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Vierunddreißig

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„Wahnsinn, dass du noch einmal zu einer richtigen Partymaus wirst“, staunte Daph, nachdem ich ihr von meinen abendlichen Plänen erzählte. Mit rollenden Augen griff ich über den Küchentresen hinweg, um mir einen Kaffee in meinen Becher zu schütten. Daph war gerade dabei, die Geschirrspüle auszuräumen und Geschirr und Besteck in die Schränke zu platzieren.

„Nur, weil ich einmal auf eine Hausparty gehe, heißt das noch lange nicht, dass ich eine Partymaus bin“, verteidigte ich mich und trank einen Schluck. Daph wollte einen Topf in den Schrank unter dem Spülbecken räumen, musste sich aber geschlagen geben, als ihr alle Töpfe entgegenkamen. Der Lärm hallte durch das ganze Haus, und wir kniffen die Augen zusammen.

„Ich hasse diesen Schrank!“, fluchte Daph, drückte alle Töpfe mehr schlecht als recht zurück und presste die Tür zu. „Aus den Augen, aus dem Sinn“, schnaubte sie, als hätte sie den Kampf klar gewonnen. „Aber in letzter Zeit bist du ganz schön oft unterwegs für deine Verhältnisse, und gestern Abend warst du gut angeheitert, wie Brad mir erzählte.“

Ich zuckte zusammen. „Hat Brad dir von unserem Abend berichtet?“

Sie nickte und entdeckte in der Spüle einen weiteren Topfdeckel, der in den verdammten Schrank musste. Schlagartig sackten ihre Schultern hinab. „Ja wir haben vorhin telefoniert. Scheint, als hättet ihr einen netten Abend gehabt“, lächelte sie. „Auch wenn ich das bloße Herumsitzen und Biertrinken als nicht sehr spaßig empfinde“, fügte sie noch hinzu und legte den Deckel einfach in einen anderen Schrank.

„Hat er sonst noch etwas gesagt?“, fragte ich beiläufig und beobachtete meine Freundin dabei, wie sie die letzten zwei Teller verstaute und stolz dreinblickte.

„Nein, nur dass ihr geplaudert und Bier getrunken habt.“

Demnach wusste Daph nichts davon, dass wir getanzt hatten wie die Besessenen. Darüber würde ich später nachdenken. Vielmehr interessierte mich das Treffen zwischen Daph und Lynn.

„Und wie war es bei dir gestern Abend? Du warst ja ziemlich lange weg.“ Daph setzte sich auf einen der Barhocker gegenüber von mir und schenkte sich ebenfalls einen Kaffee ein.

„Es war ganz okay.“ Sie blickte konzentriert auf ihren Becher und füllte ihn mit Zucker auf.

„Das hört sich aber auch nicht gerade sehr begeistert an“, stellte ich fest und verzog fragend das Gesicht.

„Lynn hat im Moment viele Probleme. Familiär und mit ihrem derzeitigen Freund, vielmehr Ex-Freund. Sie brauchte einfach nur mal wieder jemanden zum Reden und das hat sie momentan nicht.“

„Dann sollte sie sich vielleicht mal fragen, warum nicht“, nuschelte ich vor mich hin und erntete dafür einen finsteren Blick. „Ist doch wahr. Wir wissen beide, wie falsch sie sein kann.“

„Und dennoch ist sie irgendwie meine Freundin“, erklärte Daph.

Achtlos zuckte ich mit den Achseln.

„Irgendwann werdet auch ihr euch besser verstehen, da bin ich mir sicher.“ Ich spürte Daphs eindringlichen Blick und zuckte erneut mit den Achseln.

„Sie tut mir nur unheimlich leid. Lynn und ich haben früher viel gemeinsam erlebt. Sie war lange meine beste Freundin“, seufzte sie.

„Ja, das weiß ich“, schnaubte ich. „Sie hat dir aber nicht erzählt, dass dein damaliger Freund Richard fremdgegangen ist. Stattdessen hat sie es lieber allen anderen erzählt, bevor du es wusstest“, erinnerte ich sie.

„Und sie weiß, dass sie damals einen Fehler gemacht hat“, konterte Daph mit einem scharfen Unterton.

„Na, immerhin“, murmelte ich.

„Wir haben sehr lange darüber gesprochen, Lynn hat sich entschuldigt, und jeder hat eine zweite Chance verdient.“

„Okay“, antwortete ich. „Ich sollte mich langsam fertigmachen. Ich muss noch duschen. Ihr geht heute Abend essen?“

Schlagartig setzte Daph ein weitaus fröhlicheres Gesicht auf. „Ja, Brad hat mich eingeladen. Wir wollen einen gemütlichen Abend verbringen.“

„Dann viel Spaß euch!“

„Danke. Dir heute Abend mit Alex auch.“ Daph zuckte verführerisch mit den Augenbrauen.

„Ich werde Spaß haben. Was mit Alex ist, weiß ich nicht“, antwortete ich amüsiert und verschwand im Badezimmer, um so heißes Wasser wie möglich auf mich herabrieseln zu lassen.

