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Zweites Kapitel Das Unterbewusstsein

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Wie ist es möglich, dass die Geschichte Ihres Lebens so sehr von Ihrem „Vierjährigen“ beherrscht wird? Wie ist es möglich, dass das „Vierjährige“ so viel Macht über Ihren Geist2 hat? Warum können wir nicht einfach beschließen, auf eine bestimmte Weise zu denken oder uns auf eine ganz bestimmte Weise zu verhalten? Warum verschwenden wir unsere Zeit damit, die alten Filme in unserem Kopf anzuschauen, die Gegenwart mit der Vergangenheit zu verwechseln? Mit dem Versuch, Wünsche zu erfüllen, die in Wirklichkeit von dem Kind stammen, das wir einst waren? Die Antworten auf all diese Fragen finden wir im Unterbewusstsein.

Es ist erstaunlich, wie wenig wir über diesen Teil von uns selbst wissen. Obwohl er von entscheidender Bedeutung ist, ist er uns nahezu unbekannt.

Die Metapher vom Eisberg

Das Unterbewusstsein lässt sich leicht verstehen, wenn man es sich als einen Eisberg vorstellt; bei einem schwimmenden Eisberg sind neun Zehntel unter der Wasseroberfläche und nur ein Zehntel darüber. Ebenso sind neun Zehntel unseres Selbst unter der Wasseroberfläche: das Unterbewusstsein. Und nur der kleine Teil über der Oberfläche ist sichtbar: unser bewusstes Erleben. (In Wahrheit stimmt dieses Verhältnis nicht ganz, doch für unsere Zwecke wollen wir es so sehen.)

Um zu begreifen, wie machtvoll das Unterbewusstsein ist, nehmen wir einmal an, unser „Eisberg“ befindet sich irgendwo im Nordatlantik. Der Teil, der unter Wasser ist, möchte hinauf zum Nordpol schwimmen, um dort Urlaub zu machen, doch der Teil, der sich über der Wasseroberfläche befindet, will lieber hinunter nach Sizilien. Wo, glauben Sie, wird der Eisberg letztendlich seinen Urlaub verbringen? Natürlich wird er dorthin schwimmen, wo der größere Teil – der unbekannte, der unsichtbare – hin will. Bei ihm liegt die Macht.

Es spielt keine Rolle, ob der Teil, der über dem Wasser ist, schon leichte Sommerkleidung eingepackt hat. Es spielt keine Rolle, ob er sich Sonnenöl und einen Sonnenschirm besorgt hat. Es spielt keine Rolle, ob er sich bereits in einen Reiseführer für Sizilien vertieft hat. All das hat für den Teil unter Wasser – dessen Reiseziel der Nordpol ist – keinerlei Bedeutung.

Die Macht des Unterbewusstseins

Sie haben in Ihrem eigenen Leben bestimmt schon mehrfach erlebt, dass Ihr Unterbewusstsein nicht mit Ihrem Bewusstsein harmonierte. Beispielsweise haben Sie vielleicht des Öfteren beschlossen, am nächsten Tag früh aufzustehen, um etwas Bestimmtes endlich zu erledigen: Rechnungen bezahlen, Wäsche waschen, einen Brief schreiben. Sie stellten also den Wecker, um frühmorgens aufzuwachen, aber ignorierten nicht nur den Wecker, sondern schliefen gar noch länger als sonst und kamen zu spät zur Schule oder zur Arbeit. Sie haben keine Ahnung, warum das passiert ist – denn am Abend zuvor waren Sie fest entschlossen, zeitig aufzustehen und diese lästige Aufgabe zu erledigen.

Sie haben Ihren Beschluss nicht in die Tat umgesetzt, weil Ihr Unterbewusstsein nicht aufstehen wollte. Es wollte sich nicht mit den Rechnungen befassen, keine Wäsche waschen, keinen Brief schreiben. Deshalb hat es dafür gesorgt, dass Sie verschliefen.

