfeld leer: Nichts soll mit der Umgebung konkurrieren.

Die bayerische Gemeinde Urfeld am Walchensee nutzte einst schon Goethe als Zwischenstopp auf seiner Reise nach Italien. Die strategisch günstige Lage bescherte der Region noch einige Zeit Besucherströme. Dann kamen Autobahnen und Urfeld fiel in den Dornröschenschlaf. Sascha Arnold suchte trotzdem sehr lange nach einem Haus in „Klein Kanada“, wie er es nennt. Als er sein Ferienhaus fand, war es ein kompletter Sanierungsfall – doch das schreckte den Münchner Architekten nicht ab. Durch eine neue Gebäudehülle mit in die Dachfläche integrierten Fotovoltaikpaneelen und eine eigene Abwasserreinigungsanlage sowie Heizkamin lässt sich das Haus nun energetisch autark nutzen. Im Innenausbau wurden fast ausschließlich Baustoffe aus der Region eingesetzt wie das Weißtannen-Holz aus der nur wenige Kilometer entfernten Jachenau. Dielenböden aus dem Altbau wurden wiederverwendet. Fast alle Einbauten, Leuchten und Einrichtungsgegenstände stammen von Handwerkern und Designern der Region. „Das Haus hat jetzt ein extremes Wohlfühl-Klima“, erzählt Sascha Arnold.

Das Kokon-Feeling, das er anstrebte, sollte sich aber grundlegend von dem Wohnambiente in anderen Holzhäusern in der Region unterscheiden: Der Architekt wollte viel Licht und Luft, ein meditatives Raumgefühl wie in der japanischen Architektur. Wenn man jetzt das Haus betritt, befindet man sich in einem Raum, der von einem Oberlicht vollständig ausgeleuchtet wird. „Es zeigt nach Norden – genau wie die Atelierfenster von Künstlern“, erklärt Sascha Arnold.

Der Kochbereich ist eine Auftragsarbeit von Norbert Wangen, mit Edelstahl-Korpus und rosa lackierten Holztüren. „Ich wollte einen Farbkontrast zum Stahlgrau“, erläutert der Gestalter seine Wahl. Die Wand zum Wohnraum ist im oberen Drittel offen, der Blick kann zum Dachspitz hochfliegen. Eine filigrane abgehängte Treppe führt dorthin, wo sich noch ein kleines Bad und ein Schlafzimmer verstecken. Vom schlichten Futonbett schaut man durch ein Bullaugenfenster in den Wald und durch das Oberlicht in den Himmel.


Details

FERIENHAUS URFELD


Anzahl der Bewohner: 2-4 Personen

Wohnfläche: 85 qm

Gesamtfläche: 120 qm

Fertigstellung: 06/2019

„Auch farblich ist das Haus reduziert: Einzig rosarote Akzente und Salbeigrün werden immer wieder aufgenommen.“


STEFFEN WERNER & SASCHA ARNOLD ARNOLD / WERNER ARCHITEKTUR UND INNENARCHITEKTUR




Loft- und Chalet-Gefühl schließen sich in diesem Wochenendhaus am Walchensee nicht aus: Deckenlichter fluten die holzverkleidete Räume mit Tageslicht.

Leuchten Nemo Lighting; &tradition Rest Maßanfertigungen


Auch die abgehängte Treppe ins Obergeschoss hält sich an die gestalterische Vorgabe: klare Linien und filigrane Formen.

Teppich 13rugs Glastisch Classicon


Der Kochbereich ist eine Auftragsarbeit von Norbert Wangen, mit Edelstahl-Korpus und rosa lackierten Holztüren.


Die Sitzecke in der Küche ist mit antiker Holzbank und Bleistiftzeichnungen eine Ode an die alpenländische Umgebung.


Blick aus dem Badezimmer in Richtung Schlafbereich: Mosaiksteinchen und ein argentinischer Läufer verbreiten ein multikulturelles Flair.


Das Wochenendhaus Urfeld ist holzverkleidet – typisch für die Region. Doch die von Japan inspirierte Architektursprache hebt es deutlich hervor.


Meditation einmal anders: Schlichtes Futonbett und grifflose Schränke halten die Optik im Schlafzimmer ruhig.

Best of Interior 2020

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