Читать книгу Herr Fuchs (86) kauft ein Auto - Joachim Kath - Страница 3
1. Kapitel: Der Auto-Preis ist heiß
ОглавлениеIhm sei total egal, was das Benzin kostet, denn er würde seit Jahren immer nur für 20 Euro tanken! So einer war unser Herr Fuchs (86). Immer zu Scherzen aufgelegt, der lustige Kult-Oldie. In seinem Alter könnte man das Leben nur mit Humor nehmen und so lange man die Hosen noch im Stehen an- und ausziehen könnte, sei man noch nicht wirklich alt. Auto und Altersheim würden beide mit A anfangen, da sei ihm persönlich das Auto doch sehr viel lieber. Kein Klischee war vor ihm sicher. Und jetzt, nach 66 Jahren Führerschein, wolle er es noch einmal so richtig krachen lassen und in brandneues Blech investieren, wie er sich auszudrücken beliebte.
Denn „et hätt noch immer jut jejange“, intonierte der optimistische Nicht-Kölner gerne fröhlich seine Stimmung, wenn auch nicht bei jeder Gelegenheit. Irgendwie stimmte es schon, wer so viele Jahrzehnte Auto fahrend überlebt hatte wie er, musste irgendetwas richtig gemacht haben. Zumindest war er nicht zu oft falsch abgebogen, in Einbahnstraßen oder gar Autobahnauffahrten.
„Alle Autos fliegen hoch – wenn man sie über eine Rampe jagt!“ meinte Herr Fuchs (86) verschmitzt lächelnd. Ja, Autofahren ist wahrlich kein Kinderspiel, egal in welcher Lotterie man als Mit-Hut-Sonntagsfahrer seinen Führerschein auch immer gewonnen hat. Genauso wie das Leben kein Ponyhof ist, aber auch kein Schrottplatz für ausgediente Karossen. Klar, Autofahren gehört heute irgendwie zum Leben dazu, als letztes Abenteuer der aus den Fugen geratenen Menschheit, die sich über reale Morde empört und an fiktiven Morden allabendlich vor der Mattscheibe ergötzt.
Was soll’s, eintauchen in die schöne, schnelle Welt der Beschleunigung, das hat nach wie vor was! Da ist man auf jeden Fall mobil und ganz vorne mit dabei! Im Stau und auch sonst beim Small Talk mit dem jeweils anderen oder gleichen Sex. Wirklich, Autos können ausgesprochen sexy sein, oder warum sonst werden die neuesten Modelle bei jeder Messe auf den Ständen der Auto-Marken von ebenso attraktiven wie leicht bekleideten Damen und neuerdings auch Herren mit Waschbrettbauch garniert. Sex sells und nichts ist offenbar als Anreiz primitiv genug, wenn die Zahlen stimmen sollen. Aber auch die sind oft gefaked, wie wir beim prämierten Lieblingsauto der Deutschen lernen mussten.
Im Ernst, das Auto ist der bedeutendste Friedensstifter. Bewaffnete Auseinandersetzungen größeren Stils sind in den autoproduzierenden Ländern viel zu gefährlich geworden, weil deren Wirtschaften eben größtenteils vom Auto abhängen, finden diese Scharmützel als Religionskriege nur noch in abgelegenen Gegenden statt. Doch man kann wirklich mit Recht behaupten, das Auto ist der Ast, auf dem wir alle sitzen. Auch wenn wir keine Vögel sind, nicht selbst fliegen können, sondern nur gelegentlich einen ziemlich großen Vogel haben. Das Auto ist ein Friedensengel ohne Flügel. Die ursprüngliche Fassung des Engels, bis jemand im Mittelalter die Idee hatte, ein Götterbote mit Tragflächen aus Federn wäre glaubhafter. So ist das Auto also auch in Personalunion ein Wohlstandsretter, zumindest für Ölscheichs, bis deren sprudelnde Quellen versiegen. Super bis hierher!
Und da kommt jetzt unverschämter Weise einer wie der Herr Fuchs (86) daher, der seinen Zenith sowieso und sein Verfallsdatum auch längst überschritten hat, und will bei der permanent krisenhaften Lage der Finanzen einen Neuwagen erstehen. Kann das gut gehen? Wahnsinn sagen die Einen, was soll das, die Anderen. „Warum nicht?“ fragt Herr Fuchs (86). Er habe in der Zeitung gelesen: „Das Auto ist der ultimative mobile Computer!“ Da wolle er aus rein egoistischen Gründen besser noch zu Lebzeiten dabei sein. Könne sich aber auch gut vorstellen, wenn das Auto zum total überwachten Computer würde und damit der einzige private Raum verloren ginge, sein Bewegungsprofil auf Null zu stellen. Endgültig! Das Auto unter Verschluss in der Garage. Aufgebockt! So weit war es noch nicht. Noch könnte was gehen, wenn schon nicht mit Benzin, dann doch mit Adrenalin im Blut.
