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Kapitel 2

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Ethan nahm seinen Hut vom Haken neben der Hintertür und ging zum Stall, um seinen Vorarbeiter Bill zu suchen. Nach seinem Telefonat mit Jamie hatte er seine Jogginghose gegen eine Jeans getauscht und sich dann entschieden, draußen etwas zu tun zu finden, damit John auf der Couch seinen Whiskeyrausch ausschlafen konnte. Die Aufzeichnungen über die Herde konnten warten. Er bezweifelte ohnehin, dass er heute viel Papierkram schaffen würde. Ihm gingen einfach zu viele Dinge durch den Kopf.

Er trat hinaus in den sonnigen Herbstnachmittag und zog seinen Strohhut etwas tiefer ins Gesicht, um seine Augen vor der Sonne zu schützen. Man musste das texanische Wetter einfach lieben; man wusste nie, was man von einem Jahr aufs andere bekam – eigentlich sogar von einem Tag auf den anderen. Letztes Jahr um diese Zeit hatte er bereits eine dünne Jacke getragen. Dieses Jahr war es noch immer ziemlich warm. Er hatte noch nicht einmal seinen Filzhut rausgeholt. Eigentlich war es sogar warm genug, um ein T-Shirt statt eines Hemdes tragen zu können.

Er fand Bill im Maschinenschuppen, wo er an dem Motor eines ihrer Traktoren arbeitete. Bill sah auf und nahm seine Baseballkappe ab, als Ethan hereinkam. Er wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn und setzte die Kappe wieder auf. »Na, wen haben wir denn da. Hast du endlich den Hintern aus dem Bett geschwungen, Junge?«

Ethan grinste den älteren Mann an. Bill war auf der Tin Star Vorarbeiter, seit Ethan vier war, und hatte Ethan mindestens die Hälfte dessen beigebracht, was er darüber wusste, ein Cowboy zu sein und eine Ranch zu führen.

»Ich bin seit sieben wach und versuche, die Aufzeichnungen über die Herde zu überarbeiten.«

Bill schüttelte den Kopf und spuckte auf den Boden. »Sieben Uhr morgens. Du warst schon immer ein faules Stück.« Der Tadel wirkte nicht, weil sich ein Grinsen auf seinem alten, wettergegerbten Gesicht ausbreitete.

Ethan lachte leise. »Faul? Dann solltest du wissen, dass ich bis drei Uhr morgens wach war und Ed und Hayden geholfen hab, das Kalb auf die Welt zu holen.«

Bill nickte. »Jepp, gute Arbeit, Junge. Ich hab's mir heute Morgen angesehen. Mama und Baby scheint's gut zu gehen. Und da du diese Cowboys aus dem Bett geholt hast, kann ich wohl etwas nachsichtig mit dir sein.«

»Das ist überaus nett von dir, Bill. Hör zu, wir bekommen einen neuen Arbeiter. Ich dachte, er kann bei euch in der Baracke unterkommen, da wir das Extrazimmer haben.«

Bill kratzte sich am Kopf, drehte sich dann zu der Kühlbox um, die an der Wand stand, und nahm eine Cola heraus. Er hielt die Dose hoch. »Willst du eine?«

»Nee, danke.«

Bill öffnete den Verschluss, nahm einen Schluck und lehnte sich dann mit dem Rücken an die Wand. »Warum hast du noch jemanden eingestellt? Wir kommen zu Viert gut klar.«

Tja, Scheiße. Natürlich hatte er gewusst, dass Bill fragen würde, aber er hatte sich noch nicht entschieden, was er ihm erzählen würde. Und er wusste – so sicher, wie der Himmel blau war –, dass Bill noch misstrauischer werden würde, sobald er herausfand, wer der Neue war. Ethan seufzte und stützte die Unterarme auf dem Traktor ab.

