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Kapitel 7

Melinda saß in ihrem silbernen Chevrolet und fuhr zu dieser späten Nachtstunde - es war fast zwei Uhr - langsam von der Universität nach Hause.

Es ging ihr so viel durch den Kopf. In ein paar Stunden würde sie schon wieder hier sein und sich mit ihren Zahlen beschäftigen, sie drehen, wenden, schieben, addieren, subtrahieren, mit ihnen reden und sie verfluchen. Doch es würde nicht mehr so sein wie vor dem heutigen Abend. Ein Tor mit Sehnsüchten und heißer Begierde hatte sich in ihrem Körper plötzlich und so völlig unerwartet geöffnet und von ihr Besitz ergriffen.

Doch Caleb war zu jung und vor allem ein Mitarbeiter. »Niemals eine Affäre mit einem Arbeitskollegen«, hatte sie stets anderen mit voller Überzeugung geraten. Doch vor einer Stunde hatte sie sich selbst nach Nähe und Berührungen mit dem attraktiven Arbeitskollegen Caleb gesehnt.

Spontan bog Melinda an der nächsten Kreuzung ab. Heute wollte sie nicht sofort nach Hause fahren. An diesem Abend wollte Melinda mal nicht mit einer Tasse heißem Kakao sofort ins Bett gehen, sondern wieder unter fröhlichen Leuten den Abend außer Haus verbringen. In ihr brannte eine wiederentdeckte Abenteuerlust und Aufregung, die Melinda zu Hause nicht würde beruhigen können. Sie brauchte etwas Zerstreuung. Wie lange war sie nicht mehr im Ol’Hattans, der gemütlichen Kneipe ihres Highschoolfreundes Daniel im New Yorker Stadtbezirk Manhattan, gewesen? Warum eigentlich war sie nach der Trennung von ihrem Mann überhaupt nicht mehr ausgegangen? Das muss sich ändern, nahm sich Melinda fest vor. Dann könnte ein attraktiver Mann, mit dem sie mal ein wenig spannende Zeit verbrachte, zukünftig nicht mehr solch einen wollüstigen Vulkan in ihr zum Ausbruch bringen.

***

Kurz nach zwei erreichte sie die kleine Kneipe mit den winzigen Fenstern.

Entschlossen und mit einer kindlich-aufgeregten Freude, zog sie die schwere Holztür der Kneipe auf, nicht ahnend, welches Abenteuer ihr hier noch in dieser Nacht bevorstand.

Ein lautes, fröhliches Lachen kam Melinda entgegen, als sie in den gemütlich mit dunklem Holz im Westernstil eingerichteten Pub trat.

»Hey, Melinda! Mein Gott, was für eine Ehre, dass du dir mal wieder Zeit genommen hast, um uns zu besuchen. Ich habe dich vermisst. Wie geht es dir denn?« Daniel, ihr Schulfreund, ließ die Gläser, die er gerade im Becken hinter dem Tresen spülte, im Spülwasser versickern und eilte mit offenen Armen und nassen Händen auf Melinda zu. Ohne ihre Antwort auf seine Frage abzuwarten, umarmte er sie mit einer kumpelhaft warmen Herzlichkeit. Melinda fühlte sich geborgen und vor allem willkommen.

»Leute, diese Runde geht auf mich«, brüllte Daniel und ließ Melinda los. »Wir wollen doch dafür sorgen, dass du uns demnächst schneller vermisst.« Daniel zwinkerte ihr zu und ging wieder hinter die Theke zu seinen Gläsern, die hilflos im Spülwasser neben der fest montierten Spülbürste im Becken schwammen.

»Komm her, schöne Frau, hier ist noch ein Platz an der Theke frei. Wenn sogar der geizige Daniel für dich eine Runde schmeißt, musst du wohl was ganz Besonderes sein«, lud sie ein Mann mit selbstsicherer, dunkler Stimme ein. Er wies auf einen Platz links neben ihm am linken Ende der Theke.

»Mann, bist du blind? Diese Lady ist nicht nur etwas Besonderes, sondern auch wirklich hübsch«, ließ ein anderer Herr an der Theke lachend verlauten.

»Zumindest bin ich inzwischen ein seltener Gast und die werden immer geschätzt.« Melinda lachte und setzte sich auf den ihr angebotenen Platz. Nur kurz konnte sie die Barbesucher an diesem Abend begutachten, als sie sich alle zu ihr umgedreht hatten. An der Theke standen und saßen ungefähr sieben Männer. Sie waren alle schätzungsweise um die vierzig bis fünfzig Jahre alt und schienen sich vorzüglich zu verstehen.

»Hier am linken Ende der Bar können dich die anderen ungehobelten Kerle nicht bedrängen.« Der Mann, neben dem Melinda jetzt saß, lachte laut. Seine Aussprache war klar und deutlich.

»Jaja, Riley führt ein eigenes Beerdigungsinstitut. Da hat er vorwiegend mit den gesitteten Verstorbenen zu tun. Da können wir natürlich alle nicht mithalten«, reagierte der neben Riley sitzende Mann laut auflachend und schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter.

»Siehst du, hübsche Lady, dieser Kollege Samuel neben mir hat keinerlei Respekt. Bleib lieber hier links von mir in Sicherheit. Ich weiß zumindest, was die Ladys wirklich wünschen«, wandte sich Riley mit einem Augenzwinkern an Melinda. Seine blauen Augen strahlten eine tiefe Intelligenz sowie Neugier aus und schienen sie auf zellularer Ebene durchleuchten zu wollen. Er war in ihrem Alter, wenn nicht sogar ein paar Jahre älter. Sein hellblondes bis graues Haar war leicht gewellt und halblang. Riley trug ein weinrotes Hemd, eine schwarze Jeans und weinrote, feste Turnschuhe. Seine Hemdsärmel hatte er bis zu den Ellbogen aufgekrempelt, sodass sein weißer Unterarm mit einem leicht hellen Haarflaum sichtbar war. Auch seine hellen Brusthaare waren zu sehen, da er sein Hemd ein paar Knöpfe mehr geöffnet hatte, als es in Büros üblich und gewünscht wäre. Rileys Rasur war genauso perfekt wie sein Haarschnitt und seine aufrechte, nahezu arrogante Haltung auf dem hohen Barhocker.

»Vielleicht bist du so nett und nennst mir deinen Namen oder möchtest du weiterhin als ›hübsche Lady‹ von mir angesprochen werden?«, fragte Riley sie, wobei er andeutete, seine Hand auf ihr Knie legen zu wollen - tat es aber nicht.

»Melinda, was möchtest du denn trinken«, unterbrach ihr Highschoolfreund und Barbesitzer Daniel die prickelnde Atmosphäre, ehe sie Riley antworten konnte.

»Ein Bitter Lemon bitte erst einmal, wie früher auch«, bestellte Melinda und wandte sich dann an Riley. »Nun kennst du auch meinen Namen.«

»Wolltest du ihn mir etwa nicht verraten?«, fragte Riley und machte eine bedeutungsvolle Pause. »Für gewöhnlich bekomme ich sowieso immer alles heraus, was ich wissen will. Zur Not lege ich die widerspenstigen Frauen übers Knie! Daniel, dieser Drink von Melinda geht natürlich auf meine Rechnung.« Melinda verschlug es die Sprache. Was war denn heute bloß los? Hatte sie heute vielleicht die besonders intensiven fruchtbaren Tage und jeder Mann merkte es oder war ihr ihre Paarungsbereitschaft an diesem Tage auf die Stirn geschrieben?

Mach mich zu deiner Hure | Erotischer Roman

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