Es würde doch immer heißen, wir seien eine alternde Gesellschaft. Irgendjemand müsse schließlich solche Aussagen ernst nehmen und bewusst gegensteuern. Er sei schon immer ein positiv Verrückter gewesen, von denen die meisten ohnehin außerhalb der Anstaltsmauern herumliefen. Die heute überhand nehmende Pathologisierung der normalen Alltagssorgen ginge ihm allerdings gehörig auf den Wecker. Alle viel Jüngeren fühlten sich ausgebrannt, traumatisiert, depressiv, gemoppt – das kann doch nicht wahr sein! Da ist doch irgendetwas in der Wahrnehmung verrutscht und hat sich in den Sozialen Netzen verfangen! Hey, überprüft mal eure Ansprüche! Und euer Verhalten gleich mit! Stress gab es schon immer, aber das Wort wurde erst 1936 erfunden. In Kanada, von einem aus Ungarn stammenden Arzt. Ich habe es erst 30 Jahre später zum ersten Mal gehört und sofort beschlossen, dass es auf mich lebenslang nicht zutrifft. Und mir immer eine Stunde Zeit für ein Mittagessen genommen. Den meisten geht es heute verdammt gut, Leute! Früher war nicht alles besser! Bei Licht besehen eigentlich nix! Vielleicht hatten wir schon Internet, aber ich wusste nichts davon. Das Militär und die Geheimdienste aber schon. Jedenfalls war das Fernsehbild damals grau & grauenvoll, mit runden Ecken.
Nein, über ein Auto würde er sich persönlich nicht definieren. Er sei nicht autoverrückt. Es handele sich aber bei diesem geplanten Kauf nicht um einen Trabi aus Pappe und mit Zweitakter, also um so etwas wie ein Mofa auf vier Rädern. So ein ähnliches Fahrzeug wolle er noch nicht einmal in Zahlung geben. Etwas Hochmodernes müsse dieses Mal unbedingt her, von dem er die Betriebsanleitung partiell nicht ansatzweise verstünde. Seit er sich mit dem Gedanken trage und auf den Homepages von weltbekannten Herstellern seine in die engere Wahl gekommenen Wunschautos konfiguriere, würde das Internet auf seinem Display geradezu explodieren. Alle wollten ihm plötzlich Sachen verkaufen, die er gar nicht brauchen würde, Viagra und Lebensversicherungen, die Vermittlung von Partnerinnen und Flugreisen. Weshalb er als Konsument in seinem Alter noch so im Fokus stand, wunderte ihn schon ein bisschen. Aber die Algorithmen, man kenne das ja, da müsse man halt durch! Wie früher in der Schule, nur unsichtbarer!
Man kann sich Herrn Fuchs (86) so vorstellen: Er sieht, auch wenn er schon reich an Jahren und an Erfahrung ist, noch recht jugendlich aus, mit seinem vollen, weißen Haar, das einmal rot war und er entsprechend aufmüpfig und das Gesicht voller Sommersprossen. Davon ist heute nichts mehr zu sehen, doch ziemlich beweglich und gut durchblutet ist er immer noch. Seine Kontroll-Jeans passen ihm auch noch, was beileibe nicht jeder der Rentner von sich behaupten kann. Ganz ohne Diäten und Jojo-Effekt. Er hält sich nicht für intolerant, nicht einmal gegenüber Laktose und Gluten. Außerdem macht er seinem Namen geistig alle Ehre. Augenzwinkernd nennt er sich einen modernen Performer, der mitmacht, solange es geht. Das Gute am Altwerden wäre schon mal, dass man nicht schon früh gestorben sei. Schlau wie ein Fuchs, kann er durchaus, wenn er will, sogar ziemlich intellektuell und ironisch sein. Auch zuweilen recht humorvoll, auf eine ganz besonders trockene und von der jeweiligen Situation abhängigen Art. Ein schneller Denker eben, den man sehr leicht und häufig unterschätzen kann.
Diese für ihn typischen Eigenschaften hatten offenbar nicht wenige Leute in seinem langen Leben reichlich oft übersehen und sich nachher einigermaßen gewundert. Was ihn, wie er schmunzelnd meinte, besonders optimistisch stimme, sei die Tatsache, wider Erwarten doch nicht so unterdurchschnittlich begabt zu sein wie seine Lehrer ursprünglich dachten. Aber deren Meinung hätte er ohnehin nicht ernst nehmen können, das wäre nur ein wild zusammen gewürfeltes Kollegium von politisch Verführten und im Krieg Traumatisierten gewesen, der Club der Rohrstock schwingenden Pädagogen. Ein herausragender Schüler sei er nicht gewesen, weil ihm in der Jugend die Einsicht gefehlt hätte, etwas zu lernen, was er nicht anzuwenden gedachte. Und das wäre vom gesamten Lehrstoff das meiste gewesen. Immerhin hatte Herr Fuchs es neben seinem Hauptberuf als Unternehmer zum Honorarprofessor gebracht, führte aber seinen akademischen Titel nicht. Mit der skurrilen Begründung, es wäre ihm zwar peinlich, für bescheiden gehalten zu werden, aber mit der Hybris des universitären Betriebes wolle er nicht täglich konkurrieren. Es wäre ihm einfach zu anstrengend, die Redundanz wissenschaftlicher Diskurse permanent zu dechiffrieren.
