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Kapitel 6

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Die Proben für den ersten und zweiten Akt endeten am Nachmittag. Julienne hatte in der ersten Szene einen sehr langen Part, den sie noch ein wenig unsicher rezitierte, ohne jedoch den Regisseur in Verzweiflung zu stürzen. Für die Premiere am Samstag musste sie allerdings noch fleißig üben.

Henrike hatte ihre Rolle als Hermia großartig gesprochen. Wahrscheinlich lag es daran, dass sie in Tom alias Demetrius verknallt war. Offensichtlich beflügelte sie ihre Verliebtheit. Wie war es bei ihr selbst?

Die Freundinnen verließen gemeinsam das Theater, schlenderten zu ihrem Lieblingscafé, das sich in einer Seitengasse befand.

Die Sonne strahlte über die Dächer der rekonstruierten Gebäude des historischen Stadtkerns. Das Licht flackerte durch die Blätter der uralten Bäume.

Vor dem Café standen Tische, Stühle und Bänke, welche die vorbeieilenden Passanten dazu veranlassten, sich bei einem Kaffee eine Auszeit von der Hektik des Alltags zu gönnen.

Julienne und ihre Freundin setzten sich auf eine Bank, um ihren Latte Macchiato an der frischen Luft zu genießen.

„Nun spann mich nicht so auf die Folter!“, forderte Henrike ihre Freundin auf, wobei sie den Schaum ihres Kaffees mit dem darüber gestreuten Zimt und Zucker verrührte.

„Also, ich habe auf eine Annonce in der Zeitung geantwortet und einen interessanten Mann kennengelernt“, antwortete Julienne bereitwillig. Genussvoll trank sie den Latte Macchiato, griente ihre Freundin an.

„Wieso schreibst du auf Annoncen?“, wunderte sich Henrike.

„Das habe ich nur, weil die Annonce so ungewöhnlich war!“

„Ja?“

„Alan schrieb, dass er nach der großen Liebe sucht und ein Schloss besitzt.“

„Ein Schloss? Das ist wohl ein Spinner? Vergiss ihn!“

„Das dachte ich anfangs auch, aber ich habe das Schloss gesehen. Es hat eine traumhafte Lage in der Nähe vom Meer.“

„Woher willst du wissen, ob er wirklich der Besitzer ist?“

„Keine Ahnung! Eine Besitzurkunde hat er mir natürlich nicht gezeigt, dafür aber seine Urgroßeltern“, hielt Julienne entgegen.

„Sei mir bitte nicht böse! Ich will dir nichts vermiesen, aber das klingt schon ziemlich verrückt.“

„Ja klar, aber er ist umwerfend!“, verteidigte Julienne ihren Verehrer.

„O, da hat sich schon jemand verknallt!“, scherzte Henrike und kicherte.

„Und er sieht super aus!“

„Du bist über beide Ohren in ihn verliebt!“, präzisierte Henrike ihr Statement.

Ihr entging nicht der Glanz in Juliennes Augen, wenn sie über Alan sprach.

„Ja, weißt du, was bei der Sache das Verrückteste ist?“

„Was denn?“

„Ich sehe seiner Ex verblüffend ähnlich!“

„Das ist gar nicht so selten, dass sich die Ex und die aktuelle Freundin eines Mannes ähneln. Du weißt schon, wegen dem Beuteschema. Aber wie kommst du eigentlich darauf?“

„Ich habe ihr Gemälde im Schloss gesehen.“

„Wie ist ihr Name?

„Giulietta Moreau.“

„Ein ungewöhnlicher Name! Ist sie eine Künstlerin?“

„Wer weiß?“ Julienne stand nicht der Sinn danach, sich über weitere Details von Alans Ex auszulassen.

„Alan ist auch ein außergewöhnlicher Mann!“

„Ich hoffe, dass er dich gut behandelt und wünsche dir viel Glück!“

„Ja, das hoffe ich auch“, erwiderte Julienne verträumt, bevor sie sich wie ihre Freundin den köstlichen Latte Macchiato schmecken ließ.


Entfesselt - Gefährliche Leidenschaft

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