Читать книгу Lochhansi oder Wie man böse Buben macht - Jeannot Bürgi - Страница 5
Prolog
ОглавлениеIch liege im Gras. Ich starre in den Himmel. Dort oben ist alles in Bewegung. Während ich daliege, bewegen sich dort Kontinente. Und unter mir rascheln Welten und gehen ihren Geschäften nach.
Du stehst auf der Wiese. Du wetzt die Sense, ein grosser Schatten bist du vor meiner Sonne. Du mähst das Gras mit kräftigem Schwung. Während du mähst, pfeifst du ein Lied. Ich kenne es. Der Text heisst: «So bleib bei mir …» Ich werde aber nicht bleiben.
Ich weiss auch, wie das Lied weitergeht: «… und geh nicht fort, mein Herz ist ja dein Heimatort.» Das tönt kitschig. Es ist gelogen, es ist nicht wahr. Und stimmen tut es auch nicht.
Wenn es wahr wäre, hättest du mir dein Herz geöffnet. Du hättest ihn mir gezeigt, den Heimatort. Das aber hast du nicht getan. Lass gut sein, ich kann damit leben.
Es wird immer etwas zwischen uns stehen. Eine Flasche mit Most auf der Bank vor dem Gaden, ein Stück Käse, das du mir zuschiebst, eine offene Frage, die man nicht anschneiden kann mit dem Sackmesser wie das Brot, das wir uns teilen. Vom gleichen Teller werden wir nie essen, aus dem gleichen Glas nie trinken, und das ist gut so.
Ob du nun mein Vater bist oder nicht, interessiert mich nicht mehr. Das ist mir nicht mehr wichtig. Früher war das anders. Alle Väter haben Kinder, aber nicht alle Kinder haben einen Vater. Ich hatte einen, das muss genügen. Mir genügte es auch.