Die Mathematiker unter uns werden es vermutlich im Kopf ausrechnen können, unser Herr Fuchs wurde bereits im vorigen Jahrhundert geboren, wie bisher die meisten von uns. Nicht vor dem ersten, aber doch lange vor dem Zweiten Weltkrieg. Lassen Sie mich mal meinen Taschenrechner zur Hilfe nehmen, doch, es stimmt schon, er kam tatsächlich im Jahre 1925 auf die Welt. Ein ganz besonders schreckliches Jahr, wie er gerne behauptete. Gerade aus Sicht der Deutschen: Die NSDAP wird neu gegründet, die SS wird als Leibwache für Adolf Hitler aufgebaut, der im selben Jahr aus der Festungshaft entlassen worden war, wo er sein Buch „Mein Kampf“ Rudolf Hess diktiert hatte, das dann auch im Juli erschien. Gut, es wäre auch ein fruchtbares Geburtsjahr für Komiker im weitesten Sinne gewesen, mit Jack Lemmon, Tony Curtis, Eddi Arent, Peter Sellers und Margret Thatcher. Der letzte Deutsche Kaiser und König von Preußen Wilhelm II. lebte zwar noch, aber hatte 1918 nicht gerade freiwillig abgedankt, denn sein Rücktritt wurde von den Kriegsgegnern als Voraussetzung für Friedensverhandlungen gefordert. Fortan befand sich der Monarch in Holland im Exil, glaubte aber zeitlebens an seine Rückkehr auf den Thron. Und das hohe Militär, feige wie es schon immer war, hatte sich nach der Kapitulation als für im Felde unbesiegt erklärt und es den Zivilisten überlassen, die Republik auszurufen und mit der folgenden Wirtschaftskrise fertig zu werden. Es gab damals nur 200.000 Autos in Deutschland, heute rund zweihundert Mal so viele. Jedenfalls lief im Geburtsjahr unseres Herrn Fuchs hierzulande das erste Auto vom Fließband, ein grüner Opel, den der Volksmund Laubfrosch nannte, nicht nur wegen seiner Farbe, sondern auch seiner sprunghaften Fahreigenschaften. Angetrieben von einem 1-Liter-Motor konnte man damit knapp 60 Stundenkilometer erreichen. Alles für 4.000 Reichsmark.
Wir wissen nicht genau, wie Herr Fuchs als Kind aus dem ganzen Schlamassel der Goldenen Zwanziger herauskam und als Jugendlicher das Dritte Reich erlebte, Herr Fuchs spricht nicht so gerne über die Vergangenheit, die man doch nicht ändern könne. Aber so viel doch: Ein 1-Inch-Geschoss, von einem amerikanischen Tiefflieger abgefeuert, sei jedenfalls unmittelbar vor Kriegsende um wenige Zentimeter an seinem Kopf vorbeigezischt und hätte einen Stapel Teller im Küchenschrank zerschlagen. Ein zweites dieser Geschosse, nicht weniger nahe an seinem Haupte vorbei, wenn er stehen geblieben wäre, habe dann einen Mann direkt neben ihm getroffen, der sich zwar noch gedreht hatte, doch nicht mehr schnell genug am Boden war, aber wider Erwarten mit einem Lungensteckschuss überlebte. Wahrscheinlich würde dieses ebenso blutige wie hautnahe Erlebnis aus der Jugend seine große, uneingeschränkte Liebe zu den USA erklären, meinte er sarkastisch, mit Ausnahme allerdings für die dortigen Autos, die er für Blechkisten hielt. Ja, es sei Glück und Zufall gewesen, in jenen letzten Tagen des Krieges nicht noch getroffen zu werden. Vor allem nicht von den eigenen Leuten, denn die Fanatiker machten bis zu letzt Jagd auf jeden Deserteur und Fahnenflüchtigen, auch manchmal dann noch, wenn die weißen Bettlaken im Ort schon von vorausschauenden Bürgern gehisst waren.
Reich wären sie zu Hause nicht gewesen, hätten aber ganz passabel überlebt. Irgendwie sich durchgeschlängelt und auch sogar schon ein Auto bestellt, einen Volkswagen, der dann jedoch nicht zur Auslieferung kam. Einmal, weil Privatwagen dienstverpflichtet wurden, aber dann auch, wie sich später herausstellte, erst gar nicht in entsprechenden Stückzahlen gebaut wurden. Sondern Kübelwagen fürs Gelände, die dann in der russischen Tundra abhanden kamen. Für alle weitergehenden Wünsche sei früher sowieso das Jenseits zuständig gewesen.
Nun, die Geschichtsbewussten wissen, wie es nach dem Krieg weiterging. Alles lange her und doch, sehr zum Unbehagen des Herrn Fuchs, der nie Parteimitglied war, aber sich solange er zurückdenken kann für Politik interessierte, ist der ganze, bis heute anhaltende Hitler-Hype weiter nichts als ein recht lukratives Geschäftsmodell für die Medien und die ewig Gestrigen. Auch dass man ausgerechnet ein Transport-Fahrzeug, einen amphibischen Radpanzer, ungefragt nach seinem Namen benannte, amüsierte den Kriegsgegner nicht gerade abendfüllend. Echse oder Krokodil hätte nach seiner Meinung besser gepasst. Aber so seien sie eben, die Deutschen. Nach dem Panzer Leopard ginge es phantasielos abwärts mit den Namen der Militär-Fahrzeuge.