»Es ist Jamie. Er hatte Krach mit seinem Daddy und Killian hat ihn rausgeschmissen.«

Bill riss die Augen auf. »Warum sollte der alte Mann so was Dämliches machen? Sie haben den Jungen gerade erst zum Vorarbeiter gemacht, als der alte Hank endlich in den Ruhestand gegangen ist. Der Junge ist ein verdammt guter Cowboy! Hank hat ihn selbst ausgebildet. Jamie ist blitzgescheit und kann gut mit Menschen und Tieren umgehen.«

Ethan nickte. »Ja, ich weiß. Sein Daddy wird wahrscheinlich wieder zur Vernunft kommen und ihn zurücknehmen, aber bis dahin hab ich ihm Arbeit und eine Unterkunft angeboten. Und wenn er bleibt, na ja… Vielleicht mache ich ihn zum Vorarbeiter, wenn du in den Ruhestand gehst.«

Ethan stieß sich vom Traktor ab, ging zur Kühlbox und nahm sich eine Cola. Hoffentlich würde Bill es dabei belassen. Er wollte bei dieser ganzen Sache wirklich nicht ins Detail gehen. Es war eine Familienangelegenheit und musste nicht öffentlich breitgetreten werden. Verdammt, der Kleine hätte den Mund halten sollen. Es gab keinen Grund, den Leuten seine Privatangelegenheiten zu erzählen.

»Ich hab vor einer Weile gesehen, wie John wie von der Tarantel gestochen hierhergefahren ist… Muss ein verdammt heftiger Streit gewesen sein. Na ja, es ist zu unserem Vorteil und ich hab ihn immer gemocht. Der Kleine arbeitet hart und kennt sich aus. Wenn du kein Problem mit ihm hast, hab ich auch keins. Ich mach Platz für ihn.«

»Ja, es wird funktionieren. John hat zwei Drittel vom Jack Daniels getrunken, den ich in der Vorratskammer hatte, deshalb schläft er sich gerade aus.« Ethan öffnete seine Dose, trank einen großen Schluck und warf sie dann auf dem Weg nach draußen in den Müll. »Danke, Bill.«

»Gern geschehen.«

Ethan trat in den hellen Sonnenschein hinaus und sah, dass sein Appaloosa auf ihn zutrottete. Gerade als er das Gatter erreichte, klingelte sein Handy. Er zog es von seinem Gürtel und klappte es auf. »Hier ist Ethan.«

»Oh mein Gott, Ethan! Daddy hat mich gerade angerufen. Er hat Jamie rausgeschmissen! Du musst ihn finden. Ich erreiche weder ihn noch Johnny. Jamie ist schwul, Ethan, und er hat es Daddy und Johnny erzählt und Daddy hat…«

»Whoa! Langsam! Jules, beruhige dich! John ist hier und Jamie auf dem Weg hierher.«

Julias Stimme verlor etwas von ihrer Hektik, aber der Wortschwall ebbte nicht ab. Wenn überhaupt, legte sie sogar noch einen Zahn zu. »Oh, Gott sei Dank! Geht's Johnny gut? Ich meine, kommt er damit klar? Großer Gott, Jamie! Ich hab mich immer gefragt, aber, na ja, ich wusste es nicht. Wusstest du es? Wusstest du, dass Jamie schwul ist?«

Ethan grinste, während er einen Fuß auf den untersten Balken des Gatters stellte. Im Kreis der Familie redete Julia immer in Rekordgeschwindigkeit und sie zählte ihn zur Familie. Kein Fremder, der sie außerhalb der Arbeit hörte, würde vermuten, dass sie Krankenschwester war. Und eine verdammt gute noch dazu. Vermutlich war das der Tatsache geschuldet, dass sie andernfalls bei ihrem Daddy und ihren zwei ungestümen Brüdern kaum zu Wort kommen würde.