Doch auch das Gegenteil kommt vor – und zwar dann, wenn Ihr Unterbewusstsein mit Ihnen übereinstimmt und etwas Bestimmtes unbedingt will. Beispielsweise planen vielleicht einige Ihrer Freunde, Wasserski zu fahren. Sie laden Sie dazu ein: „Falls du mitkommen willst, dann richte es so ein, dass du morgen um fünf Uhr an der Straße vor deinem Haus stehst. Wir wollen um diese frühe Uhrzeit nicht hupen. Wenn du mitfahren willst, sei also bitte um fünf vor deiner Tür.“ Sie stellen Ihren Wecker auf vier Uhr dreißig, damit Sie genügend Zeit haben, sich zurechtzumachen. Und Sie erwachen einige Minuten, bevor der Wecker klingelt, und fühlen sich ausgeruht und frisch. Sie stehen schnell und problemlos auf, und um fünf Uhr warten Sie startbereit vor Ihrer Tür. Ihre Freunde holen Sie ab, und gemeinsam verbringen Sie einen wunderschönen Tag auf dem Wasser.

Warum sind Sie früh aufgewacht und haben sich so gut und lebendig gefühlt? Weil Ihr Unterbewusstsein Lust hatte, Wasserski zu fahren; deshalb sorgte es dafür, dass alles leicht und mühelos – fast wie durch Zauberei – vonstatten ging. Solche Dinge geschehen ständig. Es gibt also Zeiten, in denen Ihr Unterbewusstsein mit Ihnen übereinstimmt – und andere Zeiten, in denen dies nicht der Fall ist. Stimmt es nicht mit Ihnen überein, dann ist Ihr Leben eine Hölle. Sie fassen den Beschluss, etwas Bestimmtes zu tun, und haben auch fest vor, Ihren Plan umzusetzen. Doch aus irgendeinem Grund kommt es nicht dazu. Stimmt Ihr Unterbewusstsein hingegen mit Ihnen überein und beschließen Sie, das zu tun, dann geschieht es so glatt und problemlos, dass Sie es kaum merken.

Je mehr Sie in Harmonie mit Ihrem Unterbewussten sind, desto zufriedener sind Sie mit sich und Ihrem Leben. Und je mehr diese beiden Teile in Ihnen in Disharmonie und im Widerspruch zueinander stehen, desto unzufriedener werden Sie sein. Mein Ziel ist es, Ihnen zu helfen, diese beiden Teile in Einklang zu bringen.

Fünf Dinge sind zu berücksichtigen, wenn es um die Beziehung zwischen Bewusstem und Unbewusstem geht. Und diese fünf Dinge wollen wir uns nun anschauen.

WER IST DAS „ICH“?

Wenn wir uns die Beziehung zwischen dem Unterbewusstsein und Bewusstsein ansehen, sollten wir uns darüber klar sein: Wir identifizieren uns mit dem Bewusstsein, wenngleich das Unterbewusstsein den größeren Teil unseres Selbst ausmacht. Es ist eines der Paradoxe des Lebens, dass Sie sich, wenn Sie „ich“ oder „ich selbst“ sagen, mit dem Bewusstsein identifizieren – obwohl das Unterbewusstsein viel mehr Raum einnimmt.

Kehren wir nun zu der Metapher mit dem Eisberg zurück. Welche Sichtweise ist hier zutreffender: dass das an der Oberfläche befindliche Eisbergteil noch ein Stück ins Wasser reicht – oder dass von dem unteren, größeren Teil ein Stück aus dem Wasser ragt? Genauso gut könnten wir fragen, ob der Schwanz, der den kleinsten Teil des Hundes ausmacht, einen Hund hat – oder ob der Hund einen Schwanz hat. Oder wäre es vielleicht zutreffender, zu sagen: Beide, der Schwanz und der Hund, sind der Hund?

EINE ANDERE ART DER INTELLIGENZ

Das Zweite, das wir beachten sollten, wenn wir uns die Beziehung zwischen dem Unterbewusstsein und dem Bewusstsein ansehen, ist: Das Unterbewusstsein ist intelligent – wenn es auch eine andere Art von Intelligenz besitzt, als Sie vielleicht glauben. Das bedeutet, Ihr Unterbewusstsein ist gleichzeitig Ihr bester Freund und Ihr schlimmster Feind. Wenn es mit Ihrem Bewusstsein übereinstimmt, dann ist es wie bei der wahren Liebe: Alles geschieht fast mühelos.

