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Kapitel 04

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»Bleib gefälligst stehen!«, rief Kira lachend, doch Aaron war längst wieder aus ihrem Sichtfeld verschwunden. Sie rannte an der silbernen Außenwand des Towers entlang, die über und über mit halb abgerissenen Plakaten bedeckt war. Wenige Meter über ihren Köpfen fand sich die Zahl 317 in großen Lettern aus schwarzer Farbe. Es war Abend, gleich mussten sie auf ihre Seite der Grenze zurückkehren. Trotzdem war Kira fest entschlossen, Aaron noch einmal zu fangen. Sie blieb stehen, überlegte kurz und lief in die entgegengesetzte Richtung um den Tower herum. Es brauchte die gesamte amerikanische Bevölkerung, um ihn zu umfassen.

Der Tower hatte ihre Völker gerettet. Jede Insel besaß einen, jeder befand sich genau in der Mitte. Kira blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und musterte die riesige Nadel. Die Spitze konnte sie von hier unten nicht erkennen.

Anfangs hatten die Bewohner der Insel noch mit dem Gedanken gespielt, den Tower mit einem blühenden Park zu umgeben, um ihr Überleben zu feiern, aber erstens gab es dafür zu wenig Wasser und zweitens zu viel Hass.

Die Erde war vor über einem Jahr von einem alles vernichtenden Sturm heimgesucht worden, der so gewaltig war, dass die Kontinente verschwanden. Das magnetische Feld des Turms hatte sich über die Stadt gelegt und ihr kleines Stück Land gerettet. Je näher jemand am Tower lebte, desto sicherer war er. Hätte Kira das vor der Katastrophe gewusst – sie war sich sicher, dass sie dann so viele Menschen wie möglich hergeholt hätte, um sie zu retten. Doch ihr Vater hatte ihr erklärt, dass die Regierung bis zum bitteren Ende über die Funktion der Türme geschwiegen hatte. Am schlimmsten Tag des Sturmes waren die verbleibenden Energiereserven des Landes in die teils weit voneinander entfernt stehenden Türme gesteckt worden.

Die Katastrophe hatte das Land um das Feld herum abgetragen. Die Erwachsenen nannten es Erosion, was offenbar etwas war, das sonst viele Jahrhunderte dauerte. Leider wusste niemand, wie es unter ihrer Insel aussah, und wie stabil sie tatsächlich war.

Aaron tauchte in Kiras Blickfeld auf. Er lugte vorsichtig an der Kante des Towers entlang und grinste, sein verschwitztes Gesicht spiegelte sich auf der glatten Oberfläche. Vor einigen Tagen war ihm sein erster Eckzahn ausgefallen. Seit den frühen Morgenstunden versuchte er, den anderen wackelnden Eckzahn durch Herumtoben und ständige Bewegungen der Zunge ausfallen zu lassen. Auf ein Experiment, das Kira vorgeschlagen hatte und eine Türklinke sowie eine Schnur beinhaltete, hatte er aber angeblich »keine Lust«. Kira hatte sich einen Kommentar über ängstliches Geflügel verkniffen.

»Gibst du auf?«, fragte er.

Kira schüttelte den Kopf, rührte sich aber nicht. Aaron schien mit sich zu ringen, dann entschied er sich dafür, seinen Sicherheitsabstand aufzugeben.

»Ist alles in Ordnung?«, fragte er im Näherkommen.

»Habe gerade an den Sturm gedacht«, meinte Kira betrübt.

»Oh«, machte Aaron. »Das passiert mir auch oft, wenn ich hier bin.« Nachdenklich musterte er die weiße Linie, die sich zwischen ihnen auf dem Boden befand. Kira stand auf der ruanischen Seite, Aaron auf der amerikanischen.

»Ich bin froh, dass wir überlebt haben«, meinte er unvermittelt.

»Ich auch.« Kira verschränkte die Arme. »Aber ich würde gerne wissen, wie unsere Insel aussieht. Warum sie wackelt.«

»Du … solltest darüber nicht zu viel nachdenken, das macht einem nur Angst.«

Kiras Augen blitzten auf. »Angst? Ha! Ich habe keine Angst.«

Mit diesen Worten übertrat sie die Grenze und schlug mit der flachen Hand nach Aarons Schulter. »Hab dich!« Damit rannte sie an ihm vorbei, immer entlang des Towers.