Fuchsig konnte er schon werden, unser Herr Fuchs, legte aber keinen gesteigerten Wert darauf, sich auch noch zum Affen zu machen. Selbst wenn das Leben angeblich erst mit 66 Jahren anfinge, so viel Zeit für albernes Herumkaspern, wie er es nannte, hätte er nicht mehr, nachdem seine zweite, eigentlich dritte Geburt, wenn man den kriegerischen Vorfall mit den Amis, oder sollte man Event sagen, heute sind doch alles Events, mit einrechnete. Der Kollateralschaden hätte ihn nur zufällig damals nicht ereilt. Mit satten 20 Jahren zusätzlicher Lebenszeit hätte er ohnehin schon deutlich das Durchschnittssoll bei Männern überzogen. Aber 86 war ja heute das neue 66, also ruhig Blut und volle Konzentration! Schon gar nicht, wenn es um Autos ging, dürfte man die Sache auf die leichte Schulter nehmen, dass könne sonst teuer werden, denn er sei kein Schrauber, nie gewesen, der alles reparieren könne. Was heute, bei der Elektronik, sowieso an Grenzen stoße. Man könne eben nur noch Teile austauschen, wovon sein Körper wider Erwarten noch weitgehend verschont geblieben sei, wenn man mal von einzelnen Zähnen absehe.
Am Telefon meldete sich Reiner Fuchs gerne mit Reiner wie Reineke und Fuchs wie das rotbraune Tier, Sie wissen schon! Das bekannte Epos von Goethe, das der sich nicht selbst ausgedacht hat, sondern das seinen Ursprung in der niederdeutschen Dichtung hat! Wie kam der alte Fuchs nun dazu, sich mit dem Kauf eines fahrbaren Untersatzes zu beschäftigen. Da gäbe es geradezu eine Vielfalt von Gründen, wenn man aufmerksam seinen Worten lauscht. Jedenfalls sagt er gelegentlich, er wäre persönlich gegen das Sterben und mit dem Ablauf des bekannten Endes überhaupt nicht einverstanden, aber er müsse, wenn man schon nicht darum herum komme, nicht auch noch unbedingt der reichste Mann auf dem Friedhof sein.
Deshalb habe er sich entschlossen, jetzt ein brandneues Auto zu kaufen. Im Übrigen gehörte zur sinnvollen Lebensgestaltung außerhalb von Stress und Burn-out unbedingt die aktive Entschleunigung. Oder konkret und praktisch ausgedrückt, die Schaffung von Resonanzoasen. Das sei überhaupt das Geheimnis für Glücksgefühle. Gerade so ein schönes Auto wäre nicht nur für Ältere im Prinzip dazu sehr gut geeignet, denn man könne sich auch daran erfreuen, ohne damit zu fahren. Für sein Geld bekäme man ohnehin nichts mehr und Zinsen in anständiger Höhe wegen der Rettung der Banken schon gar nicht. Wobei ihm bis zum Jahre 2008 nicht in den Sinn gekommen war, dass Banken und deren Groß-Investoren gerettet werden sollten und müssten, ausgerechnet von den Kleinsparern. Derivate, das wusste er, waren ja eigentlich einmal nur Versicherungen, aber dass sie dann Kreditpakete absichern sollten, die niemand mehr durchschaute, konnte natürlich nicht lange gut gehen. Nun, ein Auto wäre zwar auch nur noch die Hälfte wert, wenn man vom Hof des Händlers gefahren sei, also alles andere als eine sinnvolle Investition, aber auf was solle er warten? Auf Godot vielleicht? Das erschien ihm dann doch ein wenig voreilig.
Also machte er sich auf zu dem nächsten Händler jener Marke, die er ins Auge gefasst hatte. Die neuesten Modelle standen wie üblich alle aufgereiht im Showroom mit der obligatorischen, seitens des Herstellers von seinen Vertragshändlern verlangten Glasfront gen Süden, die das lackierte Blech in der Sonne funkeln ließen. Doch, man kann sagen, die ganze Präsentation war nach seinem Geschmack. Ganz großes Kino! Denn er hielt es mit Oscar Wilde in diesen Dingen, und war auch nur mit dem Besten zufrieden. Wobei ihm allerdings klar war, dass es heute trotz Internet gar nicht so einfach ist, herauszufinden, was das Beste ist.