Nehmen wir beispielsweise das Autofahren. Als Sie es lernten, war Ihr Bewusstsein sehr aktiv daran beteiligt. Sobald Sie es beherrschten, übernahm das Unterbewusstsein die Kontrolle, und heute fahren Sie manchmal durch den größten Verkehr, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu werden. Sie können geistig mit anderen Dingen beschäftigt sein, während Sie fahren, und an Ihrem Zielort ankommen, ohne sich zu erinnern, dass Sie über Kreuzungen fuhren, bei Rot anhielten, wieder losfuhren, wenn die Ampel auf Grün schaltete, beim Anblick von Fußgängern auf die Bremse traten, losfuhren, anhielten, den Wagen wendeten. All das tat Ihr Unterbewusstsein für Sie, weil beide – der bewusste und der unterbewusste Teil Ihres Geistes – mit Ihrem Fahrtziel übereinstimmten.

Denken Sie an die vielen hundert Dinge, die Ihr Unterbewusstsein tagtäglich für Sie verrichtet. Zum Beispiel das Zähneputzen. Es gab eine Zeit in Ihrem Leben, wo Sie es ganz bewusst und mit Überlegung tun mussten, aber nach einer Weile tat Ihr Unterbewusstsein es ohne die Beteiligung Ihres Bewusstseins. Das Gleiche geschah, als Sie schreiben lernten. Anfangs war es ein bewusster Akt, doch heute brauchen Sie lediglich an das zu denken, was Sie notieren wollen, und Ihr Unterbewusstsein formt die Buchstaben für Sie. Dasselbe gilt für das Lesen, das ebenfalls von allein geschieht. Kurz: In Ihrem Leben erfolgen zahllose Handlungen in Zusammenarbeit mit Ihrem Unterbewusstsein.

Doch sogar bei dieser guten Zusammenarbeit – ein großer Teil Ihrer selbst ist niemals mit sich im Reinen. Solange Ihr unterbewusster und Ihr bewusster Geist nicht in Einklang sind, kann sich keine Zufriedenheit einstellen; denn was immer Sie auch tun – einer dieser beiden Teile wird unzufrieden sein. Sie können nicht gewinnen, sofern die eine oder die andere Seite stets der Verlierer ist.

DAS UNTERBEWUSSTSEIN GEWINNT IMMER DIE OBERHAND

Das Dritte, woran Sie denken müssen, ist Folgendes: Wenn das Unterbewusstsein und das Bewusstsein im Widerspruch zueinander stehen, wird – wie oben bereits erwähnt – das Unterbewusstsein langfristig immer die Oberhand gewinnen. Es mag den Anschein haben, als beherrsche das Bewusstsein das Unterbewusstsein, doch das sieht nur so aus. Wir nennen dies Willenskraft: Wenn das Bewusstsein das Unterbewusstsein zu etwas zu zwingen versucht, das dieses nicht will. Willenskraft kann eine Weile funktionieren, aber nicht sehr lange.

Das Unterbewusstsein wird den Kampf immer gewinnen, weil es stärker ist. Das kann auch auf indirektem Wege geschehen, indem es psychosomatische Leiden verursacht. Angenommen, Sie sagen zu sich selbst: „Ich habe einen Job, der gut bezahlt ist. Ich habe eine tüchtige Sekretärin und leite eine eigene Abteilung. Meine Frau ist beeindruckt von meinem Erfolg, ihre Mutter sogar noch mehr, und auch den Nachbarn imponiere ich.“ Alles klingt ganz wunderbar. Doch tief in Ihrem Inneren klagt Ihr Unterbewusstsein vielleicht: „Mir gefällt diese Arbeit gar nicht, und ich kann meinen Chef nicht ausstehen. Jedes Mal, wenn ich eine gute Idee habe, macht er sich über mich lustig. Ich weiß, dass meine Kollegen mich anlügen, wenn sie so tun, als fänden sie mich sympathisch. Im Grunde ist es ein mieser Job …“ Und so weiter. Sie sind in sich gespalten: Einerseits finden Sie, dass Ihr Job gut ist, andererseits, dass er mies ist. Sie behalten ihn, weil Ihr bewusstes Empfinden Ihnen suggeriert, es sei ein guter Job. Aber nach einer Weile treten gesundheitliche Probleme auf – vielleicht ein Magengeschwür. Ihr Arzt rät Ihnen dringend zu einigen Veränderungen, insbesondere, was Ihre Arbeitssituation anbelangt. Mit anderen Worten, er gibt Ihnen den Rat: Suchen Sie sich einen neuen Job. Und genau das tun Sie irgendwann, in dem Versuch, Ihr Leben zu retten.

