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2. Die Ermordung

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15. Januar 1919. Abends. Fünf Männer betraten eine Wohnung in der Mannheimer Str. 43 in Berlin-Wilmersdorf. Die Wohnung gehört den Eheleuten Siegfried und Wanda Marcusson – Anhänger der USPD und enge Freunde von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Bei der Wohnungsdurchsuchung stießen die Männer jedoch nicht auf das Ehepaar, sondern zunächst auf Karl Liebknecht. Als er die Männer sah, versuchte er zu fliehen. Liebknecht wurde sofort abgeführt und in eine nahegelegene Schule gebracht, wo seine Personalien überprüft werden sollten. Drei Männer blieben in der Wohnung, weil man dort noch eine „verdächtig auffallende“ Frau vorgefunden hatte. Ihr Name war Rosa Luxemburg.3

Gegen 22:00 Uhr brachte man sie, vorbei an schaulustigen Hotelgästen, durch den Haupteingang in das Hotel Eden am Kurfürstendamm. Kurz zuvor hatte man auch Karl Liebknecht dort hindurchgeführt. „Da kommt Röschen, die alte Hure“4 riefen ihr einige anwesende Soldaten hinterher. Im „kleinen Saal“ im ersten Stock verhörte der Generalstabsoffizier der Garde-Kavallerie-Schützendivision Waldemar Pabst die Verdächtige: „Sind Sie Frau Rosa Luxemburg?“, fragte er. „Entscheiden Sie bitte selber.“ „Nach dem Bild müßten Sie es sein.“ „Wenn Sie es sagen!“ war ihre knappe Antwort. Dann wartete sie über eine Stunde im „kleinen Salon“ auf ihr Schicksal. Die Ereignisse der letzten Tage hatten ihr stark zugesetzt, Kopfschmerzen plagten die sichtlich geschwächte Politikerin. Überraschend dabei war, dass Rosa Luxemburg ruhig und gefasst in Goethes Faust las. Karl Liebknecht war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Man hatte seine Leiche in der Rettungswache gegenüber vom Hotel eingeliefert.5

Um 23:40 Uhr begleitete Oberleutnant a. D. Vogel sie durch die Empfangshalle nach draußen – ein Gang ohne Wiederkehr. Im Hinausgehen versetzte sein Komplize Otto Wilhelm Runge ihr zwei Schläge mit seinem Gewehr, woraufhin Luxemburg bewusstlos zusammenbrach und einen Schuh sowie ihre Handtasche verlor. Ein Soldat nahm den Schuh später als eine Art Trophäe mit.6

Danach trugen die Männer sie zum offenen Auto und schmissen die Frau hinein auf die Rückbank. Links und rechts von ihr saßen zwei Kopfgeldjäger, auf dem Trittbrett stand ein dritter. Insgesamt begleiteten sechs Männer den Transport.7

Nur 40 Meter vom Hotel entfernt, auf Höhe der Nürnberger Straße, schoss plötzlich einer der Männer auf Rosa Luxemburg – ein Kopfschuss, „der links vor dem Ohr eintrat und auf der gegenüberliegenden Seite etwas tiefer austrat“.8

Bis heute ist nicht genau geklärt, wer den Schuss abgab. Oft ist die Rede von einem siebten Mann namens Leutnant a.D. Ernst Krull, der kurz vorher auf das Trittbrett aufgesprungen sein und geschossen haben soll. Um 23:45 Uhr war Rosa Luxemburg tot – keine fünf Minuten nachdem man sie aus dem Hotel geführt hatte. Entgegen dem Befehl von Pabst, ließ Vogel die Leiche in den Landwehrkanal werfen. Auf die Frage, warum man Rosa Luxemburg ins Wasser geschmissen hätte, antwortete Vogel nur: „Die alte Sau hat nicht mehr verdient.“9 Am nächsten Tag verkündete die Presse: „Liebknecht auf der Flucht erschossen – Rosa Luxemburg von der Menge getötet!“10

Erst am 31. Mai 1919 entdeckte ein Schleusenarbeiter die Leiche Rosa Luxemburgs im Landwehrkanal. Die Obduktion der Leiche ergab später, dass die „durch den Schuss bewirkte Zertrümmerung der Schädelgrundfläche den sofortigen Tod herbeigeführt hat […].“11 Doch warum musste Rosa Luxemburg, die revolutionäre KPD-Politikerin und Theoretikerin, einen solch grausamen Tod sterben?


Abbildung 2: Die Beisetzung von Rosa Luxemburg am 13. Juni 1919 (Quelle: Bundesarchiv, Urheber: unbekannt, CC BA-SA 3.0).

Rosa Luxemburg

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