»Also, Jules, wenn du mal kurz tief einatmen und mich auch zu Wort kommen lassen würdest, könnte ich deine Fragen beantworten.«

»Tut mir leid, Ethan. Ich bin nur… Ich hatte letzte Nacht von sieben Uhr abends bis sieben Uhr morgens eine Doppelschicht und dann hat mich Daddy mit seinem Anruf geweckt. Und du weißt, was für Sorgen ich mir um meine Brüder mache. Um euch drei.«

Ja, das wusste er. Julia war eine Glucke, nicht nur bei ihren Brüdern, sondern auch bei ihm. Es war überhaupt nicht wichtig, dass sie zwei Jahre jünger war als er und John und neun Jahre älter als Jamie.

»Nein! Du, dir Sorgen machen? Niemals!«

»Ethan Whitehall! Hör auf mich aufzuziehen und sag mir, was du weißt. Ich drehe hier durch.«

»Das ist irgendwie offensichtlich, Liebes.« Er atmete tief ein und tätschelte Spot, als das Pferd auf der Suche nach einem Leckerchen näher kam und ihn mit der Nase anstupste. Das verdammte Tier war so verwöhnt, dass es dachte, Ethan müsste ihm jedes Mal etwas mitbringen, wenn er aus dem Haus kam.

»Das ist, was ich weiß: John kam vor etwa anderthalb Stunden vorbei und hat endlos geflucht. Er hat fast eine ganze Flasche Whiskey getrunken, bevor er aussprechen konnte, dass Jamie ihm und eurem Dad eröffnet hat, dass er schwul ist. Dann ist er auf meiner Couch eingepennt. Ich hab Jamie angerufen; er schien nicht zu wissen, wo er hinsollte, also hab ich ihm gesagt, dass er auf die Tin Star kommen soll.« Ethan drehte sich um, lehnte sich rücklings an den Zaun, verschränkte einen Arm vor der Brust und wartete auf Jules' nächsten Schwall an Fragen.

»Und, was hält Johnny von der ganzen Sache? War er aufgebracht, weil Daddy Jamie rausgeworfen hat?«

»Ja, ich glaube schon. Ich glaube, er ist ziemlich aufgewühlt.«

Julie seufzte. »Meine armen Babys.«

Spot stieß zweimal seine Schulter an, schnappte sich dann seinen Hut und trottete damit durch den Pferch.

Ethan wirbelte herum und sah finster drein. »Du kleiner Scheißer! Komm sofort wieder her!«

»Hm?«

»Nicht du, Jules. Spot hat grad meinen Hut geklaut.«

»Oh.« Sie kicherte. »Weißt du, Ethan, das überrascht mich.«

»Dass Spot meinen Hut geklaut hat?«

Sie stöhnte. »Nein. Dieses Pferd ist eine Plage, das überrascht mich kein bisschen. Ich hätte gedacht, dass sich Johnny für Jamie einsetzt.«

Spot wieherte und warf mit Ethans Hut zwischen den Zähnen den Kopf vor und zurück, während er über die Koppel stolzierte.

Seufzend kletterte Ethan über den Zaun. Mit einem Handy am Ohr war das nicht leicht, aber es gelang ihm. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er sich gegen euren Daddy stellt, oder? John leitet die Quad J und viele Leute verlassen sich auf ihn. Er kann nicht einfach kündigen, nur weil euer Daddy nicht tut, was er Johns Meinung nach tun sollte. Außerdem sind alle Cowboys homophob… na ja, außer die, die schwul sind. Und die meisten dieser Jungs sind schlau genug, um die Klappe zu halten und so zu tun, als wären sie auch homophob. Deshalb verstehe ich nicht, warum Jamie es nicht für sich behalten hat.«

»Ja, aber Johnny beschützt Jamie normalerweise. Immerhin ist er sein kleiner Bruder. Außerdem hat er dich immer sehr unterstützt.« Ethan hörte, wie sie tief einatmete und schluckte, ehe sie herausplatzte: »Wusstest du, dass Jamie schwul ist?«

