Читать книгу Feuersalamander - Jo Danieli - Страница 6

Der Frosch

Оглавление

Im nächtlichen, kaum erleuchteten Park kauert Lena hinter einem Gebüsch und beobachtet Theodor, der nahe dem Teich hockt und vor sich hin murmelt. Er hantiert mit seiner Kamera und bewegt sich tiefer ins Dickicht am Teichufer.

Der Schein der Parklaternen erreicht Lena nicht, und auch Theodor verschwindet im Dunkeln.

Lena verharrt nervös und zückt ihre Kamera, schaut durch den Sucher; Sie kann aber nichts Genaues von dem, was Theodor macht, erkennen. Lena steckt ärgerlich die Kamera weg und überlegt.

Eilig schleicht aus ihrem Versteck Richtung Straße, entfernt sich einige Meter, zündet sich eine Zigarette an und marschiert dann hektisch den Parkweg entlang als habe sie es “eilig” ... und sie nähert sich der Stelle, wo Theodor im Gebüsch rumort.

Als sie auf Theodor’s Höhe ist, “bemerkt” sie ihn und erschrickt, stößt einen ängstlich-ärgerlich Ruf aus.

“Scheiße! Was machst du da, Perverser? Ich ruf’ die Bullen!”

Theodor erschrickt auch, äußert dann aber rasch ein zischendes “Psst!” und fuchtelt zu Lena hin, dass sie weg bleiben solle. Aufgebracht schnaubt Lena und zückt ihr Telefon.

“Was soll das ...?”

Theodor flüstert ihr eilig zu und gestikuliert, dass alles in Ordnung sei.

“Bitte! Einen Moment noch, ich hab’s gleich.”

Lena schnaubt noch mehr entrüstet und versucht heimlich zu sehen, was Theodor macht, während er sich abwendet.

“Was? Ich schreie, perverse Sau!”

Theodor winkt ihr heftig, dass sie wegbleiben solle ... Lena steht wie angewurzelt und zischt, hysterisch.

“Komm’ keinen Schritt näher! Ich rufe die Polizei!”

Sie drückt auf ihrem Telefon herum, hört dann ein klickendes Geräusch aus Theodor’s Richtung und stößt einen quiekenden Laut aus. Sie stolpert ein paar Schritte rückwärts, während Theodor aus dem Gebüsch hervor kommt.

“Beruhigen Sie sich! Kein Grund zur Aufregung? Ich habe nur fotografiert. Was ist denn los?”

Lena starrt ihn an, den Mund empört offen, zeigt ihm dann ihre Faust und wendet sich zur Flucht. “Hau ab, du Perverser!”

“Ich bin Fotograf. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?” Er präsentiert seine Kamera.

Lena stolpert weiter rückwärts und fuchtelt, dass Theodor stehen bleiben solle.

“Was ... Wer ist da ... drinnen? Im Gebüsch? Was für eine Sauerei haben Sie da fotografiert?”

Sie weicht entsetzt zurück, den Arm abwehrend gegen Theodor ausstreckend, während Theodor grinst, zwischen Verwirrung und Amüsement.

“Aber nicht doch. Es hat ihm nichts ausgemacht.”

Lena stößt einen Schrei aus und fuchtelt in Richtung Gebüsch, während sie Theodor drohend ihr Telefon vor die Nase hält.

“Keinen Schritt! Haben Sie ...?” Sie starrt zum Gebüsch, leicht zitternd und schaut sich dann um, aber niemand sonst ist im Park. Lena weicht zurück und ruft zum Gebüsch hinüber.

“Hallo? Ist dort ... jemand?”

Theodor runzelt irritiert die Stirn und macht dann beschwichtigende Bewegungen.

“Er kann Ihnen wohl nicht antworten.”

Lena starrt ihn entsetzt an und greift nach ihrer Tasche, während Theodor grinst. “Frösche sprechen nur im Märchen.”

Lena ringt nach Worten, den Kopf schüttelnd, und Theodor präsentiert seine Kamera, sanft gestikulierend.

“Ich bitte Sie! Da ist niemand! Ich hab’ nur Fotos gemacht! Sehen Sie!”

Er deutet auf seine Kamera, aber Lena schüttelt heftig den Kopf.

“Ich rufe die Polizei.”

“Weswegen? Weil ich fotografiere?”

“Mitten in der Nacht?”

“Diese Art ist eben nachaktiv.” Er macht einen Schritt auf Lena zu - und sie weicht quiekend zurück, fuchtelt nervös! “Nein! Lassen Sie mich! Ich gehe schon ... tun Sie mir nichts, bitte!”

Theodor rollt die Augen und zuckt die Schultern. “Natürlich nicht. Was soll denn das?”

“Das fragen Sie? Mich?”

Theodor schnaubt, etwas genervt. “Ja. Denn ... was machen Sie hier überhaupt? Nicht gerade der ideale Zeitpunkt für einen Spaziergang.”

Mit einem erbosten Schnauben macht Lena eine drohende Geste. “Ich ... ich gehe nach Hause, von der Arbeit, das darf ich ja wohl!? Ist eine Abkürzung. Na und?”

“Sie sind entweder sehr mutig, oder sie können richtig gut Karate.”

Lena schnappt nach Luft und zuckt die Schultern. “Ich kann ... mich verteidigen, ja.”

“Okay. Das erklärt ja, warum Sie wildfremde Männer in Büschen ansprechen.”

Lena holt Luft, um etwas zu sagen, aber ihr fehlen die Worte. Theodor lächelt und präsentiert wieder seine Kamera.