***

Auf der anderen Seite von Alex‘ Haustür ertönte laute Musik und wildes Gelächter. Doch eine Frage begleitete mich schon die ganze Zeit: Warum hatte Brad seiner Freundin verschwiegen, dass wir wie die Verrückten getanzt hatten? Vielleicht hatte er ihr nichts erzählt, weil er es genauso genossen hatte wie ich? Oder weil das ein sehr kostbarer Moment zwischen uns beiden war, den er mit niemandem teilen wollte? Bedächtig drückte ich auf die Klingel. Nur wenige Momente später öffnete mir Alex die Tür. Sein Blick war aufreizend, und er musterte mich von oben bis unten. Ich folgte seinem Blick und sah prüfend an mir herab. Eine schwarze Strumpfhose, ein Rock und ein dunkelblauer Cardigan war nichts, wofür ich mich schämen sollte. Eigentlich war es dasselbe Outfit, das ich schon am Vorabend getragen hatte, lediglich den Cardigan hatte ich gewechselt. Gott sei Dank besaß ich mittlerweile Unmengen an Strumpfhosen und Röcken. Darin fühlte ich mich einfach am wohlsten.

Alex verzog schief den Mund und biss sich auf die Unterlippe.

„Großer Gott, bist du betrunken?“, platzte es aus mir heraus.

„Ich würde nicht sagen, dass ich noch nüchtern bin“, überlegte er und stützte sich mit einem Arm am Türrahmen ab.

„Und sehe ich das richtig, dass du mich nicht reinlassen möchtest?“

„Wie unfreundlich von mir. Natürlich sollst du reinkommen, nur du reißt mich einfach immer, wenn ich dich sehe, komplett vom Hocker.“ Er drehte sich zur Seite und wies mir mit seiner Hand den Weg in seine Wohnung. Kopfschüttelnd, aber mit einem Lachen im Gesicht, schlich ich an ihm vorbei und betrat das bereits gut gefüllte Wohnzimmer.

„Ganz schön was los hier“, staunte ich und spürte Alex dicht hinter mir stehen. Sein kräftiger Körper sandte eine ungewohnte Wärme aus, und schlagartig spürte ich eine Gänsehaut auf meinen Armen.

„Ja“, antwortete er unbeeindruckt. „Die scheinen alle Lust auf eine Feier gehabt zu haben. Ich hole dir was zu trinken.“ Dann verschwand er, und ich sah mich in dem Partyraum um. Sein Wohnzimmer war nach wie vor nicht gerade ordentlich. Jetzt lagen überall verteilt rote Plastikbecher, Bierflaschen und anderer Müll herum. Etwa fünf Leute hatten sich auf die Couch gequetscht und unterhielten sich anregend. Ein paar weitere Typen umgarnten gerade ein wirklich heißes Mädel, was sich ihrer üppigen Brüste auf jeden Fall bewusst war. Sie war dabei, den drei Typen, die eindeutig um ihre Gunst buhlten, ihre Brüste so weit entgegen zu strecken, dass man fast Angst haben musste, die Jungs könnten an ihnen ersticken. Leicht geschockt verzog ich das Gesicht und lächelte, als ich sah, wie man Alex‘ Schreibtisch dafür zweckentfremdet hatte, um Bierpong zu spielen. Drei Typen und zwei Mädels, die weniger aufreizend rumliefen, hatten sichtlich Spaß bei diesem Spiel. Ich wollte es auch unbedingt mal ausprobieren. Bislang hatte ich immer nur davon gehört, es aber noch nie gespielt. Die Meute an dem Tisch nahm mich scheinbar wahr, wie ich sie beim Spielen beäugte. Schüchtern lächelte ich zurück. Der Größte von ihnen – ein schwarzhaariger junger Mann mit gebräunter Haut – winkte mich zu ihnen rüber. „Du siehst aus, als würdest du gerne eine Runde mitspielen wollen.“

Vorsichtig trat ich einen Schritt näher, erwartete, dass die Mädels mich abschätzig musterten, aber nichts dergleichen passierte. Alle hatten ein freundliches Gesicht aufgesetzt.

„Ich habe das noch nie gespielt, aber es sieht lustig aus, was ihr da macht. Entschuldigt, ich wollte nicht so aufdringlich starren“, lachte ich entschuldigend und rieb mir verlegen den Arm.

„Ach Quatsch! Du hast noch nie Bierpong gespielt?“, lachte der kleinere Typ auf der anderen Seite des Tisches. Unsicher schüttelte ich den Kopf.

„Na, dann wird es aber mal Zeit“, sagte das Mädchen neben mir und warf ihre langen, schwarzen Haare nach hinten. „Ich bin Tara“, stellte sie sich freundlich vor. Mit ihrem ausgefallenen Look war sie mir sofort sympathisch. Schwarze, zerschlissene Hosen. Abgelatschte Sneakers und ein einfaches rotes Shirt.