Er stöhnte, war sich aber nicht sicher, ob es wegen Julia oder Spot war, der gerade außerhalb seiner Reichweite herumtänzelte. »Nein, ich wusste nicht, dass er schwul ist. Soweit ich weiß, gibt es kein Schwulen-Register. Und es ist ja nicht so, als hätte ich ein übersinnliches Gaydar oder so was.« Endlich war der Cowboyhut in Reichweite und er zog ihn Spot aus dem Maul. »Gib her, du Nervensäge.«

»Sei kein Klugscheißer, Ethan! Ich hab nur gefragt. Was wird Daddy davon halten, dass du Jamie aufnimmst?«

Ethan setzte sich den Hut wieder auf und kletterte zurück über den Zaun. »Ich weiß nicht, aber ich konnte den Jungen nicht einfach… Ach, Scheiße! Du, deine Familie und meine Tante Margaret seid alles, was ich habe, Jules. Ich konnte Jamie das nicht allein durchstehen lassen – auch wenn er selbst schuld ist, weil er seine persönlichen Angelegenheiten ausgeplaudert hat. Euer Daddy wird schon irgendwann einlenken… hoffentlich.«

»Tja, Ethan, nicht jeder sieht die Dinge so wie du. Es gibt keinen Grund, warum seine Familie nicht wissen sollte, dass er schwul ist. Himmel, wahrscheinlich hatte er es satt, dass John und ich ihm die ganze Zeit Mädchen vor die Nase gesetzt haben.« Sie seufzte erneut. »Du und Johnny seid schon seit einer Ewigkeit Freunde und ich will nicht, dass es deshalb Probleme zwischen dir und Daddy gibt. Das könnte dir allerhand Schwierigkeiten machen, er könnte sogar seinen Sitz im Stadtrat nutzen, um alle gegen dich aufzubringen. Seid ihr nicht auch Partner in so einer neuen Steakhouse-Sache?«

Es folgte eine kurze Pause, ehe sie fortfuhr: »Vielleicht könnte er auch Johnny die Schuld geben, weil du Johnnys bester Freund bist. Ich sag's dir, Ethan, er wird sich wie ein Arschloch aufführen… Ich weiß es einfach. Ich werde meinen kleinen Bruder so lange aufnehmen, wie es sein muss – du musst nicht in die Schusslinie geraten. Sag ihm, dass er mich anrufen soll, wenn er da ist. Er kann nach San Antonio kommen und bei mir wohnen.«

Ethan ging ein Stück über den Hof, sodass er vor Spot und seinen Mätzchen sicher war. »Und was soll er da tun, Julia? Er ist ein Cowboy. In der Stadt wird er verrückt. Liebes, du wohnst in einem Hochhaus. Du hast nicht mal eine Katze. Als ich das letzte Mal bei dir war, ist dein Efeu eingegangen. Jamie würde innerhalb einer Woche einen Tobsuchtsanfall bekommen. Außerdem komm ich mit deinem Daddy schon klar. Mach dir keine Sorgen um mich.«

»Ich, weiß, dass du recht hast, aber ich hasse es, dass du zwischen die Fronten geraten bist. Sag Jamie zumindest, dass er mich anrufen soll, damit ich ihm sagen kann, dass ich ihn liebe und es mir scheißegal ist, mit wem er schläft.«

Ethan nickte, stellte dann aber fest, dass sie ihn nicht sehen konnte. »Wozu hat man Freunde, Jules? Ich sag ihm, dass er anrufen soll.« Er hob den Blick und sah, wie Jamies vulkanroter 2005 Dodge die Einfahrt hochkam.

»Danke, Ethan. Ich leg mich wieder hin. Beruhig ihn, kümmer dich um John und sag Jamie, dass er mich anrufen soll… nach fünf.«

»Ruh dich aus, Jules.« Ethan klappte das Handy zu und steckte es wieder an seinen Gürtel. Jamies Pick-up hielt an und er ging hinüber, um ihn zu begrüßen.

Was für ein beschissener Tag! Tante Margaret war vielleicht das einzige Familienmitglied, das ihm noch geblieben war, aber langsam glaubte er, dass das nicht unbedingt etwas Schlechtes sein musste.