Die geschniegelten Verkäufer saßen aufgereiht an ihren Schreibtischen und taten, was sie immer machten. Sie telefonierten. Herr Fuchs strich um das Vehikel seiner Begierde und öffnete schließlich die Fahrertür. Keiner der Verkäufer schien sich für ihn zu interessieren. Doch aus den Augenwinkeln taxierten sie ihn natürlich, denn schließlich würden sich bald einer von ihnen entscheiden müssen, ob es sich lohnt, aufzustehen. War das nun nur ein Sehmann oder vielleicht ein potenzieller Kunde? Noch hielten die Verkäufer ihre Füße still. Klar, der Herr schien sich tatsächlich zu interessieren. Man könnte ja mal fragen, ob man was für ihn tun könnte. Ein Prospekt oder so! Eine Tasse Kaffee vielleicht? Aber sah der Mann nicht ein bisschen alt aus für ein Hightech-Fahrzeug. Und konnte er sich einen solchen Schlitten dieser weltbekannten Premiummarke überhaupt leisten. Gewiss, die Alten hatten mehr Moneten als die Jungen. Seine Schuhe, Verkäufer schauen immer zuerst auf die Schuhe, die waren nicht von der ganz billigen Sorte und die Kleidung, na ja, nicht supermodisch, aber gediegen. Bestimmt würde dieser ältere Herr einer von denen sein, die ihren uralten Benzinfresser in Zahlung geben wollten und unverschämterweise viel mehr für die total ausgelutschte Kutsche angerechnet haben wollen als sie wert war. Dann müsste man wieder umständlich argumentieren und Beweise aus dem Internet liefern, was die Karre tatsächlich im Verkauf noch bringt. Nämlich genaugenommen nichts, wenn man den Einkaufspreis dagegen stellt. Alles das macht Arbeit! Doch andererseits, ohne Verkauf keine Provision! Die Verkäufer waren allesamt hin und her gerissen.
Herr Fuchs saß inzwischen hinter dem Steuer des Autos, für das er sich innerlich bereits entschieden hatte. Denn genau dieses Modell dieser Marke war von den fünf Modellen verschiedener Marken übrig geblieben, er in Erwägung gezogen hatte. Er war bereits innerlich bereit zu kaufen, doch ihm war auch klar, dass er genau das dem Verkäufer nicht zeigen durfte, als der als Schatten auftauchte, mit der erwartbaren Frage: „Kann ich etwas für Sie tun, mein Herr?“
„Kein schlechtes Auto!“ sagte Herr Fuchs und klopfte auf das Armaturenbrett. Er pflegte genau das immer zu sagen, wenn er etwas Klasse fand. Nicht schlecht war bei ihm erstklassig, darüber ging so gut wie nichts mehr. Außer vielleicht hochwertige Kunst oder unberührte Natur.
„Ja, sogar ein ganz hervorragender Wagen, Sie beweisen exzellenten Geschmack, mein Herr! Möchten Sie einen Termin für eine Probefahrt vereinbaren?“ fragte der Verkäufer mit Schlips, weißem Hemd und dunklen Anzug.
„Es ist, wie Sie sich möglicherweise denken können, nicht mein erstes Auto und ich gehe davon aus, dass es fährt!“ sagte Herr Fuchs.
„Ja, natürlich, es fährt ganz ausgezeichnet, aber wir sind gehalten, eine Probefahrt anzubieten! Nur zu Ihrer Sicherheit, damit Sie die richtige Wahl treffen!“ beeilte sich der geschulte Verkäufer.
„Danke!“ sagte Herr Fuchs, „ich habe die Erfahrung gemacht, dass man bei jedem neuen Auto einige Zeit benötigt, sich daran zu gewöhnen. Die Biester passen sich einem ja nicht an, wie neue Schuhe. Bei mir kann das eine Woche dauern, bis ich alle Knöpfe und Schalter kenne. Vielleicht auch zwei. Zunächst einmal sollten wir über die Zahlen sprechen!“
„Dieser Wagen in seiner stärksten Ausführung hat 170 PS und fährt über 210 Stundenkilometer schnell!“ sagte der Verkäufer. „Ich will Ihnen nicht zu nahe treten: Aber wozu wollen Sie so ein Geschoss?“
„Nun, ich hatte eigentlich angenommen, Autos würden einem einzigen Zweck dienen, der Ihnen als Spitzen-Verkäufer im Verlaufe der Jahre nicht gänzlich verborgen geblieben ist!“
„Ja, ich denke nur, es würde vielleicht auch für Sie ein etwas weniger motorisiertes Modell in Frage kommen, oder auch einer unserer werkstattgeprüften Gebrauchten, was sich natürlich auch preislich ganz erheblich auswirken würde!“
„Ich gehe stark davon aus, dass Sie Rollatoren nicht im Programm haben und sicherlich muss ich Sie nicht darauf aufmerksam machen, dass die Straßenlage, der permanente Vierrad-Antrieb und die Geschwindigkeit beim Überholen nicht ohne Sicherheitsaspekte sind. Regen und winterliche Straßenverhältnisse kommen noch erschwerend hinzu. Außerdem meine ich nicht die technischen Daten, die kenne ich schon aus dem Prospekt, sondern wenn ich von Zahlen spreche, dann meine ich, was dieses Auto kostet und welchen Rabatt Sie mir großzügigerweise freiwillig einräumen.“
„Dazu sollten wir uns zu meinem Schreibtisch begeben, dann kann ich Ihnen am Computer ganz genau ausrechnen, was ein für Sie nach Ihren Wünschen konfiguriertes Fahrzeug im Endeffekt bar oder im Leasing kostet“, sagte der Verkäufer gestelzt.