Was ist geschehen? Sie haben den Job aufgegeben, der Ihrem Unterbewusstsein nicht gefiel. Das Unterbewusstsein hat bekommen, was es wollte. Dieser Prozess kann Monate oder auch Jahre dauern. Doch langfristig wird das Unterbewusstsein gewinnen, und Sie werden eine Veränderung anstreben.

DAS UNTERBEWUSSTSEIN MACHT SICH IMMER SORGEN

Als Nächstes müssen Sie verstehen, dass das Unterbewusstsein ein notorischer, ein geradezu professioneller „Sorgenmacher“ ist. Das ist seine Aufgabe. Es macht sich Sorgen um das Wohlergehen des ganzen Organismus – das, was Sie das Selbst nennen. Schließlich obliegt es dem Unterbewusstsein, Sie am Leben zu halten.

IHR UNTERBEWUSSTSEIN IST AUF IHRER SEITE

Und schlussendlich sollten Sie bei der Beziehung zwischen dem Unterbewusstsein und dem Bewusstsein wissen, dass das Unterbewusste niemals wirklich gegen Sie ist, auch wenn es den Anschein hat. Es operiert nur leider mit Hilfe von Programmen, die nicht in Einklang mit der gegenwärtigen Realität sind. Die Motivation des Unterbewusstseins besteht einzig und allein darin, den gesamten Organismus zu schützen – gleichgültig, wie!

Vier Arten, das Unterbewusstsein wahrzunehmen

Wenn Sie sich zum ersten Mal mit dem Unterbewusstsein beschäftigen, habe ich Sie vermutlich erschreckt. Sie wähnen sich nun wahrscheinlich in der Gewalt einer Art von Ungeheuer. In mancherlei Hinsicht entspricht dies tatsächlich der Wahrheit, denn die meisten Menschen haben die Funktionsweise, den Inhalt und den Antrieb ihres unterbewussten Selbst noch nie erforscht. Falls das auf Sie zutrifft – würden Sie dann nicht gern wissen, was diesen „Eisberg“ antreibt, der Sie durchs Leben trägt? Was veranlasst den Eisberg, sich in Richtung Osten zu bewegen, statt in Richtung Westen, Norden oder Süden?

DIE VERBORGENE BIBLIOTHEK UNSERES BEWUSSTSEINS

Um die Motivation des Unterbewusstseins zu verstehen, wollen wir ein paar Vergleiche ziehen. Stellen Sie sich eine Bibliothek vor – keine gewöhnliche Bibliothek, sondern eine mit vielen Untergeschossen, die bis tief in die Erde reichen. In dieser Bibliothek wird jedes Erlebnis, das wir haben, aufgezeichnet, in Akten abgeheftet und in ein Regal gestellt wie ein Buch. Manche Bücher – Erlebnisse – sind so weit unten deponiert, dass der Bibliothekar nicht einmal von ihrer Existenz weiß. Natürlich werden die häufig verlangten Bücher – Erinnerungen – in Reichweite des Bibliothekars aufgestellt, was bedeutet: Er ist sich ihrer bewusst. Sie sind, per Definition, das Bewusstsein.

Noch etwas anderes zu dieser Bibliothek ist sehr wichtig: Es gibt Bücher – Erinnerungen –, die wir auf unseren eigenen Beschluss hin nicht im Gedächtnis behalten. Aber wir können sie nicht zerstören, das ist unmöglich. Also verschließen wir diese Erinnerungen, die wir nicht mögen – seien sie traurig, bedrohlich oder unangenehm –, in einem Schrankkoffer, den wir im tiefsten Untergeschoss der Bibliothek deponieren. Dann verriegeln wir die Tür und glauben, wir hätten den Schlüssel weggeworfen. Dies sind die sogenannten verdrängten Dinge. Sie sind noch immer da und machen auch einen großen Teil von uns aus; doch wir wollen nicht wahrhaben oder zugeben, dass sie da sind.