***

Jamie zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und sah auf. Er fürchtete sich davor, seinem älteren Bruder über den Weg zu laufen. Während sich sein Dad heute Morgen nicht zurückgehalten hatte, hatte John einfach mit offenem Mund dagesessen. Was würde er jetzt tun?

Er stöhnte. Er verhielt sich albern. Herumzutrödeln hatte keinen Sinn. Entweder würde John ihn sehen und auf ihn einschlagen, oder eben nicht. Er hatte sich entschieden, Ethans Einladung anzunehmen und herzukommen, obwohl er gewusst hatte, dass John hier war. Er musste die Suppe auslöffeln, die er sich eingebrockt hatte, genau, wie seine Mama es immer gern gesagt hatte.

Jamie setzte seinen grauen Filzhut auf, stieg aus und umrundete den Wagen.

Ethan kam auf ihn zu. Er trug einen Strohhut auf den kurzen schwarzen Haaren, der die obere Hälfte seines Gesichts und seine Augen beschattete, aber Jamie wusste, dass diese Augen eine intensive schokoladenbraune Färbung hatten. Verdammt, der Mann sieht echt gut aus. Während er und die Killian-Männer schlank und sehnig waren, war Ethan groß, mit breiten Schultern, muskulös, mit schmalen Hüften und verdammt einschüchternd. Jamie war 1,80 Meter groß und Ethan überragte ihn um mindestens zehn Zentimeter.

Ethan trug ein schwarzes T-Shirt, verwaschene Jeans und schwarze Stiefel. Unter seinem Ärmel lugte das Tattoo hervor, das er sich als Teenager mit John hatte stechen lassen. Ethan und John waren nicht mal volljährig gewesen, aber irgendwie hatten sie es durchbekommen. Beide hatten sich das Wappen ihrer Ranches auf den linken Oberarm tätowieren lassen. Johns bestand aus vier Js, die oben von einem Balken zusammengehalten wurden, während Ethan einen Stern mit der Nummer zehn in der Mitte hatte. Mama und Daddy hatten tagelang getobt, als John damit nach Hause gekommen war. Er war sich ziemlich sicher, dass Ethan von seinem Daddy auch einen aufs Dach bekommen hatte.

Jamie hatte einmal gehört, dass Ethans Mama zur Hälfte Mexikanerin gewesen war. Und das war ihm anzusehen. Ethan hatte das ganze Jahr über einen dunkleren Teint und sehr wenig Körperbehaarung. Er hatte nur ein paar vereinzelte Haare auf der Brust und Jamie bezweifelte, dass sich Ethan einen Vollbart stehen lassen konnte, selbst wenn er es versuchte. Gott sei Dank – es wäre eine Schande, diese Perfektion von einem kantigen Kiefer zu verbergen. Dieser Mann war Sex auf zwei Beinen und hatte absolut keine Ahnung davon. Die Frauen warfen sich ihm praktisch vor die Füße, seit Jamie denken konnte, und es schien Ethan immer zu schockieren, als könnte er nicht glauben, dass sich Frauen seinetwegen so verhielten. Jamie würde liebend gern seinen Gesichtsausdruck sehen, falls ihm je klar wurde, dass er dieselbe Wirkung auf Männer hatte, denn Jamie wollte sich ihm verdammt noch mal auch zu Füßen werfen und flehen.

Jamie schüttelte den Kopf, um die Gedanken loszuwerden, als er auf Ethan zuging. Er war wegen eines Jobs hergekommen und selbst wenn er ihn aus Mitleid bekommen hatte, war es ein verdammt guter Job und er wollte sein Bestes geben, um Ethans Vertrauen zu rechtfertigen. Ethan war vielleicht der beste Freund seines Bruders, aber auch der Besitzer einer sehr profitablen Ranch. Die Tin Star gab es schon seit vier Generationen und war berühmt für ihre Langhornrinder.