Herr Fuchs hatte, das machte er schon immer so, vorher zu Hause das Auto im Internet auf der Herstellerseite nach seinen Wünschen zusammengestellt und wusste den offiziellen Betrag. Außerdem hatte er zum Vergleich bei Portalen, die Neuwagen anbieten, die Rabatte gecheckt. Jetzt wollte er zunächst weiter nichts als nur einmal hören, nachdem sie die ellenlange Zubehörliste durchgegangen waren, was da nun unter dem Strich herauskam. Es war ein fünfstelliger Euro-Betrag, klar, das ist heute so bei einem ganz normalen Auto. Und wenn man das für die Sicherheit und Bequemlichkeit nützliche Zeug vom Überflüssigen trennt, kommt noch ein gehöriges Sümmchen oben drauf. Darüber erschrak er keineswegs, auch wenn es ihm trotzdem zu teuer erschien.
„Also, zunächst einmal geht es hier um einen Barkauf und nicht um Leasing! Ich bin Rentner und kein Unternehmer, der die Kosten teilweise bis ganz absetzen kann. Und um das gleich zu sagen: Ich bin auch nicht der Carsharing-Typ. Wenn ich fahren will, dann will jetzt fahren und nicht herumtelefonieren, vielleicht noch einen Tag auf ein freies Auto warten und kilometerweit irgendwo hinlaufen.“
„Ja, aber bei Leasing bekommen Sie alle 36 Monate ein neues Fahrzeug!“ sagte der Verkäufer, der an Carsharing gar nicht gedacht hatte.
„Richtig! Aber ich will nicht auf den Kilometerstand achten, ich will nicht über den Restwert verhandeln und ich will mir die Entscheidung vorbehalten, wann ich das Auto gegen ein Neues tausche. Vielleicht ist es mein letztes Auto, wer weiß!“
„Sie sehen doch noch ganz rüstig aus!“ meinte der Verkäufer.
„So entgegenkommend bin ich nicht, dass ich schon als Geisterfahrer aufgefallen wäre! Wie die falsch herum auf die Autobahn kommen, habe ich noch nicht herausgefunden. Meinen grauen, schon leicht zerfletterten Lappen mit dem vergilbten Jugendbild musste ich bisher auch noch nicht abgeben. Demenz scheine ich ebenfalls kaum zu haben, auch wenn ich manchmal Namen von Menschen und Pflanzen vergesse, von Tieren vergesse ich die Namen erstaunlicherweise nicht. Außerdem mache ich ab und zu den Test“, erwiderte Herr Fuchs.
„Welchen Test, um Himmels Willen?“
„Nicht den Idiotentest, wie Sie denken, sondern den Uhrentest! Demenzkranke können nämlich ab einem bestimmten Stadium das Zifferblatt einer Uhr nicht mehr richtig aufmalen. Sie erinnern nicht mehr genau wo die Zahlen stehen und wenn sie die Zeiger mit einer genauen Uhrzeit einzeichnen sollen, dann wird das für sie schwierig.“
„Aber Sie können das?“
„Ich habe nicht nur keinerlei Orientierungsschwierigkeiten, auch ohne Navi, ich habe auch keineswegs vergessen, dass Sie mir die Antwort auf meine Rabattfrage noch schuldig sind! Mein Kurzzeitgedächtnis hakt noch nicht. Und was früher war, weiß ich sowieso genau.“
„Ja, bei einem Barkauf könnte ich Ihnen maximal und je nach Ausführung zwischen sieben und zehn Prozent Nachlass bieten!“ sagte der Verkäufer und schaute ein bisschen so als wenn dadurch die Firma gleich zusammenbrechen würde und er augenblicklich arbeitslos.
„Das ist, wenn ich Sie darauf aufmerksam machen darf, ganze fünf Prozent unter dem ganz normalen Journalisten-Rabatt!“ erwiderte Herr Fuchs ungerührt und legte seinen Journalistenausweis, den er Jahr für Jahr gegen Gebühr erneuerte, wie eine Spielkarte beim Pokern auf den Tisch.
„Da muss ich erst nachschauen, ob der Verband, es gibt ja nicht wenige auf diesem Gebiet, auf der vom Hersteller anerkannten Liste steht“, sagte der Verkäufer.
„Tun Sie das!“ erwiderte Herr Fuchs, der längst Bescheid wusste, weil er genau diese Prozedur bei einem anderen Händler der Marke schon durchgespielt hatte, der ihm aber dann zu wenig für seinen Gebrauchten geboten hatte.
„Okay, alles kein Problem, Journalisten-Rabatt können wir gewähren, aber dann nehmen wir kein Gebrauchtfahrzeug in Zahlung!“
„Einverstanden!“ erwiderte Herr Fuchs, der auch das erwartet hatte, „dann verzichte ich auf den Journalistenrabatt und nehme stattdessen Ihren Hausrabatt von 13,5 Prozent, vorausgesetzt, dass Sie mir für meinen Gebrauchten einen fairen Preis bieten!“ Natürlich hatte der Verkäufer von diesen hohen Prozenten nie gesprochen und war leicht verblüfft, fing sich aber sofort wieder. Auch wenn ihm nicht ganz klar war, ob sich sein Kunde nun absichtlich versprochen hatte oder nicht.