»Ach, verdammt!«, hörte sie Aaron noch fluchen, dann stolperte sie in die Krähe.

»Kiiira, was für ein Zufall!«, krächzte Celia. »Was höre ich da? Du hast keine Angst?«

Hinter ihr tauchte ihre beste Freundin Finja auf, die zwar älter und größer als Celia war, sich aber stets mit einem buckeligen Rücken kleiner machte und nie sprach. Sie war wie Celias Haustier – ein Wurm, den die Krähe verschmäht hatte, und der ihr seitdem dankbar war. Ein anderer Gedanke drängelte sich Kira auf. Sie sollte weglaufen, bevor Celia mitbekam, dass sie mit einem ruanischen Jungen spielte.

»Du wirst ja ganz verrückt, Kiiira«, flötete Celia. »Warum sonst solltest du Selbstgespräche führen?«

»Habe ja sonst niemanden zum reden«, giftete Kira. Sie fragte sich, wo der Rest von Celias Bande war. Für gewöhnlich lief sie nicht nur mit ihrem Schoßhündchen herum.

»Das ist ja überraschend«, verkündete eine Stimme hinter ihr.

»Oh nein«, entfuhr es Kira. »Raik, lass ihn los!«

Ein massiger Zwölfjähriger mit kurzem blondem Haar hatte Aaron gepackt und zu Celia geschleppt. Raik überragte ihn um einen Kopf. Seine Lider waren dick wie die eines Elefanten. Er sah aus, als fiele es ihm schwer, die Augen überhaupt offen zu halten, was ihm einen gleichmütigen Blick verlieh. Aaron wehrte sich zwar, hatte damit aber wenig Erfolg.

»Das ist ein ruanischer Bursche, richtig?«, bemerkte Celia. Wind fuhr durch ihr schwarzes Haar, das davon jedoch vollkommen unbeeindruckt blieb. Ein Reif und dutzende schwarze Spangen hielten die Frisur fest, als bestünde auf der Insel Helmpflicht.

»Bist du Celia?«, wollte Aaron ächzend wissen und warf Kira einen vielsagenden Blick zu. Celias Krähengesicht bekam unzählige rote Flecken.

»Du hast ihm von mir erzählt!?«

Kira behielt ihre schlagfertige Antwort für sich. Solange Aaron in Raiks Schwitzkasten hing, hielt sie besser die Füße still. »Was willst du von uns?«, fragte sie stattdessen.

»Kannst du dir das nicht denken? Ist ja widerlich, dass du dir auf der ruanischen Seite Freunde suchst, nur weil bei uns keiner etwas mit dir zu tun haben will.« Ihr höhnischer Tonfall verriet mehr über die Wahrheit als ihr Gesicht.

»Ein bisschen?«, wiederholte Aaron. »Du hast ihr Teleskop zerstört!«

Kira wünschte sich in diesem Moment, dass Raik ihn zumindest kurz zum Schweigen brachte.

»Warte mal, ich kenne dich doch!«, rief Aaron plötzlich. »Du bist das Mädchen, das mit Malik herumrennt!«

Offenbar hatte Aaron ins Schwarze getroffen. Celia sog scharf die Luft ein, und auch die sonst stille Finja gab ein empörtes Geräusch von sich.

»Malik?«, hakte Kira nach.

»Das ist der große Bruder von Marv, meinem besten Freund.«

»Der Lockenkopf, der die Erwachsenen gewarnt hat?«, überlegte Kira. Dann begriff sie, was ihr Freund eigentlich sagen wollte. »Aber Marv ist ein Ruaner!«

»Na und?«, keifte Celia. Sie trat zwischen Aaron und Kira, als könnte sie auf diese Weise nicht nur das Gespräch, sondern auch ihre Gedanken unterbinden. »Natürlich kann ich mir Freunde auf beiden Seiten zulegen, ich kann gar nicht genug haben!«

»Entschuldige«, höhnte Aaron. Er vollführte eine divenhafte Handbewegung. »Bei den Ruanern kennt dich niemand. Wenn Kira mir nicht von dir erzählt hätte – Mann, lass mich endlich los!«

Raik entspannte seine kräftigen Oberarme etwas, wodurch Aaron wieder durchatmen konnte. Dafür erhielt der Hüne einen boshaften Blick von der Krähe.