„Und das sind Thomas“, sie deutete auf den großen schwarzhaarigen Typen, der mich auch an den Tisch gebeten hatte, „Marissa …“, das Mädchen auf der anderen Tischseite. Hochgesteckte Haare, die ihr dennoch wild ins Gesicht fielen und die einen ebenso lässigen Look wie Tara trug.

„Das daneben, also der kleine Zwerg da, heißt James“, kicherte sie und erntete dafür einen Mittelfinger. Zum Schluss deutete sie auf den etwas rundlicheren Jungen neben James, der gerade damit beschäftigt war, einen kräftigen Schluck Bier zu trinken. „Und das … naja, das ist Gregory. Er ist immer sehr mit sich selbst beschäftigt. Also entweder essen oder trinken“, fügte sie leise hinzu. Ich musste kurz lachen und verschluckte es aber schnell wieder, als Gregory mit seinen Pausbacken fragend aufsah.

„Ich bin Sally“, stellte ich mich dann der Runde vor und erhielt von allen ein freundliches Nicken. Ich war schwer begeistert. So nette Leute ohne Vorurteile und abschätzige Blicke. Das hatte ich schon lange nicht mehr erleben dürfen. Schlagartig fühlte ich mich wohl in dieser Runde.

„Also, wir können sowieso noch jemanden gebrauchen. Ich zeige dir, was du machen musst“, sprach Thomas neben mir und deutete auf den Tisch. Vor mir fand ich elf Becher gefüllt mit Bier. Sie waren aufgestellt wie eine Pyramide. Das Gleiche befand sich vor der Gruppe auf der anderen Seite. Zwischen den Pyramiden war noch etwa gut einen Meter Platz.

„Hier hast du einen Ping-Pong-Ball.“ Er hielt einen kleinen weißen Ball vor meine Nase. „Den nimmst du und versuchst, in einen der Becher von der gegnerischen Gruppe zu treffen.“

„Und wenn ich einen Becher treffe?“

„Dann müssen die den Becher mit Bier mit einem Mal austrinken und ihn beiseite stellen. Dann sind die da drüben dran und versuchen, in einen unserer Becher zu treffen. Schaffen die es, dann müssen wir den Becher austrinken. Dann sind wir wieder dran und so weiter …“, erklärte er konzentriert, als sei dieses Spiel wichtiger als der Superbowl. „Und wer am Ende keine Becher mehr vor sich stehen hat, der hat verloren. Also Ziel ist es, die Becher der anderen immer zu treffen.“

Ich lachte verblüfft und schaute mir den Tisch noch einmal an. Jede Gruppe hatte nach wie vor noch alle Becher vor sich stehen. „Habt ihr gerade erst angefangen?“, fragte ich.

„Nein“, antwortete Tara neben mir frustriert. „Aber wir sind scheinbar alle zu doof, um zu treffen.“

Das gefiel mir ausgesprochen gut.

„Spielst du mit?“, fragte James von der anderen Seite. Ich nickte eifrig und bekam auch sofort den Ball in die Hand gedrückt. „Soll ich etwa anfangen? Vielleicht sollte ich erstmal schauen, wie ihr das macht“, sprach ich.

„Glaub mir, da lernst du eh nicht viel, sonst hätten wir wenigstens einen Becher getroffen“, fluchte Thomas.

„Okay.“ Ich presste konzentriert die Lippen aufeinander und beugte mich ganz leicht über den Tisch. In der rechten Hand hielt ich den Ball in die Luft und zielte auf das ausgebreitete Dreieck der gegnerischen Gruppe. Alle starrten gebannt auf den Ball und spekulierten, wo er wohl landen würde. Schließlich warf ich ihn im hohen Bogen auf die Becher, konnte aber keinen treffen.

„Mist“, ärgerte ich mich und trat einen Schritt beiseite, um dem Nächsten Platz zu machen.

„Macht nichts. So geht uns das schon die ganze Zeit“, scherzte Tara neben mir und stupste mich in die Seite.

„Entschuldige, es hat ein bisschen gedauert“, hörte ich plötzlich hinter mir. Alex hatte sich dicht hinter mich gestellt und hielt mir eine Flasche Bier entgegen.

„Aber ich sehe, du hast dir ja schon die passende Gesellschaft gesucht.“

Ich nahm ihm das Bier ab und grinste breit. „Ja, ich lerne endlich Bierpong.“

„Dann hat sich ja der Abend für dich jetzt schon gelohnt“, meinte Alex und hielt mir seine Flasche entgegen, um anzustoßen.

„Das kann man wohl sagen“, stimmte ich zu und schaute wieder auf das Spielfeld.

„Dann lasse ich euch in Ruhe weiterspielen. Aber in der nächsten Runde möchte ich mit dir spielen“, tönte Alex und zwinkerte mir zu. Ich wusste nicht, ob er das mit dem Spielen zweideutig meinte oder ob er wirklich nur in der nächsten Runde mich als Mitspieler haben wollte. Aber bei diesem Typen wusste man ja nie so genau. Ich beschloss, mir nicht den Kopf darüber zu zerbrechen und konzentrierte mich lieber wieder auf das Spiel.

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