„Dazu müsste ich erstens den Chef fragen, mir zweitens Ihren Wagen kurz unverbindlich draußen ansehen, vorbehaltlich eines genaueren Werkstattchecks und Ihnen dann ein vorläufiges Angebot ausdrucken! Das dauert etwa eine Viertelstunde!“
„Kein Problem!“ sagte Herr Fuchs. „Mein Auto ist anwesend! Ich bin anwesend und geschäftsfähig, worauf warten wir, bewegen wir uns an die frische Luft, soweit man davon an dieser Ausfallstraße überhaupt sprechen kann.“
Herr Fuchs wusste selbstverständlich, dass der routinierte Verkäufer den Preis selbst bestimmen konnte und auch entscheiden konnte, ob er das Gebrauchtfahrzeug nimmt. Ihm war einfach aus Erfahrung klar, wie Autoverkäufer dachten. Die wussten genau, dass es so etwas wie einen reinen Neuwagenverkauf nicht gibt, wenn der Kunde sein Altfahrzeug in Zahlung geben will, weil er sich nicht mit Privatkäufern herumschlagen will, die erst alles bemäkeln und am Schluss gar kein Geld hatten. Er hatte keine Lust, eine Anzeige aufzugeben und mit fremden Leuten, die ein Schnäppchen suchten, zu verhandeln. Sein Auto war erste Hand, unfallfrei, sieben Jahre alt und hatte fast 100.000 Kilometer auf dem Buckel. Er kaufte grundsätzlich keine Modelle, die kein Markterfolg waren, weil er immer schon beim Kauf an den Wiederverkaufswert dachte. Ihm war klar, dass der Neuwagenverkäufer dieses Auto akzeptieren würde, aber auch Argumente bringen würde, die den Preis drücken helfen sollen. Darauf war er eingestellt.
„Der Wagen hat Gebrauchsspuren!“ sagte der Verkäufer prompt.
„Sie machen mir Spaß! Der war sieben Jahre auf der Straße, kein leichtes Leben, aber nachts meistens in der Garage! Wenn Sie den von Ihrem Lehrling gründlich reinigen lassen, steht der da wie neu. Vollausstattung, Ledersitze, sogar Schiebedach, Navi, Klima, Alufelgen, fast neue Reifen, durchgängig scheckheftgepflegt und mit eingetragenem Kilometerstand, was wollen Sie mehr?“
„Nicht jeder will Automatik!“ sagte der Verkäufer skeptisch. „Gebrauchtwagenkäufer suchen meistens die abgespeckte Version!“
„Sie brauchen nur einen einzigen Kunden und Sie können ruhig zugeben, dass Sie als versierter Automann schon einen Käufer im Visier haben, der genau dieses Auto will!“ sagte Herr Fuchs ruhig. „Das kostet Sie genau einen Anruf! Außerdem kann man mit der Automatik sicher sein, keinen Getriebeschaden zu haben! Und wahrscheinlich trauen Sie mir auch nicht zu, dass ich am Tacho gedreht habe, wie das angeblich bei mindestens einem Drittel der Gebrauchten der Fall sein soll!“
„Unsere Kunden tun so etwas nicht!“ sagte der Verkäufer mit Überzeugung.
„Leider ist der Mensch an sich besonders kriminell, wenn es um sein goldenes Kalb namens Auto geht. Wie oft kommt Fahrerflucht vor, wegen eines Blechschadens beim Parken? Die Herren mit geeigneten Geräten zur sogenannten Tachojustierung kommen ja sogar vor Ort. Im Bürokratendeutsch heißt der Tacho übrigens Wegstreckenzähler und sollte bei Strafe nur zur Reparatur manipuliert werden dürfen. Lachhaft! Ein Milliardengeschäft ist daraus geworden bei privat gehandelten Gebrauchten. Und alles ist nur in großem Stil möglich, weil an der Sicherheitssoftware zu Ungunsten der Käufer gespart wird.“
„Sie sehen zu schwarz, Herr Fuchs!“
„Ich sehe die Realität! Es gibt seriöse Gebrauchtwagenhändler, keine Frage, die Branche ist vorsichtig geworden, seit sie zwei Jahre Gewährleistung geben muss. Aber wenn so ein Händler mir sagen würde, er wüsste da einen Privatmann, der so ein Auto verkaufen wollte wie ich es suche, dann vermute ich erst einmal, dass der Profi die Garantie umgehen will, weil es sich um eine Schrottlaube handelt. Und die Geschichte würde eventuell so weitergehen, wenn dieses krumme Auto bald zusammenbricht, dass der gute Mann auch noch eine Werkstatt an der Hand hat, die für angeblich kleines Geld große Reparaturen veranstaltet. Holzauge, sei wachsam!“
Der Verkäufer nannte entnervt einen Kaufpreis. Natürlich war es aus seiner Sicht der alleräußerste. Ein Kampfpreis bis zur Entleibung.