»Malik kennt mich, das reicht«, meinte Celia zu Aaron. Plötzlich tippte Finja ihrer besten Freundin auf die Schulter. Celia reagierte mit einem abweisenden Zucken, als wäre eine Kakerlake an ihrer Bluse hinaufgekrabbelt.

»Was ist?«, fauchte sie gereizt. Finja ließ sich davon nicht verunsichern – vielleicht war sie es sogar gewohnt – und deutete auf die ehemalige Hauptstraße, welche zum Marktplatz führte. Zwischen den Häusern traten Khan Elliott von Amerika und Basílissa Hana von Ruan hervor, begleitet von jeweils zwei Wächtern. Niemand konnte sich erinnern, wer den beiden die Macht über ein Volk gegeben hatte, aber seit sie das Sagen hatten, liefen die Streitereien strukturierter ab. Sie wurden zwar nicht weniger, aber immerhin kam niemand zu Schaden.

»Gott, wie die Basílissa wieder übertreibt«, ächzte Celia herablassend. Sie meinte damit die weiten Gewänder und den auffälligen Rock, mit dem Hana sich vom Rest der ruanischen Bevölkerung unterschied. Sie hatte zudem olivfarbene Haut und goldblondes Haar, was sie im Sonnenlicht noch erhabener aussehen ließ.

»Sie ist unsere Basílissa, also halt die Klappe. Sonst sage ich was ich über den absolut albernen Namen eures Khans«, knurrte Aaron.

»Albern?«, wiederholte Celia. Sie sprach umso lauter, je näher die beiden Anführer kamen. Ausnahmsweise stritten sie sich nicht, stattdessen schwiegen beide ernst.

»Kinder!«, begrüßte Hana sie, als müsse sie unbedingt in Worte fassen, was sich vor ihren Augen befand. »Hallo, Aaron!«

Aaron nickte zur Begrüßung. Die Tatsache, dass Raik ihn immer noch festhielt, schien die Basílissa nicht zu beunruhigen. »Darf ich euch fragen, was ihr hier gerade tut?«

»Nur eine kleine Diskussion, sonst nichts«, beschwichtigte Celia sie mit einem Engelslächeln.

»Das sah eher nach einem Streit aus«, meinte Elliott. Heute trug er einen großen, ledernen Cowboyhut. Offenbar hatte er Probleme mit seiner Frisur gehabt, denn die Sonne war nicht kräftig genug, um das Tragen eines Hutes zu rechtfertigen. »Wir wollen nicht, dass sich die Völker weiterhin streiten. Es ist besser, wenn ihr jeweils auf eurer Seite der Grenze bleibt.«

»Kommt bitte mit uns«, verlangte Hana geduldig. Sie wandte sich Raik zu, schlagartig verdunkelte sich ihr Blick. »Und du lässt Aaron gefälligst los.« Sie schüttelte leicht den Kopf, als könne sie nicht fassen, dass Raik ihn nicht sofort losgelassen hatte, als sie aufgetaucht war. Aaron landete ungeschickt auf seinen Knien und rappelte sich eilig auf, während Elliott die amerikanischen Kinder über die Grenze winkte.

»Was passiert denn jetzt?«, fragte Kira.

»Es gab einen gemeinsamen Entscheid«, antwortete Elliott knapp.

»Was soll das werden, Demokratie?«, fragte Aaron schnippisch. Er war so geladen, dass seine Wut zitternde Funken schlug. Plötzlich drehte sich Hana um und drängte ihre Wächter zur Seite. Auch die Fassaden zerstörter Häuser können das Echo einer Ohrfeige erzeugen.

***

Augustins aufgebrachte Stimme war auch aus der Ferne gut zu verstehen.

