Читать книгу Entfesselt - Gefährliche Leidenschaft - Jenna Ellen Hunt - Страница 6
Kapitel 4
ОглавлениеMittlerweile lag das Rendezvous mit Alan einige Tage zurück. Bei der letzten Aufführung von ‚Was ihr wollt‘ am Wochenende hatte Julienne unglaublich viel Spaß.
Hin und wieder war sie etwas unkonzentriert abgedriftet, wodurch sich ihre Zunge verhaspelte. Aber die kleinen Versprecher waren kaum aufgefallen.
Allerdings fühlte sie sich nach all den Unternehmungen in letzter Zeit völlig ausgebrannt. Um sich von dem Stress zu erholen und über die Beziehung zu Alan nachzudenken, war ihr nur der Montag geblieben.
Bei einer Tasse Tee hoffte sie, wieder in Form zu kommen, um sich den Text von der Rolle als Elfenkönigin irgendwie in den Kopf zu hämmern.
In ihren Gedanken herrschte das totale Chaos. Abgelenkt überflog sie die Zeilen ihrer Rolle. Titanias Worte schwirrten ihr durch den Kopf. Sie bemühte sich, die ersten Verszeilen zu rezitieren.
„Wie? Oberon ist hier, der Eifersücht’ge? … Elfen schlüpft von hinnen. Denn ich verschwor sein Bett und sein Gespräch … So muss ich wohl dein Weib sein; doch ich weiß die Zeit, dass du dich aus dem Feenland geschlichen, … Tage lang als Corydon gesessen, spielend auf dem Haberrohr, und Minne der verliebten Phyllida gesungen hast.“
Der Elfenkönig hat offenbar mehrere Eisen im Feuer, grübelte Julienne. Typisch! Aber wehe, wenn seine Elfenfrau auswärts nascht!
Shakespeare hatte so eine herzerfrischende Art, die Narrheiten und Schwächen seiner Zeitgenossen zu veralbern.
Hatte sich bis heute viel geändert? Wie war es bei Alan? War er wie Oberon und liebte aller paar Tage eine andere?
Sie hatte das Gefühl, als stände jemand zwischen ihnen. War er tatsächlich über seine Frau hinweg, wie er behauptete? Oder ging es ihm nur ums auswärts Naschen?
Gleich nach ihrer Heimreise hatte er angerufen und gefleht, sie solle so bald wie möglich zurückkehren.
Dummerweise fehlte ihr die Zeit, um das Versprechen in naher Zukunft einzulösen. Ihr Terminkalender platzte aus allen Nähten.
Warum sollte sie überhaupt so mittelalterlich leben? Das Schloss fand sie zwar traumhaft, für Shakespeares Dramen eine brillante Kulisse, aber darin wohnen wollte sie einfach nicht.
Queen Elizabeth II lebt in einem luxuriöseren Schloss. Aber du bist ja auch keine Adlige, sinnierte sie.
Was das Schloss betraf, hatte Alan die Wahrheit gesagt. Aber warum hatte er seine Frau verschwiegen? Beim Anblick ihres Porträts überkam sie das Gefühl, sie schon einmal gesehen zu haben, eine Art Déjà-vu. Jedoch hatte sie den Namen Giulietta Moreau noch nie gehört!
Schon bei ihrer Begegnung in dem italienischen Restaurant fühlte sich Julienne so aufgeregt wie ein verknallter Teenager, wenn Alan sie anschaute oder berührte. Diese Zuneigung beraubte sie jeglicher Vernunft.
Sein Kuss war das Allerbeste, was sie in den letzten Jahren erlebt hatte. Ein prickelnder Schmerz durchfuhr ihren Bauch, wenn sie an ihn dachte.
Trotz allem befielen sie Zweifel, ob diese Liebe gut für sie war. Ihre Erwartungen schienen in unterschiedliche Richtungen zu streben.
Nachdenklich klebte Julienne an ihrem Text, ohne ihn wirklich aufzunehmen. Bis zur Premiere am Samstag hatte sie jede Menge Arbeit vor sich. Entweder gelang es ihr endlich, das Chaos in ihrem Kopf zu ordnen oder ein Wunder musste geschehen! Im selben Moment kam ihr eine bewährte Technik in den Sinn, wie sie den Text effektiv lernen könnte.
Sie rannte ins Arbeitszimmer, wo sie die Skripte ihrer bisherigen Theaterstücke aufbewahrte und suchte nach ihrem Diktiergerät. Wenn sie sich jeden Abend den aufs Band gesprochenen Text anhörte und rezitierte, spürte sie sogar noch einen Funken Hoffnung.