DER BIOCOMPUTER

Wir können das Unterbewusstsein auch mit einem Computer vergleichen. Ein Computer speichert nicht nur Dinge wie eine Bibliothek, indem er sie aufzeichnet, sondern folgt zudem programmierten Anweisungen. In dieser Hinsicht ist ein Computer dem Unterbewusstsein sehr ähnlich. Was wir das Programmieren eines Computers nennen, ist für das Unterbewusstsein das Lernen. Es kann eine Bewegung, eine bestimmte Einstellung oder eine Sprache lernen. Sobald es sie beherrscht, laufen die Dinge automatisch ab – muss das Bewusstsein nicht mehr daran beteiligt sein.

UNSER TREUESTER WACHHUND

Vielleicht finden Sie es auch hilfreich, das Unterbewusstsein mit einem Wachhund zu vergleichen. Angenommen, Sie ziehen um, an einen neuen Ort, und die Straßen sind schlecht beleuchtet. In Ihrer Umgebung sind keine Polizeistreifen unterwegs, und Sie fürchten sich ein wenig vor Einbrechern. Um sich selbst zu schützen, besorgen Sie sich einen Wachhund und bringen ihm bei, zu bellen, wenn jemand bedrohlich nahe kommt, und zu beißen, wenn jemand noch näher kommt. Kurz, Sie lehren ihn die Dinge, die ein Wachhund eben tun sollte, und Sie sind sehr zufrieden mit seiner Leistung.

Nach einigen Jahren wird die Bevölkerung in Ihrem Ort dichter. Jetzt stehen Laternen in den Straßen, Polizisten fahren Streife, und die Gefahr von Einbrechern besteht so gut wie nicht mehr. Eines Tages geht Ihnen auf, dass etwas nicht ganz in Ordnung ist: Sie fordern Freunde auf, doch einmal bei Ihnen vorbeizuschauen, aber die kommen niemals. Sie fragen sich, warum das wohl so ist, und mit einem Mal geht Ihnen auf: Ihr treuer Wachhund vertreibt Ihre Freunde, da er keinen Unterschied zwischen einem – potenziellen – Freund und einem Einbrecher macht. Wenn Menschen – gleichgültig, wer – zu nah an Ihr Gartentor kommen, beginnt der Hund zu bellen und die Zähne zu fletschen.

Also versuchen Sie, Ihren Wachhund umzuerziehen. Sie sagen zu ihm: „Ich weiß ja, dass ich dir befohlen habe zu bellen, wenn jemand zu nahe kommt, und zu beißen, wenn er noch näher kommt, aber nun ändere ich meine Anweisungen. Wenn jetzt jemand kommt, dann wedle einfach nur mit dem Schwanz. Von nun an bist du nicht mehr mein Wachhund, sondern mein treuer Begleiter. Du sollst freundlich, offen, interessiert und sympathisch aussehen. Leck den Besuchern die Hände, tu so, als würdest du dich freuen, dass sie gekommen sind.“

Ihr Hund nickt und sagt: „In Ordnung, ich verstehe, aber ich weiß nicht recht, ob ich damit einverstanden bin.“ Jetzt müssen Sie ihn ständig im Auge behalten, müssen ihm immer wieder erklären, welches Verhalten Sie von ihm erwarten; doch selbst das ist keine Gewähr dafür, dass alles so verläuft, wie Sie es sich wünschen. Sie haben ihn darauf trainiert, ein Wachhund zu sein, und es ist nicht leicht, einem alten Hund neue Tricks beizubringen. Aber genau das müssen Sie nun tun. Sie müssen ihn andauernd instruieren und beobachten. Sie müssen sich nun selbst wie ein Wachhund benehmen und ihn so lange an die neuen Regeln erinnern, bis er sie schließlich beherrscht. Das wird schwierig werden. Er meint doch, er wisse besser als Sie, wer ein Einbrecher ist. Es wird lange dauern, sein Misstrauen in Vertrauen zu verwandeln.

Können Sie es dem Hund verübeln? Er tut nur, was Sie ihm immer wieder befohlen hatten. Es ist nicht seine Schuld, dass er sein Verhalten nicht von einem Tag auf den anderen ändern kann. Und es ist auch nicht seine Schuld, dass Sie über sein Tun heute wenig glücklich sind – schließlich tut er nur das, was Sie ihm beibrachten.

