Читать книгу Der große Krieg der Gladiatoren - Jens - Uwe Nebauer - Страница 7
ОглавлениеCrassus ist tot!
Ich hatte es gerade auf dem Marktplatz von einem Kaufmann aus Alexandria gehört, dessen Schiff vor einer Stunde in den Hafen von Odessos eingelaufen war.
Im Reich der Parther, bei einem Ort namens Carrhae, hatten die Reiter des Königs Orodes den römischen Feldherrn und seine sechs Legionen umzingelt und schwer zusammengeschlagen. Crassus selbst wurde bei den Kapitulationsverhandlungen getötet. Die Sieger schlugen seinem Leichnam den Kopf ab und sandten ihn an den Hof des Königs, wo er bei einer Aufführung von Euripides Theaterstück „Die Bacchien“ den Zuschauern vorgeführt worden war.
Das Heer der Parther wurde von einem Mann namens Surenas angeführt und ich fragte mich, ob es wohl derselbe Surenas sein könnte, der mit uns aus Capua ausgebrochen war und zwei Jahre an unserer Seite gekämpft hatte. Möglich wäre es durchaus, denn er gehörte, ebenso wie ich, zu den wenigen unserer Gefährten, die aus der vernichtenden Schlacht am Silarus entkommen waren.
Crassus! Der Geldmann und Schlächter, der vor sieben Jahren mit dem nicht minder mörderischen und ruchlosen Pompeius und mit diesem Caesar, der jetzt in Gallien Krieg führt, ein Triumvirat zur Beherrschung Roms geschlossen hatte.
Ein Jahr lang waren die Gedanken der Anführer unseres Sklavenheeres, zu denen auch ich gehörte, immer wieder um diesen Römer gekreist und um das, was er gegen uns unternehmen würde, bis uns am Ende die schiere Übermacht seiner Legionen erdrückte.
Und nun war auch er durch das Schwert gestorben, und ich sage es ganz offen heraus, dieser Mann hatte seinen, hatte diesen Tod verdient und ja, ich empfand Freude darüber und Genugtuung, denn er hatte tausende unserer gefangenen Brüder und Schwestern entlang der Via Appia ans Kreuz schlagen lassen, kaltherzig und gnadenlos.
Das musste ich sofort Laodica erzählen!
Auf dem Rücken meines weißen Hengstes verließ ich Odessos und sprengte zu unserer Villa, die sich eine halbe Meile nördlich der Stadt, welche uns seit siebzehn Jahren zur Heimat geworden war, auf einem Hügel über dem Meer erhebt.
Laodica saß auf der Terrasse unseres Hauses auf einer bequemen Kline. Ihre Beine, die immer noch so schön sind wie vor zwanzig Jahren, als ich ihr das erste Mal begegnete, hatte sie von sich gestreckt und die nackten Füße übereinandergelegt. Ein Schirm schützte sie vor der stechenden Mittagssonne.
Oh ja, es geht uns gut hier! Wir haben uns einen gewissen Wohlstand geschaffen und sind niemandes Untertan. Ich bin Eigentümer einer Fechtschule, der einzigen, die es zwischen Odessos und Mesembria gibt, während Laodica einen erfolgreichen Handel mit Wein und Öl betreibt. Wir haben alles, was wir brauchen, nur Sklaven gibt es in unserem Haus keine und wird es auch nie geben.
„Nun ist das Schwein also in den Hades gefahren“, sagte Laodica mit derselben Genugtuung in der Stimme, die auch ich gespürt hatte, „Es wurde auch Zeit. Und ich hoffe, dass auch der Pompeius bald diesen Weg gehen wird!“
Wir öffneten einen versiegelten Krug mit altem Samoswein und ließen ihn uns schmecken. Danach begaben wir uns in unser Schlafzimmer und liebten uns so leidenschaftlich, wie schon seit langem nicht mehr. Wahrscheinlich war dies das Beste, was Marcus Publius Crassus jemals hervorgerufen hat.
In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen. Alles war plötzlich wieder da, als ob es gestern gewesen wäre. Meine Zeit als Gladiator, der Ausbruch aus dem Ludus von Capua, unser Krieg gegen die Römer, angeführt von dem besten Mann, den die Sonne je gesehen hat.
Gegen Mitternacht bemerkte ich, dass auch Laodica nicht schlief. Wir setzten uns auf und begannen zu erzählen, erst ich, dann sie, dann wieder ich und mit jeder Stunde die verging, fügten sich unsere Erinnerungen zu einem immer größer und bunter werdenden Mosaik zusammen.