Jamie trat vor Ethan und wurde erneut an seine Größe erinnert. Verdammt, er ist groß und, oh Gott… er riecht so gut!

Er streckte die Hand aus, die Ethan ergriff, doch anstatt sie zu schütteln, wie Jamie erwartet hatte, zog Ethan ihn in einer Art Umarmung an seine Brust und klopfte ihm auf den Rücken.

Jamie stockte der Atem. Oh, Ethan fühlte sich gut an. Jamies Bauch zog sich zusammen und sein Schwanz regte sich. Scheiße! Reiß dich zusammen, Killian! Er war immer mächtig in Ethan verknallt gewesen und hatte gehofft, es gut versteckt zu haben, aber aus irgendeinem Grund waren seine Sinne in höchster Alarmbereitschaft, seit er Ethans Stimme am Telefon gehört hatte. Er würde sich am Riemen reißen müssen. Es würde Ethan auf keinen Fall gefallen zu sehen, welche Wirkung er auf ihn hatte, vor allem jetzt, da er und John wussten, dass Jamie schwul war. Vorher hätte Ethan es vielleicht abgetan, aber mit seinem neu gefundenen Wissen über Jamies sexuelle Orientierung war es sehr unwahrscheinlich, dass er es irgendwie missverstehen könnte. Und es wäre wirklich beschissen, zweimal am selben Tag rausgeworfen zu werden.

Ethan trat einen Schritt zurück, ließ seine Hand aber nicht sofort los. »Wie geht's dir, Kleiner?«

Jamie blinzelte und versuchte, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren. Das war seltsam, es wirkte beinahe so, als würde Ethan ihn nur ungern loslassen. Aber schließlich – und viel zu früh, wenn man Jamie fragte – ließ Ethan die Hand sinken.

»Ähm, ganz gut, denke ich. Danke, Ethan. Du wirst es nicht bereuen. Ich werde meinen Beitrag leisten.«

Ethan grinste. »Das weiß ich. Du hast schon immer hart gearbeitet.« Er ging zum Haus und bedeutete Jamie mit einem Nicken, ihm zu folgen. »Hast du Hunger? Wie wäre es, wenn wir was zum Mittag essen? Ich wollte gerade was kochen.«

Jamie lief neben Ethan her. »Aber ist John nicht da drin?«

Ethan blieb stehen und sah ihn an. »Ja. Ist das ein Problem?«

»Nein… Ich dachte nur, dass ich gerade wahrscheinlich der letzte Mensch bin, den er sehen will.«

»Na ja, die Chancen stehen gut, dass er noch schläft, aber du solltest mit ihm reden. Auch mit deiner Schwester. Ich glaube, du wärst überrascht darüber, was sie zu sagen haben. Gib ihnen eine Chance, Jamie. Jules hat sich schon panisch bei mir gemeldet und gefragt, ob ich was von dir gehört habe. Dein Daddy hat sie angerufen.«

»Was? Daddy hat Julia angerufen?«

Ethan nickte.

»Verdammt!«

»Ja, sie war ziemlich aufgebracht, weil du nicht ans Handy gegangen bist. Komm schon, Jamie, lass uns was essen. Vielleicht ist John wach, wenn wir fertig sind.« Er setzte sich wieder in Bewegung.

Jamie blieb geschockt stehen. War es möglich, dass Julia und John auf seiner Seite waren?

Der Gedanke wurde unterbrochen, bevor er sich wirklich damit beschäftigen konnte – Ethan hatte gerade die Veranda betreten und trat sich die Stiefel auf der Fußmatte ab. Jamies Blick richtete sich auf seinen Hintern. Verdammt, dieser feste Arsch sah in der Jeans echt gut aus.

»Kommst du, Kleiner?«

»Was? Oh ja!« Jamie löste seinen Blick von Ethans Hintern und trabte zum Haus. Oh Mann, die Arbeit mit Ethan würde hart werden… wortwörtlich! Hoffentlich würde Daddy über seine Wut hinwegkommen. Und zwar bald.

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