Dasselbe gilt für das Unterbewusstsein. „Umprogrammieren“ ist, als versuche man, einem alten Hund neue Verhaltensregeln beizubringen – und ihn davon abzuhalten, jene gewohnten Dinge zu tun, die man ihn einst lehrte.

Bedenken Sie stets: Der Hund ist nicht „böse“. Der Hund ist nur zuverlässig; er meint, was er tut, sei zu Ihrem Besten. Er meint, er beschütze Sie so, wie es nötig sei. Der Hund ist nicht „böse“ – das Problem ist nur: Sein Programm ist veraltet.

DAS UNTERBEWUSSTSEIN STEUERT UNS WIE EIN AUTOPILOT DURCHS LEBEN

Man kann sich das Unterbewusstsein auch als Autopilotfunktion eines Flugzeugs vorstellen. Eines Tages fällt Ihnen vielleicht auf, dass Sie am Ende eines jeden Fluges in Paderborn landen. Das geht nun schon lange Zeit so – vielleicht Ihr ganzes Leben lang –, aber Sie haben sich bislang nicht viel dabei gedacht. Sie hielten Paderborn halt bislang für den einzigen Ort auf der Welt, wo man landen kann.

Jetzt kommt Ihnen die Idee, stattdessen vielleicht einmal woanders hinzufliegen. Sie beschließen also, Paris anzusteuern. Sie setzen Ihre Willenskraft ein und denken an all die Gründe, warum Sie dorthin fliegen. Doch als das Flugzeug gelandet ist und Sie die Gangway hinuntersteigen, befinden Sie sich nicht in Paris. Sie sind wieder in Paderborn gelandet.

Beim nächsten Mal sind Sie noch fester entschlossen. Diesmal soll es zum Karneval nach Rio gehen. Sie setzen noch mehr Willenskraft ein, ja, Sie nehmen sogar die Technik der positiven Affirmation zur Hilfe. Jetzt, wo Sie entschieden haben, nach Rio zu fliegen, sind Sie sich Ihrer ganz sicher. Sie haben sich ein schönes Kostüm für den Karneval besorgt, und Sie haben Cha-Cha-Cha und Mambo gelernt. Das Flugzeug landet, und schon auf der Gangway machen Sie ein paar Cha-Cha-Cha-Schritte, in der festen Überzeugung, Sie seien in Rio. Doch wiederum befinden Sie sich in Paderborn.

Es ist nichts falsch an Ihrem Flugzeug, nichts falsch an Ihnen und nichts falsch an dem Autopiloten. Das Problem ist, dass Ihr Steuerprogramm geändert werden muss. Der Autopilot tut das, was ihm aufgetragen wurde – nämlich, Sie nach Paderborn zu bringen. So gesehen funktioniert er perfekt.

Sie werden den Autopiloten nicht ändern, wenn Sie sich im Flugzeug zurücklehnen und sich wünschen, woanders hinzufliegen, und dabei Ihre ganze Willenskraft einsetzen. Auch stundenlang im Schneidersitz „OM“ zu chanten wird nicht helfen. Vielmehr müssen Sie in den Mechanismus dieses Selbststeuergeräts eingreifen und lernen, es auf Paris oder Rio – oder wo immer Sie hin möchten – einzustellen. Vielleicht müssen Sie gar lernen, es ganz auszuschalten und – wie im Märchen aus Tausendundeiner Nacht – auf dem Hosenboden sitzend auf einem Teppich zu fliegen.

Sie mögen sich elend fühlen und Paderborn reichlich satt haben. Doch es ist nicht die Schuld Ihres Unterbewusstseins, dass Sie dort landen. Es tut lediglich das, was Sie ihm beigebracht haben. Wenn Sie nicht nach Paderborn, sondern irgendwo anders hin möchten, müssen Sie mit Ihrem Unterbewusstsein arbeiten. Sie sollten den genauen Grund herausfinden: Warum möchte es nach Paderborn? Dann können Sie ihm klarmachen, dass es nicht mehr nötig ist, dorthin zu fliegen. Ihr Wunschdenken wird hier nichts ausrichten können. Das Ändern des Autopiloten bedarf vielmehr Ihrer bewussten Anstrengung und Ihrer Intelligenz.