»Das ist eine ungeheure Frechheit!«, fluchte er, sobald er Khan Elliott und Basílissa Hana erblickte. »Warum müssen wir schon wieder die Freiheit unserer Kinder einschränken?«

Hana zog Aaron an ihrer dünnen Hand wie eine wütende Mutter hinter sich her. Er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Seine Wange schimmerte rot.

Auf den ersten Blick sah es aus, als hätten sich die üblichen Streitsuchenden auf dem Marktplatz eingefunden. Alle Erwachsenen hielten sich an die weiße Linie, nur Augustin stand mit einem Bein auf der amerikanischen Seite.

»Kannst du dich bitte zurück nach Ruan begeben, Augustin?«, bat Hana im Näherkommen.

»Wieso, bin ich etwa ein Kind? Oder dürfen wir neuerdings auch nicht auf die andere Seite gehen?« Er hatte seine Brille abgenommen, hielt sie am Bügel fest und ließ sie unregelmäßig kreisen.

»Du bist kein Kind, aber du führst dich definitiv wie eines auf«, knurrte Hana.

»Ach, hör auf. Wenn hier etwas kindisch ist, dann diese Grenze.«

Elliott trat energisch zwischen die beiden. »Genau aus diesem Grund habe ich euch alle hier versammelt! Volk von Amerika, Volk von Ruan – wir haben seit einer Woche eine Grenze. Im Großen und Ganzen scheinen sich die Verhältnisse in unserer Stadt verbessert zu haben.«

Die meisten nickten, aber Augustin stöhnte und putzte entnervt die Brillengläser mit dem Ärmel seines Mantels.

»Nur ein Teil unserer Bevölkerung scheint nicht besonders zufrieden zu sein. Besorgte Eltern sind zu mir gekommen, um sich über die Gemüter ihrer Kinder zu beschweren. Offenbar gibt es viel Streit zwischen Banden.« Elliott tippte sich versehentlich an den Cowboyhut, als er sich durch das Haar fahren wollte.

»Natürlich gibt es Streit«, betonte Augustin seufzend. »Wer Kinder trennt, muss gar nicht lange darauf warten. Sag ihnen, dass sie besser sind als die anderen, und schon glauben sie es dir. Das ist es doch, was in den vergangenen Monaten mit unserer Insel geschehen ist.«

Hana reckte ihren Kopf, um sich größer zu machen, als sie ohnehin schon war. Ihre Gewänder klimperten und ließen sie zwar ehrwürdig, aber ein wenig albern erscheinen. »Das muss ich verneinen. Die Fehde zwischen den Ruanern und Amerikanern ist uralt.«

»Fehde? Uralt? Was für ein Blödsinn. Das Volk der Ruaner besteht gerade mal zweihundert Jahre!«

Wäre Augustin nicht selbst ein Ruaner, hätte er mit diesen Worten eine Prügelei angezettelt. So erhielt er zustimmendes Raunen aus den Reihen seines Volkes.

»Ich halte es für eine dumme Idee, die Grenze zu erhöhen«, schloss er.

»Ihr wollt was?«, hakte Kira nach. »Die Grenze erhöhen?«

»Ja. Die Linie reicht nicht aus, ihr überschreitet sie einfach«, erklärte Hana.

»Ist ja nur Farbe«, kommentierte Raik mit seiner entspannten Brummstimme. Die Basílissa hielt inne und musterte ihn von oben bis unten.

»Stimmt«, murmelte sie finster. »Ist ja nur Farbe.«

Selbst Celia warf Raik nun einen wütenden Blick zu.

»Also, was ist jetzt?«, meldete sich Augustin zu Wort. »Wollt ihr tatsächlich eine Mauer errichten, um die Kinder nicht mehr miteinander spielen zu lassen? Das ist albern! Sie sind fast ein Jahr auf der Insel umhergelaufen, dadurch ist nie ein Beben entstanden.« Er geriet allmählich in Rage. Mal verlagerte er sein Gewicht auf die eine Hälfte der Insel, mal auf die andere, als wollte er in der Mitte einer Wippe die Balance wahren.

