Читать книгу Arbeit im Wandel - Jeff Schwartz - Страница 15

Wettrennen mit den Maschinen

Оглавление

»Werden uns die Roboter tatsächlich die Arbeit wegnehmen?«, fragte mich ein Langzeit-Klient mit gedämpfter Stimme und gerunzelten Brauen in ängstlichem Ton.

Seine Geschäftspartnerin fiel ein und formulierte die Frage anders: »Werden uns die neuen Technologien nicht von all den langweiligen, immer gleichen Aufgaben befreien, damit wir uns auf sinnvollere Arbeiten konzentrieren können?« Ihr Ton war zunächst hoffnungsvoll, doch dann wurde sie rasch ungeduldig: »Also: Wie wird es sein?«

Im Lauf des vergangenen Jahrzehnts war in Gesprächen mit Freunden, Kollegen und Vorständen über die Rolle der Automation sowie der neuen Technologien und Beschäftigungsmodelle bei der Veränderung der Arbeitsplätze in den USA die Sorge immer greifbar. »Wie können wir mit den Maschinen Schritt halten?«, fragen sie sich. »Welche Fähigkeiten brauche ich als Voraussetzung für die Aufgaben im Jahr 2030?«, möchten sie wissen. »Wir werden nicht mehr eine, sondern ein Dutzend Karrieren haben – wie soll das überhaupt gehen?«, sorgen sie sich. »Ich habe noch nicht einmal den Studienkredit für meine erste Berufsausbildung abbezahlt.«

Es herrscht das Gefühl, dass wir an der Schwelle von etwas Machtvollem, Unaufhaltsamem und Unbekanntem stehen, das einer Flutwelle gleicht. Sie wird über alles, was wir kennen, hinwegrollen und uns verändern – wie wir arbeiten, wo wir arbeiten und was wir arbeiten, wenn wir überhaupt noch Arbeit haben. Sehr oft sind diese Unterhaltungen von Angst überschattet. Die schwindelerregenden Fortschritte in der Robotik, der künstlichen Intelligenz (KI), der digitalen Technik und bei den neuen Arbeitsmethoden erzeugen beängstigende Bilder einer dystopischen Zukunftswelt, in der Maschinen und Software die meisten Aufgaben erledigen können und menschliche Arbeiter weitgehend unnötig sind. Selbst die Abkürzung FANG, die 2013 für die vier Überflieger-Aktien Facebook, Amazon, Netflix und Google geprägt wurde, trägt zur gedanklichen Assoziation von Technologie und Monstern bei.18

Am größten ist die Sorge darüber, ob die KI die menschlichen Fähigkeiten ergänzen oder gar ersetzen kann. Während einige nichts weniger als eine Apokalypse der Arbeit vorhersagen, konzentrieren sich andere auf das riesige Potenzial neuer Technologien, mehr Wert für die arbeitende Bevölkerung zu schaffen und uns zu befreien, damit wir unsere menschlichen Fähigkeiten besser einsetzen können. Denn die ureigenen menschlichen Fähigkeiten beherrschen auch intelligente Maschinen noch nicht: Problemlösung, kreatives Denken, komplexe Entscheidungen, Empathie und das Management von Teams. In diesem Szenario arbeiten virtuelle und diverse Teams ebenso zusammen wie Mensch und Maschine. Arbeitskräfte werden weiter beschäftigt, weil sie ihr ganzes Leben lang neue Fähigkeiten entdecken und beherrschen lernen.

»In der Medizin ebenso wie im Rechts- und Finanzwesen, im Einzelhandel, in der Produktion und selbst im Bereich der wissenschaftlichen Entdeckungen liegt der Schlüssel zum Sieg im Wettrennen nicht darin, gegen die Maschinen anzutreten, sondern mit den Maschinen«, schreiben die Autoren Erik Brynjolfsson und Andrew McAfee im Jahr 2012.19 Thomas Malone vom MIT bezeichnet die bemerkenswerte Macht, die durch die Kooperation von Menschen und Computern entsteht, als »Superminds«.20 So liegt unsere Zukunft vielleicht in der Aussicht auf eine Zusammenarbeit von Menschen und Maschinen – von der Suche nach neuen Heilmitteln für Krankheiten bis hin zum Design von neuen Tools und Systemen, die neue Produkte und neue Geschäftszweige erschaffen.

Inmitten dieser dramatisch unterschiedlichen Vorstellungen von der zukünftigen Arbeitswelt – einer Roboter-Apokalypse oder einer endlich befreiten Menschheit – versuchen nun viele Menschen zu begreifen, was heute anders ist als in bisherigen Zeiten großer technischer Fortschritte: Wie und wo passen sie in diese Welt und wie finden sie sich in der neuen Landschaft ohne Wegweiser so zurecht, dass sie weiterhin arbeiten können? Trotz der Aufregungen und Schlagzeilen über den Wandel der Arbeitswelt gibt es bisher kaum Leitlinien und Hilfestellungen, anhand derer sich die Menschen darin zurechtfinden könnten. Mein Ziel ist es, solche Leitlinien zu geben.

Beim Übergang in eine veränderte Welt werden Innovation und Experimentierfreude weiterhin unsere Rettungsanker bleiben.

Arbeit im Wandel

Подняться наверх