“Lassen wir das jetzt. Es gibt kein Problem. Gute Nacht.”

“Kein Problem?” Lena kichert, erbost. “Sie haben mich zu Tode erschreckt!”

Theodor seufzt und hantiert mit seiner Kamera. “Ja, genau. Ich Sie.”

Er deutet ins Gebüsch. “Ihn haben Sie auch erschreckt. Hören Sie nur!”

Mit einer Geste, dass sie lauschen solle, wendet er ein Ohr zum Gebüsch.

“Was hören Sie? Nichts? Eben.”

Lena beobachtet ihn misstrauisch und greift in ihre Tasche. “Ein Frosch, also.”

Theodor schaut auf und sieht, dass Lena in ihrer Tasche herumgräbt, und er hebt beschwichtigend die Kamera und seine freie Hand.

“Du meine Güte, regen Sie sich bitte wieder ab! Ein Frosch, ja. Ein sehr seltener Frosch! Oder glauben Sie, ich krieche jede Nacht einfach so im Dreck herum?”

Lena sieht nun, dass seine Hose sehr schmutzig ist. Sie zuckt die Schultern, eine Hand immer noch in ihrer Tasche. Theodor lächelt sie beschwichtigend an.

“Ein Verwandter von Rana Arvalis, dem grünen Moorfrosch, lebt hier. Erstaunlicherweise. Und er ist nachtaktiv. Seine Augen leuchten wie die von einer Katze.” Er macht große Augen, um seine Worte zu unterstreichen. Lena starrt ihn an und ringt nach Worten, unschlüssig.

“Wirklich. Es ist alles ganz harmlos. Ehrlich.” Er hebt die Kamera. “Ich zeige Ihnen gerne meine Bilder.”

Lena macht eine abwehrende Handbewegung und wendet sich zum Gehen.

“Na, Sie müssen ja ordentlich getankt haben! Frösche mit Katzenaugen, sicher. Auch gut ...” Sie hält ihr Telefon zu Theodor hin und geht weiter. “Ich gehe jetzt. Und Sie ... bleiben hier! Okay? Keinen Schritt!” (fuchtelt mit dem Telefon) “Ein Knopfdruck, und die Polizei ist dran ... also lassen Sie mich jetzt besser in Ruhe!”

Theodor macht eine Bewegung, die einer Verbeugung ähnelt und macht sich an seiner Kameratasche zu schaffen. “Und Sie mich.”

Lena schnappt nach Luft, aber sie wendet sich zum Gehen, murmelnd, “Säufer, überall.”

Theodor macht ein paar Schritte hinter ihr her, und Lena springt zur Seite, kurz davor, aufzuschreien. Aber Theodor hält ihr nur eine Visitenkarte hin.

“Wirklich. Ich bin harmlos. Schauen Sie. Kein Grund die Polizei zu rufen.”

“Ach ...” Lena schaut ihn provokant an, “... Angst vor der Polizei?”

Theodor zuckt sarkastisch die Schultern. “Sie meinem vor dem Verein, der immer nur die wirklich Bösen aufs Korn nimmt und nie irrtümlich Unschuldige exekutiert?”

Sich ein Grinsen verbeißend zuckt Lena die Schultern. Theodor winkt mit der Visitenkarte. “Nehmen Sie! Damit Sie sich besser fühlen. Sicherer.”

Lena schnaubt ironisch und hebt die Augenbrauen, drückt damit wortlos ”Das wird sicher helfen” aus. Sie wirft einen Blick auf die Karte und weist auf eine Bank in der Nähe.

“Legen Sie sie dorthin.”

“Verstehe. Selbstverteidigungskurs: Lass niemanden in Reichweite. Aber ...”

Er legt die Visitenkarte folgsam auf die Bank. “Sie wissen schon, dass Menschen ziemlich große Sprünge machen können? Im Verhältnis zur Körpergröße nicht so große wie Frösche, aber –“

“Und stolpern können sie auch.” Lena tätschelt ihr Tasche. “Pfefferspray kann das bewirken.”

Sie stehen einige Momente lang im dunklen Park, einander beäugend. Die spärlichen nächtlichen Geräusche der kleinen Stadt sind zu hören - und ein lautes Quaken. Theodor dreht sich rasch um.

“Oh! Oh! Also ... ich muss dann ...” Er deutet aufs Gebüsch, “Mein Date ruft!”

Lena rollt die Augen, verbeißt sich ein Grinsen, spielt “genervt”, schnappt sich die Visitenkarte und geht kopfschüttelnd davon. “Trotzdem pervers.”

“Danke für das anregende Gespräch!” Hinter ihr zückt Theodor die Kamera, beginnt zu “quaken” und macht sich vorsichtig auf den Weg ins Gebüsch.


Lena eilt auf den Parkausgang zu, die Stirn gerunzelt, und sie hört Theodor noch einige Male quaken. Sie wagt einen halben Blick zurück, murmelnd.

“Okay, Boss, gewonnen. Normal ist das nicht.”


Lena sitzt beim Frühstück an ihrem Küchentisch, bei Milchkaffee und Marmeladenbrot und telefoniert mit Anja, Theodors Visitenkarte in einer Hand drehend.

“Ist schon okay. Mich hat der Film gar nicht so sehr interessiert.” (lauscht) “Na dann ...” Sie schaut die Visitenkarte an.

“Warte mal, Anja. Was ist eigentlich ein Herpetologe?”


Feuersalamander

Подняться наверх