»Wir wissen nicht, wie unsere Insel aufgebaut ist«, erklärte Elliott ungeduldig. »Es kann jederzeit zum Ernstfall kommen. Du hast es mit eigenen Augen gesehen: Die Inseln können zusammenbrechen.«

»Herrje, dann tun wir eben etwas dagegen! Wir müssen uns die Insel ansehen, sie stabilisieren!« Aarons Vater hatte seine Brille wieder aufgesetzt und gestikulierte unruhig mit den Händen.

»Wie sollen wir uns die Insel anschauen, wenn wir nicht einmal eine Drohne oder einen Ballon besitzen, geschweige denn einen Helikopter?«, knurrte der Khan. Er trat wütend auf Augustin zu, ohne dabei die weiße Linie auf dem Boden außer Acht zu lassen. Plötzlich erzitterte der Boden wie eine schnurrende Katze. Einzelne Bürger schrien auf, die meisten schlugen die Hände über dem Kopf zusammen oder gingen instinktiv in Deckung.

»Wir haben aber Seile und einen Freiwilligen«, sagte Augustin nachdrücklich. Khan Elliott brauchte einen Moment, um seine Worte zu verarbeiten. Atemlos starrte er ihn an.

»Willst du damit sagen …«, begann er, runzelte die Stirn und sah sich hilfesuchend nach Hana um. Die sah ihn mit unheimlicher, nahezu stoischer Ruhe an. Mit ihrem Blick bedeutete sie dem Khan, ruhig zu bleiben, doch dessen Stimme schraubte sich noch weiter in die Höhe. »Augustin, willst du dich tatsächlich von der Insel abseilen!?«

»Es würde ja sonst keiner tun.« Mit einem verschwörerischen Lächeln sah er zu Aaron und Kira herüber, die Seite an Seite standen. Nur die Grenze zu ihren Füßen trennte sie.

»Hier sind schließlich nur …«, murmelte Augustin langsam, als buchstabierte er die Worte, »… feige Hühner.«

Allumfassende Stille hielt Einzug, als hätte sie nur darauf gewartet. Nach all dem Lärm und den Diskussionen löste die Ruhe bei Kira ein seltsames Unbehagen aus. Die Basílissa war die Erste, die das Wort ergriff.

»Das ist sehr mutig, Augustin, wirklich. Wie möchtest du dieses Vorhaben umsetzen?«

Elliott fuhr erneut zu ihr herum und war noch ungläubiger als zuvor, wodurch ihm der Hut beinahe vom Kopf rutschte. Abermals antwortete die Basílissa mit einem harschen Blick.

»Wir brauchen ein paar starke Männer, viele Seile und wenig Wind«, listete Augustin währenddessen auf. »Ich habe eine analoge Kamera in meinem Geschäft, vielleicht gelingt es mir, Fotos von der Insel unter unserer Stadt zu schießen.« Er streckte einen Finger in die Luft und befeuchtete ihn mit seiner Zunge. »Heute wird das nichts mehr, aber wir können bereits Seile zusammensuchen und die stärksten Leute auswählen.«

Khan Elliott warf einen abschätzigen Blick auf die ruanischen Männer und verkniff sich offenbar einen Kommentar über den dürren Körperbau der meisten. Elliott kannte das alte amerikanische Problem der Fettleibigkeit nur zu gut, aber seit der Katastrophe hatten sich die Amerikaner besser ernährt. Die Mangelerscheinungen konnten bislang mit Pillen beseitigt werden, irgendwann würden die jedoch zur Neige gehen.

»Betrachten wir das als gemeinsames Projekt der Zivilisationen Ruan und Amerika«, sprach Elliott gedämpft. »Wir haben beide großes Interesse daran, dass es gelingt. Meine starken Männer stehen dir zur Verfügung, Augustin.«

Dieser runzelte die Stirn und verbeugte sich so leicht, dass es einem höhnischen Kommentar gleichkam.

»Eines noch«, sagte Augustin schließlich und sah erneut zu Aaron und Kira. »Solange wir nicht wissen, wie unsere Insel aussieht, ist die Grenze ungültig.«

Zwei Kontinente auf Reisen

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