Nehmen Sie Kontakt mit Ihrem Unterbewusstsein auf

All dies mag entmutigend klingen. Doch entscheidend ist, dass wir begreifen: Das Unterbewusstsein kann umprogrammiert werden, um mit der Wirklichkeit im Einklang zu sein. Aber dazu müssen wir zunächst das Programm, das sich abspielt, verstehen. Wir müssen wissen, was im Unterbewusstsein vor sich geht, ehe wir es ändern oder beeinflussen können. Wenn Sie wissen, was dort geschieht, dann ist es nicht schwierig, es zu ändern – sofern Sie es ernsthaft wollen und überdies über die entsprechenden Methoden und Strategien verfügen.

Sie können nur dann über Ihr Unterbewusstsein Bescheid wissen, wenn Sie mit ihm in Kontakt sind. Natürlich sind Sie das bereits bis zu einem gewissen Grad, doch Sie werden diesen Kontakt intensivieren müssen. Je mehr Kenntnis Sie über die Programme in Ihrem Unterbewusstsein haben, desto besser werden Sie sich selbst verstehen und desto müheloser können Sie beginnen, diese überholten Programme Schritt für Schritt zu aktualisieren und gleichzeitig jene Programme zu verändern, denen Sie nicht länger sklavisch folgen wollen.

Manchmal versucht das Unterbewusstsein, mit uns zu kommunizieren – wir indes beachten es nicht. Mittels unserer Träume spricht es mit uns. Doch um es zu verstehen, braucht es viel Zeit und Energie, das Wichtige vom „Müll“ zu trennen. Es gibt noch andere Methoden, um mit dem Unterbewusstsein in Kontakt zu treten und herauszufinden, was dort verborgen liegt: z.B. Hypnose, geführte Traumreisen oder einfach die Beobachtung der eigenen Handlungen – indem man ganz genau darauf achtet, was man tut, was man meidet und was man anstrebt. Die meisten Meditationstechniken können Ihnen helfen, zu erkennen, was in Ihrem Unterbewusstsein vor sich geht, einfach dadurch, dass Sie die Gedanken, die auftreten, beobachten. Je länger Sie das praktizieren, desto mehr wird an die Oberfläche kommen.

Sie haben die Möglichkeit, sich Ihrer selbst stärker bewusst zu werden und zu lernen, Ihr Unterbewusstsein in einer positiven Art einzusetzen – auf dass Ihr Leben nicht länger einem Autopiloten folgt. Der erste Schritt dahin besteht darin zu erkennen, dass das Unterbewusstsein existiert, und zu akzeptieren, dass es einen machtvollen Einfluss auf das Leben hat. Dann können Sie lernen, mit ihm in Kontakt zu treten und einen Zugang zu ihm zu finden, ohne es in Angst zu versetzen. Ich werde Ihnen Techniken zeigen, wie Sie mit Ihrem Unterbewusstsein arbeiten können, und Methoden, mit deren Hilfe Sie ihm vergewissern können, dass alles in Ordnung ist.

In erster Linie möchte ich, dass Sie die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Unterbewusstsein verstehen, indem Sie Folgendes erkennen:

•Oft werden Sie von Ihnen unbekannten Kräften getrieben. Obwohl sie zu Ihnen gehören, sind Sie sich ihrer nicht bewusst.

•Diese Kräfte veranlassen Sie, Dinge zu tun, die Sie eigentlich gar nicht tun wollen, dahin zu gehen, wo Sie in Wahrheit gar nicht hinwollen, und Dinge zu meiden, die Sie im Grunde tun möchten.

•Sie sollten also unbedingt erkennen:

Gegenwärtig sind Sie von Grund auf gespalten.

Akzeptieren Sie zuallererst die Tatsache, dass Ihr Unterbewusstsein einen machtvollen Einfluss auf Ihr Leben hat. Lernen Sie dann, damit umzugehen – um es von Ihrem schlimmsten Feind in Ihren besten Freund verwandeln zu können. Je mehr Sie im Einklang mit Ihrem Unterbewusstsein sein können, desto mehr fühlen Sie sich auch im Einklang mit der ganzen Schöpfung.

FRAGEN UND ANTWORTEN

Frage: Es fällt mir schwer, eine Entscheidung zu fällen. Heißt das, ich bin im Konflikt mit meinem Unterbewusstsein?

