Читать книгу Evolution ohne uns - Jay Tuck - Страница 48

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Der moderne Spion ist ein Großrechner. Sein Auftrag ist, Feinde in einem Meer von Millionen von Menschen ausfindig zu machen. Er sucht die bedrohliche Nadel in einem Heuhaufen der Harmlosen. Geholfen wird ihm von lernfähigen Programmen mit Künstlicher Intelligenz.

Die Spionage sucht die Ziele.

Das Militär jagt sie.

Die ersten intelligenten Waffensysteme hatten mit Künstlicher Intelligenz nichts zu tun. Es waren computergesteuerte Lenkwaffen und Cruise Missiles. Sie wurden Anfang der Neunzigerjahre im ersten Golfkrieg eingesetzt. Von U-Booten abgeschossen konnten sie die Küste orten und die Konturen der Landschaft erkennen. Mit Infrarot-Navigation (look-down/shoot-down) konnten sie Ziele in großer Entfernung finden und vernichten. Sie waren aber sehr teuer.

Als ich 2003 im zweiten Golfkrieg auf der USS Truman als „embedded Journalist“ unterwegs war, priesen die Piloten die neuen Joint Direct Attack Munition oder JDAMs. Im Grunde handelte es sich dabei um einen Nachrüstsatz für ungelenkte Fallbomben. Mit JDAMs konnten sie mit Radar- beziehungsweise Lasersteuerung präzise in Einzelziele gelenkt werden – für einen Bruchteil der Kosten. Wie die Cruise Missiles gehörten sie damit zur Kategorie der sogenannten „chirurgischen Waffen.“ Im Gegensatz zu den mörderischen Bombenteppichen im Zweiten Weltkrieg oder in Vietnam, die ganze Landstriche auslöschten, konnten diese Waffen gezielt an Wohngegenden vorbei in militärische Ziele gelenkt werden.

Die Waffen waren in der Tat intelligent. Aber sie waren nicht lernfähig. Sie spulten ihre Programme ab und trafen keine Entscheidungen. Sie werden niemals zum Arsenal einer Künstlichen Intelligenz gehören.

Mit Drohnen ist es anders. Sie haben die Strategie der modernen Kriegsführung auf den Kopf gestellt. Genauso wie Big Data in der Spionage den Feind als Einzelperson definieren kann, können Kampfdrohnen den Feind als Einzelperson ausschalten.

Sie sind Teil der neuen, lernfähigen Waffengeneration. Sie können im Schwarm töten und gehören zu einem weithin unbekannten Arsenal an Computerwaffen, die unbemerkt und überall zuschlagen können.

Drohnen älterer Bauart wie die MQ-1 Predator oder die MQ-9 Reaper werden noch von Menschen gesteuert, jedenfalls größtenteils. Ich recherchierte auf Stützpunkten der Drohnen in Deutschland und in den USA und sprach dabei mit den Piloten über Arbeit und Einsatz, unter anderem über den Luftwaffen-Einsatz in Afghanistan.

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