Читать книгу Ein kleines Buch über Gott - Janis Schmiemann - Страница 5
II: Bevor ich gläubig wurde
ОглавлениеIch war mein Leben lang Atheist, wurde weder christlich erzogen, noch kam ich sonst irgendwie in Kontakt mit Religion. Das heißt außer, wenn ich mal bei meiner Oma auf dem Bauernhof war, die mir das Vater Unser auswendig lernen lies, das war aber auch schon alles. Ich sollte eigentlich auch noch getauft werden, da ich es als Kind nicht wurde, jedoch kam es nie dazu. Wobei man sagen muss, ich hätte mich nur taufen lassen, wegen dem Geld, was man da bekommt. Da ich aber nie viel Interesse an Geld hatte, hat mich auch nicht das dazu bewegt, mich darum zu kümmern. In Verbindung damit, dass ich meiner gläubigen Oma zur Liebe noch getauft werden sollte, kam ich auch in den katholischen Religionsunterricht, an den ich mich jedoch kaum erinnere oder an dem ich kaum Interesse hatte, weshalb ich den nurnoch so erinnere, dass man dort über die „typischen Jesusgeschichten“ redete, über Mose oder anderem „Standartkram“. Im Abitur wechselte ich dann in den Oberstufenjahren auf Werte und Normen, wo man eher Ethik und Moral ohne Gottesbezug durchnahm. Im Bezug zu der Aussage am Anfang, dass ich nicht mit Religion in den Kontakt kam, will ich einmal „Religion“ als die Ausübung des eigenen Glauben definieren, also, dass ich nie wirklich in Kontakt mit Menschen kam, die den Glauben wirklich lebten, während Schulunterricht eher aufklärerischen neutralen Charakter hat. Irgendwann kam es auch mal schulisch zu Kirchbesuchen, dazu gesagt die Schule war eine normale ohne irgendeinen religiösen Bezug, sondern aus irgendwelchen gegebenen Anlässen, oder man besuchte eben aus Tradition an Weihnachten die Kirche, aber irgendwann tat die Familie selbst das nicht mehr. Eben eine „typische atheistische Familie“, wie die meisten im 21. Jahrhundert, die sich einfach nicht mehr für den Glauben interessierte. Natürlich hat man mal in traurigen Situationen zu Gott gebetet, oder man hatte in der Kindheit Angst, als man Filme schaute, wo es um „Geister und Dämonen“ ging, aber das sollte man eher als nebensächlich betrachten.
Mein Leben war also zu keinem Zeitpunkt durch den Glauben an Gott wirklich geprägt worden, weder durch die Traditionen, wirkliche aktive Auslebung des Glaubens durch Menschen, oder durch die schulische Aufklärung, die ich eher gelangweilt „mitmachen musste“. Zudem war ich immer ein sehr rational denkender Mensch. Manchmal wurde diese Rationalität auch als geistige Kälte missverstanden, aber das beruhte eher auf generelle Übertreibungen, wie ich etwa immer ein „nerdiger lieb aussehender“ Mensch war, und ein eher „prolliger“ Kumpel von mir sich wunderte, dass ich Counter Strike oder andere Ballerspiele zocke. So viel generell dazu, wie schnell man Menschen auf Grund ihres ersten „Wirkens“ falsch einschätzen kann. Ich war und bin nie geistig kalt gewesen, eher war meine Mutter mal überrascht, dass ich eine Spinne aus einem Markt mitnehmen wollte; sie hat dann gesagt, ich müsse einen Mitarbeiter fragen, ob ich das dürfte, weil sie gehofft hatte er sage nein, zu ihrem Bedauern sagte er ja. Alles was lebt, hatte schon immer mein Mitgefühl. Wir hatten auch immer Tiere, ob Kaninchen, Katzen, Hunde, oder die Vögel, die meine Mutter mitbrachte, als sie mal irgendwo einen aufgelesen hatte, dessen Flügel kaputt waren. Im Verlauf hatten wir, ich meine, drei Dohlen und ein Rabenjunges, welches jedoch in den ersten Tagen aus Erschöpfung, Krankheit oder sonstwas, starb. Charlie, die erste Dohle hatten wir am längsten. Den hatten wir von Bekannten, die ihn zuvor aufgepäppelt hatten. Jedoch ließen wir irgendwann die gestutzten Federn, was man macht, damit er nicht wegfliegen kann, nachwachsen und ihn frei. Um nochmal darauf einzugehen, was man bei mir als „kalt“ interpretieren kann, ist etwa, dass ich zum Beispiel beim Tod meiner Großeltern nie wirklich traurig wurde. Warum? Naja, was kann ich daran ändern? Ich kann mich zwar überaus gut in Menschen einfühlen, aber dennoch sehe ich alles sehr neutral rational. Als Gegenbeispiel gebe ich mal an, dass ich mal eine Werbung im TV gesehen habe, von hungernden Menschen in Afrika, bei der ich dann wirklich geheult hatte, zwar nicht übertrieben, aber dennoch kam in mir ein tiefes Gefühl auf und meine Augen wurden nass. Wieso habe ich dort darauf reagiert, bei völlig fremden, während ich bei Familienangehörigen keine solche Reaktion bekomme? Nun ganz einfach: Dort könnte ich etwas dran ändern, bei einem natürlichen Tod kann ich das nicht.