Antwort: Ihr Bedürfnis, eine Entscheidung zu fällen, spricht dafür, dass Ihr Unterbewusstsein und Ihr Bewusstsein nicht im Einklang miteinander sind. Andernfalls hätten Sie sich bereits entschieden.

Sie treffen andauernd Entscheidungen, aber meist überlegen Sie nicht lange – Sie tun es ganz einfach. In diesen Fällen stimmen Ihr Unterbewusstsein und Ihr Bewusstsein überein. Wenn Sie sich sagen: „Ich muss darüber eine Entscheidung fällen“, bedeutet das, dass ein Teil von Ihnen dies und ein anderer Teil etwas anderes will. Sonst entstünde gar kein Problem.

Frage: Wie programmiert man das Unterbewusstsein um?

Antwort: Letztendlich wollen Sie aufhören, sich mit Ihrem Geist zu identifizieren, insbesondere mit seinem unterbewussten Teil. Daher gilt es zu erkennen: Was Sie als „Ich“ bezeichnen, ist nicht dieser Computer, den Sie mit sich herumtragen. Sie sind etwas, das weit darüber hinausgeht.

Praktisch gesehen ist es leichter, mit dem Umprogrammieren des Computers zu beginnen, als zum Beispiel mit dem Ändern von Gewohnheiten. Danach wird es möglich sein, ihn zu de-programmieren, das heißt, die Gewohnheiten vollkommen fallen zu lassen. Sobald Sie das gelernt haben, wird es Ihnen nicht mehr schwerfallen, sich davon zu trennen. Doch während Sie noch mittendrin sind, ist das fast unmöglich. Viele Menschen versuchen, das Unmögliche zu tun. Und dann verlieren sie den Mut, wenn es nicht funktioniert. Beginnen Sie lieber, indem Sie Dinge tun, die Sie meistern können, und gehen Sie dabei in kleinen Schritten vor. Gleichzeitig sollten Sie sich jedoch bewusst machen, in welche Richtung Sie gehen wollen.

Frage: Was ist der erste Schritt beim Umprogrammieren?

Antwort: Zunächst einmal sollten Sie sich gar nicht um das Umprogrammieren kümmern. Finden Sie stattdessen heraus, was sich in Ihrem Unterbewusstsein abspielt. Erkennen Sie, welche Muster bestehen und wie diese Sie lenken. In Ihrem Bewusstsein wähnen Sie, sich ziemlich gut zu kennen – aber wenn Sie Ihr Unterbewusstsein erforschen und anfangen, sich Fragen zu stellen, werden Sie sehr überrascht sein zu entdecken, dass das Wesen da unten ein ganz anderes ist, als Sie dachten.

Frage: Behagt dem Unterbewusstsein die Forderung, sich von seinen alten Denkgewohnheiten zu trennen?

Antwort: Alles, was nach einer möglichen Änderung des Unterbewusstseins aussieht, nimmt es möglicherweise als Bedrohung wahr, da es von Ängsten durchdrungen ist. Daher müssen Sie lernen, mit Ihrem Unterbewusstsein auf eine Weise zu arbeiten, die nicht noch mehr Ängste hervorruft. Das bedeutet, alles, was Sie tun, sollte so getan werden, dass es das Unterbewusstsein beruhigt, statt es noch mehr zu erschrecken. Es ist wahr, der Gedanke, sich von alten Mustern zu lösen, kann beängstigend sein. Daher wollen wir hier auch nicht ansetzen. Vielmehr beginnen wir, indem wir herausfinden, wovor sich das Unterbewusstsein eigentlich fürchtet.

Frage: Um noch einmal auf den Fall des Mannes zurückzukommen, der seinen Job aufgab: Lenkt das Unterbewusstsein hier den bewussten Geist dahingehend, dass er den Job mag, und erzeugt es zur gleichen Zeit Gründe dafür, dass er ihn aufgibt? Es hat den Anschein, als gebe es zwei Seiten des Unterbewusstseins und als ständen sie im Widerspruch zueinander.

Antwort: Sie haben Recht. Die ursprüngliche Motivation, den Job zu mögen – weil er gut bezahlt wird oder weil er der Schwiegermutter imponiert –, kommt auch aus dem Unterbewusstsein. Zu einem gewissen Grad kommt sie auch aus dem Bewusstsein.


Quantensprung zur Klarheit

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