„Wenn Sie noch einen Tausender drauf legen, kommen wir ins Geschäft!“ sagte Herr Fuchs ungerührt, der sich insgeheim schon freute, denn der genannte Preis war bereits zweitausend Euro über dem Preis, den der vorige Händler genannt hatte.
„Wenn Sie den Wagen aus dem Showroom nehmen, kommen wir wahrscheinlich mit dem Preis hin, vorausgesetzt, mein Chef stimmt zu!“ sagte der Verkäufer.
„Der Wagen hat die falsche Farbe!“ antwortete Herr Fuchs trocken.
„Wieso, dieses dunkle Metallicgrau sieht doch sehr elegant aus!“
„Ja, in der Ausstellung, aber nicht draußen! Ich habe eine andere Farbphilosophie bei Autos. Grau ist grauenhaft! Warum? Weil schon der Asphalt grau ist und es im Verkehr wichtig ist, von den Blindgängern und Sonntagsfahrern gesehen zu werden. Die Farbe Weiß kommt im der Natur praktisch nicht vor, außer im Tiefschnee. Ich habe nicht vor, damit die Alpenhänge und Skipisten zu befahren. Einzige Ausnahme: Wenn ich einen Ferrari kaufen würde, nähme ich selbstverständlich das Original-Rot. Allerdings ist mir der Preis bei dem Boliden im Vergleich zu seiner geringen Bauhöhe etwas zu unterschiedlich. Und ich sitze auch nicht mehr so gerne in Bodennähe. Außerdem hasse ich Lärm, auch solchen, der Sound heißt und eigens vom Designer komponiert wurde.“
„Schwarz ist als Farbe sehr beliebt! Gerade bei den Leasern!“
„Ja, ich weiß, bei den Losern auch, die sich noch nicht einmal einen Kleinwagen leisten können. Für mich kommen nur noch Silber und Weiß in Frage, das gilt für alle Marken. Ich färbe mir ja auch nicht das Haar und töne es noch nicht einmal. Natürlich weiß ich, dass viele Leute Schwarz mit viel Chrom lieben, weil sie damit präsentieren wollen. Das ist etwas für Politiker, Manager und Bischöfe. Außerdem macht Schwarz die Autos optisch kleiner. Die meisten großen Limousinen sind in dieser Trauer-Farbe, weil die Reichen und Mächtigen sich schämen, reich und mächtig zu sein. Für meine Autos kommt grundsätzlich nur Weiß in Frage, auch wenn das Weiß wie in diesem Fall einen Marketingnamen hat und bei Ihnen „Gletscherweißmetallic“ heißt. Über solche formalen Kleinigkeiten sehe ich hinweg.“
„Die Autos fahren doch heutzutage mit Tageslicht, da spielt die Farbe für die Sicherheit nicht mehr die Rolle!“
„Weiße Autos werden weniger durch die Sonne aufgeheizt!“
„Praktisch sämtliche Fahrzeuge haben eine Klima-Anlage!“
„Weiß ist wieder im Trend und war bei mir nie out! Zu einer anderen Farbe führt kein Weg hin! Auch wenn die Insekten, die bei schneller Fahrt auf der Motorhaube kleben bleiben, hinterher im Stand besser zu sehen sind als bei Schwarz“, sagte Herr Fuchs bestimmt.
„Gut!“ sagte der professionelle Verkäufer, „ich bespreche die Sache mit meinem Chef und schicke Ihnen per E-Mail ein Angebot.
„Was hat denn das Gerät überhaupt für eine Lieferfrist? Über Fristen haben wir noch gar nicht gesprochen!“
„So mit fünf, sechs Monaten müssen Sie schon rechnen, wenn wir Ihren Wunsch-Wagen für Sie bauen!“
„Vielleicht haben Sie ja einen Weißen Hirsch im Bestand, der die ausgewählten Features hat. Werfen Sie einfach mal einen Blick auf die Lichtungen, die Ihr Computer bietet, Sie nehmen ja immer bekanntlich vorab eine größere Menge ab, nicht wahr, um beim Hersteller auf die entsprechenden Nachlässe zu kommen.“
„Ich werde das prüfen und was den Preis angeht, mir die Genehmigung von der oberen Etage holen. Hier haben Sie meine Karte und ich drucke schon mal für Sie die gemeinsam ausgewählte Zubehörliste aus. Morgen haben Sie das konkrete Angebot unseres Hauses auf dem Display.“
Herr Fuchs trollte sich, wohl wissend, dass der Verkäufer jetzt im eigenen Haus und bei anderen Händlern nach einem gleichen oder ähnlich ausgestatteten Fahrzeug fanden würde. Alle Autohändler haben mit den Markenherstellern, die sie vertreten, Verträge über Abnahmemengen und Kreditvolumina. Da ist immer irgendwie ein Verkaufsdruck, denn man will und muss das Lager räumen für die neuen Modelle, die es in vierteljährlichen Anständen gibt. Er war schon gespannt. Ein identisch ausgestattetes Auto zu finden, wäre ein großer Zufall, daran glaubte er nicht. Doch eines zu finden, dass sich in ein oder zwei Details unterschied, hielt er aus Erfahrung schon für möglich. Man würde sehen.